WMDEDGT Februar 2024

Es sei den Göttern Eurer Wahl oder auch einfach nur der Jahreszeit gedankt: die wirklich schlechte Zeit ist vorbei. Der letzte Monat mit seinem Nach-Berlin-Tief ist vorbei und mit Beginn des Februars ging es langsam wieder bergauf. Dabei kann ich teils gar nicht sagen, woher die Besserung kommt. Der Schlaf zum Beispiel hat sich fast ohne mein Zutun wieder normalisiert, zuerst mit kürzeren Lesepausen während der Nacht, dann fielen auch die weg, plötzlich gab es wieder fast-erholsame Nächte, und alles zu halbwegs erwartbaren Zeiten.

Wieder ins Tun zu kommen war nicht ganz so mühelos, hat bewußter Anstrengung bedurft und ist noch immer work-in-progress. Ich versuche, eine Stunde am Tag Dinge zu tun, die Menschen halt so tun, um minimale zivilistorische Standards zu halten. Das gelingt meistens und gelegentlich wird es aus Versehen sogar länger als eine Stunde.

Seit Mitte des Monats bin ich wieder regelmäßig auf meiner Lieblingsbaustelle. Auch hier mit kleinsten Anfängen und winzigen Fortschritten, die zusammen aber recht hoffnungsvoll stimmen. Ihr erinnert Euch: die Fensterfront. Es wird immer deutlicher, wie das Endergebnis aussehen wird und ich bin zufrieden. Vor drei Tagen habe ich die letzte fehlende Scheibe in der fast richtigen Größe gegen zwei andere in der definitiv falschen Größe eingetauscht. Nun steht noch ein größerer Baumarktbesuch aus, dann muss ich „nur noch“ bauen (also wenn wir großzügig über all die kleineren Baumarktbesuche hinwegsehen, die sich aus vergessenem Zeug und unbedachten Widrigkeiten ergeben).

Eine interessante Veränderung hat sich bei meinem Medienkonsum eingestellt. Während meines Berlinbesuchs hatte ich unbegrenztes Datenvolumen und habe mich deswegen viel auf YouTube herumgetrieben. Wieder zuhause konnte ich das fortsetzen, weil ich mein monatliches Datenvolumen nun in den verbleibenden zweieinhalb Wochen des Monats verbrauchen konnte. Dabei stellte ich unerwartet fest, das meine bisherige Zurückhaltung Youtube betreffend vollkommen unnötig war. Da die meisten Inhalte keine hohe Auflösung erfordern, komme ich mit meinem eingeschränkten Datenvolumen erstaulich weit. Und so habe ich auch in diesem Februar viel zu viel Zeit auf YouTube verbracht. Erstmals. Viel zu viel. Lasst uns das als Erfahrung betrachten. Ich weiß jetzt, was es bedeutet, unerwartet in irgendwelchen Themenlöchern zu verschwinden. Ich habe mindestens zehn rund zwanzigminütige Besprechungen geschaut, die in die Länge und Breite erläutert haben, warum „Madame Web“ ein wirklich sehr schlechter Film ist. Das ist mehr als die doppelte Laufzeit des Films selbst. Aber ich habe viel darüber gelernt, nach welchen Kriterien Kritiker kritisieren (schöne Grüße an meinen Deutschlehrer, der immer dazu geraten hat, Wortwiederholungen zu vermeiden). Geschätzt ab der fünften Besprechung wollte ich das sogar, etwas über das Kritisieren lernen.

Ein noch viel tieferes Themenloch waren die deutsch-amerikanischen Kulturunterschiede. Es gibt etliche Deutsche in Amerika und Amerikaner in Deutschland, die auf YouTube darüber berichten. Keine Ahnung, warum das bei mir Thema wurde, aber einmal angefangen taten die Vorschlagsalgorythmen, was sie halt tun und gaben mir immer mehr davon. Und nun können wir gemeinsam abwarten, ob mir dieses Wissen irgendwann in absehbarer Zeit noch einmal nutzt.

Heute, am vorletzten Tag des Monats, ist mein Internet ausgefallen. Und blieb es auch trotz redlicher Bemühung, es wieder herzustellen. Möglich Gründe dafür gibt es viele, gesicherte kaum, letztlich weiß ich nicht einmal sicher, ob der Fehler bei mir liegt. Das letzte Mal hat es fünf Tage gedauert, bis es wieder ging. Soll Euch gar nicht weiter interessieren, erwähnenswert daran ist nur, dass ich die nächsten Tage möglicherweise auf kalten Entzug gehe. Ich hab‘ jetzt schon schlechte Laune.

