24934 – Gesundheitsupdate

angelegt an 24927

Wandschmuck in der Klinik
Was bisher geschah:
Ich habe ein Aortenaneurysma (Gespräche mit der Fee 1) und nun auch eine direkt daneben liegende hochgradige Herzklappenverengung (Gespräche mit der Fee 2). Die Ärzte empfehlen, beides gemeinsam zu operieren.

Heute kam telefonisch das Ergebnis des CT’s, das zunächst die rein anatomische Machbarkeit eines minimalinvasiven Eingriffs über die Leiste zum Einsetzen einer künstlichen Herzklappe prüfen sollte. Zeigt sich: es geht. Alles nicht so supertoll, Risiken werden erwähnt, aber – auf explizite Nachfrage – wenn ich das unbedingt wolle, würde es auch gemacht.

Eine gute Nachricht kommt eher beiläufig, in einem Halbsatz, „es sei ja nicht dringend“. Ich fühle mich bestätigt in meiner Auffassung, das alles gut ist, solange ich frei von den Symptomen einer Herzklappenverengung bin. Aber darum geht es der Ärztin nicht, es geht um weitere Beratungsangebote, diesmal mit dem chirurgischen Team und mensch könne den Schwerpunkt im Gespräch ja auch auf die klinische Nachsorge legen, wenn es mit der Nachbetreuung schwierig sei. Sie erinnere sich, dass ich das problematisiert hätte. Yep, habe ich, allerdings mehr in der Absicht, den schonenderen Eingriff durch die Leiste priorisiert zu bekommen.

Kurz, mir steht ein durchaus gewünschter Beratungstermin mit der Chirurgie bevor, in dem mir unweigerlich die große OP mit Brustöffnung nahelegt werden wird. Notiz an mich selbst: Diesen Termin schriftlich vorbereiten!

Was ich ebenfalls tun werde: einen sehr weitläufigen Bekannten kontaktieren, der diese OP schon hinter sich hat. Der Kontakt besteht über Freund J. und hat schon Gesprächsbereitschaft signalisiert. Ich möchte möglichst genau wissen, was mich nach der Operation erwarten würde.

Gesundheitsupdate Ende.

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In den vorherigen Beiträgen habe ich schon geschildert, dass mein Sterberisiko größer und meine Depressivität kleiner wird. Was gemeinsam dafür sorgt, dass ich auch die „große“ OP zunehmend in Betracht ziehe.

Dabei drängen neben den Operationsrisiken und Nachbetreuungsschwierigkeiten auch einige „Nebensächlichkeiten“ in den Vordergrund. Gerade der Zusammenhang mit der Depression und der Neigung, das eigene Leben und den gegenwärtigen Lebensstil nicht so sehr zu lieben, um unbedingt daran festzuhalten, wird da kritisch. Was, wenn ich in meiner gegenwärtigen „Hochphase“ der lebensverlängernden OP zustimme, dann aufgrund schlechter (Krankenhaus-)Ernährung und Bewegungsmangel wieder depressiv werde? Dann stehe (oder liege) ich da, mit der verlängerten Aussicht auf jede Würdelosigkeit des Alters. Und ich würde es hassen.

Andererseits, und darauf wies die Ärztin hin, der schnelle Tod aufgrund eines geplatzten Aneurysmas ist ja auch nicht garantiert. Wenn die Patientenverfügung da nicht sofort zur Hand ist (oder zu unspezifisch) wird notoperiert, das ist der Auftrag. Und kann durchaus auch in schwierigen Umständen enden. Wer das nicht will …, ob ich schon einmal daran gedacht hätte, mir „Nicht reanimieren!“ auf die Brust tätowieren zu lassen.

Es gibt viel zu bedenken.

24931 – Beisetzung

Heute war die Beisetzung meiner Mutter, sie wurde auf eigenen Wunsch anonym bestattet. Nun ist die anonyme Beisetzung in Offenbach nicht ganz so anonym, wie mensch sich das vorstellt, während andere Gemeinden dabei nicht einmal die Anwesenheit von Angehörigen wünschen, veranstaltet Offenbach sogar eine Trauerfeier dazu.

Zunächst dachte ich nicht, dass ich daran teilnehmen würde, da auch die Resonanz aus der Familie verhalten war. Worüber ich ja auch ein wenig traurig war (24899). Zumindest auf meinen Sohn bezogen war das eine Fehlwahrnehmung, er war schlichtweg davon ausgegangen, dass eine Trauerfeier im Kreise der Familie stattfinden würde. Als er erfuhr, dass nichts in diese Richtung geplant war, nahm er die Dinge in die Hand, meldete uns bei der Trauerfeier an und kam von Hamburg heruntergefahren, um daran teilzunehmen.

DG: 50.112597, 8.809689

­So kam es, dass wir dabei zusahen, wie meine Mutter gemeinsam mit 28 anderen beigesetzt wurde. Die Trauerfeier war überraschend gut besucht und die Trauerrede angenehm religionsfrei gehalten (wenn wir vom vorausgesetzten Vorhandensein einer Seele einmal absehen).

