25213 – #12von12 November 2025

Zwölf am Zwölften ist eine regelmäßige Aktion von „Draußen nur Kännchen“, dort gibt es noch mehr Menschen, die ihren Zwölften mit zwölf Bildern schildern.

Bis gegen elf ausgeschlafen. Das Frühstück mit YouTube und Journaling zieht sich dann bis halb eins. Die Bilder zeigen mein gegenwärtiges „Frühstückssetting“, Kaffee, Müsli, Tablet, Skizzenbuch, dabei Blick auf die heutige Baustelle, das Bett.

Zwischen halb eins und halb fünf belege ich dann das Bett mit dem Lattenrost. Pro-Tipp: Um quietschende Lattenroste zu vermeiden Filzstreifen an allen Stellen einlegen oder -kleben, wo Holz auf Holz schabt.

Undokumentiert bleibt das Mittagessen gegen drei und eine eingeschobene Telofonplauderei.

Bis zehn nach fünf sitze ich an diesem Beitrag, eigentlich wollte ich um diese Zeit schon für ein paar Besorgungen unterwegs sein. Ich streiche die, auf die ich am wenigsten Lust habe, und plane nur noch den Besuch des Drogeriemarkts ein. Pünktlich gegen sechs bin ich dann beim Teamtreffen des „Café Nachtlicht“, eines durch Ehreamtler betriebenen Treffpunktes für schwierig-unkonventionelle Menschen. Nur, dort ist niemand. Via Messenger erfahre ich schnell, dass das Treffen heute ausfällt, weil zu viele nicht können. Ich bekomme solche Nachrichten nicht mit, weil ich mich weigere, in die betreffende WhatsApp-Gruppe einzutreten.

Das Gute im Schlechten: ich kann die eher ungeliebten Besorgungen bei Baumarkt und Lebensmitteldiscounter machen, woran ich eines dann doch mag, ich muss morgen den ganzen Tag das Haus nicht verlassen.

Wieder zuhause gibt es als Erstes etwas zu essen, ohne jeden Anspruch und einfach für die schnelle Sättigung. Danach mache ich mich daran, die Matrazen auszutauschen und das restliche Bettzeug in den Dome zu holen. Gegen halb zehn bin ich damit fertig. Ab jetzt nur noch Medienkonsum.

25212

Heute Morgen hatte ich kurz den Gedanken, den Tag unter das Motto

„Ordnung ist Selbstfürsorge!“

zu stellen. Ich bin schon mindestens eine Woche zuvor irgendwo im Internet darüber gestolpert. Meine freien Flächen neigen dazu, sehr schnell nicht mehr frei zu sein. Eine kleine Aufräumaktion, noch dazu als Selbstfürsorge verklärt, könnte da durchaus die Aktivität der Wahl sein.

Ich hatte noch viele andere Gedanken, die meisten nicht von mir, eher so nach-gedacht. Allerdings waren die alle nicht anschlußfähig an die Idee mit dem Aufräumen, ähm … der Selbstfürsorge. Und so ging das vergessen. Stattdessen widmete ich mich einem Punkt auf der ToDo-Liste, dem Verschmälern des Bettes, von dem ich glaubte, dass ich ihn, einmal begonnen, heute beenden könnte. Ihr ahnt es, das hat nicht geklappt. Ich habe einen der Beschäge verräumt, vielleicht auch während des Sägens verloren, wie-auch-immer, er ist nicht da und ich muss warten. Auf Licht, darauf, dass ich zufällig dort vorbeikomme, wo ich ihn abgelegt habe, mir der Ablageort im Schlaf erscheint, was-auch-immer.

Vielleicht war das mit der Selbstfürsorge gar keine schlechte Idee.

<O>

Kleiner Nachtrag: Am nächsten Morgen, bei Licht, war der Beschlag dann mit einem Blick gefunden und die Aktion konnte im Laufe des Tages abgeshlossen werden.