Wie immer, wer’s gerne kleinteilig hat darf hier WMDEDGT Februar 2024 weiterlesen

Depression und Testosteron

Schon in Berlin bin ich im Gespräch mit Hannah darauf gekommen, dass es möglichweise Zusammenhänge zwischen meiner verstärkt auftretenden Depression und der zurückliegenden Prostatabestrahlung geben könnte. Genauer gesag, dass aus der Prostatabestrahlung ein Testosteronmangel entstanden ist, der nun das Depressionsgeschehen begünstigt. Vielleicht erinnert Ihr Euch, ich hatte vor der Bestrahlung die eigentlich obligatorische Testosteronunterdrückungstherapie abgelehnt, weil deren Nebenwirkungen zu sehr denen einer Depression ähneln. Da schien es nicht unplausibel, wenn ein anderweitig entstandener Testosteronmangel ebenfalls depressionsverstärkend wirken würde.

Heute bin ich der Idee mal etwas nachgegangen und sie wirkt plausibler als jemals zuvor. Bekannt ist, dass der Testosteronspiegel nach einer Prostatabestrahlung sinken kann, ebenfalls wissen wir, dass zu den Symptomen eines Testosteronmangels verminderte Libido, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen zählen (Haken an alles – ebenfalls gerne genommen sind Gewichtszunahme und erektile Dysfunktion, beides betrifft mich glücklicherweise noch nicht).

Wenn zu wenig Testosteron schlecht ist, ist die Gabe von Testosteron dann gut? Und hilft sie auch dann, wenn wir unser Symptombündel nicht unter dem Oberbegriff Testosteronmangel zusammenschnüren, sondern es Depression nennen? Nun, es gibt starke Hinweise darauf und wie immer auch Gegenstimmen (die hier nur erwähnt werden, weil ich nicht so tun will, als gäbe es sie nicht). Letztlich habe ich alles, was ich wissen wollte, in einem Atikel gefunden, den ich der Einfachheit halber hier ausführlich zitiere. Hervorhebungen und Kommentare in eckigen Klammern sind von mir.

Zum Einsatz von Testosteron bei depressiven Symptomen:

Da Testosteron sowohl die Gemütslage als auch das Appetenzverhalten beeinflusst, ist der Zusammenhang zwischen dem Steroidhormon und dem Auftreten von Depressionen seit einigen Jahren ein viel diskutierter Aspekt in der Forschung. […]

[…]

Eine Testosterontherapie führt bei hypogonadalen Männern [meint Männer mit zu niedrigem Testosterronspiegel] zur Linderung zahlreicher Beschwerden – auch eventuell vorliegende depressive Verstimmungen werden häufig reduziert. Der Einsatz von Testosteron im Rahmen einer antidepressiven Therapie wird jedoch in keiner Leitlinie empfohlen. [warum?] […]

[…]

Eine kürzlich veröffentlichte systematische Metaanalyse von Walther, Breidenstein und Miller gibt nun erneut Hinweise auf einen Nutzen. [3]

Im Rahmen der Metaanalyse wurden Daten aus 27 ausschließlich randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien und von insgesamt 1.890 hypo- und eugonadalen Männern zwischen 40 und 80 Jahren analysiert. Grundlegend für die Studien war, dass die Bewertung des Schweregrades der depressiven Störung, sowohl vor als auch nach der Testosteron-Behandlung, durch ein validiertes psychometrisches Verfahren erfolgt sein musste. [3]

Die Auswertung zeigt, dass eine Behandlung mit Testosteron wirksam und effizient depressive Symptome reduzieren konnte. Im Vergleich zu Männern unter Placebo verringerten sich die depressiven Symptome bei Männern unter einer Testosterontherapie signifikant (p < 0,001) [p < 0,001 bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der beobachtete Unterschied zufällig ist, weniger als 0,1% beträgt]. [3] Allerdings musste das Testosteron für eine wirksame Reduktion depressiver Symptome bei hypo- bzw. eugonadalen und sowohl jüngeren (< 60 Jahre) als auch älteren Männern (> 60 Jahre) ausreichend hoch dosiert sein (> 500 mg/Woche). [3]

https://www.hormonspezialisten.de/artikel/hormonitor/
testosterontherapie-kann-depression-lindern
Link leider defekt (Update 9.4.2024)

