
25195, Samstag, Anreisetag
Wenn dieser Tag nur halbwegs so läuft wie geplant, bin ich zum Erscheinen dieses Beitrags in Dublin. Worauf ja auch die Überschrift irgendwie schließen lässt. Hinter mir habe ich ein gar nicht mal so frühes Aufstehen, den Weg zum Gießener Bahnhof mit dem Fahrrad, die Fahrt zum Frankfurter Hauptbahnhof mit der Regionalbahn, von dort zum Flughafen Frankfurt mit der S-Bahn, dort flugs geflogen mit dem Flieger und, tataahh, Dublin. Mit dem öffentlichen Nahverkehr ins gemietete Apartement, klingt alles, als würde ich kein großes Risiko eingehen, das hier schon einmal so vorzuschreiben.
Vor mir liegen dreieinhalb Tage Dublin gemeinsam mit meinem Sohn. Es ist die erste Unternehmung dieser Art mit ihm, geübt habe ich auf dem Palermo-Trip mit meiner Tochter Anfang des Jahres, auch das eine Premiere. Wir haben als Familie, die Familie niemals sehr gut konnte, Fortschritte gemacht. Sehr schön, das alles.
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Und dann hat auch alles wie beschrieben geklappt. Oder so zumindest so ähnlich. Wirklich keines der von uns benutzten Verkehrsmittel – außer den Dubliner Bussen – war pünktlich am Start oder zur verabredeten Zeit am Zielort. Dank großzügiger Puffer entstand nirgends ein Problem, aber auf dem Weg zum Flug verspätet zu sein ist eben doch aufregend. Und das der Flug dann auch verspätet ist, kann einem keiner versprechen.

Anyway, gegen halb sechs waren wir in Dublin, kurz drauf hatten wir auch unsere Wochenkarte für den öffentlichen Nahverkehr gekauft uns saßen im Bus zum Apartement. Ankunft dort um sieben, dabei auf dem Weg vom Bus zum Apartement noch schnell ein paar Lebensmittel eingekauft. Das Frühstück ist safe und auch der Kaffee dazu.
Gegen acht waren wir soweit eingerichtet, dass wir an Essen denken konnten. In der Ecke, in der sich unser Apartement befindet, gibt es wenig, das zu einem Abendspaziergang einlädt oder wovon mensch unbedingt mehr sehen möchte. Aber es gibt Gerichte verschiedener Nationalitäten, meistens auf dem Niveau besserer Dönerbuden. Folglich wird es ein Inder direkt neben unserer Haustür, bestens bewertet, nicht gemütlich, aber wirklich, wirklich gut.
Der Rest des Abends vergeht mit Gespräch und der Planung des morgigen Tages. Ein Ziel bestimmen, herausfinden, wie wir dort hin kommen, und wie es danach weitergehen könnte.
25196, Sonntag
Um es mit den Worten meines Sohnes zu sagen: „Das Wetter ist, wie man es in Irland im Herbst erwartet.“ Bedeutet: regnerisch. So regnerisch, dass ich zuerst den Schirm und später einen Not-Poncho aus dünner Plastikfolie im Gebrauch hatte. Und noch später, fast schon am Ende unserer Tour, habe ich mir eine Regenjacke gekauft und bin sehr zufrieden mit dem Kauf.
Wie ich auch sonst zufrieden bin in Anbetracht der regnerischen Umstände und dem Fakt, dass der öffentliche Nahverkehr die gewohnte Zuverlässigkeit nicht erreichte, weil, für uns überraschend, der Dublin Marathon stattfand, mit dem wir erst morgen gerechnet hatten (der findet traditionell am letzten Montag (!) im Oktober statt). Unterm Strich ist das gut, weil er uns nun morgen nicht mehr in die Quere kommen kann. Nicht nahverkehrstechnisch und auch nicht mit großen Menschenmengen und Absperrungen.

Einmal an unserer Haltestelle in der Stadtmitte angekommen, lief alles nach dem gestern Abend gemachten Plan. Okay, etwas feuchter und windiger, ja, auch kühler als nach Plan. Und bei Regen bummelt es sich etwas unentspannter. Dennoch alles gut damit.

