Amsterdam, 15. bis 18.5.2023

Tag 1, Montag, Anreisetag
Wir kommen gegen halb vier nachmittags, eine halbe Stunde früher als vereinbart, in unserer Airb’n’b-Unterkunft an und Ciska, die Gastgeberin, ist noch nicht ganz damit fertig , unser Zimmer herzurichten. Sie weiß damit umzugehen, fragt, wie wir uns in Amsterdam fortbewegen wollen, und als wir wie erwartet „mit Tram und Metro“ antworten, sagt sie uns erstmal, wo wir ganz in der Nähe die Tickets kaufen können. Auf diese Weise sind wir ihr aus den Füßen und kommen zu unserem ersten Spaziergang, der sehr angenehm durch den direkt vor ihrer Tür beginnenden Park zu einem nahegelegenden, kleinen Einkaufszentrum führt. Eine dreiviertel Stunde später sind wir zurück und beziehen unser Zimmer, das von kreativer Freude und Drogenerfahrungen zeugt. Wir sind zufrieden, fließendes Wasser und eine kleine Kaffee- und Teeküche direkt neben dem Bett, was wollen wir mehr.

Weil es immer noch früh am Abend ist, beschließen wir, nach Amsterdam hereinzufahren und noch etwas von der Stadt zu sehen, nebenbei schon einmal die Strecke zu erkunden und vielleicht einen Streckenplan zu erfragen.

Amsterdam Zuid, unser täglicher Umsteigebahnhof

Unser Stadtgang führt uns in „De Pijp“, ein Stadtviertel, mit dem wir bei unserem Amsterdambesuch vor neuneinhalb Jahren schon gute Erfahrungen gemacht haben. Wir erleben die Reinigungsarbeiten nach dem täglich dort stattfindenden Flohmarkt und wundern uns, dass so wenige der Lokale vor Ort geöffnet sind.

Den Tagesabschluss „zuhause“, also in unserer Unterkunft, verbringen wir mit der Vorbereitung des morgigen Tages, Dadelei auf dem Handy und lesen. Erwähnenswert vielleicht, dass wir diesmal näherungsweise unvorbereitet in die Tage gegangen sind. Im Grunde haben wir nur zwei volle Tage, die wir anders als bei unserem ersten Besuch, der im Winter und überwiegend in beheizten Museen stattfand, diesmal in der frühsommerlichen und hoffentlich besonnten Stadt verbringen wollen. Es geht uns weniger um Sehenswürdigkeiten, sondern um Eindrücke und eine gute Zeit. Eigentlich gilt es nur, einen geeigneten Startpunkt festzulegen und dann loszulaufen. Das ist nicht weiter schwer, denken wir, dennoch wird dieser Ansatz uns beide in den nächsten beiden Tagen gelegentlich irritieren. Das wissen wir nur noch nicht.

Tag 2, Dienstag
Startpunkt Centraal Station, der Hauptbahnhof, wie es der Name sagt zentral gelegen im Grachtengürtel und inmitten der bestbesuchten Sehenswürdigkeiten von Amsterdam. Touristisch lässt sich hier kaum etwas falsch machen, wer sehen kann wird etwas finden, das des Sehens würdig ist. Die Begabten unter uns schlagen dann im Reiseführer oder bei der Suchmaschine ihres Vertrauens nach, was sie da gerade ansehen. Oder lassen es sich während einer Grachtenrundfahrt erzählen, wie wir das getan haben (ja, uns graut vor nichts und zumindest ich bin in dem Alter, wo auch eine Butterfahrt auf dem Rhein im Möglichkeitshorizont auftaucht). Grachtenrundfahrt also, auf mein Betreiben hin, eine Stunde für vergleichsweise kleines Geld, gemessen am Amsterdamer Standard und unseren sonstigen Ausgaben. Was mich zu einem alten Reisekonzept meines Vaters bringt, dem ich in diesem Kurzurlaub nacheifern wollte. Der alte Herr nämlich war gewohnheitsmäßig sparsam, aber einmal im Jahr, während des Jahresurlaubs, der damals noch in Italien oder Jugoslawien stattfand, hatte er wirklich weite Spendierhosen an. Daran wollte ich orientiert sein.