Original-Studie: https://www.researchgate.net/publication/328942799_Association_of_Testosterone_Treatment_With_Alleviation_of_Depressive_Symptoms_in_Men_A_Systematic_Review_and_Meta-analysis

Klingt in meinen Ohren wie ein Grund zur Hoffnung. Leider ist mein nächster Nachsorgetermin noch etwas hin, aber da werde ich definiert nachfragen, wie es mit Testosteron für mich aussieht. Haben wollen!

<O>

Update (9.4.2024): In Vorbereitung auf meinen Arztbesuch in 6 Tagen habe ich noch einmal die Studie anschauen wollen und dabei festgestellt, dass der Link zum Orginalartikel nicht mehr funzt. Dann müsst Ihr mir halt glauben, dass das da so stand, fertig. Dafür habe ich jetzt die Original-Studie verlinkt (für die, die es gerne wissenschaftlich und englisch haben).

Dafür habe ich Antwort auf die Frage gefunden, warum eine Testosteron-Behandlung noch nicht in den Leitlinien zur Depressionsbehandlung zu finden ist. Im Rahmen einer eher kritischen Vorstellung der Studie kommentiert Dr. med. David Herzog:
„Die geringe Effektstärke dieser Behandlungsoption und die weiterhin unzureichende Evidenzlage der Verträglichkeit und Sicherheit – insbesondere in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse – lassen eine generelle Empfehlung oder Aufnahme in die Depressions-Leitlinie nicht zu. Hier sind große klinische Studien von hoher Qualität notwendig.“

https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s15005-019-0151-x.pdf

Okay, kardiovaskuläre, meint das Herz-Kreislauf-System betreffende Risiken sind bei mir zu bedenken. Zwei Stents und das Aortenaneurysma gieren geradezu nach Aufmerksamkeit. Aber weil das nicht nur mich betrifft, gibt es auch hierzu (mindestens) eine Studie

„In einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten und nicht unterlegenen [?] Studie haben wir 5246 Männer [mit Vorerkrankungen] im Alter von 45 bis 80 Jahren untersucht. […]

Schlussfolgerungen: Bei Männern mit Hypogonadismus und bereits bestehenden oder einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen war die Testosteronersatztherapie im Hinblick auf das Auftreten größerer unerwünschter kardialer Ereignisse dem Placebo nicht unterlegen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37326322/
übersetzt mit DeepL

Das ist nun vermutlich nicht die „große klinische Studie von hoher Qualitä, auf die weiter oben gewartet wird, aber mir genügt das, um an meinem Wunsch nach einer Testosteronersatzbehandlung festzuhalten.

Update (16.4.2024): Gestern also mein Nachsorgetermin. Es gibt kein Testosteron und auch eine Begründung dafür. Zunächst, mein Testosteronspiegel ist okay (oder war es zumindest bei der letzten Messung vor einem halben Jahr), ein Mangel liegt also nicht vor. Zum zweiten wächst mit der Gabe von Testosteron die Wahrscheinlichkeit der Metastasenbildung. Das will niemand, auch ich nicht.

Unnötig zu sagen, dass ich unzufrieden bin. Aus Gründen, die überwiegend mit meinem In-der-Welt-sein zu tun haben. Zum einen glaube ich grundsätzlich ja nichts einfach so, es sei denn, es entspricht meinen Wünschen. Zum anderen – unter der optimistischen Annahme, dass die obigen Aussage onkologisch (meint: die Entstehung, Entwicklung und Behandlung von Tumorerkrankungen betreffend) richtig ist – mir etwas sinnvollerweise, aber dennoch verweigert wird und ich keine Möglichkeit habe, mich darüber hinwegzusetzen. Mir fehlt die Freiheit das Falsche zu tun, auch wenn ich es vermutlich, nach langer und vor allem eigener Abwägung, nicht täte.

Nur zur Wiederherstellung meines inneren Gleichgewichts: Kennt jemand jemanden, der verschreibungspflichtige Medikamente besorgen kann? Ich frage für einen Freund.

