Manchmal nehme ich Themen oder Ideen immer wieder auf.
So wie hier in den Jahren 1993, 1996 und 2003.
Zugegebenermaßen ist die Ausführung 2003 mit transparenten Fensterfarben nur ein schwaches Echo der 1993 ursprünglich geplanten Bleiglasvariante. Den Kindern war’s vermutlich egal.
<O>
Und noch etwas für die Freunde unnützen Wissens.
Im Moment werden wir von Marvel auf „Die fantastischen 4“ heiß gemacht, eine Superheldengruppierung, von denen nerdige Erklärbären schon in meiner Jugend behaupteten, dass sie nur deshalb als Comic so erfolgreich wurden, weil ihre Kräfte an die vier Elemente angelehnt sind.
Reed Richards hat die Fähigkeit, seinen Körper elastisch zu dehnen und zu formen wie Wasser. Seine Ehefrau Susan kann sich unsichtbar machen wie Luft. Deren Bruder Johnny kann sich selbst entzünden, Feuer, und Reeds bester Freund Ben hat eine steinartige Haut, die für das Element Erde stehen kann.
Ob die Referenz zu den vier Elementen allein den Erfolg ausmacht, sei dahingestellt, aber sie passt. Und weil sie das tut, habe ich mir das jetzt mindestens 40 Jahre gemerkt, ohne in der Zwischenzeit auch nur einmal mit irgendjemanden darüber gesprochen zu haben. Das finde ich – wenn auch aus unklaren Gründen – bemerkenswert.
Dass es zu allen Aufgaben von LTLYM detaillierte Anweisungen gibt, habe ich schon erwähnt. Und auf der Projektseite sind zu jeder Aufgabe viele Beispiele zu finden, so auch zu dieser Aufgabe.
Aufgabe 28: Bearbeite eine Albumseite. • Oma Johanna in den Alpen
Was Ihr hier seht, ist das Ergebnis dieser Anweisungen mit einer einzigen Abwandlung: sowohl die Albumseite als auch Karton und Schere waren digital. Das Ergebnis überzeugt mich an keiner Stelle, muss es aber auch nicht. Ich sehe das mehr wie einen schlecht versteckten Geocache, die Aufgabe ist erfüllt, fertig.
Die ausführlichen Anweisungen zu Aufgabe 28: Eine Fotoalbumseite bearbeiten. Sehen Sie sich das Fotoalbum eines Freundes oder Verwandten an. Wählen Sie eine einzelne Seite aus, die Details enthält, die Sie interessant finden. Nehmen Sie ein Stück farbiges Papier, das über die gesamte Albumseite passt, und schneiden Sie ein bis zehn Löcher in das Papier, die Details der Bilder zeigen. Diese Details können Körperteile von Menschen, ihre Haustiere, ein Kuchen, ein Poster oder alles andere sein, was Sie visuell faszinierend finden. Diese Löcher sollten klein sein und nur die Details isolieren, und die Löcher sollten die Form des Objekts haben, das Sie isolieren (kuchenförmiges Loch, winziges Loch, das nur den Kopf einer Person isoliert usw.). Geben Sie Ihrer Seite einen Titel, der den Namen der Person enthält, deren Fotoalbum Sie verwendet haben. Zum Beispiel „Erikas Reise nach Florida“ oder „Dave und sein Hund Walter am Strand“.
Aufgabe 50: Mache einen Schnappschuss unter deinem Bett.
Aufgabe 67: Repariere etwas.
Seid Ihr jetzt etwas verwirrt? Wollt Ihr eigentlich gar nicht so viel lesen? Dann geht doch einfach weiter.
Andererseits, wenn Ihr wirklich etwas über mich erfahren wollt, dann solltet Ihr den Aufwand nicht scheuen und einen Blick mehr riskieren. Denn Sachen wie die beschriebene Aktion sind genau das Zeug, das mich fasziniert. Die Präsentationen davon anschauen, ja, unbedingt. Selbst mitmachen? Vermutlich bin ich für manche der Aufgaben zu zurückhaltend. Aber zwischen „Kann ich!“ und „Niemals!“ gibt es ein spannendes Mittelfeld, das überdacht werden will. Seht selbst.