Was dann auch erstens sehr gut klappt und zweitens sehr notwendig ist. Wir kehren im Sea Palace ein, erwartbar gut und teuer, ab jetzt kein Thema mehr, die Dinge kosten, was sie kosten. Herausforderungen warten an anderen und unerwarteten Stellen. Bestellungen sind nur über das Smartphone möglich (immerhin, das Einlesen des QR-Codes der elektronischen Speisekarte funktioniert problemlos über Google-Lens) und ein robotischer Kellner bringt die Speisen in Tischnähe, wobei die voreingestellte Fahrspur gefühlte 20 Zentimeter zu nah aber vollkommen komplikationslos an A.’s  Stuhl vorbei führt. Ein menschlicher Kellner übernimmt bei uns und allen anderen für den letzten Meter und die Getränke. Schöne, neue Welt.

Nach dem Essen brauchen wir ein neues Ziel für unsere eher ziellose Eindruckssammelei und weil ein Ziel so gut ist, wie das andere, tun wir eine Weile so, als seien wir ein Paar, das sich beim örtlichen Saatgutprovider auf die deutsche Canabis-Legalisierung vorbereitet oder ernsthaft an Microdosing interessiert sei. Eine gute Entscheidung, am Abend wird uns Google mitteilen, dass wir mehr als zehn Kilometer kreuz und quer durch den ganzen Grachtengürtel gelaufen sind. Dabei haben wir das Rotlichtviertel und den Damplatz gestreift, konnten auf belebten Plätzen Drohnenpiloten und Live-Rappern zusehen und -hören, kurz in einem Coffee-Shop verweilen (seltsam, ganz anderes Publikum als in unseren Cafés) und auf dem Schaukai des Schifffahrtsmuseums über die Funktionsweise von Ankern philosophieren.

Heimwärts auf bekannten Wegen und Linien, wir sind zufrieden und haben auf dem Weg alles bekommen, was wir suchten, H-Milch bei der örtlichen Aldi-Ensprechung und eine neue Funkmaus beim Elektronikhändler, der sogar so heißt wie zuhause.

Und wir sind sehr müde.

3. Tag, Mittwoch
Unser heutiger Startpunkt ist der Flohmarkt am Waterlooplein, wir frühstücken Fritten am Stand und Kaffee im Café bevor wir uns durch den Grachtengürtel („Ich will Grachten sehen!“) in Richtung Walter-Cuipstraat aufmachen. Oft bleiben wir auf den Brücken stehen, zum einen, weil es dort meistens etwas zu sehen gibt, Hausboote zum Beispiel, zum anderen, weil wir noch von der gestrigen Lauferei angestrengt – um nicht zu sagen beeinträchtigt – sind.

In der Albert-Cuipstraat erleben wir den täglich darauf stattfindenden Flohmarkt endlich einmal bei Tag und belebt. Am ersten Abend und auch vor neuneinhalb Jahren sind wir dort während der allabendlichen Reinigung entlang geschlendert. Und schlendern lässt sich auch im Tagesbetrieb sehr schön, es ist nicht sehr voll. Was ich immer dann sage, wenn ich zu jedem Zeitpunkt die Stände auf beiden Seiten des Ganges sehen kann. Am Fischstand gibt es ganz besondere Schnäppchenjäger zu bestaunen.

Und dann, nach dem Flohmarkt, gehen wir vollkommen zufällig in irgendeine der sich anbietenden Richtungen, gerade noch nicht hungrig genug für die Futtersuche. Und finden auf diese Weise zum Museumsplein, wir wissen, die Sehenswürdigkeiten sind immer nur einen Spaziergang voneinander entfernt. Zwar ist es für irgendeinen Museumsbesuch zu spät, aber der Außenbereich des MoCo (Modern Contemporary) ist noch offen und bespielbar.Der Garten gefällt uns so gut, dass wir beschließen, morgen noch einmal zu kommen und uns auch die Dauerausstellung im Inneren anzuschauen.

