25155 – Swedish Death Cleaning

Swedish Death Cleaning klingt wie eine Serie, die schlecht genug ist, um mir Spaß zu machen. Leider ist die Geschichte weit von irgendeinem Spaß entfernt, es geht um Aufräumem in seiner schwierigsten Form, dem Entrümpeln.

Regelmäßige LeserInnen wissen es es, ich möchte mit dem Umzug in den Dome eine Entrümplungsaktion verbinden. Nichts soll in den Dome kommen, was ich nicht wirklich haben möchte. Zu unterscheiden von den Dingen, die ich haben möchte und deswegen auch habe, obwohl ich sie eigentlich nicht brauche, nie verwendet habe oder sogar häßlich finde. Klingt einfach, ist schwer.

Nun, guter Rat ist so leicht zu bekommen, wie er schwer zu ertragen ist. Influencerinnen (und ich muss das nicht gendern, weil es durchgängig Frauen sind) geben in viel zu hoher Stimmlage und in geschätzt 150% der durchschnittlichen Sprechgeschwindigkeit gute Tipps, wie dem materiellen und emtionalen Chaos beizukommen ist, das mit Entrümpelungsaktionen zwangsläufig verbunden ist. Und ich bin an dieser Stelle ganz unironisch, die Tipps sind nützlich, sofern mensch halbwegs unterscheiden kann, was für ihn passt oder auch nicht. Zwei davon bekommt Ihr heute von mir ohrenschonend aufgeschrieben, weil sie mir unmittelbar einsichtig sind und in konkreten Entscheidungen schon geholfen haben. Und besser noch, weil sie sich gegenseitig ergänzen. Führt einer der Tipps in irgendwelche Ambivalenzen, schafft der andere meist Klarheit.

Tipp Nummer 1: Behalte nur Dinge, die Deinem angestrebten Zukunfts-Ich entsprechen.

Tipp Nummer 2: Behalte nur Dinge, die nach Deinem Tod noch jemand haben möchte (das ist das Swedish Death Cleaning, zusammengefasst in einem Satz).

Zur Verdeutlichung ein paar Beispiele. Es gibt da dieses wirklich kuschelige, warme und gut zu tragende Hemd in der Farbe hellen Durchfalls, die ich bisher nur an Rentnern gesehen habe. Das fällt gleich durch beide Siebe, erstens möchte ich keiner mehr sein, der Hemden unter Vernachlässigung ästhetischer Gesichtspunkte trägt, und zweitens ist es extrem unwahrscheinlich, dass irgendjemand durch meinen Nachlass geht und denkt: „Boah, genau so eins habe ich schon immer gewollt!“.

Oder die zweite (!) Tischkreissäge. Sie ist ein Produktionsmittel, das wirft mensch – ähnlich wie Nahrungsmittel – nicht einfach weg. Und potentiell ist sie auch noch für irgendjemanden nützlich. Andererseits werde ich in der Zukunft deutlich weniger zu sägen haben oder sägen wollen, da sollte eine Tischkreissäge genügen. Zudem, nach sechs Jahren Bauzeit am Dome ist anderes dran. Sieb Zwei führt in die Ambivalenz, Sieb Eins klärt die Frage, das Teil kommt weg (idealerweise finde ich jemanden, der sie will, ansonsten kommt sie zum Schrott).

Oder die 40 Zentimeter Beziehungsliteratur, thematisch schon in einer gemeinsamen Kiste untergebracht und weit entfernt von aktuell. Mein Zukunfts-Ich (Sieb Eins) ist ambivalent. Es hat dringenden Bedarf an Beziehung, wenn auch nicht an Situationen, in denen Beziehungsratgeber hilfreich sein könnten. Außerdem sind Bücher wie Nahrungs- und Produktionsmittel, die wirft mensch einfach nicht weg. Sieb Zwei klärt zu Gunsten der Mülltonne, ich sehe bei niemanden nach mir einen Bedarf an veralteten und platzbenötigenden Büchern, die schon der Vorgeneration nicht helfen konnten.

Hmm, das ist jetzt eine seltsame Note, mit der das hier endet, aber hey, so ist das mit dem Entrümpeln, es treibt einen und eine in seltsame Ecken.

 

 

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