<O>
Learning To Love You More, was sich zunächst wie der Name eines Beziehungsratgebers anhört, ist eine von Miranda July und Harrel Fletcher initierte (Kunst-)Aktion. Sehr frei übersetzt wird die Aktion auf ihrer Website wie folgt beschrieben:
Learning to Love You More ist sowohl eine Website als auch eine Reihe von musealen Präsentationen, die aus Arbeiten von Menschen bestehen, die im Rahmen der Aufträge durch die Künstlerinnen entstanden sind. Yuri Ono hat die Website entworfen und verwaltet.
Die Teilnehmer*innen wählten einen Auftrag, erfüllten ihn, indem sie den einfachen, aber spezifischen Anweisungen folgten, schickten den erforderlichen Bericht (Fotografie, Text, Video usw.) ein und ihre Arbeit wurde online veröffentlicht. Ähnlich wie ein Rezept, eine Meditationsübung oder ein bekanntes Lied sollte die vorschreibende Natur dieser Aufgaben die Menschen zu ihren eigenen Erfahrungen führen.
Da Learning To Love You More auch eine sich ständig verändernde Reihe von Ausstellungen, Vorführungen und Radiosendungen war, die auf der ganzen Welt präsentiert wurden, war die Dokumentation der TeilnehmerInnen auch ihre Einreichung für eine mögliche Aufnahme in eine dieser Präsentationen. Präsentationen fanden an Orten wie dem Whitney Museum in NYC, dem Rhodes College in Memphis, TN, der Aurora Picture Show in Houston, TX, dem Seattle Art Museum in Seattle, WA, dem Wattis Institute in San Francisco CA und anderen statt.
Von 2002 bis zu seinem Abschluss im Jahr 2009 nahmen über 8000 Menschen an dem Projekt teil.
Die gestellten Aufgaben (auf die wir zurückkommen werden):
Mache ein Kinderoutfit in Erwachsenengröße.
Mache eine Feldaufnahme in deiner Nachbarschaft.
Mache einen Dokumentarfilm über ein kleines Kind.
Beginne eine Vorlesungsreihe.
Stelle einen Gegenstand aus der Vergangenheit von jemandem nach.
Mache ein Poster von Schatten.
Stelle 3 Minuten eines Fresh Air-Interviews nach.
Kuratiere eine Retrospektive eines Künstlers an einem öffentlichen Ort.
Zeichne ein Sternbild aus den Sommersprossen von jemandem.
Mache einen Flyer von deinem Tag.
Fotografiere eine Narbe und schreibe darüber.
Bekomme ein temporäres Tattoo eines der Nachbarn von Morgan Rozacky.
Stelle den Moment nach einem Verbrechen nach.
Schreibe deine Lebensgeschichte in weniger als einem Tag.
Hänge ein Windspiel an einen Baum auf einem Parkplatz.
Mache eine Papierreplik deines Bettes.
Nimm deine eigene geführte Meditation auf.
Stelle ein Poster nach, das du als Teenager hattest.
Illustriere eine Szene oder stelle einen Gegenstand aus Paul Arensmeyers Lebensgeschichte her.
Mache ein Familienporträt von zwei Familien.
Bildhauere eine Büste von Steve.
Stelle eine Szene aus Laura Larks Lebensgeschichte nach.
Stelle diesen Schnappschuss nach.
Mache ein Cover des Songs „Don’t Dream It’s Over“.
Klettere auf die Spitze eines Baumes und mache ein Foto von der Aussicht.
Verabschiede dich.