Kurz darauf haben wir unsere erste und einzige Krise der kurzen Reise. Es gelingt uns nicht, die Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs und die Restaurantansicht auf Maps übereinander zu legen, um die nun dringend gewordene Abendmahlzeit zu planen. Fünfzehn Minuten Bemühung auf  zwei Smartphones, technische Widrigkeiten und Unterzuckerung bilden eine gefährliche Mischung, die wir auflösen, indem wir uns auf den Weg zur nächsten Metrostation machen. Wie so oft genügt es, in Bewegung zu sein, und die Schwierigkeiten lösen sich von selbst. Wir finden eine gute Pizzeria, müssen auch gar nicht viel nachdenken, denn wir waren ja kurz zuvor tatsächlich auf der Suche nach Pizza. Die Kellnerin hat viel um die Ohren, vergisst uns zunächst, hat aber nach der freundlichen Nachfrage so ein schlechtes Gewissen, dass sie uns später den Esspresso schenkt. Und, A.’s Pizza ist „Best-Pizza-ever“, meine ist Oberliga, der Abend gerettet. Es kann so einfach sein.

Zuhause noch die Online-Tickets für das MoCo gebucht, nicht weil es toll wäre online zu buchen, sondern weil es günstiger ist und man an der Warteschlange vorbei hineingelangt. Dafür ist man dann an seinen „Timeslot“ gebunden und wer ist das schon gerne, gebunden? Hmm …, wir vielleicht?

Ich wage die Aussage, dass wir nach zweieinhalb Tagen „Freiheit und Spontanität“ beide ganz froh waren, mal wieder eine Vorstellung davon zu haben, wo und wie ungefähr wir den morgigen Tag verbringen würden. Es klang auch im Gespräch so an, „nächstes Mal planen wir wieder etwas mehr“.

4. Tag, Donnerstag, Abreisetag
Wir sind beide früh wach, auschecken ist für elf Uhr angesagt, wir sind etwa eine Stunde früher fertig. Ich nutze die letzte Gelegenheit, den unbedingten Gestaltungswillen unserer Gastgeberin fotografisch festzuhalten.

Früher als geplant in Amsterdam zu sein ist ein Vorteil ist, denn wir müssen noch ein Frühstück jagen. Im Lokal unserer Wahl findet die Jagd bevorzugt mittels Smartphone und QR-Code statt, diesmal aber streikt Google-Lens, ich vermute, weil die QR-Codes auf den Tischen nicht genügend Kontrast bieten. Also installiere ich einen mir bekannten QR-Code-Reader, der aber leider veraltet ist (sagt er selbst), dennoch funktioniert und uns zur Seite leitet, auf der wir bestellen dürfen und das auch tun. Um dann laaange zu warten, endlich nachzufragen, und ja, also nein, da ist keine Bestellung von uns. Dann also doch Face-to-Face und Cash, total oldschool, das geht dann sogar richtig schnell.

Unser Timeslot beginnt um eins, wir sind etwas früher am MoCo und dürfen auch früher hinein. Das MoCo ist ein vergleichsweise kleines Haus in dem man nicht unbedingt Ausstellungsräume erwarten würde.Moco exhibits Jean-Michel Basquiat, Banksy, Icy & Sot, JR, KAWS, Keith Haring, Jeff Koons, Damien Hirst, Tracey Emin, Yayoi Kusama, THE KID, teamLab, Andy Warhol, Studio Irma, and so many more!Die Ausstellung ist auf mehrere, zum Teil sehr kleine Räume aufgeteilt und aufgrund des Besucherandrangs ist es ziemlich voll. Ich finde das verkraftbar, aber Kunstgenuss ist anders. Gezeigt wird moderne zeitgenössische Kunst, Modern Contemporary, wer hätte das bei dem Namen gedacht. Es wird mit mehreren wirklich großen Namen geworben, die dann aber etwas unterrepräsentiert sind. Sei’s drum, um unseren Amsterdamausflug mit etwas Kultur abzurunden und abzuschließen war der Besuch eine gute Wahl, mehr hätte auch mehr Zeitaufwand bedeutet und an diesem letzten Tag war Zeit eher knapp.

