24944 – LTLYM – Aufgabe 27: Mache ein Foto von der Sonne

angelegt an 24924

Zugegeben, die Sache an Aufgaben und deren Lösung könnte auch sein, dass mensch die Aufgabenstellung vollständig (!) liest, bevor er die Aufgabe „löst“. Meine Vorstellung eines Fotos von der Sonne war dies:


Die Aufgabe lautete:
„Machen Sie ein Foto von der Sonne.
Ein einfaches Foto der Sonne, nichts Zusätzliches oder Ausgefallenes. Bitte stellen Sie sicher, dass die Sonne auf dem Foto sichtbar ist – wir akzeptieren keine Spiegelungen der Sonne oder Bilder, auf denen die Sonne nicht zu erkennen ist.

Achtung: Schauen Sie nicht direkt durch den Sucher Ihrer Kamera in die Sonne, da dies Ihre Augen schädigen könnte. Falls nötig, richten Sie die Kamera einfach auf die Sonne und lösen Sie aus.

Dokumentation:
Senden Sie uns Ihr Sonnenfoto zusammen mit der Stadt und dem Bundesland/Land, in dem Sie das Foto aufgenommen haben.“

Bemerkenswert, ich habe so ziemlich nichts ausgelassen, was im Sinne der Aufgabe falsch ist. Was zu der Einsicht führt, das ich anscheinend ziemlich gewöhnliche Vorstellungen davon habe, wie ein ungewöhnliches Foto der Sonne aussieht. Ich werde morgen aufgabengemäß nachliefern.

<O>

Erledigt. Draufgehalten, geknipst, ausgeschnitten, fertig. Keine Ahnung, woher die rosa Artefakte stammen.

Gießen, Hessen/Deutschland, 17.2.2025

24923 – Wölfinnen

Heute Nachmittag war ich in der Premiere von „Wölfinnen“ im Kleinen Haus des Stadttheaters Gießen. Ein Stück um weibliche Identität und Identitätsfindung, das für ein jüngeres Publikum gedacht ist und dennoch Frauen und Männer meines Alters begeisterte.

Zu Beginn des Stückes sehen wir vier junge Frauen in einem Zelt- und Schlafsacklager im Gespräch darüber, wie denn der Prinz sein sollte und was dahingehend zu wünschen sei, denn er könne ja auch ein Handwerker sein. Die Autorin des Stücks, Julia Haenni, ist Schweizerin; vermutlich sehen wir Wölfinnen, Pfadfinderinnen der Altersstufe 6 – 12 Jahre, die erst seit 2010 in der Schweiz so genannt werden (zuvor waren sie Bienlis*). Es ist das letzte Mal, dass wir Handlung und Handelnde so genau verorten können, über eine Traumszene löst sich Eindeutigkeit auf, das Spiel wird assoziativer, Kostüme und Geschlechtszugehörigkeiten werden gewechselt, wir erleben Irrungen und Verwirrtheiten im Umgang der Geschlechter miteinander, aus Mädchen werden Frauen, irgendwann dann begegnen wir den Wölfinnen wieder, die nun in einer Rollenumkehr als Jägerinnen durch den Wald streifen und Wölfe oder Männer jagen. Die Männer freilich tragen die ihnen zugedachten roten Kappen nicht, weil sie in lächerlichen kurzen Hosen auftreten sollen. An dieser und anderen Stellen geht das Stück meta, ist sich seiner Gespieltheit bewußt und zeigt das auch. Die Trennung zum Publikum wird aufgeweicht, als nicht nur die Protagonistinnen Wünsche äußern, etwas wollen, sondern auch eine Wunschbox mit Wünschen aus dem Publikum verlesen wird. Danach geht das Spiel weiter und rührt mich auf einer sehr persönlichen Ebene, als Rotkäppchen, vom Opfer zur rottragenden Wölfin gereift, aber voll innerer Widersprüche, die Liebe eines Menschen nicht annehmen kann. Beide müssen wieder in die Kälte, wo wenigstens das Rudel sie aufnimmt, in einem Schlafsacklager. Das Ende trifft den Anfang.

