25061 – Drabbles

In den 80ern des letzten Jahrhunderts in Großbritannien ein Hype, nun auch bei mir angekommen: Drabbles. Der Einfachheit halber zitiere ich Wikipedia:

Ein Drabble ist eine meist pointierte Geschichte, die aus exakt 100 Wörtern besteht. Dabei wird die Überschrift nicht mitgezählt. Ursprünglich als Fanfiction betrieben, wird sie aufgrund ihrer einfachen äußeren Form gerne von ungeübten Autoren als Einstieg in Lyrik oder Prosa genutzt. Durch die Beschränkung auf das Wesentliche stellt das Schreiben von Drabbles auch für erfahrene Autoren häufig eine Herausforderung dar.

Darauf gekommen bin ich über einen Umweg, Kurzgeschichten. Ich mag keine Kurzgeschichten. Ich habe Kurzgeschichten nie ganz verstanden, die Figuren haben kein Woher, oft genug auch kein Wohin und das Ende wirkt manchmal sehr gewollt. Zeigt sich, das soll so. Auf Befragen gibt der Assistent meines Vertrauens folgende, sehr verdichtete Definition:

Die Kurzgeschichte ist die kürzeste epische Form: Ein hochkonzentrierter Blick auf einen einzigen, oft alltäglichen Moment. Sie arbeitet wie ein präzises Werkzeug oder ein aussagekräftiges Bild – mit schnellem Einstieg, maximaler Verdichtung und einem Schluss, der wie eine Erleuchtung oder eine offene Frage nachhallt. Ihre Stärke liegt darin, mit minimalen Mitteln maximale Wirkung zu erzielen.

Das gelesen und plötzlich kann ich mir zumindest vorstellen, Kurzgeschichten zu mögen. It’s a feature, not a bug. Und weitergehend, ich kann mir sogar vorstellen, mich daran zu versuchen.

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Die kurze Geschichte ist sofort da. In einem nicht weiter auszuführenden Rahmen gibt es diesen einen alltäglichen Moment, in dem ich gefragt werde, ob dies eine Lötpistole sei. Scheinbar belanglos und schnell vergessen, dennoch mit der Möglichkeit zur tiefen Beschreibung und Dramatisierung der fragenden Person. Aber ich weiß auch, ich werde diese Geschichte nicht schreiben, zu groß, zu schmerzhaft, zu nur-gefühlt.

Und dann stoße ich heute morgen – ich war ungewohnt früh wach – auf Drabbles. Und wie schon bei der Kurzgeschichte ist mir das Potential  für meine Geschichte sofort klar. In dieser extremen Verdichtung muss und kann ich mich nicht mehr darum sorgen, ob die Dinge „wirklich“ so sind, wie ich sie beschreibe. Sie müssen stimmig sein. Ich mache den Schritt von der Abbildung, der Beschreibung zur Fiktion. Wichtig ist nur, dass die Schilderung wahr sein könnte.

Dies gedacht beginne ich das Drabble und habe zwei Stunden später ein fertiges vor mir, in vier Versionen mit zwei verschiedenen Schlusssätzen. Ich muss da noch lange draufstarren,  bis ich mich für eine Version werde entscheiden können. Und letztlich erhoffe ich mir eine fünfte, vereinigte Version.

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Drabbles sind eine kurzweilige Beschäftigung, wer sich mal an Haikus oder Senryūs versucht hat, wird auch Drabbles mögen. Statt Silben werden nun Wörter gezählt und gegeneinander aufgewogen. Wir befinden uns in der Situation, dies noch sagen zu wollen, aber dann das weglassen zu müssen. Das muss doch kürzer gehen, also noch kürzer, denken wir und haben Spaß daran.

Und der Spaß kann noch weitergehen, ich visioniere illustrierte Zines mit den Drabbles, vielleicht sogar mit Kurzgeschichten, wer weiß. Alles könnte zusammenkommen, schreiben, zeichnen, fotografieren, collagieren, editieren und herausgeben. Es wäre wie bloggen, nur analog. Mir gefällt der Gedanke.

Und klar, sollte sich dieser Gedanke jemals in diesem Universum manifestieren, erfahrt Ihr es als erstes.

25038 – Wie mache ich ein Zine?

Der Beitrag gestern endete mit einer Vielzahl von Zine-Genre. Die Art und Weise ein Zine herzustellen ist ähnlich vielfältig.

Ich reduziere das Herstellungsproblem mal auf die einfache Frage, ob ich heften oder kleben möchte. Oder nichts von beidem!