Gegen fünf Uhr nachmittags waren wir wieder am Auto und nach einer angenehm ereignislosen Heimfahrt waren wir um zehn wieder zuhause.

Kleine Dosen

Auf spektrum.de gab es vor nicht allzu langer Zeit einen Übersichtsartikel zu Microdosing, meint: der regelmässigen Einnahme psychoaktiver Drogen unterhalb der Wirkschwelle. Menschen machen das zum Zwecke der Gesundung oder zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Zu beidem gibt es deutliche Hinweise, dass das nicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Depressionen und Ängste sollen sich bessern, Konzentration und Kreativität zunehmen.

Schon einige Tage zuvor war mir das Thema im Rahmen einer Pilz-Doku („Die fantastische Welt der Pilze“ in der Mediathek) begegnet. Eine Suche im Netz bringt dann weitere Bewegtbildinhalte der öffentlich-rechtlichen Sender zutage, mal kurz, mal länglich-gesprächslastig. Und alles interessant vor allem unter einem Aspekt: der gesamtgesellschaftliche Zugang zum Thema Rauschdrogen in der Medizin scheint sich im Wandel zu befinden. Erstmals seit den 1970er Jahren gibt es wieder Forschung zum Thema und überall auf der Welt gibt es experimentelle Ansätze, Drogen in Therapien einzubeziehen.

Im Wesentlichen gibt es zwei Ansätze. Erstens werden Drogen im Rahmen eines gesicherten Settings verabreicht, der anschließende Rausch begleitet und in den Folgesitzungen aufgearbeitet. Die Anzahl der „Rausch-Sitzungen“ liegt im einstelligen Bereich. Im zweiten Ansatz werden sehr kleine Dosen psychoaktiver Drogen (deswegen Microdosing, wer hätte es gedacht) regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingenommen. Dosierung und Einnahme liegen in der Verantwortung des Konsumenten. Dabei soll es zu keinem Zeitpunkt zu einer  Veränderung der gewohnten Wahrnehmungsweise kommen, wer einen Rausch wahrnimmt, hat zu hoch dosiert.

Klare Sache, wer als Betroffener den Trip auf Krankenschein sucht, wird ihn so schnell nicht bekommen. Zufall und Glück müssten ihn in eine der wenigen klinischen Studien oder zu einem der wenigen zugelassenen Therapie-Plätze führen. Insgesamt keine guten Erfolgsaussichten. Hat aber auch sein Gutes: wir müssen uns nicht mehr kümmern.

Eine bessere Chance bietet da Microdosing als Selbsthilfe.  Auch das ist nicht ohne jede Schwierigkeit und vermutlich taucht gelegentlich die eine oder andere Sorge auf, die dann behandelt werden will. Kurz, bevor wir zur selbsthelfenden Tat schreiten, müssen wir uns kümmern, Risiken abschätzen, Vorgehensweisen klären, viel lesen und verstehen

Wenn ihr mir bis hierher gefolgt seid empfehle ich dringend, den oben verlinkten Artikel zu lesen, jetzt. Damit wir auf dem gleichen Stand sind und ich mich darauf beziehen kann. Wenn ihr gerade keine Zeit habt, dann hört einfach auf zu lesen und kommt wieder, wenn ihr Zeit habt. Ansonsten: Jetzt.

Oder ihr macht, was ihr wollt.

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Was haben wir erfahren? Microdosing ist ein Trend, Die MD-Community ist von den positiven Effekten überzeugt. Dennoch: nichts genaues weiß man nicht. Microdosing scheint ungefährlich zu sein, im dümmsten Fall könnten wir es mit einem Placebo-Effekt zu tun haben. Andererseits lassen sich Wirkprinzipien benennen und schwache Effekte sogar messen. Weitere Forschung ist dringend notwendig.

