Budapest, 10.6. bis 23.6.2024

10.6.2024, Montag
A. holt mich ab, frühe Fahrt nach Frankfurt, Spaziergang dort, Eis und Eiskaffee zur Überbrückung der Zeit und um den Urlaubsbeginn zu feiern, pünktlich zum Fernbus, der unpünktlich abfährt, wir fahren in den

11.6.2024, Dienstag, hinein.
Keine besonderen Vorkommnisse während der Fahrt, außer dass uns alles wehtut von der vielen und beengten Sitzerei. Schlafen ist möglich aber schwer und unbequem. Erwähnswert vielleicht die Fahrt nach Wien hinein, entlang der großen Ausfalls(in unserem Fall Einfalls-)straße reihen sich Häuser der verschiedensten Baustile wild durcheinander, vereint nur durch eine gemeinsame Höhe von vier bis fünf Stockwerken, es wirkt wie eine erklärte, gelegentlich sogar beabsichtigte Antithese zum Ensembleschutz anderer Städte. Und sieht, sobald man sich an den Anblick gewöhnt hat, sogar gut aus.

Wir kommen nur unwesentlich verspätet in Budapest an, suchen uns in der Busstation den Geldautomaten und statten uns zu einem schlechten Kurs mit Bargeld aus, das wir benötigen, um für A. ein 15-Tage-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr in der nahegelegen Metrostation zu kaufen. Ich darf, weil über 65 Jahre alt, umsonst fahren. Das U-Bahn-System ähnelt dem in anderen Großstädten und wir können uns schnell orientieren. Gegen halb zwölf mittags sitzen wir zum ersten Mal in einem Budapester Caf´e und frühstücken, direkt im Anschluß checken wir in unser Apartment ein. Große Zufriedenheit.

Nachdem wir uns eingerichtet haben brechen wir nachmittags noch einmal zu einem Spaziergang auf. Das ist bemerkenswert, weil wir beide von der Fahrt noch leidend und müde sind. Aber heh, die Sonne scheint und einkaufen möchten wir auch noch. Unser Spaziergang führt uns bis zur Kettenbrücke, dabei begegnen uns zum ersten Mal die kleinen Bronzefiguren des Künstlers Mihály Kolodko auf der Kaimauer.

Der Einkauf findet in einer der Wohnung nahen Sparfiliale statt, dort beschließen wir auch, diesen Abend nicht essen zu gehen, sondern stattdessen eine Kleinigkeit zu kochen und früh zu Bett zu gehen. So wird’s gemacht. Ich beende den Tag mit diesen ersten Zeilen und bin gegen halb zehn abends im Bett.

12.6.2024, Mittwoch
Ausgeschlafen und in den Tag getrödelt, dabei auf der Bank vor der Haustür gesessen und den Tag „geplant“, gegen 11.30 Uhr dann Richtung Burgviertel und Fischerbastei aufgebrochen. Viele Treppenstufen gestiegen, zuerst hinauf und gegen Ende unserer Tour wieder hinab. Dabei auch an der Standseilbahn und vielen  anderen Standorten mit bester Aussicht vorbeigekommen.

Kleiner Einschub: Ich werde unsere Tourenziele nicht erklären, hier gibt es keine geschichtliche Details oder architektonische Betrachtungen, die müsste ich ohnehin irgendwo abschreiben und dann könnt ihr sie auch gleich selbst lesen. Wenn Ihr ungefähr so informiert sein wollt, wie wir es sind (zumindest für die kurze Zeitspanne bis das meiste wieder vergessen ist), empfehle ich Wikivoyage.

Auf dem Weg etwas Geocaching betrieben, der Profi sagt „gecached“, drei von vier angesteuerten Caches auch gefunden, einen vierten dann noch am Abend bei einem Verdauungsspaziergang (wenn Dir das alles nichts sagt, hier gibts ein paar Grundlagen).

Zuvor waren wir gut essen, ganz in der Nähe unseres Apartments, weil wir nach unserer Tagestour etwas lauffaul waren. Nach dem Essen ging’s wieder, zumindest für einmal um den Blog, was bei der luxuriösen Lage unseres Apartments „bis zur Donau gegenüber des Parlamentsgebäudes“ bedeutet.

Dabei hatten wir unerwartet viel Spass mit den drei Bussen voll fotografierender Asiaten, die sich alle nach Kräften bemühten, das entsprechende Klischee zu erfüllen.

13.6.2024, Donnerstag
Mit der Tram und zu Fuß zur Großen Markthalle. Dort landestypische Lebensmittel in großer Auswahl angesehen, gegen Ende der Tour auch Obst und Kürtőskalács gekauft. Letzteres (und nein, ich weiß nicht, wie man das ausspricht) ist ein traditionelles ungarisches Gebäck, das aus Hefeteig hergestellt wird, der um einen heißen Zylinder gewickelt und dann gebacken wird. Der Teig wird oft mit Zimt und Zucker bestäubt, bevor er gebacken wird, was ihm eine goldene Farbe und einen süßen Geschmack verleiht. Heute findet man Kürtőskalács auch überzogen mit allem, was bis vor kurzem noch Donats vorbehalten war. Ach ja, die wörtliche Übersetzung lautet Schornsteinkuchen, im deutschen sagt man Baumstrietzel dazu.

Als wir hungrig wurden gab es Lángos, ein frittiertes Fladenbrot, das traditionell mit Sauerrahm, Knoblauch und Käse belegt wird. Aber auch mit allem anderen, was die ungarische Küche so hergibt: Speck, Wurst, Paprika oder Zwiebeln. Für Tourist gerne auch Schinken, Pilze oder Ruccola, da wird gnadenlos bei den Italienern abgekupfert. Überhaupt, L´angos (die Mehrzahlbildung ist mir unklar) wirken ein wenig wie Pizzen (das gleiche hier), die noch nicht im Ofen waren und dem zum Trotz lecker sind.

