Normalerweise habe ich große Schwierigkeiten, mir neue Kleidung zu kaufen. Heute war das umständehalber ganz anders.
Wenn ich etwas in der Stadt zu erledigen habe, versuche ich meistens, das mit anderen Erledigungen zu kombinieren. Eine der heutigen Besorgungungen war der Einkauf im Drogeriemarkt des Vertrauens. Ich lag gut in der Zeit für den Folgetermin, Therapie stand auf dem Plan.
Als ich den Markt verlasse regnet es. Nicht nur ein bisschen, sondern so, dass es absehbar ist, sehr (!) nass zu werden, wenn mensch sich ihm ungeschützt aussetzt. Gemeinsam mit anderen Menschen stelle ich mich unter, ein paar Minuten Spielraum habe ich. Aber es ist deutlich, es wird im Rahmen dieser Zeit nicht aufhören zu regnen.
Ich sehe mich nass bis auf die Haut meiner Therapeutin gegenüber sitzen, das ist keine Option. Könnte ich irgendein Kleidungsstück trocken halten, um vor der Sitzung die Klamotten zu wechseln? Nicht heute, es ist sommerlich warm und ich trage nur meine Birkenstocks, Unterwäsche, ein Hemd und eine Hose. Die rein theoretische Option in der Unterwäsche zur Therapie zu fahren und dort …, nee, das ist schnell ausgeschlossen.
Aber damit bin ich auf die Spur gesetzt. Die erste Idee ist, im Billigst-Klamotten-Discounter auf dem Weg ein T-Shirt zu kaufen, das wäre chnell gewechselt, die nasse Hose könnte ich vermutlich eine unangenhme Stunde lang tragen. Dies geplant begebe ich mich mit dem Fahrrad in den Regen und finde den Klamotten-Discounter geschlossen.
Ich bin schon richtig nass und der Regen legt gerade noch etwas zu. Es bleibt nur noch eine Möglichkeit, in der Nähe meines Zieles gibt es einen Gebraucht-Klamotten-Laden des Roten Kreuzes. Zehn Minuten vor meinem Termin stehe ich dort sehr aufgeweicht vor den T-Shirts, ich habe das Angebot größer in Erinnerung. Dennoch, ein T-Shirt ist schnell gefunden, der Kompromis zwischen Preis und Design ist unter Zeit- und Befindlichkeitsdruck sehr viel schneller gefunden, als das mir normalerweise gelingt.
Die Hosen sind dann …, nun, irgendwie egal, Hauptsache trocken und halbwegs passend. Um eine Wahl zu treffen ist es zu spät, ich greife die nächstbeste Hose in einer näherungsweise ansprechenden Farbe, muss zweimal korrigieren, einmal offensichtlich zu lang, einmal ist der Bund zu weit, dann habe ich etwas in vermutlich passender Größe. Trotz Zeitdruck in die Umkleidekabine, passt. Mehr will ich nicht.
Alles schnell gekauft und zum Termin. Vor Ort werde ich im Flur vom anwesenden Personal entsprechend bedauert, nach dem Umziehen aber auch mit einem Sieht-doch-gut-aus bedacht. Ich sitze angenehmst trocken in der Therapie, alles ist gut.
Eine Stunde später verlasse ich das Gebäude in den neuen Klamotten. Die Sonne scheint, wie sie das getan hat, bevor ich in den Drogeriemarkt ging.
Fast vergessen, ich finde für Egal-nur-trocken habe ich gar nicht mal so schlecht gewählt.