Alles ist gut (genug), nur für den Blog fällt mir gerade nichts ein.
25034 -Ein Traum
Ich flegele zusammen mit einer jungen Frau auf einer Mischung aus Sofa und Matratzenlager herum. Es könnte ein WG-Zimmer in einer der WG’s meiner frühen Jahre sein. Wir sind in einer Abschiedssituation, wir sehen uns heute zum letzten Mal, die Stimmung ist gut mit einem Hauch Melancholie. Wir haben etwas füreinander übrig.
[Beim Aufwachen werde ich noch einige Zeit über diese Redewendung nachsinnen, „etwas füreinander übrig haben“, da ist noch etwas, mensch könnte es teilen oder mit sich nehmen. Wenn es füreinander ist, dann ergibt teilen mehr Sinn, mitgenommen oder aufbewahrt bleibt es wohlwollende Möglichkeit.]
Und wir möchten dieses Übrigseiende miteinander teilen, es kündigt sich ganz deutlich an, nur um dann ins Slapstick-hafte abzurutschen. Irgendwas ist mit der Tür, sie fällt auseinander, oder sie hat ein Loch, es ist nicht ganz klar, am Ende stehe ich mit dem, was Tür war, da und bemerke, dass es kaum mehr als etwas Schaumstoff, ähnlich einer Isomatte, ist. Dennoch kann ich das irgendwie richten, der Traum verschwendet damit keine Zeit.
Aber die Stimmung ist nun eine andere, die lockere Indoor-Kleidung ist nun dem straßentauglichen Alltagsdress gewichen. Wir sitzen nah beieinander, immer noch einander zugewandt; wir wissen und bedauern beide, dass wir unseren Moment hatten und ihn nicht leben konnten. Keine schlechten Gefühle. Ich erwache.
[Erste Assoziation: Intimität kann nicht hergestellt werden, folglich auch keine Sexualität, sehr schade.]
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[Nachgedanke: Wer braucht Träume, wenn sie im Klartext daherkommen?]
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[Mein Hirn spielt mir die Zeile eins Musikstückes ein: „Who the Fuck is Alice?“ Von wegen Klartext.]
25033 – Boden
In den beiden letzten Tagen habe ich das erste Stück Boden gelegt. Aufmerksame Leser des Blogs werden bemerken, dass ich meine Pläne abermals geändert habe und die Fugen der Dielen nun in einem 45°-Grad-Winkel zum Lichteinfall bzw. der Türschwelle verlege. Die Entscheidung dazu ist mir nicht leicht gefallen und hat mehr mit Intuition und stilistischer Vorliebe zu tun als mit Best-Practise. Im Moment bin ich noch zufrieden damit.
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25032 – Risiken
Zeichnen zu lernen hat vielerlei positive Effekte. Einer davon ist, dass es erlaubt, alte Gedanken neu zu denken. Wenn mensch den Zeichenprozess als Metapher begreift, bildet er lange Gewußtes, vielleicht auch nur Gedachtes, neu ab.
Ein Beispiel: Die mit Aquarellstiften nachkolorierte Strichzeichnung von gestern beendete ich zu einem Zeitpunkt, an dem ich aufhören konnte – so habe ich das auch beschrieben – und zu einem Zeitpunkt, an dem ich die nächsten Schritte bedenken wollte. Ehrlicherweise sollte ich schreiben “ die nächsten Schritte hinauszögern wollte“, denn eigentlich war klar, was zu tun sei. Das Bild – und ich nehme es hier als Metapher für mein Leben – war zu flach, zu wenig dynamisch, ihm fehlte Kontur. Im ersten Anlauf ist das bei mir oft so.
Es geht um Risiken, die großen, nicht die kleinen. Im Falle des Bildes geht um das ganze (!) Bild, ich könnte es komplett (!) verderben, nicht nur etwas schlechter machen. So zumindest meine Einschätzung. Eigentlich geht es nur um Schatten, das Bild braucht sie, um Tiefe zu gewinnen (genau genommen braucht das Bild noch mehr, aber um den Gedanken weiter zu spinnen, genügen die fehlenden Schatten). Das mit den Schatten ist so ein Ding, seitdem ich um mein Problem damit weiß, schaue ich mir an, wie andere das lösen. Was soll ich sagen, die sind halt mutig, machen Sachen, die mir nicht einfielen, tragen dick auf, verwenden harte Kontraste und grell-abgedunkelte Farben. Nichts, womit mensch sich im wirklichen Leben Freunde macht. Oder vielleicht doch?
Soweit es das Bild betrifft, weiß ich zumindest ungefähr, was zu tun ist, ich kann es bei anderen ja abschauen. Bin generell auch bereit dazu. Und bleibe dann doch zu zaghaft, zu vorsichtig.