Unsere Stationen bekommt Ihr nur in Stichworten. Trinity College, Little Museum of London, Essen im Café en Seine, Stephen’s Green, Crafton Street, Molly Malone Statue. Das alles war keine touristische Kraftanstrengung, mehr ein Stadtspaziergang mit Kultur-Dressing. Gegen kurz vor sechs setzen wir uns in den Bus, fahren die vierzig Minuten nachhause und holen noch kurz zwei Pizzen zum Abendessen.
Ab sieben sitzen wir warm und gemütlich vor zwei Pizzen, später pflege ich mein Journal und blogge während der Sohn lange mit der Famile bildtelefoniert und die Spielkonsole bedient.
25197, Montag, Oktoberfeiertag
Heute ist Oktoberfeiertag, ein Feiertag, der nichts im besonderen feiert, aber den Banken und Verwaltungen erlaubt, einen Tag zu schließen. Museen, Pubs und größere Geschäfte sind – vor allem in den Großstädten – wenig betroffen. Auch wenn empfohlen wird, jeweils nochmal zu checken, ob es denn wirklich so ist. Als kleine Einschränkung könnte empfunden werden, dass der öffentliche Nahverkehr zum Sonntagsfahrplan fährt. Sei’s drum.
Kurz, eigentlich alles gewußt und trotzdem falsch gemacht. Der Plan für heute fällt mangels Öffnung aus, was wir glücklicherweise noch im Apartement bemerken. Wir ändern den Plan und beschließen heute die Docklands zu besichtigen, den moderneren Teil Dublins.

Nach dem Besuch im EPIC, dazu gleich mehr, sind wir nur noch wenig angetan und beschließen, doch lieber weiter den älteren und touristischeren Teil Dublins zu erkunden. Aber vorher sind wir halt in den Docklands und sehen, dass es dort wenig gibt, das Großstadtkinder nicht schon ähnlich gesehen haben.
Durchaus sehenswert ist das EPIC, das (ich übersetze frei) Irische Emigrationsmuseum. Darin feiern die Iren sich selbst und ihren Einfluß in der Welt. Selbst wer vom Thema nicht so abgeholt ist, wird darin auf der Höhe der Ausstellungskunst mit soviel Fakten und Exponaten zugeballert, dass er mit dem Gefühl geht, etwas Erlebenswertes erlebt zu haben. Folglich wurde das Museum von den World Travel Awards dreimal in Folge zu Eropas bester Touristenattraktion gekürt.

Mit wenigen Bildern lässt das EPIC sich nicht abbilden, nehmt die Bilder oben mehr als eine Erinnerungshilfe die ich mir gebe, und nicht Euch.
Nach dem EPIC und ein paar wenig begeisterten Schritten in die Docklands sind wir dann erst einmal in einem Café hängengeblieben und haben Eindrücke verdaut (was, nur nebenbei, auch den ganzen Abend noch anhält, dieses Gefühl des absoluten Input-overflow). Als wir wieder konnten, ging’s wie erwähnt nocheinmal in den südlicheren Teil Dublins. Einfach nur bummeln, leider wieder in leichtem Niesel, mensch muss wirklich entschlossen sein, Dublin zu genießen.

Gegen fünf, es wird schon dunkel, machen wir uns auf den Heimweg. In der Nähe unseres Apartements gibt es ein chinesischen Restaurant, dort essen wir zu Abend. Danach ist nur noch Entspannung angesagt, ich mit Journal und Blog, der Sohn mit YouTube.
Und für morgen gibt es einen Plan: den von heute.
25198, Dienstag
Der Plan geht bei bestem Dubliner Wetter auf, meint: es ist sonnig und der Regen fällt immer dann, wenn wir uns in Innenräumen aufhalten. Die erste Tageshälfte verbringen wir im IMMA, dem Irish Museum of Modern Art. Während ich in der Dauerausstellung wenig finde, was mich wirklich anspricht, gibt es in einer „House Exhibition“ Patchworkdecken zu sehen, die mir gut gefallen haben.