Auf einem umlaufenden Gang oberhalb des eigentlichen Marktbereiches gibt es neben der Gastronomie auch noch alles, was das Touristenherz sich als Reisemitbringsel wünscht. Mich haben, wie so oft schon bei anderer Gelegenheit, die quietschbunten Anhäufungen von Irgendwasen fasziniert. Dementspprechend groß war das Fotoaufkommen.

Nach dem Besuch der Markthalle sind wir noch durch die Fußgängerzone gebummelt. Unser Ziel war das Metro-Museum, von dem ihr sicher noch lesen werdet, aber nicht jetzt, denn als wir ankamen war es schon zu spät, um hineinzugehen. Nicht schlimm, denn eigentlich waren wir beide schon mit genug Eindrücken abgefüllt und auch schon etwas fußlahm. Also zurück zum Apartment. Dort auf dem Balkon gesessen und geplaudert, später auch die Reste des Essens von vorgestern augewärmt, was halt so an Nichtgeschehnissen geschehen kann während ein Urlaubstag ausklingt.

Einzig berichtenswert vielleicht noch A.s Weigerung, für die schwer zu formulierenden analogen Postkarten an Mutter und Schwester die flugs von Chat-GPT generierten Vorschläge zu übernehmen.

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Nach obigen Zeilen nocheinmal zu einem abendlichen Spaziergang aufgebrochen, es gab noch zwei Caches in Laufnähe zu erkunden, einen davon fanden wir auch. Und auch fotografierende Asiaten gab es wieder.

14.6.2024, Freitag
Vasarely M´uzeum

 

Vorher Frühstück im Frühstückscaf´e, nachher Einkauf, Asia-Fast-Food und EM-Eröffnungsspiel (ja, unser Apartment hat einen Fernseher mit deutschen Programmen).

15.6.2024, Samstag

Heute das Jüdische Viertel erkundet. Das ist eine streng touristische Veranstaltung, die zwangsläufig zur größten Synagoge Europas führt, ebenso gewiß aber auch in zwei Verkaufsveranstaltungen mit Flohmarktanmutung und Gastronomie.

Gerade die letzte haben wir sehr gemocht, sie firmiert im deutschen unter „Ruinenbar“, ist aber eine geräumige alte Fabrikhalle, in der sich gut sitzen und Ananassaft oder Bier trinken lässt. Daneben kann man allerlei Dinge kaufen, die man vielleicht nicht braucht, aber gerne hätte, zum Beispiel naturalistisch gestaltete Mushrooms, die von innen leuchten. Oder Gürtel aus alten Fahrradmänteln.

Vergleichsweise früh wieder zuhause. Pause.

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Gegen sieben starten wir zum Abendessen, irgendwann in den letzten Tagen sind wir an einem Italiener vorbeigekommen, dessen genauer Standort erst gefunden werden will. Es ist ganz wie mit den Caches, die wir nach der  Pizza suchen gehen. Gewohnheitstiere, die wir sind, lässt sich fast schon von einer Tradition sprechen, abends noch einmal jagen zu gehen. Zwei von drei Caches gefunden. Gerade als wir den dritten Cache loggen, beginnt hinter uns ein Feuerwerk am gegenüberliegenden Ufer der Donau. Ein sehr schöner Abschluß des Abends.

16.6.2024, Sonntag
Historisches Museum, bester Cache ever, Biergarten, platt.

17.6.2024, Montag
Heute ein ausgedehnter Spaziergang am Donauufer von Pest, zu dem wir während unserer abendlichen Spaziergängen von Buda aus nur hinschauen. Aus der Entfernung sind die Bilder besser, aber aus der Nähe sieht man mehr. Hier das Parlamentsgebäude.

Gleiches gilt für die St.-Stephans-Basilika. Kein Bild.

Was uns heute aber aus dem Haus gezogen hat, war die Budapester Banksy-Ausstellung. Banksy habe ich 2022 schon einmal in Hamburg gesehen und meine Befürchtung war, dass sich die Ausstellungen zu sehr ähnelten. Was sich dann als vollkommen unnötige Sorge entpuppte, bestimmt drei Viertel der Exponate waren für mich neu. Wenigstens eines, das ich kannte, der „Elefant im Raum“, war besser präsentiert und auch mit seinem Anliegen besser erläutert.

Und natürlich haben wir auch heute während unserer Stadterkundung nach Caches Ausschau gehalten und zwei gefunden. Wer sich dafür interessiert, ich werde die „Budapest-Caches“ nach dem Urlaub an anderer Stelle dokumentieren und hier verlinken.

Zum Tagesabschluß lecker vietnamesisch gegessen und nachhause gelaufen, fertig.

!8.6.2024, Dienstag
Mitten in der Donau liegt die Margareteninsel, darauf sehr viel Park, ein paar Schwimmbäder, das eine oder andere Denkmal, die Grundmauern eines lange vergessenen Klosters, ein Hotel und eine zentrale Futterstelle.

Wir dachten, so ein Tag im Park könnte erholsam sein. Und wahrscheinlich hätten wir damit richtig gelegen, wenn wir nach der Hälfte der Laufstrecke die nächste Busstation gesucht hätten und einfach nachhause gefahren wären. Haben und sind wir nicht. Fußschonende Tagesplanung üben wir noch.

Natürlich gibt es auch auf der Insel Geo-Caches, die wir gerne gefunden hätten. Für die unter Euch, die sich nicht so richtig vorstellen können, wovon ich rede, ist dieser Screenshot der Geo-Caching-App. Die Insel werdet Ihr erkennen, die grünen Punkte kennzeichnen Orte, an denen Menschen einen Cache versteckt haben, in der Regel ein kleines Gefäß mit einem Logbuch. Im Logbuch loggt man analog, in der App anschließend digital. Geloggte, also gefundene Caches erscheinen in der App dann gelb, wer will, kann auch nichtgefundene Orte loggen, die erscheinen dann blau.