Im Ergebnis scheint das zunächst etwas dünn. Was daran liegen könnte, dass der Artikel nah an seinem Thema, dem Microdosing, bleibt, während ein Großteil der Forschung sich auf den Einsatz wirkkräftiger Dosen im Rahmen konventioneller Therapien konzentriert (und dabei sehr viel überzeugter auftritt, gelegentlich sogar von „breakthrough therapies“ spricht).

Zurück zur Selbsthilfe. Als Depressionskandidat wäre ich verzweifelt genug, Microdosing eine Chance zu geben. Wenn ich denn nur wüßte, wie genau das eigentlich funktioniert. Das im Artikel angesprochene Reddit-Forum erweist sich als eine großartige Informationsquelle. Ich vermute ein Großteil der oben angesprochenen Sorgen und Ängste werden dort behandelt. Wie hoch ist eigentlich eine Micro-Dose? Welches Einnahme-Schemata gibt es? Was hilft bei Magenschmerzen oder allgemeinem Unwohlsein nach der Einnahme? Solche Fragen werden dort behandelt.

Was dort nicht behandelt wird sind Fragen der Beschaffung und was der Staatsanwalt deines Vertrauens eigentlich dazu sagt. Und das sind ja doch sehr wesentliche Fragen.

Auch der Spektrum-Artikel sagt dazu nichts, muss er auch nicht aus seiner wissenschaftlichen Perspektive heraus. Aber  spätestens wenn man das Reddit-Forum besucht hat, fällt auf, dass der Artikel Psylocybin unterrepräsentiert und nur nebenbei erwähnt („Neben LSD nutzen die Betroffenen auch Psilocybin, den Wirkstoff der »magic mushrooms« […].“ Sehr viel später im Text dann „[…] Psilocybin und LSD […] binden an einen bestimmten Serotoninrezeptor namens 5-HT2A.“). In der Microdosing-Community spielt Psiylocybin eine deutlich größere Rolle. Der Mangel an Erwähnung im Artikel ist schade, weil eine Suche nach psylocybinhaltigen Pilzen (in der Suchmachine, nicht im Wald) durchaus interessante Ergebnisse bringt, auch und gerade in Bezug auf Fragen der Beschaffung und der Legalität.

Man sollte denken, die Sache mit der Legalität sei relativ schnell geklärt. Die für das Microdosing in Frage kommenden Substanzen LSD und Psilocybin dürfen weder gehandelt noch besessen werden, wenn die treibende Kraft dahinter Rausch, Vergnügen oder Selbstverbesserung ist. Das gilt auch, wenn die Substanz, wie im Falle von Psilocybin, noch im Pilz ist. Ende aller Microdosing-Fantasien.

Aber wartet, vielleicht habt ihr schon einmal davon gehört, dass manche Sorten von französischen Schimmelkäse nach deutschem Lebensmittelrecht nicht zulassungsfähig wären. Aber weil sie in Frankreich zugelassen sind, dürfen diese Käsesorten auch in Deutschland gegessen werden. Okaaay, falls es nicht wahr ist, ist es gut erfunden.

So ähnlich auch hier, Wikipedia schreibt im Artikel zu psilocybinhaltigen Pilzen zur Rechtslage in den Niederlanden:

Das Verbot betrifft psilocybinhaltige Pilze, während psilocybinhaltige Trüffel und Pilzzuchtsets verkauft werden können. Am 13. September 2019 veröffentlichte die Steuerbehörde der Niederlande die zollrechtliche Kategorisierung und den dazugehörigen Steuersatz für magische Trüffel und hat diese damit als Genussmittel legalisiert.

Manche schließen daraus: Magische Trüffel sind seit 2019 dank Holland ein in der EU anerkanntes und legales Genussmittel in jeder Mengenordnung. So oder ähnlich steht das auch auf den Seiten mancher Versender. Dem Einen sein Käse ist des Anderen Trüffel.