Den Besuch im IMMA runden wir mit einer kurzen Auszeit im dortigen Café ab, um im Anschluss die kurze Strecke zum Museum for Decorative Arts & History zu laufen. Glücklicherweise sind dort der sehr militärisch orientierte History-Teil und die Decorative Arts in verschiedenen Gebäudeteilen untergebracht, so dass wir Schlachten, Uniformen und Panzer gemeinsam sein lassen können, was sie eben sind, verzichtbar.
Bei den Dekorativen Künsten fühlen wir uns besser aufgehoben, auch wenn wir zunächst leichte Orientierungsschwierigkeiten bezüglich des Ausstellungsaufbaus haben. Beim Wechsel von Sektion 3 zur 4 kommt mensch gefühlt am hinteren Ende von 4 herein, liegt es am Linksverkehr, wir testen Hypothesen, nein, hier ist es wieder chronologisch von links nach rechts, ach, egal. Wie es Museen für Kunsthandwerk an sich haben, sie überlasten den Besucher mit Eindrücken. So auch dieses.

Kommt erschwerend hinzu, dass in der Regel die verschiedensten Handwerkstechniken und kulturellen Bereiche bedient werden, mithin die Ausstellungsstücke …, kurz: es dauert nicht lange, und wir sind nur noch wenig aufnahmefähig, so wenig, dass wir zwanzig Minuten vor Schließung freiwillig abbrechen und gehen. Der Rückweg zum Apartement ist mittlerweile Routine, auch das wir „in unserer Ecke“ etwas essen gehen. Wir sind früh zuhause und dankbar dafür.
25199, Mittwoch, Abreisetag

Gegen zehn müssen wir das Apartement verlassen, das gibt uns genug Zeit, gemütlich zusammenzupacken und zu Frühstücken, bevor wir gehen. Viel haben wir nicht vor heute, wir wollen grob in die Ecke rund um eines von Dublins Wahrzeichen, dem Spire. Dort gibt es einen Spieleladen (der Sohn pflegt spielerische Hobbies), die verschiedensten Andenkenläden, die Busse in Richtung Flughafen fahren dort ab und ich erhoffe mir irgendwo ein Irisches Frühstück, das ich gerne probieren würde. Glücklicherweise spielt an diesem letzten Tag das Wetter mit, es ist sonnig und wir können etwas bummeln auf den Wegen zwischen unseren Stationen.
Dennoch, es ist ein typischer Abreisetag, an dem der zwingend einzuhaltende Flughafen-Checkin wenig zum entspannten In-der-Welt-sein beiträgt. Folglich sind wir eine halbe Stunde zu früh am Flughafen, obwohl wir in dem Bums, wo ich mein Irisches Frühstück bekam (das allerdings eher ein Englisches war, die Iren nehmen anstatt der Würstchen ordentliche Blutwurst und noch etwas anderes, das mir nun auf immer als Erfahrung fehlen wird, wer weiß, wofür es gut ist), zunächst vergessen wurden, freundlich unangemesen lange warteten, irgendwann dann doch nachfragten und mit etwas Verspätung dann erfahren durften, wie schnell es hätte gehen können.
Aus irgendeinem Grund bekomme ich beim Security-Check eine Sonderbehandlung, vielleicht spüren die Check-Hanseln, wie sehr ich die ganze Prozedur ablehne. Und dann finden sie nichteinmal die kleinste Kleinigkeit, die sie mir abnehmen könnten, obwohl sie sich doch solche Mühe geben. Irgendwas stimmt mit der Welt nicht.
Nach dem Checkin verläuft der Rest des Tages und des Abends in den vorherbestimmten Bahnen: Rückflug, endlose Wege im Frankfurter Flughafen, S- und Regionalbahn, das Fahrrad steht auch noch dort, wo ich es abgestellt habe, und bringt mich heim. Ankunft zuhause 22.30 Uhr. Ende.