Mit diesen wenigen Informationen seht Ihr jetzt, dass wir sechs Caches gesucht und davon vier gefunden haben. Um zwei (eigentlich vier, aber wir sparen uns hier die Details) haben wir uns nicht mehr gekümmert, weil wir schon kopf- und fußlahm waren.

Auf dem Heimweg wollten wir dann noch „kurz“ Geld abheben, wofur noch einmal einen laufintensiven Umweg machten, nur um dann vor einem defekten Automaten zu stehen. Dafür ging dann im zweiten Versuch der, den wir ohnehin bevorzugt hätten, wäre er nicht einige Tage zuvor defekt gewesen. Alles in allem kamen wir nach diesem Erholungstag ganz und gar nicht erholt im Apartment an. Wie schon gesagt, wir üben noch.

19.6.2024, Mittwoch
Unter Budapest liegen ausgedehnte Kalksteinhöhlen, von denen ein paar auch zu besichtigen sind. Die von uns ausgewählte ist eine kleinere und „leichtere“, mehr auf Spaziergangsniveau, die Szemlöhegyi Höhle (Szemlő-hegyi-barlang). Wir besichtigten sie gemeinsam mit einer ungarischen Schulklasse und entsprechendem Gerät zur Einspielung deutscher Wissensfragmente. Selbstverständlich waren wir auch ortsbezogen beeindruckt.

Oberhalb der Höhle gab es einen Gedenkpark mit Cache und Röhrenrutschbahn, wo wir die Zeit bis zur Führung überbrückten. Natürlich musste ich rutschen, das wurde auch fotografisch festgehalten, wird hier aber aus Gründen persönlicher …, also ihr wollt das nicht sehen.

Nach der Höhle fuhren wir erstmal zurück ins Apartment um uns auszuruhen und für die abendliche Unternehmung vorzubereiten. Die war, und wer mich kennt wird sich wundern, das Anschauen des EM-Spiels Ungarn-Deutschland. Ich bin ja so gar nicht an Fußball interessiert, aber als teilnehmender Beobachter fremder Kulturen geht das schonmal. Der Ort, den wir dafür ausgesucht hatten, lag auf der Margareteninsel, eigens dafür aufgebaut und in der Tageszeitung beworben. Er ähnelte anderen Orten, die wir zuvor auf unseren Stadterkundungen zu selbigen Zweck gesehen hatten. Nennen wir es Public-Viewing. Fanmeile hätten wir uns gewünscht, aber wie es scheint, kommt man an Fanmeile hier nicht näher dran, als das, was ihr hier im Bild seht. Aufgenommen unmittelbar vor dem Anpfiff, hinter uns vielleicht noch einmal so viele Menschen, eher weniger.

Während des Spiels wurde es nur unwesentlich voller, nicht alle Anwesenden waren wirklich in das Spiel investiert. Wäre ich daran interessiert gewesen, hätte ich vermutlich mit meinen beiden Sitznachbarn auch gut über Grillsoßen reden können, das schien eines ihrer Themen zu sein. Es gab auch Fans, die als solche zu erkennen waren, ja. Aber alles sehr gesittet. Nichtmal irgendwo die regelbestätigenden Ausnahmen. Kurz: keine besonderen Vorkommnisse.

Dafür kamen wir auf dem Rückweg noch einmal am Musikbrunnen vorbei, diesmal mit klassischer Musik und Beleuchtung. Ich stehe auf Bonbon-Farben, obwohl, auch die etwas zurückhaltenderen Farbkompostionen hatten was.

20.6.2024, Donnerstag
Wir schlafen lange und igendwann im Laufe des Vormittags beschließen wir, dass heute der Tag ist, an dem wir einfach im Apartment bleiben. Ich hole ausführlich die News der letzten Tage nach, später schreibe ich den Tagesbericht von gestern und bastle an den dazugehörigen Bildern.

Noch später nehme ich ein Wannenbad, denn unser Apartment hat eines und ich schätze Wannenbäder sehr. Ich wohne schon viele Jahre ohne ein solches und bedaure das immer noch. In meiner Vorpubertät habe ich dreimal die Woche gebadet. Kein Zusammenhang mit Budapest, aber ich kann’s ja mal erwähnen.

In unserem Apartement lässt es sich gut aushalten, es ist geräumig und hell, A. kann auf dem abgeschlossenen Balkon vor der Tür rauchen, alles was wir täglich brauchen liegt auf dem Esstisch oder den Sitzgelegenheiten, ohne dass es unordentlich wirkt. Die Küche ist groß genug, um noch einmal einen Tisch und zwei Stühle aufzunehmen, unser Frühstücksgeschirr bleibt darauf der Einfachheit halber stehen. Es gibt einen Fernseher mit deutschen Programmen im Schlafzimmer, direkt am Fußende des Bettes. A. liegt gerade darauf und schaut Fußball. Neben Wohn- und Schlafzimmer gibt es noch ein drittes Zimmer, das wir bis jetzt kaum genutzt haben, in ihm könnten zwei weitere Personen schlafen.

Das Bild zeigt ganz gut, was man an unserer Unterkunft mögen oder eben auch nicht mögen kann. Für mich ist sie auf im besten Sinn „altmodisch“ eingerichtet. Obwohl eindeutig ausschließlich für Vermietungszwecke ausgestattet (ohne dass uns bis jetzt irgendetwas gefehlt hätte), wirkt die Wohnung doch so, als hätte hier mal jemand gelebt. Die „Kunst“ an den Wänden ist so willkürlich zusammengestellt, wie es nur gelebtes Leben zu Stande bringt. Kein Innenarchitekt würde zwei afrikanische Ebenholzköpfe links und rechts vom Fernseher positionieren, weil sie dort gut aussehen. Vielleicht auch sonst niemand.

21.6.2024, Freitag
Wer etwas länger in Budapest ist, dessen heilige Touristenpflicht ist ein Ausflug ins Umland. Für uns bedeutete das eine Exkursion nach Szentendre, in dessen Beschreibungung immer „malerisch“ vorkommt. Vollkommen zu recht, wenn man in Gedanken die Touristen abzieht.

