Dieser Artikel ist Teil einer autobiografischen Beitragsreihe in Briefform, der dringend empfohlene Übersichtsartikel dazu erklärt, wer F² ist und wie es zu diesen seltsamen „durchgezählten“ Leben kommt. |
Hallo F²,
[…] Zurück zu der Zeit, als wir uns kannten. Die letzten halbwegs validen Erinnerungen an uns kann ich aufgrund der Kleidung meiner Zeit als Bürokaufmannslehrling zuordnen. Alkoholisch-verschwommene Eindrücke aus deiner WG und an politische Arbeit. Kannst Du mir auf die Sprünge helfen, warum wir uns irgendwann nicht mehr gesehen haben? Ich vermute, Du hast einfach eine anregendere Bezugsgruppe gefunden.
Mir zumindest ging es so, als ich nach der Lehre auf das Hessenkolleg wechselte. Es gelang mir ziemlich schnell in diesem eher studentisch geprägten Milieu Freunde zu finden und irgendwann wurden mir die Menschen, mit denen ich vorher zu tun hatte, zu bürgerlich und langweilig. Jede Menge neue Ideen, leider auch Alkohol in großen Mengen, weiche Drogen in kleineren. Kurz: nach drei Semestern wurde ich nicht versetzt, ging zuerst in die Verbitterung und sechs Monate später aufs Abendgymnasium in Darmstadt. Weil ich vorher schon lange genug auf dem HK war musste ich tagsüber nicht arbeiten und abends zu lernen kam meinem damaligen Lebensstil sehr entgegen. Unmittelbar nach dem Abi wurde ich zum Zivildienst einberufen und um eine lange Geschichte extrem abzukürzen: drei Zivildienststellen und zwei Jahre später saß ich mit einer Bewährungsstrafe wegen Zivildienstflucht in der psychotherapeutischen Abteilung der Gießener Psychiatrie und begann mich mit meiner Alkoholabhängigkeit zu beschäftigen. Seitdem trinke ich keinen Alkohol mehr; auch nicht an Geburtstagen oder zu Neujahr.
Wie sich leicht vorstellen lässt, fand all das an verschiedenen Orten und mit verschiedenen Partnerinnen statt. Dramatische Umzüge und dramatische Trennungen, selbst die etwas ruhigeren Zeiten waren schwierig. Intensiv, wie man im Rückblick beschönigend sagt.
Ende der allzu chaotischen Zeit, es folgt ein Studium der Sozialpädagogik an der FH in Frankfurt. Während dieser Zeit beruhigt sich mein Leben zunehmend und als ich meine Diplomarbeit beginne ist Helen schon mit meinem Sohn schwanger. Eine sehr, sehr lange Post-Adoleszenz ist durchgestanden, ich bin ziemlich genau 30 Jahre alt, als ich meine Anerkennungsstelle als Sozialpädagoge antrete. Es geht mit großen Schritten auf das Familien- und Berufsleben zu.
[…]
Viel Freude
g.
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