Jeden Monat am Fünften fragt Frau Brüllen ihre Blogger-KollegInnen, was sie denn eigentlich den ganzen Tag machen. Hier geht’s zu ihr und all den anderen Bloggenden. |
Ich stehe gegen halb zehn auf, das ist im Vergleich zu den letzten Tagen spät, vielleicht habe ich etwas Nachholbedarf. Eine Viertelstunde später ist der erste Kaffee gekocht und ich habe mich auf YouTube in einer Quarks-Sendung zur Herzgesundheit gefangen. Zweierlei ist daran neu, erstens, dass ich an Gesundheitsthemen hängebleibe und zweitens, dass ich mir noch vor dem Frühstück Inhalte von mehr als zehn Minuten antue. Dabei kommt mir eine weiterführende Idee, in letzter Zeit muss ich manchmal überlegen, was ich zeichnen oder abzeichnen möchte. Warum nicht Anatomiebilder des Herzens oder der Prostata? Einfach um erstmal ein tieferes Verständnis davon zu bekommen, im zweiten Schritt sogar die entsprechenden Begrifflichkeiten zu kennen und im dritten (vielleicht) das einzige Tatoo zu entwerfen, das ich (sehr vielleicht) jemals haben werde, ein anatomiegerechtes abstrahiertes Herz auf der linken Brust mit der Aufschrift „Nicht wiederbeleben“.
Um halb elf beginne ich, mich mit einem lange verschleppten Punkt auf meiner ToDo-Liste zu befassen, der Kündigung des Bankkontos meiner vor einem dreiviertel Jahr verstorbenen Mutter. Nehmen wir das als einen Hinweis darauf, dass auch Geld nicht zu den Dingen zählt, die mich motivieren. Nacheinander chatte ich mit dem Chat-Bot der Bank, spreche mit der Hotline der Bank und endlich mit einem der Mitarbeiter dort. Danach weiß ich, was die Bank von mir braucht, setze das entsprechende Anschreiben dazu auf, tüte es gemeinsam mit den geforderten Nachweisen ein und frankiere angemessen. Der ganze Vorgang dauert bis Punkt zwölf.
Danach bleibt mir eine dreiviertel Stunde, bis ich zur Therapie aufbrechen muss. Ich frühstücke und mache währendessen einen groben Plan, welche Stationen ich danach in der Stadt anlaufen werde. Die Stunde selbst verläuft unspektakulär, was ich im Rahmen einer Therapie als positiv ansehe. Ich verlasse die Praxis mit dem Gefühl, gerade alles richtig zu machen.
Anschließend kaufe ich im Drogeriemarkt meines Vertrauens Lebensmittel ein, leider verdichtet sich aus der Wortspielwolke heraus keines mit einem Bezug zum Preis. Die Drogerie bietet mir Lebensmittel ohne Zucker und mit deutlich weniger Zusatzstoffen, was zu der bemerkenswerten Beobachtung führt, dass Lebensmittel mit weniger drin mehr kosten. Weiter geht zur Sparkasse, ich brauche Bargeld. Dabei komme ich an meinem Zweitfahrrad vorbei, das seit immerhin zehn Tagen unbeschädigt schon am gleichen Ort steht. Ich habe es auf dem Weg in den Kurzurlaub für die Strecke von meinem Wohnort bis in die Stadt benutzt, weil ich mein Elektro-Fahrrad nicht so lange in der Stadt stehen haben wollte. Und jetzt warte ich auf eine Gelegenheit, es abzuholen.
Der Stadtgang endet bei einem Inder, der von Qualität und Ambiente her irgendwo zwischen Fastfood-Bude und Restaurant rangiert. Ich entdecke darin zwei Tische, die ganz offensichtlich mit Landsleuten besetzt sind, die dort essen. Verstanden als Gegensatz zu Landsleuten, die zur Familie gehören und dort sind, weil es mit und bei der Familie nunmal am schönsten ist. Meine Idee, dass essende und offensichtlich zufriedene Landsleute ein Qualitätsmerkmal sind, bestätigt sich zumindest bei diesem ersten Besuch.
Wieder zuhause, es ist kurz nach vier, geschieht nicht mehr viel. Lebensmittel auspacken und verstauen, fertig. Ich sehe, dass eine der derzeit verfolgten Serien mit der neuesten Episode im Stream ist, lade sie herunter und hänge erstmal damit ab.
Und weil heute der Fünfte ist, setze ich mich an diesen Text. Versprochen, falls heute noch irgendetwas Berichtenswertes geschieht, liefere ich nach. Aber wie wahrscheinlich ist das?
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Und nun gibt es doch noch etwas. Im Ferienhaus, das wir letzte Woche bewohnten, gab es an einigen sehr unwahrscheinlichen Stellen Aplikationen in Serviettentechnik, so an der Küchendecke und den Fensterrahmen. Alles mit hohem Kitschfaktor, aber sehr gut ausgeführt. Ich sah das und dachte an die Betonreklame aus vergangenen Tagen: Es kommt drauf an, was man draus macht. Und ich dachte an das Zimmer, das ich mit A. in Amsterdam gemietet hatte, sehr sehenswert und ebenfalls mit Aplikationen aus Serviettentechnik, diesmal aber solche, die Drogengebrauch in der Vergangenheit vermuten lassen. Wichtigster Gedanke aber: Ich habe noch niemals mit Serviettentechnik experimentiert, das muss ich nachholen!
Und das ist gerade geschehen. Noch nicht ergebnisorientiert, mehr um es einfach mal versucht zu haben, letztlich fehlen mir die entsprechenden Servietten. Im Bild zwei Versuche, einmal auf eines der 10×10-Holzplättchen, und einmal direkt ins Tagebuch für das Thumbnail.