Zugegeben, es gäbe treffendere Bilder. Diese vielleicht.

Was an diesem Tag wirklich bemerkenswert war, ist die Temperatur. Erstmals in meinem Leben habe ich wirklich unter der Hitze gelitten, angeblich 34°C im Schatten, den ich sehr suchte. Wir machten uns früher auf den Weg zurück, als es dem Städtchen gerecht wurde.

Am frühen Nachmittag also wieder im Apartment, aus Notwendigkeit, aber auch gerne geduscht. Am frühen Abend aufgebrochen, um die Dreierserie der Kolodko-Skulpturen zu vervollständigen, ihr habt sie schon gesehen, weiter oben im Beitrag zum ersten Tag.

Auf dem Rückweg ein letztes Essen, gut war es und irgendwie auch landestypisch. Ebenfalls landestypisch waren die beiden Palinka (ein Obstbrand), die A. für eine Kollegin trinken musste, woraufhin sie ganz untypisch betrunken wurde. Für mich in grob zehn Jahren das erste Mal, das ich sie so erleben durfte.

Wieder an der Wohnung waren wir sehr froh zu bemerken, dass der Strom wieder da war. Kurz vor unserem Aufbruch war er, anscheinend blockweit, ausgefallen. Kurz nach unserer Rückkehr war auch das TV-Signal wieder verfügbar, nicht unwesentlich um die EM zu verfolgen.

22.6.2024, Samstag, der Tag der Rückreise
Ich greife vor und schildere unsere Pläne, wenn hier nichts anderes mehr steht, wird es so oder doch sehr ähnlich gewesen sein.

Aufstehen, Kaffee trinken, Koffer packen, auschecken, letzteres irgendwann zwischen elf und zwölf. Mit Koffer und Rucksack zum Busbahnhof, dort alles in den Locker und, vom Gepäck befreit, nochmal in die Stadt. In der Nähe des Busbahnhofes liegt Chinatown. Bilder davon lassen vermuten, dass der Name falsche Vorstellungen weckt, wir dürfen gespannt sein (Nachtrag: das haben wir uns gespart). Auch in der Markthalle wollen wir noch einmal vorbeischauen. Irgendwie muss das letzte Bargeld ausgeben werden. Heiße Kandidaten dafür sind ein Rick-und-Morty-T-Shirt für mich und Zigaretten stangenweise für A. (beides erfolgreich erledigt).

Am frühen Abend fährt der Bus ab und am Morgen des nächsten Tages werden wir nach einer schwierigen Nacht in Frankfurt ankommen. Von dort aus mit dem Zug nach Linden. Und wieder zuhause sein.

Aufenthalt im Boddhi Zendo in Indien

Eine Art Vorwort

Schon im letzten Winter begann ich mein Indien-Reisetagebuch aus dem Jahr 1998 mittels Spracheingabe zu digitalisieren und vor wenigen Tagen habe ich diese Unternehmung fortgesetzt. Wieviel davon ich in diesen Blog aufnehme ist noch unklar. Aber einen Teil dieser Reise, den 4-wöchigen Aufenthalt im Boddhi Zendo, habe ich gerade hier eingestellt. Nehmt diese Zeilen als eine Art Vorwort dazu.

1998 war es deutlich schwieriger, an Informationen über das Boddhi Zendo zu kommen als heute  (hier z.B. ein neueres Video). Das Internet war kaum 10 Jahre alt, Browser gab es weniger als fünf Jahre, ich selbst hatte zwar einen Computer, aber noch keinen Internetzugang. Vor allem aber, es gab nicht die Fülle an Inhalten, wie wir sie heute gewöhnt sind. Kurz, als ich nach Indien aufbrach wußte ich nur, dass es das Boddhi Zendo gab. Wenn es möglich war, wollte ich es finden und eine begrenzte Zeit dort verbringen. Fixiert darauf war ich nicht, es war eine von mehreren Ideen, was ich während meinem sechsmonatigen Aufenthalt in Indien tun wollte.

Über Zen hatte ich bis dahin nur gelesen. Meine Erfahrungen beschränkten sich auf sporadische Versuche alleine zu üben, zu meditieren. Aber wie vielen anderen ist es mir nie gelungen, eine Regelmäßigkeit zu entwickeln, die für jedes Üben entscheidend ist. Dennoch waren diese Versuche wichtig, denn ich wusste zumindest, wie man sitzt. Ich wußte die Meditationshaltung einzunehmen und meinen Atem zu zählen. Ich kannte meinen unruhigen Geist und meine schmerzenden Fußgelenke. Kurz, auf sehr unbestimmte Weise wußte ich, worauf ich mich einlassen würde, wenn ich das Zendo fände.

Schließlich traf ich in Bodhgaya, dem touristisch gut erschlossenen Ort, an dem Buddha Erleuchtung fand, einen anderen Reisenden, der das Zendo besucht hatte und mir die Adresse gab. Die lag so ziemlich am anderen Ende von Indien, was aber nur nur bedeutete, dass es etwas länger dauerte, bis meine Reiseroute mich dort hinführte.

Vor Ort war musste ich dann noch einige Tage warten, bis ein Zimmer frei wurde, da ich nicht angemeldet.  Aber wie überall in Indien bewiesen auch hier die Menschen vor Ort Flexibilität. Eine (ent)spannende Zeit begann.