25211 – Long story short (25204 bis 25210)

Ich war fünfeinhalb Tage im Krankenhaus. Mir wurde durch die Leiste eine künstliche Herzklappe eingebaut. Ich hatte vorher keine Beschwerden und fühle mich nun genau wie vorher,  nur ohne die Angst vor dem Eingriff und einer etwas höheren Lebenserwartung. Alles ist gut (genug).

25210 – Sprich-mit-g.-Tag

Das Stationsleben beginnt heute früher als gestern. Viertel nach sieben wird mir zum ersten mal der Blutdruck gemessen. Der Eindruck einer Wellness Station wird bröckelig. Bis zur letzten Nacht hier liegen sechzehn komplikationslose Stunden vor mir. Bis zum Frühstück eine. Es ist bemerkenswert, wie schnell mensch in Institutionen beginnt, die Zeit vom Mahlzeit zu Mahlzeit zu messen.

Der Bettnachbar, den ich gestern nach einen ersten Plausch für einen seltsamen Vogel hielt, ist verwirrt (das genaue medizinische Etikett kenne ich nicht). Dass er dabei über weite Strecken recht konsistent erzählt, macht es nicht einfach, das zu erkennen. Ihr erinnert euch, gestern sprangen wir von Thema zu Thema, ich hielt das für einen ungewöhnlichen Gesprächsstil.

Gestern Abend, nach einem ausgedehnten Nachmittagsschlaf, muss er sich neu auf die Krankenhaussituation einstellen. Erneut fragt er sich, was hier noch geschehen wird, besichtigt die Toilette und würdigt, so wie ich vorgestern, den Zuschnitt der Patientenzimmer. Heute Morgen erzählt er den Pflegerinnen, gestern hätte ihn die Nachricht erreicht, seine Katze sei überfahren worden. Ich habe gehört, wie er im Schlaf mit ihr gesprochen hat. Ich vermute, der Tod der Katze ist schon länger her. Bei allem ist es nicht schwierig, neben ihm zu leben. Er respektiert meine Schweigsamkeit, mein Verschwinden hinter Büchern oder elektronischem Gerät. Zumindest die meiste Zeit, am Abend setzt er sich für eine Stunde zu mir und wir reden über … vieles.

Heute scheint so ein Tag zu sein, an dem Menschen mit mir sprechen wollen. Schon mittags spricht mich einer der Patienten aus dem Nebenzimmer an, bleibt lange hängen und erzählt mir seine Krankengeschichte. Und auch einen Teil der Lebensgeschichte. Das alles ist nicht uninteressant, nur etwas überraschend und von jedem Kontext befreit.

Später am Abend biete ich einer mild-dementen Mitpatientin an, ihr das Wasser vom Automaten zu ihrem Zimmer zu tragen, zuvor aber meinen Bettnachbarn zurück in unser Zimmer zu bringen (sicher ist sicher). Als das erledigt ist, stehen auch zwei Pflegerinnen bei ihr und mein Angebot ist strenggenommen nicht mehr notwendig. Dennoch, die Mitpatientin möchte sich und ihr Wasser von mir „ins Bett“ gebracht bekommen. Die Pflegerinnen haben viel Spaß und verbergen nur mit Mühe ihr Lachen.

Zwischendrin auch ein eingeschobener Besuch von H., ich freue mich sehr. Nebenbei besprechen wir kurz, wie wir uns morgen verständigen, sie wird mich nach meiner Entlassung zum Platz begleiten. Das ist notwendig (die Verständigung, nicht das Begleiten), weil es verschiedene Aussagen hinsichtlich dessen gibt, ob vor der Entlassung noch eine Ultraschalluntersuchung stattfinden soll oder nicht.

<O>

Ich sage voraus, dass ich morgen im Laufe des frühen Vormittags ohne Ultraschall entlassen werde, nachdem die Pflegerinnen mich viel zu früh geweckt und mir den Blutdruck gemessen haben. Ein letztes Frühstück hier, Übergabe des Arztbriefes und Abgang. Mehr wird zu diesem Krankenhausaufenthalt vermutlich nicht mehr zu sagen sein.