Bemerkenswert vielleicht, wie wenig Trauer gezeigt wurde. Insgesamt war das eine sehr gefasste Veranstaltung. Keinerlei Drama, das tröstende Halten einer Familienangehörigen als Maximum des Gefühlsausdrucks. Ich fühlte mich ebenfalls weniger wie ein Trauernder und mehr wie ein Menschenkundler bei der Feldforschung. Dennoch bin ich im nachhinein ganz zufrieden damit, dabei gewesen zu sein, auch wenn ich nicht genau sagen kann, woran das liegt. Nun, es war besser, dort gewesen zu sein, als nicht dort gewesen zu sein, das muss genügen.

24927 – CT

Heute das CT, vorangestellt ein Ärztinnen-Gespräch, in dem im Wesentlichen wiederholt wurde, was ich schon weiß (und Ihr wissen könnt, wenn Ihr hier und dort nachlest). Alles gut damit, Wiederholung schadet nicht, die Frau war sympathisch, ist in den abschließenden Entscheidungsprozess eingebunden und hat mir zugehört. Gerade Letzteres ist wichtig, denn eines war von mir noch zu ergänzen – neben all dem, was an medizinischem, formalen und ökonomischen Entscheidungskriterien in die abschließende Bewertung einfließen wird -, mein soziales (Nicht-)Eingebundensein in Verbindung mit einer eher unkonventionellen Wohnsituation.

Es ging mir darum, den Punkt zu machen, dass eine große OP die Nachsorgemöglichkeiten von mir und meinem Umfeld übersteigt (langer Weg zur Toilette, Treppen, schlechte Hygiene, keine Helfenden), der minimalinvasive Eingriff über die Leiste daher vorzuziehen sei. Dem wurde nicht ganz das Gewicht beigemessen, das ich mir gewünscht hätte, denn die Nachsorge ließe sich auch über angehängte stationäre Pflege und ambulante Pflegedienste planen. Soweit und stark verkürzt der wichtige und neue Teil der Diskussion.

Nach dem Gespräch wurde das CT gemacht und ich durfte gehen. Bedeutet, dass es keinerlei Neuigkeiten gibt, was die prinzipielle Machbarkeit des Eingriffs über die Leiste betrifft. Es gibt jetzt die Bilder, die das zeigen können. Und die Zusage der Ärztin, mich im Laufe der nächsten Woche anzurufen, um mir mehr zu sagen (zum Update). Das ist ja schon einmal was.

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Außerdem hatte ich im Wartebereich eine schöne Begegnung mit einem Ex-Kollegen, dem einzigen dieser speziellen Arbeitsstelle, den ich mochte. Ein Handwerksmeister, mit dem zusammen ich vor mehr als zwanzig Jahren schwierige Jugendliche betreute. Ich mochte ihn, weil er „unsere“ Jugendlichen mochte und ihm das anzumerken war. Und nein, das ist nicht selbstverständlich in der Arbeit mit schwierigen Jugendlichen. Nachdem ich ihn angesprochen hatte, kamen wir gut ins Gespräch und die Wartezeit verging etwas schneller.

Aber warum ich das erwähne, geht über eine angenehme Begegnung hinaus, es ist der Fakt, dass ich ihn überhaupt angesprochen habe (er hat mich nicht erkannt und ich bin unsicher, ob er auch nur ein inneres Bild von unseren früheren Begegnungen hat aufrufen können). Noch vor einem Jahr hätte ich die Gelegenheit zu einem Wartebereichs-Plausch ungenutzt vorüberziehen lassen. Was soll man denn reden? Nach so langer Zeit? Ach nö, lass‘ mal.

Da verändert sich gerade etwas zum Positiven hin bei mir. Gefühlt kommen mir die Menschen gerade positiver entgegen. Ich vermute, es liegt an mir. Und daran, dass ich weniger depressiv bin. Fast wage ich nicht, das so hinzuschreiben, mensch weiß ja nie, wie lange solche Phasen anhalten. Andererseits, anscheinend bin ich zuversichtlich genug, das so hier als Eindruck zu dokumentieren. Irgendwie muss was dran sein an dieser Aussage.

Nur nebenbei und weil ich weiß, dass das depressive Brüder und Schwestern interessiert, ich führe diese Verbesserung meines In-der-Welt-seins auf eine Ernährungsumstellung zurück. Etwas anderes hat sich in meinem Leben nicht verändert (zumindest nicht zum Guten). Wer mehr wissen will, muss mich fragen.

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In der Zusammenschau der beiden Themen – erhöhtes Sterberisiko bei verminderter Depressivität – bemerke ich bei mir, wie der Widerstand gegen die große OP kleiner wird. Ich bin da noch in der Diskussion mit mir.

Und wo ist eigentlich die Fee, wenn man sie braucht?

24917 – Ein enges Herz …, wie sinnig!

Nur bedingt lustig, aber ganz bestimmt handgemacht: Geburtstagskarte, so um 1980 herum versandt.