Die Tagebuchaufzeichnungen selbst werde ich unkommentiert und im Wesentlichen unverändert lassen. Dennoch gibt es Dinge, die ich aus persönlichen Gründen nicht teilen möchte, zum Beispiel Details meiner damaligen familiären Situation oder sexuelle Phantasien. Das ist unmittelbar einzusehen und bedarf keiner Erklärung. Von anderen Dingen, die ich gerne für mich behalten möchte, ist mir allerdings selbst nicht klar, warum das so ist. Es geht um meine Koan-Praxis, das zu lösendene Koan und Details zum Dokusan. Dabei könnte ich mich leicht auf traditionelle Gründe herausreden. Es gibt Linien und Meister, die strikt davon abraten. Wie die Haltung von Ama Samy, dem Gründer und Meister des Boddhi Zendo, dazu ist, weiß ich nicht; ich erinnere keine expliziten Aussagen von ihm dazu. Im Zendo-Alltag war allerdings – auch bei den älteren Schülern – keine spezielle, auf das Thema bezogene Zurückhaltung zu spüren.

Die entsprechenden Textstellen im Tagebuch unkommentiert herauszunehmen wäre nicht schwer und würde den Textfluß nicht stören. Aber da regt sich mein Chronisten-Gewissen, den Koan-Praxis und Dokusan gehören ja unzweifelhaft zum Zendo-Alltag, ganz so, wie Gemeinschaftsarbeit (Samu) oder Meditation. Also werde ich die Auslassungen kennzeichnen und Euch stattdessen hier mit Zitaten aus Wikipedia vertrösten.

Dokusan
Mit Dokusan (jap. 独参, „Einzelbesuch“) bezeichnet man die Begegnung unter vier Augen mit dem Meister im Rinzai-Zen […].

Dokusan ist eine der tragenden Säulen der Zen-Übung. […] Häufig dient das Dokusan der Bearbeitung von Kōans und der Überprüfung des Übungsfortschritts des Praktizierenden und seiner/ihrer Annäherung an die „Wesensschau“ (Kenshō).

Dokusan unterliegt einem festen Ablauf, der den Gang zum Raum des Meisters, das Eintreten in den Raum, das Grüßen des Meisters, den Ablauf des Gesprächs und das Verlassen des Raumes umfasst. […] Der Meister kann zu jedem Zeitpunkt die Begegnung durch das Läuten einer kleinen Handglocke beenden. Dann muss der Schüler sich sofort – unter Einhaltung aller üblichen Rituale – entfernen und weiter an seiner Aufgabe arbeiten.[…]

https://de.wikipedia.org/wiki/Dokusan

Konkret sah das so aus, dass wir Schüler dann schweigend in einer Reihe vor dem Raum standen, der für dieses Ritual vorgesehen war, und darauf warteten, das das Glöckchen läutete. Mich hat diese Situation immer ziemlich angespannt. Die Themen: Wie setze ich mich zu einer Autorität in Beziehung? Wohin mit den Gefühlen der Unterlegenheit? Was zum Buddha mache ich hier eigentlich?

Zumindest die letzte Frage ist oberflächlich leicht zu beantworten; ich versuche, ein Koan zu beantworten.

Ein Kōan […] ist im […]chinesischen Chan- bzw. japanischen Zen-Buddhismus eine kurze Anekdote oder Sentenz, die eine beispielhafte Handlung oder Aussage eines Zen-Meisters, ganz selten auch eines Zen-Schülers, darstellt.

Verlauf und Pointen dieser speziellen Anekdoten wirken auf den Laien meist vollkommen paradox, unverständlich oder sinnlos.[…] Trotz ihrer vordergründigen Unvernünftigkeit und Sinnlosigkeit verfügen sie über einen historischen Kern, der auch intellektuell nachvollziehbar ist und Aspekte der Chan-Philosophie ausdrückt. Im Chan und Zen werden Kōans als Meditationsobjekte benutzt.

Das bekannteste Kōan, das inzwischen auch im Westen Allgemeingut geworden ist, ist die Frage nach dem Geräusch einer einzelnen klatschenden Hand […].

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C5%8Dan

Die Antwort lässt sich nachlesen. Nicht nur für dieses, sondern für jedes Koan. Dennoch ist eine authentische Antwort gefordert. Das Dokusan als Situation ist in sich eine paradoxe Aufgabe. Eine Aufgabe, der jeder auf sehr persönliche Weise begegnet. Womit ich mir am Ende dieser Zeilen doch noch klar geworden bin, warum ich diesen Teil der Tagebuchaufzeichnungen nicht mit Euch teilen möchte. Er ist nicht nur persönlich, sondern zu persönlich.

Warum? Abschließend nochmal Wikipedia:

Ähnlich einer therapeutischen Sitzung ist die Beziehung zwischen Schüler und Meister oft stark aufgeladen und es kommt zu großen geistigen Kämpfen. Ist der Meister „sein Salz wert“, dann wird der Schüler allerdings auch nach größten Frustrationen immer wieder durch sehr dichte Momente von Erfahrung und im Durchbrechen der Schranken des Koans zu tiefen Einsichten gebracht, woraus im Laufe der Zeit eine tiefempfundene Verehrung für den Lehrer entsteht. Die langfristige Aufgabe des Meisters (Roshi) ist, wie die eines jeden Lehrers oder auch Therapeuten die, dass der Schüler sich vom Meister völlig emanzipiert und schließlich abnabelt (was der Verehrung keinen Abbruch tut). Im Zen spricht man sogar davon, dass ein Schüler, der „nur“ genauso gut ist wie sein Meister, diesem nicht ebenbürtig ist. Darum soll der Schüler die „Schultern des Meisters besteigen“ – darin spiegelt sich die geistige Freiheit des Zen.

Nun, von alldem bin ich weit entfernt. Und dennoch heute etwas näher, als ich es damals war. Deswegen möchte ich Euch abschließend daran erinnern, dass Ihr etwas lesen werdet, das ich heute so an einigen Stellen nicht mehr schreiben oder denken würde.

Hier geht es zu Tagebuchaufzeichnungen.