H. wird mich zum Platz begleiten, ein Arrangement, das wir vor der OP für den Fall getroffen haben, dass es mir schlecht ginge. Nun geht es mir gut und wir werden eine kurze gute Zeit miteinander haben.

Und ab morgen werden wir uns hier wieder unbeschwerteren Themen widmen können.

25209 – Wellness

Meine gute Stimmung hält sich erfreulich lange. Zugegeben, die Umstände dafür sind auch günstig. Heute morgen wache ich gegen zwanzig vor acht von alleine auf, gerechnet hatte ich damit, gegen sechs mit irgendwelchem Krankenhaus-Gedöns geweckt zu werden. Ausgeschlafen fühle ich mich wie auf der Wellness-Station, bis gegen elf klebe ich Zeug ins Journal und versuche Thumbnails von der künstlichen Herzklappe zu zeichnen. Das Teil sieht aus wie ein kleines Krönchen, hoffen wir, das kein Zacken rausbricht.

Das Personal freut sich über meine Anmerkung, die Station käme mir wie die Wellnessstation vor, drei Mahlzeiten am Tag und kaum Anforderungen. In Bezug auf die Pflege geschieht hier wirklich nicht viel, dreimal am Tag wird Blutdruck, Puls, Sauerstoffgehalt des Blutes und die Temperatur gemessen. Ich bin hier, weil die meisten Komplikationen nach dem Eingriff innerhalb der ersten drei Tage danach auftreten. Und wenn sie auftreten, dann sollen sie Krankenhaus auftreten. Ich wage an dieser Stelle die Vorhersage, dass ich Montag ohne Komplikation entlassen werde.

Gegen elf werde ich gebeten, meine Sachen zusammenzupacken, weil mein Zimmer benötigt würde. Sehr schade, ich habe gehofft, das Wochenende alleine im Zimmer zu bleiben, nun beziehe ich ein Doppelzimmer. Ich plaudere etwas mit meinem (mittlerweile dritten) Bettnachbarn, wir springen von einem Thema zum nächsten, einfach um ein Gefühl füreinander zu bekommen. Er ist der bisher seltsamste Vogel, mit dem ich zusammenliege, aber nicht unsympathisch.

Und schon ist Mittagszeit. Danach ziehe ich mich hinter das Tablet zurück, den kleine Aufenthaltsraum habe ich für mich, heute also dient er dazu, sich zu entziehen. Und bequemer ist es auch, an einem Tisch zu sitzen.

Zwischendrin dusche ich, der Ablauf der Dusche ist verstopft, als ich es bemerke habe ich schon eine Überschwemmung im Bad verursacht. Das Personal ist hilfreich. Es wirkt so, als sei ich der Erste, dem das passiert ist. Obwohl ich eher darauf tippen würde, dass das schon mehrmals passiert ist und nur nicht an die entsprechende Stelle weitergegeben wurde. Das Personal scheint eher darauf zu tippen, dass ich mit offener Glastür geduscht habe. Ich betone deutlich, dass sich die Überschwemmung wiederholen wird, wenn die Verstopfung nicht beseitigt wird. Und entlasse mich aus der Verantwortung.

<O>

Nachmittags beginne ich zum ersten Mal, mich zu langeweilen. YouTube kann da helfen, manchmal, heute nicht. Schließlich lande ich auf meinem Bett und lese. Tochter H. hat sich angemeldet, sie wird ein verlängertes Wochenende in Gießen sein, und mich besuchen. Unmittelbar nachdem sie mit der Bahn angekommen ist, verbringen wir eine Stunde zusammen. Ich bin froh um die Ablenkung und erstmals ergeben auch meine unsinnig großen Lebensmittelvorräte Sinn, die lange Zugfahrt hat sie hungrig gemacht.

Der Rest des Abends vergeht mit lesen, Serien schauen und bloggen.