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Email vom 6.1.09
Betreff: RE Kunterbunt

Hallo F²,
es ist eine meiner schlaflosen Nächte. Anstatt mich müde zu lesen kann ich genauso gut auch schreiben. […]

[…]

Und noch etwas hat mich beschäftigt, die von Dir ganz richtig wahrgenommene Härte in meinen persönlichen und familiären Beziehungen. Da gibt’s wenig zu deuteln, das ist so. Ich erlebe das nicht als Vorteil oder Tugend oder in sonst einer Weise als positiv. Auf der persönlichen Ebene macht es mich unversöhnlich und einsam; ich brauche sehr lange, bis ich eingebildete oder  wirkliche Kränkungen vergeben kann. Und das Fehlen positiver familiärer Bindung scheint mir mehr eine besondere Art von Behinderung zu sein, die dazu führt, dass man auch sonst im Leben die Förderung durch Vater- und Mutterfiguren zurückweist, die andernfalls nur hilfreich wäre. Ich wünschte mir, es wäre anders.

[…]

LG g.

24915 – Im Wartebereich

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Sorry, wenn es hier gerade etwas düster zugeht, das wird sich auch wieder ändern. Aber mit meiner nun abermals verkürzten Lebenserwartung muss ich mich erst abfinden. Und weil ich mich andererseits gar nicht gerne damit beschäftige, geschieht die notwendige Recherche über Tage verteilt.  Und Ihr dürft das dann miterleben.

Heute eine kleine Einordnung der bereits erwähnten Sterberisiken. Bei einer zweiten Recherche konnte ich die recht kernige Aussage des Arztes (24911), dass in meinem Zustand unbehandelt einer von drei Patienten innerhalb eines Jahres stirbt, verifizieren. Nicht genau mit diesen Worten und Zahlen, auch nicht ohne Einschränkungen, aber die grobe Richtung stimmt.

Die Diagnose heißt hochgradige Aortenklappenstenose, meint die blutauslassende Klappe an der Aorta ist aufgrund von Kalkablagerungen verengt. Das führt zu einer schlechteren Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und aufgrund des Blutrückstaus im Herz zu Veränderungen der Kammern und des Herzmuskels. Spätestens wenn diese Veränderungen eingetreten sind spricht der Mediziner von Herzinsuffizienz. Das Eine, die Stenose, ist vom Anderen, der Insuffizienz, zu unterscheiden, was in den Texten nicht immer sauber geschieht und den Laien, also mich, zunächst verwirrt.

Die Verengung kann lange unentdeckt und auch unauffällig bleiben, vor allem wenn mensch selten an seinen Leistungsgrenzen ist und folglich kein Gefühl dafür hat, ab wann er denn „außer Puste“ kommen müsste. Das ist auch bei mir ein diagnostisches Problem, weil ich aufgrund der beschädigten Achillessehne ohnehin nicht schnell laufen kann, keinen Sport treibe und allumfassend untrainiert bin. Immerhin habe ich in letzter Zeit keine Verschlechterung meines Zustandes bemerkt, sondern eher im Gegenteil eine leichte Leistungszunahme angenommen (spürbar bei den regelmäßigen Fahrradfahrten).

Nun wäre es aber wichtig, zu wissen, ob ich schneller in Luftnot gerate als sonst (ab wann eigentlich genau), weil schneller eintretende Luftnot eines der Symptome einer Herzinsuffizienz wären. Und die Sterberisiken ab Eintreten der Symptome „zählen“.

An dieser Stelle die guten Nachrichten, mein Herz ist noch nicht verändert und ich fühle mich subjektiv leistungsfähig – im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten. Auch alle anderen Symptome einer Herzinsuffizienz (die einen so deutlichen Krankheitswert haben, dass sie auffallen) fehlen. Ich bin symptomfrei. Noch tickt die Uhr nicht.

Einen Grund zur Entwarnung gibt es trotzdem nicht, denn der Prozess ist irreversibel, nichts wird besser oder kann geheilt werden, die Verkalkung wird fortschreiten und irgendwann auch kritisch werden. So, wie sich die Verengung zwischen der letzten und der aktuellen Kontrolluntersuchung von mittelgradig zu hochgradig verändert hat, wird dieser Moment kommen. Ich habe lediglich im Rahmen der Statistik einen schwer zu benennenden Zeitraum X meiner Lebenserwartung hinzugefügt, während die Diagnose selbst das Sterberisiko neben dem Aneurysma nochmals erheblich erhöht.

Es bleiben Fragen. Klar sollte geworden sein, dass sich das hohe Sterberisiko, das der Arzt genannt hat, auf symptomatische Patienten bezieht, ich mich aber als symptomfrei betrachte. Wie kam er drauf? Wie lange kann ich günstigsten- oder schlechtenstenfalls symptomfrei bleiben? Und ist diese ganze Rechnerei nicht ohnehin müßig, weil wir es mit Statistik zu tun haben, die massive Ausreißer in jede Richtung zulässt?

Ja, ich mache mir Gedanken.

<O>

Falls irgendjemand mehr wissen möchte, als Übersichtsartikel empfehle ich aufgrund der guten Lesbarkeit: https://www.medneo.com/patienten/aortenklappenstenose/