Kleben und heften erwähne ich hier, weil ich damit meine ersten Versuche gemacht habe, meine „Zines“ aus grauer Vorzeit (vorgestern zu sehen) waren geklebt und geheftet.

Nichts davon ist ideal.

[Hier kurze Besprechung der
drei verwendeten Methoden
einfügen. Oder weglassen.] 

Deswegen und weil ich eine Neigung zum Purismus habe,  bin ich auch so angetan von meiner Entdeckung der Zine-Szene. Dort gibt es ein weitverbreitetes „Standard-Format“, dass Hot-Dog-Folding genannt wird und im ersten Ansatz ohne heften und kleben auskommt (wobei mensch mit ein paar Klebepunkten an den richtigen Stellen das Ganze massiv aufhübschen kann).

Das Hot-Dog-Folding beginnt mit einem Din A3-Blatt und endet mit einem postkartengroßen (DIN A6) Zine, das einschließlich  Vorder- und Rückseite acht Seiten hat. Für den Inhalt also sechs Einzelseiten oder – und das finde ich besonders attraktiv – drei Doppelseiten, die nicht durch irgendwelche Heftungen oder Klebekanten gestört werden.

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Kurze Unterbrechung für eine Befindlichkeitsdurchsage: Ich habe Hunger und mir ist das hier gerade nicht spielerisch genug. Und weil Ihr einen gut gelaunten Blogger verdient habt, mache ich morgen weiter.

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Oder doch heute. Erstaunlich, was eine kleine Pause bewirken kann. Ich bin nach dem Essen nämlich doch nochmal spielen gegangen und habe mir aus einem alten Flipchart-Bogen ein A3-Blatt geschnitten (das Format ist wichtig für den späteren Kopiervorgang, die meisten Copy-Shops haben auch A3-Farbkopierer) und, siehe oben, entsprechend gefaltet. Diesen Faltvorgang wollte ich zunächst hier näher beschreiben, aber ernsthaft, wenn Ihr das nachfolgende Foto lange und konzentriert anschaut, sollte es Euch gelingen, die Faltung auch ohne Anleitung nachzustellen.

Und das, was folgt, auf dem Foto aber schon mit abgebildet ist, ist meines Erachtens ohnehin der wichtigere Teil des Prozesses: Der Inhalt, dessen Ausarbeitung und Positionierung. Angenommen ich möchte zu Übungszwecken ein Zine über Zines machen, das METAZINE, dann wäre das abgebildete Blatt ein guter Ausgangspunkt. Die Text-Inhalte sind mit den beiden  Blogbeiträgen von gestern und heute vorhanden, auf dem Blatt ist ihre ungefähre Position benannt.

Der eigentliche Spaß beginnt jetzt, die Gestaltung. Ich mache mir Gedanken, wie ich die Texte illustrieren könnte, irgendwo wird es sicher ein UFO geben (Ihr erinnert Euch, die Science-Fiction-Zines der 30er Jahre) und eine Seite später auch ein gebrochenes Herz für die Perzines (ach ja, ich habe den Beitrag von gestern um einen Absatz ergänzt, dort die Perzines). Klare Sache, das sähe bei jeder und jedem von Euch anders aus. So soll das.

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Notiz für mich selbst, mögliche Fortsetzungen:
•Artikel abschließen mit Kopiervorgang (Greiferkante),  Original oder Mastercopy?
• Nochmal auf den Purismus eingehen (Fokus verloren).
• Die drei (vier) angesprochenen Bindunggsarten besprechen (Howto, Bock verloren).
• Der große Hefter bleibt unerklärt, nachschieben. Generell, mehrmals sind persönliche Bezüge möglich und nicht ausgeführt (die sind wichtig, wer einfach die Bastelanleitung will, findet das bei wikiHow besser), mach‘ aus diesem Artikel eine Schreibübung.
• Das Zine ist fertig, und jetzt? Mögliche Verwendungszwecke.

25037 – Was sind Zines?

Zuallererst: Genau mein Ding. Ansonsten sind Zines kleine, selbstgemachte und nicht-kommerzielle Publikationen, die von ihren Autoren oder Zeichnern in limitierter Auflage verbreitet werden. Manche behaupten, die frühesten Zines seien die Science-Fiction-Fan-Zines der 1930er gewesen, andere bestreiten das. Einigkeit wiederum bei den Punk-Zines der 1970er, heute hat die DIY- und Kunstszene Spaß damit.