 

Der Prachtband meines Lebens

Vor wenigen Tagen habe ich ein kleines Projekt abgeschlossen, mit dem ich mich mehr als einen Abend beschäftigt gehalten habe. Ziel war eines meiner Tagebücher komplett in die Texterkennung einzusprechen und – leider immer noch unvermeidlich – zu korrigieren. Dass ich dabei die eine oder andere Zeile zur Wiederverwertung hier im Blog  finden könnte, war ein erwartbarer Nebeneffekt. Der Beitrag zu den Rangoli ist ein schönes Beispiel dafür.

Dennoch, es ist ein ambivalentes Vergnügen, in alten Tagebüchern zu blättern, ähnlich dem Achterbahnfahren oder dem Anschauen von Horrorfilmen. Was zur Vorstellung einer aufgebohrten Geisterbahn führt.

Und fast immer lässt mich diese Geisterbahn etwas benommen und ratlos zurück. Was ich gezeigt bekomme, ist eine Mischung aus jugendlicher/erwachsener Unwissenheit direkt neben erstaunlicherweise schon Gewusstem. Peinliche Naivität neben gedanklicher Klarheit. Gültige Selbsterkenntnis bei gleichzeitiger Verkennung der umgebenden Welt. Das Bemühen um Lösungen für unlösbare Konflikte. Hoffnung und Vergeblichkeit. Ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Leben halt, es macht benommen und ratlos.

Aber ich schweife ab bevor ich begonnen habe. Worum es ursprünglich in diesem Beitrag gehen sollte, war ein Eintrag, der direkt darauf verweist, warum ich bloge. Oder besser, dass ich bloge, die Frage nach dem Warum ist mir heute – und war mir damals schon, so vor rund 40 Jahren – zu grüblerisch. Ich bloge, weil ich es schon immer wollte. Nur dass bloggen damals nicht vorstellbar war, so ohne Internet. Geschriebenes war nur in der Form von Zeitungen und Büchern vorstellbar.

Was dazu führte, dass ich gelegentlich (also zu Gelegenheiten wie Geburtstagen oder Trennungen) postkartengroße Bändchen zusammenstellte und verschenkte. Mit der Verwendung von Kopien war ich schon damals auf der Höhe der vervielfäftigungstechnischen Entwicklung, wir Hobby-Publizisten hatten gerade die Spiritusdrucke hinter uns gelassen.

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Einbruch des Lebens in die Kunst. Da wollte ich gerade einen Abschweif in den späteren 3-D-Druck beginnen, greife dafür ins Bücherregal an die Stelle mit den Büchern, die mich zu irgendeinem Zeitpunkt meines Lebens wirklich und wirksam beeinflusst haben, und entdecke einen Wassereinbruch, der ernsthaften, schimmligen Schaden angerichtet hat. Nach Leben und Wasser bricht mir auch die Laune ein.

<O>

Um schnellstmöglich abzuschließen (Tl;dr): Ich wollte schon immer bloggen, habe es damals mangels Internet nur so nicht nennen können. Am besten Ihr lest selbst, heute käme dieser Text auf die Über-mich-Seite, die Über-diesen-Blog-Seite oder was Blogger ihren Lesern sonst so zum ersten Geleit anbieten. Damals noch: Zum Kennenlernen. Ach ja, die Überschrift erklärt sich dort auch.

Rangoli

Rangoli? Warum Rangoli? Weil ich gerade mit der Spracherkennungsfunktion von Google herumexperimentiere und deswegen versuchsweise Teile aus meinem indischen Reisetagebuch von 1998 einlese. Das geht, nun, gerade so „gut genug“. Vielleicht werdet ihr hier im Blog noch mehr daraus zu lesen bekommen.

Heute lässt sich auch bei oberflächlichster Recherche über Wikipedia oder die Suchmaschine Deines Vertrauens mehr über Rangoli erfahren, als ich damals hoffen durfte, bei meiner Rückkehr in der Stadtbücherei darüber zu erfahren. Also habe ich mit Blei- oder Filzstift Rangoli ins Tagebuch kopiert. Nicht die großen, farbigen (die bekam ich gar nicht zu sehen), sondern die kleinen, unspektakulären vor den Haustüren in den Dörfern und Kleinstädten: „dot rangolis„.

14.11.1998, 40. Tag, samstags

[…] Die Muster auf dieser Seite sind traditionelle Zeichnungen, die vor der Türschwelle auf den Boden gezeichnet werden. Nur in ein Haus mit solchen Zeichen werden die Götter eintreten. Früher wurden sie mit Reismehl ausgestreut und die kleinen Ameisen ernährten sich davon, was den zusätzlichen Nutzen brachte, dass sie nicht in das Haus eindrangen. Die Götter betreten nur ein reines Haus. So also die wirkliche Bedeutung. Heute wird mit Kreide gezeichnet und die hygienische Bedeutung ist verloren gegangen.

18.11.98, 44. Tag, Mittwoch

Habe heute Morgen versucht, das nebenstehende [Rangoli ]zu kopieren und bin dabei gescheitert. Mungai – die Frau, die es gestreut  hat – hat das beobachtet und mir später gezeigt, wie es gemacht wird.

Für all diese Muster wird zunächst ein Netz aus Punkten gezeichnet, je nach Grundform als Rechteck, Quadrat oder Sechseck. Für das Sechseck werden die Punkte in der Mittelreihe und der oberen Reihe angegeben, im untenstehenden also 11/6. und dann wird das Motiv um diese Punkte herum entwickelt. Wie fast überall gibt es zwei verschiedene Richtungen. Die eher abstrakten und überaus kompliziert entworfenen Muster und die naturalistischen Darstellungen. Und natürlich gibt es auch Mischungen aus allem.

Rangoli

Als meine Begeisterung für die Rangoli mal deutlich war, wurde Papier und Bleistift geholt um mir ein paar Muster zu machen und zu schenken.