Und hier muss ich einen kleinen Bogen zu meiner Therapie schlagen. Bisher konnte ich mich mit meiner Therapeutin nicht darauf einigen, wie ich in Bezug auf Risiken in der Welt stehe. Sie hält mich für jemanden, der gerne mal ein zu großes Risiko eingeht, ich halte mich für jemanden, der nur Risiken eingeht, die er vorher gut kalkuliert hat. Und ja, das sind dann immer noch Risiken, aber halt solche, die ich bewusst eingehe und für tragbar halte.
Und dann gibt es Risiken, die ich gerne eingehen würde, echte, nicht kalkulierbare Risiken, von denen ich glaube, dass sie es Wert sind eingegangen zu werden. Aber vor denen ich zurückschrecke, weil ich nicht weiß, ob sie (er)tragbar sind.
Kurz zurück zum Zeichenprozess. Es ist mir schon mehrfach passiert, dass ich während des Zeichnens versuchte mutig zu sein, dann kurz erschrak und dachte: „Oh Scheiße, eben hast Du’s ruiniert.“ Meistens war’s dann doch okay, oder wenigstens okay-ish. Es ist, als könnte ich nicht mutig genug sein für diese Alles-oder-nichts-Risiken.
Kleine Motivsammlung: Zeichenprozess, alte Gedanken neu denken, Mangel an Dynamik und Kontur, Therapie, Risiken und das Unvermögen, sie einzugehen. Es ist an der Zeit, das alles zusammenzuführen.
Meine Therapeutin und ich führen eine Liste mit Themen, die wir mal kurz berührt habe, sie aber in der konkreten Gesprächssituation nicht weiter verfolgen konnten. Mittlerweile sind wir in der komfortablen Lage, dass wir uns diesen Sidequests widmen können. Es geht um den Gedanken, dass wir Beziehungen so führen müssten, als ob sie uns nichts wert seien. Beachte das Als-ob! Ich will damit sagen, dass wir bereit sein sollten, die Beziehung zu riskieren – unbequem zu sein, Unbequemes zu sagen oder zu tun – um sie überhaupt zu einer wirklichen Beziehung zu machen. „Als ob sie uns nichts wert sei“ meint, die Beziehung der Beziehung wegen Risiken auszusetzen, auch solchen, die sie möglicherweise nicht überlebt.
Ich kann anhand des Ortes, den ich erinnere, den Zeitpunkt rekonstruieren, zu dem ich diesen Gedanken das erste Mal einem Bekannten gegenüber geäußert habe. Ich war unter 18. In all meinen Beziehungen, die ich seitdem hatte, konnte ich diesem Gedanken nicht folgen, immer war ich zu zaghaft, niemals mutig genug. Es ist, als könnte ich nicht mutig genug sein für diese Alles-oder-nichts-Risiken.
Soweit der alte Gedanke, der im Zeichenprozess neue Bestätigung gefunden hat. Jetzt, da er wieder aufgetaucht ist, setze ich ihn mal ganz nach oben auf die Mal-drüber-reden-Liste.
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Ach ja, gestern habe ich geschrieben, weniger Gezeichnetes zu verbloggen. Deswegen ist das Bild von gestern, das heute Schatten, eine Spur mehr Tiefe und einen detaillierteren Hintergrund bekommen hat, auch im Beitrag von gestern zu finden.
25031 – Feierstunde
Ich kann mir vorstellen, dass das für Euch gerade langweilig wird. Dauernd Bilder von irgendwelchen Zeichen-Übungen.
Aber ich darf Euch versichern, mir wird es damit nicht langweilig. Das heutige Bild hat zu seiner Entstehung etwa eine Stunde benötigt. Damit ist es nicht fertig, aber „beendbar“, meint: in einem Stadium, in dem ich aufhören kann.
Das mache ich dann und spätestens eine viertel Stunde später hole ich das Skizzenbuch doch noch einmal hervor und schaue mir an, was ich da produziert habe. Das kann richtig lange dauern und wenn ich damit fertig bin (also für heute, denn das Hervorholen und Anschauen wird in den nächsten Tagen noch öfter geschehen), weiß ich sehr genau, was ich besser hätte machen können, was ich nicht hätte besser machen können (einfach weil ich’s noch nicht kann), wo ich Korrekturen versuchen werde und wo es einfach bleiben muss, wie es ist. Und, am allerwichtigsten, wo mir etwas gelungen ist, wo ich einen Fortschritt zu früheren Versuchen sehe, wo Entwicklung ist. Und dann feiere ich mich ein bisschen.
Genau für diese kleinen Momente der Selbstzufriedenheit mache ich das.
Und ich sehe ein, dass es für Euch möglicherweise etwas ermüdend ist, mir dabei zu folgen. Weshalb ich versuchen werde, in Zukunft etwas seltener Gezeichnetes zu verbloggen. Ob das ein Gewinn ist, bleibt abzuwarten. Gemeinsam.
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