25125 – Stadtfest Giessen

Da Stadtfest ist nicht ganz das, was  ich mir vorstelle. Zumindest tagsüber, denn noch ist es Tag und ich sitze etwas unterwältigt auf einer der Wiesen bei der Lahn. Ein DJ sorgt für elektronische Beschallung und das ist fast alles, was sich über die Veranstaltung sagen lässt. Gut, es gibt noch einen Getränkestand und ein paar Menschen. Was es nicht gibt, ist die Stimmung, die ich mit dieser Sorte Musik und vielleicht auch den damit einhergehenden Drogen verbinde.

Schon zuvor wurde ich etwas enttäuschend, der „Tag der Kulturen“ auf dem Berliner Platz findet fast ausschliesslich kulinarisch statt. Zugegeben, ich bin nicht bereit, auf die verschiedenen musikalischen und tänzerischen Darbietungen zu warten, wo auch, außer an einem der verschiedenen Essensstände. Wo bitte sind sie Kulturvereine?

Und, gerne hätte ich Euch das eine oder andere Foto präsentiert. Aber mein suchendes Auge hat nichts gefunden, das es nicht auch an jedem anderen sonnigen Tag hätte finden können. Zwei Fotos für den Beitrag eines kommenden Tagen, aber nichts Stadtfestspezifisches.

Okay, doch noch ein Foto, dann mache ich mich auf zum Nachtlicht. Und das wird dann für den Rest des Abends mein Startpunkt für weitere Exkursionen auf das Stadtfest sein.

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Und so war es dann auch. Vom Nachtlich aus bin ich noch zweimal los, um irgendwelche Bands anzuschauen, die ich aber jedesmal nicht mochte. Oder zumindest nicht genug mochte, um sie komplett anzuhören. Vermutlich lag’s an mir, naja, außer das eine Mal, als „der Liedermacher“ wirklich schlecht abgemischt war und nicht nur ich, sondern auch alle anderen einfach die Lieder nicht verstanden.

Dafür konnte ich mich im Nachtlicht nett über Prostata-Operationen unterhalten. Auch schön.

25122 – Die Dielen liegen

Zwei Dinge sind im Bild zu sehen, erstens mein neuer Fahrradanhänger, heute gekommen und montiert. Anlass ihn zu kaufen gibt Ding Zwei, der fertig verlegte Boden (im Hintergrund). Er ist mir eine Spur zu wellig und ich möchte ihn mit einer Parkettschleifmaschine ebnen. Die gibt es zu leihen und für den Transport zu mir wird der Anhänger dienen.

25121 – #12von12 – August 2025

Zwölf am Zwölften ist eine regelmäßige Aktion von „Draußen nur Kännchen“, dort gibt es noch mehr Menschen, die ihren Zwölften mit zwölf Bildern schildern.

Vergleichsweise früh wach, bleibe während des Kaffeekochens, das immer noch im Wagen geschieht, wo ich kurz ins Internet gehe während der Kaffee durchläuft, auf arte bei einer Tim-Burton-Doku hängen. Eine dreiviertel Stunde später gibt es Müsli zum Kaffee und gegen halb elf bin ich dann auf meiner Lieblingsbaustelle, wo immer noch die letzten Rauspunddielen darauf warten, verlegt zu werden.

Diese letzten Dielen musste ich nachkaufen und bei Nut und Feder differieren sie etwas zu den bereits verlegten. Nichts, was nicht mit einem Sägeschnitt zu berichtigen wäre.

Stunden später, zwischendrin habe ich undokumentiert Pause gemacht und etwas gegessen, sind alle Dielen zugeschnitten und teils auch schon verschraubt. Es bleibt noch jede Menge Fummelkram für morgen. Ich packe mir das Tablet auf den kreativ überladenen Glastisch und beginne diesen Blogbeitrag, zwischendrin wechsle ich immer mal zur Küche, wo ich mir ein paar Kartoffeln zum Fisch koche.

Es beginnt der unverplante Abend. Ich sitze eine Weile auf der Terrasse und lese, später gehe ich nach drinnen und vervollständige die Kalenderbildchen der letzten Tage. Zum Tagesabschluss Serienkonsum.

25120 – Als ob …

Ein Montag, wie ich mir den gestrigen Sonntag gewünscht hätte. Es ist sonnig, ich sitze auf der Terrasse, lasse den Tag langsam beginnen. Ein C-Falter kommt vorbei und lädt mich zu einer Foto-Session ein, „C-Falter auf Zeh“.