Kurz drauf wurde das Musterbuch geholt und demonstriert, wie einfach das alles ist, selbst die Oma kann es. Nebenbei: sie malt die Rangoli jeden Morgen neu und jeden Morgen ein anderes. Das Musterbuch war ein alter Kalender, in dem einige Vorlagen aus Zeitungen eingeklebt waren, zum Teil ziemlich komplizierte Sachen, dann aber auch mal wieder sehr einfache naturalistische Darstellungen. Und wie das hier so ist, weil ich so viel Freude daran habe, bekomme ich morgen früh (6:30 Uhr) demonstriert, wie das gemacht wird, wenn es richtig toll sein soll, nämlich farbig. Bin gespannt und freue mich drauf, aber manchmal finde ich es unheimlich, wie bemüht die Menschen hier um uns sind.

19.11.1998, 45. Tag

Heute morgen die Demonstration, mit Orginalzutaten, also Reismehl aus der Kokosnussschale. Das Mehl zu streuen erfordert einige Übung, wie ich beim anschließenden Selbstprobieren merkte. Eine einzelne Linie geht noch, aber die Doppellinie, bei der das Pulver rechts und links der streuenden Fingerspitzen herunterfällt, ist mir nicht oder nicht ausreichend gut gelungen. Leider gab es keine Farben, weil das farbige Pulver feucht und klumpig geworden war. Später hat die Oma mit gefärbtem Wasser einige der Doppellinien ausgemalt, aber ich glaube, das war nicht ganz das, was es hätte sein können.

Auf der nächsten Seite habe ich einige Rangoli aus Mungais Musterbuch kopiert, die Anzahl beweist erstens mein Interesse (die Nähe zu meinen Mandalas ist offensichtlich) und zweitens, dass es hier im Moment mit der Arbeit schlecht aussieht.

[…]

Das Rangoli nebenstehend [oben in rot] ist von Mungais Mutter, die auch hier lebt. Mr. Krishna Kurma versucht das ganze hier mehr als Familie zu begreifen und dazu gehört nun mal auch die Mutter der Buchhalterin, wenn sie ansonsten unversorgt bliebe. Oder, anderes Beispiel, da muss die Mutter des Fahrers ins Krankenhaus. Er fährt mit und managed das, versucht es zumindest, auch wenn dafür seine eigentliche Arbeit liegen bleibt.

Der letzte Absatz ist Teaser für weitere, mögliche indische Themen. Gebt mir mal in den Kommentaren Bescheid, ob ihr mehr davon lesen wollt.

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Als Hobby-Völkerkundler versucht man sich natürlich auch an einer Kategorisierung:

Oder der Rekonstuktion ansonsten verlorener Artefakte:

Echt ’ne Marke

Manchmal denke ich immer noch, Dinge könnten „mal eben so“ geschehen. So auch dieses Mal und so auch dieses Mal irrtümlich.

Unter Rückgriff auf einst vorhandene Kenntnisse einst aktueller Versionen von Büro- und Bildbearbeitungssoftware wollte ich ein Rabattmarkensammelheft nachstellen. So etwas geht, es gibt Menschen, die „malen“ mit ihrer Tabellenkalkulation. Die Absicht, statt eines geeigneten Desktoppublishing-Programms mir vertraute Programme zu verwenden, ist da vergleichsweise harmlos. Konzeptionell war das Ganze recht einfach gestrickt: A5-groß, zweimal gefaltet, Pappe, vorne werbe-nostalgisch gestaltet, hinten die Teilnahmebedingungen, innen die Felder für die Marken. Weil vielleicht nicht alle das Vorstellungsvermögen haben, um aus dieser dürftigen Beschreibung ein inneres Bild zu entwickeln, ziehe ich hier das bisherige Ergebnis der Bemühung mal vor:

Es sollte deutlich sein, dass das nicht mehr als ein fortgeschrittener Entwurf sein kann. Wie immer steckt der Teufel im Detail. Oder besser, in den Details, der Teufel kann an mehreren Stellen gleichzeitig sein. Ein paar Beispiele?

  • Die Faltmarken werden noch mit ausgedruckt.
  • Dafür fehlen die Begrenzungslinien, um die Felder für die Rabattmarken voneinander abzugrenzen.
  • Der äußere Rahmen um die Markenfelder ist nicht einheitlich dargestellt.
  • Der direkte Ausdruck über LibreOffice gelingt nicht maßgenau, Abhilfe schafft der Umweg über den „Druck“ in eine PDF-Datei, die sich dann maßgenau ausdrucken lässt.

Vermutlich gibt es für jedes dieser Details eine einfache Lösung, die nur noch gefunden werden muss. Von mir, zu dumm aber auch.

All das nur zur Einführung, mir und Euch stehen goldene Blogzeiten bevor. Zunächst wird dieser Beitrag solange aktualisiert, bis das Rabattmarkenheft fertig ist. Im Weiteren wird es Beiträge geben (müssen), warum ich überhaupt eines nachstellen will. Nur um dann einen noch größeren Bogen zur Gamification zu schlagen. All das könnte lustig werden (oder, ihr ahnt es, ganz ausfallen).

Bis dahin aber die Aktion in Tagesschritten. An Tag 1 (23.11.2018) habe ich die Idee und vertraue meiner Suchmaschine den Wunsch an, Bilder von Rabattmarkenheften zu sehen. Den Rest des Nachmittags versinke ich in der Betrachtung nostalgischer Rabattmarken und der dazugehörigen Sammelhefte. Wie immer bei solchen Gelegenheiten sammele ich verwendbare Beispiele in einem Ordner, dennoch kann alles Gefundene nicht mehr als eine Anregung sein. Nichts davon ist eins zu eins zu übernehmen. Das ist immer so und kann nicht überraschen.