Aber kann das sein? Wenn es um rechtliche Fragen geht, verlasse ich mich doch lieber auf Anwälte, diese hier und nur zum Beispiel:

„Auch wenn Anbieter von magischen Trüffeln etwas anderes behaupten: Psilocybin und Psilocin sind in der Anlage 1 zum Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgeführt. Damit ist jeglicher Umgang mit Pilzen oder deren Bestandteilen in Deutschland verboten und nach § 29 Absatz 1 BtMG strafbar.

Die Begründung für die angebliche Legalität in Deutschland lautet: Die niederländische Steuerbehörde habe für die Trüffel 2019 einen Steuersatz veröffentlicht und sie damit für verkehrsfähig erklärt.

Es ist aber ein Trugschluss, dass aufgrund des gemeinsamen EU-Binnenmarktes damit automatisch eine Legalisierung in allen anderen Staaten der Europäischen Union und der Europäischen Freihandelszone (EFTA) verbunden ist. In Deutschland gilt weiterhin die bisherige Rechtslage und damit das Verbot nach dem Betäubungsmittelgesetz.“

Und damit ist jede Aussicht auf legales Microdosing in Deutschland vom Tisch. Sehr schade, das!

Im nächsten Leben werde ich Holländer, dann könnte ich mir dort einen der vielen Smartshops googlen, mir total legal magische Trüffel kaufen und was gegen meine Depressionen tun. Nur mal so zur Abwechslung.

WMDEDGT – April 2023

Mit der Aufzeichnung dieses Monats beginnt das zweite Jahr dieses Formats. Letztes Jahr im April ging es los mit den täglichen kurzen Notizen zum Tag. Noch immer bin ich gelegentlich überrascht, wie sehr der subjektiv gefühlte Zeitraum ab einem Ereignis von der real vergangenen Zeit abweichen kann.

In diesem Monat hat die Bestellung einer amtlichen Betreuung und die Suche nach einem Pflegeheim für meine Mutter ihren Abschluss gefunden. Nach einem etwas holprigen Einstieg scheint nun alles in halbwegs geregelten Bahnen zu verlaufen. Für mich entfällt dadurch eine große Belastung.

Im Rückblick hat der Monat nicht den erhofften Aktivitätsanstieg gebracht, der letztjährige April war da wohl eine Ausnahme, der sich so nicht einfach wiederholt. Mehrere Schön-Wetter-Anläufe, die dann aber doch in regnerisch-kaltem und grau-verhangenem Wetter münden. Die Stimmung schließt sich an.

Abschließend noch eine kleine Formatserweiterung, die eine weitere – in meinem Leben allerdings meistens unwesentliche – Informationsebene abbildet, den Wochentag. Samstage und Sonntage erscheinen nun in dunkelroter Schrift. Solcherweise gegliedert sollten sich alle anderen Wochentage mit wenig Aufwand erschließen lassen.

Ein kleiner Formatsausreißer, mein Aufenthalt in Frankfurt während der ersten Aprilwoche bekommt in der Beschreibung mehr Raum als gewohnt. Damit bin ich unzufrieden und werde zukünftig konsequent in eigene Blog-Beiträge auslagern, wenn es mehr als ein paar kurze Worte zum Tag braucht.

Und, fast vergessen, gelegentlich tauchen meine Blutdruckwerte auf. Das ist auf diese Weise vermutlich für genau gar nichts gut, aber mir fällt gerade kein anderer Ort ein, wo ich den Wert ähnlich schnell und unkompliziert notieren kann, wenn ich schon’mal dran denke, ihn zu messen.