Ich lese etwas, aber im Hinterkopf habe ich noch den Traum letzter Nacht. Ich träumte von Tine, mit der ich Mitte der 70er Jahre und auch im Traum zusammen war. Wir küssten uns; ich erwachte nur sehr widerwillig.

Ich habe selten Träume, die ich mir merken kann, noch seltener solche, die etwas bedeuten. Aber aus den seltenen und bedeutsamen Träumen habe ich gelernt, wie ich Themen oder Personen variiere, wenn ich aus unbekannten Gründen nicht Klartext träumen kann. Heute allerdings versagt meine Hobby-Traumdeuterei. Die Nähe von Tine und Tini ist offensichtlich genug und ein Blick auf das Datum zeigt, dass wir ziemlich genau vor einem Jahr für eine kurzen Spätsommer zusammenkamen. Darüber hinaus gibt es wenig Ideen, denn auch im Traum ist wenig geschehen. Wir sind auf einer WG-Party im 70er-Jahre-Setting und küssen uns. Es ist ein Kuss, der für sich steht, der weder auf eine vergangene noch eine zukünftige Beziehung hinweist, der lustvoll ist ohne zu drängen, der im Moment verweilt.

Und während ich dies schreibe, überlege ich, ob es nicht ein sehr „abstrakter“ Kuss ist, einer, der nicht auf eine Person oder ein konkretes Wünschen bezogen ist, sondern in allgemeinster Form auf libidinöse Wünsche verweist. „Libidinöse Wünsche“ klingt schonmal abstrakt genug.

Konkret: Die Geschichte mit Tini ist überwunden, auch wenn es ein ähnlich zäher und widerwilliger Prozess war, wie das Erwachen aus dem Traum heute morgen. Ich werfe ihr nichts vor und hoffe, dass das umgekehrt genauso ist. Soweit ich mich in ihre Perspektive versetzen kann, hat sie alles richtig gemacht (Stimme aus dem Off: „Naja, fast!).

Meint: ich erlebe mich – wieder – als zugänglich für Akte freundlicher Zuwendung und entwickle darüber mal einen ernsthaften Crush, mal eine kurzlebige Phantasie. Nichts davon verfolge ich ernsthaft, auch deswegen, weil zu den bereits vorhandenen roten Flaggen ein paar neue hinzugekommen sind. Obwohl es für den Moment die alten durchaus tun: keine Frauen in bestehenden Beziehungen und keine zu zu jungen Frauen.

Ein für mich neuer und bemerkenswerter Standpunkt dazu kommt von meiner Therapeutin. Während sie einerseits die roten Flaggen als solche nicht in Frage stellt, rät sie andererseits „im Gefühl zu bleiben“, den Zustand des Bereit-seins als Wert anzunehmen und auch, mit besonderer Betonung, als Lebens-Zeichen.

Und so übe ich mich darin „im Gefühl zu bleiben“ und pflege eine kleine Als-ob-Verliebtheit, als könne sie sinnvollerweise irgendwohin führen. Erstaunlicherweise geht es mir trotz vorausgesetzter Vergeblichkeit gut damit. Ich kann zugewandt sein (bis hin zum Ausschluss Dritter), ohne bei mir oder dem Gegenüber Erwartungsdruck auszulösen. Ich kann meine Unsicherheiten wahrnehmen, ohne sie ernstzunehmen (sie können nicht verhindern, was ohnehin schon ausgeschlossen ist). Ich kann mir Mühe geben, ohne bemüht zu sein. Vielleicht, sehr vielleicht, nehme ich etwas mehr von der Gegenüberin „wahr“, weil die rosarote Brille über den Als-ob-Schalter stufenlos regelbar ist. „Im Gefühl zu bleiben“ erlaubt spielerisch und ernst zugleich zu sein. Ich bin sehr fein damit.

Ein Thema für einen anderen Tag wäre, ob und wie diese Haltung des spielerischen Ernstes auf andere Begegnungssituationen abfärbt. Mir kommt es so vor.

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So steht’s unter dem heutigen Datum im Tagebuch. Dann hatte ich die Idee, den Eintrag mit Euch zu teilen, und mein Nachdenken wurde viel zu bemüht. Statt nachzudenken bin ich einkaufen gegangen. Gute Entscheidung, mit einem halben Tag Abstand bin ich bereit, den Traum einfach als Befindlichkeitsanzeiger anzusehen, „Ich bin wieder da“, will er sagen, zuerst mir, dann Euch und wenn Ihr wollt, dürft Ihr es gerne weitersagen.