Zu jeder der Aufgaben gibt es ausführlichere Erläuterungen, die manchmal die Aufgabe erleichtern und manchmal erschweren. Für den ersten Eindruck, den ich Euch hier vermitteln will, sind sie nicht wichtig. Aber für die Aufgaben 21 und 23 braucht Ihr jeweils ein Foto. Hier sind sie:
Ich find‘ das spannend.
Wie schwer kann es sein, einfach nur ein Bild zu posten und dann den Abend mit einem Film zu verbringen?
Das Bild ist schnell im Material-Ordner gefunden, auf die richtige Größe gebracht und eingestellt. Dann fällt mein Blick auf den Mittelpunkt des Mandalas, vier schwarze Punkte auf lila Grund, und ich bin mir fast sicher, dass die einmal Bedeutung hatten. Wenn es so wäre, denn ich erinnere mich nicht, dann stünde das eventuell in der Kladde mit den Notizen zu den Mandalas. Die könnte im Bücherregal bei den Kunstbüchern …, nein, ist sie nicht, dafür die …, ist hier nicht so wichtig, aber direkt daneben steht „Man of La Mancha“, von dessen Musical-Verfilmung ich Euch gelegentlich einen Ausschnitt zeigen muss (schon vorhanden, ich warte nur auf den richtigen Moment). Und Miranda Julys „Learning To Love You More“, mit dem ich demnächst unbedingt etwas machen muss. Und sei es nur für Euch.
Aber zurück zu den vier Punkten, es gab doch irgendwo die Schachtel, die mit genau diesem Geschenkpapier bezogen ist, die ist …, ja, da ist sie. Ist leider nur ein anderes ähnliches Geschenkpapier. In der Schachtel sind Briefe von Helen. Und ein kleines Bild von mir, aus einer Zeit, als der Hintern noch nicht hing (1977). Was mich an die Warhol-Ausstellung erinnert, über die ich Euch auch noch einen Artikel versprochen habe. Ich blättere schnell durch den restlichen Inhalt, da gibt es mit Sicherheit noch mehr Perlen …
<O>
Ich könnte daraus ein Konzept machen, indem ich von jedem Artikel aus eine gedankliche, und sei es nur assoziative, Brücke zum nächsten schlage, gewissermaßen vom Hölzchen auf’s Stöckchen komme.
An das Bild oben und den Absatz darunter gäbe es, wie beim Domino, gedanklich anzulegen
ein Mandala, bei dem ich das gleiche Papier verwendet habe,
Mir ist gerade aufgefallen, dass es in vielen meiner Ideen für zukünftige Beiträge um Kontinuität geht, also um das, was gleich bleibt, was sich durchzieht – ein Leben lang. Auf der materiellen Ebene sind das die Dinge, die ich schon sehr lange besitze, die ich der Weitergabe für würdig empfinde (nichts davon ist wirklich wertvoll im konventionellen Sinn) und die ich Euch zeigen möchte auf Bildern und in Beiträgen. Auf der emotionalen und psychologischen Ebene bildet sich die Suche nach Kontinuität darin ab, dass ich aus alten Tagebüchern und Mails die Textstellen auswähle, die immer noch Bestand haben und gültig sind.
Das Bild oben ist 1976 in Frankreich aufgenommen und zeigt eine Kontinuität, die sich meinen Einordnungsversuchen entzieht, aber trotzdem ganz unzweifelhaft da ist. Es ist die Verwendung des Drei-Kreise-Logos auf der Kofferraumklappe. Einschub für die Jüngeren: der VW-Käfer hatte den Motor hinten, deswegen war der Kofferraum vorne.
Seit spätestens Sommer 1974 verwende ich das Logo als Besitzanzeige oder Signatur. Vielleicht war es auch ein Jahr früher, ich erinnere Sommer und die Umstände der Entstehung, die diese Zuordnung erlauben. Egal, es sind schon deutlich mehr als fünfzig Jahre, die mich das Logo begleitet, das Ihr bisher nur vom Blog kennt. Das nenn‘ ich Kontinuität.