Kurz, die „Heftchen“ waren immer Medium der Gegenkultur, ob persönliche Gedanken, politische Manifeste oder künstlerische Experimente. Neben dem Wunsch – vielleicht auch der Notwendigkeit – sie selbst zu machen, lebten Zines immer von Selbstermächtigung, kreativem Austausch und Vielfalt.

Wobei meine erste Begegnung mit Zines (eine der eher seltenen Erinnerungen aus der Kindheit) kommerziell geprägt ist. „Fix und Foxi“ war der Comic meiner Kindheit und einer der Ausgaben war einmal ein Mini-Fix&Foxy beigelegt, das mensch selbst falten und dann mit Nadel und Faden oder Hefter binden musste. Im Ergebnis hatte mensch dann ein Fix&Foxi-Heft, das etwa die Größe einer viertel Postkarte hatte. Ich erinnere, dass ich sehr davon fasziniert war, wie durch die Faltung die Seiten ihre richtige Position oder Abfolge fanden. So sehr, dass ich das mit leeren Blättern nachvollzog, die ich faltete und nur in Teilen aufschnitt, um so die unzugänglichen Seiten doch mit Seitenzahlen versehen zu können. Und mich dann zu wundern, wie verteilt die Seiten auf dem wiederaufgefalteten Blatt verteilt waren. Jugend forscht!

Die Verwandtschaft mit den abgebildeten DinA4-Blättern sollte erkennbar sein. Auch wenn die Art und Weise der Faltung beziehungsweise der (fehlenden) Bindung die Seiten sehr viel weniger „willkürlich“ und wundersam über das Blatt verteilt.

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Ich unterbreche an dieser Stelle, es ist schon spät und da ich einige Zeit im Zine-Kaninchenbau verschwunden war, hätte ich noch so viel mehr zu erzählen, dass ich das heute nicht mehr schaffe. Morgen geht es weiter.

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Heute (25038) ist das morgen von gestern.

Oben schon angedeutet, Zines sind vielfältig. Wie Filme und Serien bilden sie Zahlreiche Genre, Unter-Genre und davon wieder Mischformen. Den Blogs am nächsten sind vielleicht die Perzines (persönliche Tagebuch-Zines), gut einzuordnen sind auch Fanzines (über Musik, Filme, Serien), politische Zines oder reine Kunst- und Poetry-Zines. Aber letztlich ist es wie im wirklichen Leben: Reinformen sind selten.

Wäre ich der Mensch, der ich gerne wäre, gäbe es hier nun trotzdem das eine oder andere Beispiel für die verschiedenen Genre. Ich lasse das mal offen.

25036 – Das kommt davon, …

…, wenn mensch Texte anfängt, ohne ein Idee zu haben, wo sie hinführen sollen:

Was dem Internet wirklich fehlt, ist eine Metrik, mit der sich die Größe einer Bubble messen ließe. Diejenige derjenigen, die „diejenige derjenigen“ für einen guten Satzanfang halten, ist vermutlich recht klein, während diejenige derjenigen, die sich mit dem Erlernen künstlerischen Handwerks beschäftigen, sehr groß sein dürfte.

Ich wüsste gerne, ob ich Teil einer Massenveranstaltung bin oder in kleinem Kreis klüngele. Was den Freundeskreis seltsamer Satzanfänge angeht, habe ich so meine Vermutungen. Bei anderen Themen ist das schwieriger, gestern Abend zum Beispiel stieß ich auf Zines, die Kurzform von Magazines, kleine Heftchen, die Kunstschaffende kreieren um sie zu tauschen, zu verschenken oder zu verkaufen. Wie viele mögen das sein? Mich würde das interessieren, ich wäre bereit zu einem Klick hier oder da, nur um das zu erfahren.

Weil nämlich – ganz ohne es zu wissen – habe ich mehr als ein halbes Leben zurück schon Zines produziert und in einem Beitrag von 2019 auch gezeigt.

Kleine Heftchen halt, „gebastelt“ hätte ich damals gesagt, für Menschen, die ich mochte. Heute sagt mensch Zines und macht darüber Videos.

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Und weil ich gerade keine Idee habe, wie ich den Artikel abschließe, zeige ich Euch etwas aus dem Flo(h)-ABC, dem kleinen, schwarzen, an einen Katechismus angelehnten Bändchen, Freund Flo zum Geburtstag geschenkt. Zu jedem Buchstaben des Alphabets ein kleiner Eintrag, hier nun J wie Joint. Möge es dem Einen oder der Anderen nützlich sein.