Ich mochte das Stück sehr, wünschte mir, ich könnte es nachlesen in manchen Passagen, es hier zitieren. Für Euch und für mich, wir würden uns wiedererkennen. Jeder für sich und manchmal auch zusammen.

Ich mochte den Humor und bitteren Ernst des Stückes, es arbeitet mit starken Bildern und manchmal auch fragwürdigen, die es dann in Frage stellt („Ich will mich nicht mit einem Brötchen identifizieren!“), nur um trotzdem damit zu spielen („Du bist der Schinken!“). Das könnte von mir sein, wenn es dafür nicht viel zu gut wäre.

Und ich mochte das Bühnenbild, dem es gelang, aus wenig viel zu machen. Ich komme da von der handwerklichen Seite, frage mich, was ich davon umsetzen könnte, wenn ich der Bühnenbildner der örtliche Laienbühne wäre. Nun, genug um damit zufrieden zu sein.

Ich wurde gut unterhalten und emotional berührt, mehr brauche ich nicht für einen gelungenen Theaterbesuch und ein Empfehlung.

<O>

Heute hatte ich obendrauf noch einen Bonus, Gesellschaft und Gespräch vor und nach der Vorstellung. Zufällig traf ich im Foyer auf Herrn E., den Verantwortlichen für die Kulturloge und Cl. (eine Bekannte von Nachbar Z. und mir vom sehen her bekannt), die Herrn E. in ihrer Rolle als Kulturbegleiterin, nun, begleitete. Als wir vor der Kaffeebar aufeinandertrafen und bemerkten, dass wir einander kennen, wie weitläufig auch immer, entstand in jedem von uns der Eindruck, dass die jeweils anderen zwei sich zumindest schon besser kennen, als sie selbst mit den jeweils anderen bekannt sind. Auf diese Weise kamen wir recht zwanglos miteinander ins Gespräch, suchten uns einen kleinen Dreiertisch und sprachen über das, was halt am nächsten lag, Theater und Kultur. Locker genug, um nicht überfrachtet zu sein mit irgendwelchem Bildungsbürger-Geblubbere, das ich meide, wenn ich kann. Ich hatte Spaß. Und irgendwann haben wir auch herausgefunden, dass wir als quasi Unbekannte miteinander sehr angenehm im Gespräch sind.

Und das blieben wir auch nach dem Einlass und noch kurze Zeit nach dem Stück. Ich wage zu sagen, dass wir uns einig waren in der Einschätzung, dass dieses Stück Jugendtheater auch jedem Erwachsenen genug Identifikationsmaterial gibt, um befriedigt und gedankenvoll nachhause zu gehen.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Nachmittag und Abend, ich mochte das Stück und ich mochte die Menschen.

24916 – Stadttheater

Gestern mal wieder im Theater gewesen, die Premiere von „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ gesehen. Und weil richtig kritisieren richtig schwer ist, werde ich das nicht (mehr) tun. Aber einen Eindruck will ich doch teilen.

Seit einiger Zeit gibt es im Stadttheater vor jeder Vorstellung im Foyer eine kurze Einführung in das jeweils aufgeführte Stück. Wer will kann das auch vorher auf den Seiten des Theaters nachlesen. Sowohl im Programm als auch in der Einführung gibt es viel zu erfahren über die Ansprüche, die Autor und Regisseur mit dem Stück verbinden.

Und, so der zu teilende Eindruck, ich finde diese Ansprüche oft nicht oder nur ungenügend verwirklicht. Das ist ganz unabhängig davon, ob ich die Inszenierung mag oder nicht. Ich mochte das heute (vielleicht weil ich müde und unaufmerksam war), aber warum vorher der ganze Aufriss um die Bedeutung dessen.

Eigentlich weiß es jeder Wirtshaus-Clown: ein Witz, der erklärt werden muss, ist nicht gut.

<O>

Innere Widerrede: Kunst darf erklärungsbedürftig sein. Und ein bissschen Hintergrundwissen ist nie verkehrt. Warum so hart?

<O>

Wisst Ihr was, wir nennen den Eindruck eine Ver-Stimmung und lassen es gut sein.