Nicht gerechnet hatte ich dagegen mit semantischen Problemen. Denn nimmt man den Wortsinn streng, will ich gar kein Rabattmarkenheft nachstellen, sondern etwas, das eine ähnliche Funktion hat, aber mangels Rabatt auf was-auch-immer kein Rabattmarkensammelheft sein kann. Im Weiteren einige ich mich mit mir auf Wertmarkensammelheft, obwohl auch über diese Bezeichnung mit mir streiten könnte. Wertmarken könnt ihr auf dem Fest der Freiwilligen Feuerwehr kaufen und dann wahlweise gegen eine Bratwurst oder ein Bier eintauschen. Sieht meistens aus wie früher Kinokarten aussahen. Oder noch früher im Hallenbad, da gab es Wertmarken für die heißen Duschen, die sahen Münzen ähnlich. Kurz, eine Wertmarke ist etwas wert, weil man vorher etwas bezahlt hat, um sie zu erhalten. Kommt so ungefähr hin, meine Wertmarken repräsentieren einen Wert, den man sich verdient hat.

Tag 2 (24.11.2018) verbringe ich mit LibreOffice und der digitalen Produktion des oben gezeigten Prototyps. Gefühlt kam ich nur langsam voran, habe verschiedene Ansätze probiert, bin in ein paar Sackgassen geraten und neige dennoch dazu, mein Ungeschick zumindest in Teilen der unintuitiven Benutzeroberfläche zuzuschieben (Das ist der Mehrwert des heutigen Beitrags. Merke: unintuitive Benutzeroberfläche als Ausrede geht immer.)

Tag 3 (27.11.2018), Probeausdruck des Prototyps. Verläuft zumindest insofern zufriedenstellend, als nichts übermäßig schief geht. Hätte die ausgedruckte PDF-Datei das fertige Produkt enthalten, wäre ich fertig. Oder auch nicht. Vermutlich hätte ich begonnen, mir das ganze in königsblau auf hellgelb vorzustellen, der Nostalgie wegen.

Tag 4 (30.11.2018) vergeht mit diesem Beitrag. War nicht wirklich so geplant. Mir gingen die Wertmarken durch den Kopf (die Ihr Euch weniger als Wertmarken, sondern mehr wie Rabattmarken vorstellen müsst, nur halt ohne Rabatt (möglich wäre auch, sie sich wie Briefmarken vorzustellen, nur nicht für Briefe)). Idealerweise würden die auf gummiertem Papier ausgedruckt sein. Denn eine Wertmarke, die nicht klebt, wenn man an ihr leckt, ist doch nichts wert. Da müsste man ja gemeinsam mit dem Sammelheft Klebestifte ausgeben, die es zur Zeit der Rabattmarkenhefte definitiv nicht gab.

Gummiertes Papier also. Fünfundzwanzig Jahre zurück hieß das Spuckie-Papier und konnte über den Kopierladen deines Vertrauens bezogen werden. Spuckies waren die Vorläufer der Sticker und in jeder Szene-Kneipe konnte auf dem Klo die Kollektion der Saison begutachtet werde. Leider führen die Kopierläden seit sie Copy-Shops heißen kein Spuckie-Papier mehr. Stand von vor zwei Jahren.

Tatsächlich wirft die Suchmaschine einige Lieferanten von gummiertem Papier aus. Aus Gründen, die ich schon jetzt, also wenige Stunden nachdem sie mir plausibel erschienen, nicht mehr erinnern kann, habe ich mich dann erstmal diesem Blogeintrag gewidmet um mich dann mit einiger Verzögerung der Bestellung zuzuwenden.

Den Zuschlag erhält eine vormalige Kooperative, deren Webseite damit wirbt seit 1999 im Internet zu sein. Und auch genau so aussieht; Selbstbeschreibung: Versand für Gutmenschen und Demokratiebedarf. Ach, ihr Brüder im Geiste.

Liebe Leser, freut Euch auf  Tag 5.

Update 1.12.2018 – Tag 5 beginnt kurz nach Mitternacht mit GIMP, dem Bildbearbeitungsprogramm meiner Wahl. Etwa zwei Stunden später bin ich mit einem ersten Schritt halbwegs zufrieden. Beachte: halbwegs! Die Hand sollte noch etwas heller sein. Aber im Versuch vernünftig zu sein und ins Bett zu gehen schließe ich die Bildbearbeitung. Aber: mir fehlt ja noch die passende Schrift. Ungewollt nimmt das Suchen der Schrift mich einigermaßen gefangen und plötzlich ist es fast schon Morgen. Keine Ahnung, wie das immer passiert. Aber ich werde fündig.

Link zur Schrift

Dementsprechend unausgeschlafen starte ich in den Tag ; bis ich wieder zu meiner selbstverordneten „Arbeit“ komme ist es früher Abend. Und nichts bleibt wie es ist. Die notwendigen Änderungen an der Bilddatei gehen zügig von der Hand und auch die Korrekturen der vor wenigen Tagen noch so widerständigen odt-Dateien gelingt. Okay, nicht vollständig, aber gut genug. Jetzt wäre ein Probeausdruck angesagt. Gar nicht mal weil er notwendig wäre, eher weil das dinglich vorhandene Produkt soviel mehr Befriedigung verschafft als das ausschließlich digitale. Zum Ausgleich dafür erzähle ich Euch von meinen Erfolgen, das ist auch schön.

Update 2.12.2018 – Tag 6 ist der Tag der Selbstkritik. Die Hand ist Scheiße. Und die von mir eingestellten Bilder auch. Fotografien vom Bildschirm, Screenshots im Wortsinn, geht gar nicht. Das muss alles anders werden. So grummelt es in mir den ganzen Tag. Gegen Abend mache ich mich auf die Suche nach einem Ersatzmotiv für die Vorderseite. Erst in meinem Bücherregal, dann im Netz. In letzterem werde ich dann fündig, fast. Passt nicht optimal, aber die Herumprobiererei damit hilft über den Frust. Ist auch noch nicht das Endergebnis, immerhin fühle ich mich auf der richtigen Spur.

Update 3.12.2018 – Tag 7 – Fertig.

Andererseits, was heißt hier schon fertig. Jetzt müssen die Marken gestaltet werden. Das wird ein neuer Beitrag. Und natürlich ausdrucken, das Teil, fotografieren und hier als Abschluss einstellen.

Update 5.12.2018 – Tag 8