Ansonsten wie immer, für die Details hier WMDEDGT – April 2023 weiterlesen

WMDEDGT – März

So langsam stellt sich wieder Normalität ein, wenn auch etwas stotternd. Wie der Rest der Welt sehne auch ich mich dem Frühling entgegen. Tageweise bereite ich den Garten oder die nächsten Schritte im Dome vor. Nur um dann doch wieder ausgedehnte Phasen der Inaktivität anzuschließen. Erprobte und gesunde Routinen müssen erst mühsam wiederbelebt werden. Dennoch, die guten Tage überwiegen!

Für die Details wie immer hier WMDEDGT – März weiterlesen

Duolingo „durchgespielt“ – nicht

Seit dem Barcelona-Besuch lerne ich auf Duolingo täglich +/- fünf Minuten Spanisch. Das sind viel mehr als die hier gezeigten 1111 Tage, aber zwischendrin habe ich einmal meinen damals schon beachtlichen Streak verloren.Vor wenigen Tagen habe ich aufgehört, ohne den Kurs beendet – das Spiel durchgespielt – zu haben. Das ist umso ärgerlicher, da ich nicht mehr lange gebraucht hätte, genaugenommen ([22×8]-4=) 172 Tage, ein Klacks. Dass es an der Motivation nicht scheiterte, müsst Ihr mir einfach mal glauben.Woran es scheiterte war mein Wunsch und Wille, den Kurs umsonst durchzuspielen. Im Bild oben links der blaue Balken zeigt 60 Gems, das sind 40 zu wenig um die nächste Übung freizuschalten („Steig ein Level auf“, im Bild unten rechts). Für diesen einen Tag, weitere hundert für jeden weiteren Tag (1200 für 4,99 €), oder eben ein Abo (zwischen 7,49€ und 13,99€ im Monat je nach Laufzeit). Das sind über den dicksten aller Daumen 50 Cent pro Tag, der Spass könnte den Preis wert sein, wenn man engagiert wäre. Was ich nicht bin. Ich bin gelangweilt und auf der Suche nach intelligenter Unterhaltung. Sinnfrei und anstrengungslos eine Sprache lernen passt da gut. Aber eben nicht für Geld, es soll umsonst sein, das gehört mit zum Spiel. Und deswegen habe ich aufgehört.

Duolingo hat also einen Werbungsgucker verloren und ich einen winzigen Teil meiner ohnehin kaum vorhandenen Tagesstruktur, eine klasische Loose-Loose-Situation. Dennoch kein Anlass für irgendwelches Drama, vermutlich ist der Verlust für beide Parteien gut zu verkraften.

Bleibt die Frage, was das denn nun gebracht hat, bei so wenig Zeitaufwand. Subjektive Antwort: Genug! Ich bin sehr sicher, dass ich mich bei einem Aufenthalt in einem spanisch sprechenden Land verständigen könnte. Radebrechend, maximal peinlich und unter Auslassung jeder sinnvollen Grammatik, aber deutlich besser als jeder, dem die Duolingo-Spanisch-Erfahrung fehlt. Vor allem aber, ich könnte deutlich mehr lesen und Gesprochenes verstehen. Klare Sache, die Sprecher müssten sich sehr auf mein Tempo des passiven Sprachverstehens einstellen, aber hey, sie hätten einen vor sich, der Vergangenheits- und Möglichkeitsformen erkennt, wenn sie ihm begegnen. Einen, der irgenwann erkannt hat, dass es die englischen have-to- und going-to-Konstruktionen auch im Spanischen gibt. Einen der …, okay, sie hätten mich vor sich. Und meinen Touri-Sprachführer.

Unterm Strich bin ich also zufrieden, das Verhältnis von Ergebnis zu Aufwand ist für mich stimmig. Dennoch gibt es eine Sache, die ich kritisiere, das Fehlen jeder strukturierten Erklärung. Nirgendwo ein Überblick, nirgends werden Verben durchdekliniert oder grammatikalische Formen wenigstens einmal erläutert. Als Lernender bekommt man kein Wissen um die jeweilige Regel oder Form vermittelt, sondern „lernt“ nur immer besser, sie zu erraten. Erstaunlich genug, dass das funktioniert, aber manchem mag das zu wenig sein.