WMDEDGT Januar 2024


Das erste Drittel des Monats war ich noch in Berlin. Hat gut getan und ist in den vorangehenden Beiträgen ausführlich beschrieben.

Bei meiner Rückkehr war ich noch einige Tage aktiv, ausgelöst vor allem durch einen weiteren Elektroausfall und der unbedingten Notwendigkeit, Abhilfe zu schaffen. Da es – zum Teil schon viele Monate, die sich möglicherweise zu Jahren aufaddieren – weitere Elektrobaustellen gab, habe ich diese gleich mit abgearbeitet. Insgesamt sehr befriedigend, obwohl nicht wirklich Neues entstanden ist, sondern nur ein früher bereits erreichter Standard wieder hergestellt wurde. Ein schönes Bild für meine gegenwärtigen Lebensumstände, es ist schon gut, wenn es nicht schlechter wird.

Leider wurde es erst einmal schlechter (Spoiler: und blieb auch so). Es fiel Schnee, der liegen blieb und sehr schön anzusehen war. Aber, seien wir ehrlich, Schnee ist auch sehr unpraktisch, vor allem, wenn man – wie ich – bevorzugt mit dem Fahrrad unterwegs ist. Oder erst Schuhe anziehen muss, wenn man – wie ich – für den Weg zur Toilette ein paar Meter im Freien zurücklegen muss. Es folgten ein paar Tage, in denen ich wirklich nichts anderes tat, als zu lesen, gelegentlich zu schreiben und vor allem ganz viel zu schauen. Nach drei bis vier Tagen konnte ich mich selbst nicht mehr leiden, machte zugleich aber einen selbstquälerischen Sport daraus, nun bis zum bereits vorhersehbaren Ende der Schneeperiode weiterhin nichts, wirklich nichts, zu tun. Schnee-aussitzen als paradoxe Intervention zum Beweis der Selbstwirksamkeit – oder so. Ist nur halbwegs hilfreich, soviel sei verraten.

Nun, irgendwann schmolz der Schnee, das tätige Leben hätte weitergehen können, tat es aber nicht. Ich blieb erstmal sitzen. Meistens jedenfalls, ich lebte und lebe sehr reduziert.

Teil dieses reduzierten Lebensstils sind meine – bisher nur winterlichen – Schlafstörungen, die aber in den letzten drei Wochen ebenfalls eine Entwicklung zum schlechteren genommen haben. Bisher war es so, dass ich sehr spät einschlief, dann grob zwischen drei und sechs Uhr morgens eine Wachzeit hatte, um anschließend bis lange in den Tag hinein auszuschlafen. Solch ein verschobener Rhythmus ist anstrengend, hat aber den Vorteil, immer noch ein Rhythmus zu sein; er ist halbwegs vorhersehbar, man kann damit planen.

Im Moment sind meine Wach- und Schlafzeiten total arhythmisch. Ich achte auch nicht mehr darauf, wann ich ins Bett gehe, ich schlafe, wenn ich schlafen kann, ich stehe auf, wenn ich wach genug dazu bin, wirklich ausgeschlafen fühle ich mich kaum noch. Oft bin ich nachts wach und schlafe tagsüber, niemals am Stück, pro Tag/Nacht habe ich mindestens zwei Schlafphasen, meistens eine kurze von circa drei Stunden und eine längere von fünf bis sieben Stunden. Ich schlafe lang genug, aber der Schlaf ist nicht erholsam.

Es bleibt das Gefühl eines umfassenden Kontrollverlustes.

<O>

Genug des Leidens. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir wird das hier zu düster. Nichts gegen Schilderungen aus dem depressiven Jammertal, aber bitte mit Augenzwinkern. Dieser Gedanke entspringt keiner Laune, ist keine spontane Eingebung, nein, ich denke schon länger darüber nach, wie ich es hier im Blog wieder weniger leidenslastig machen kann. Ich bin noch unentschieden, wie genau ich das erreichen kann, aber ich denke darüber nach.

Es wird also kleine Veränderungen geben, möglicherweise werde ich …, okay, wir werden sehen.

Für heute alles wie immer: WMDEDGT Januar 2024 weiterlesen

Berlin 2024, vierte und letzte Woche

Woche 1, 2, 3 und <´4>

5.1.2024, Freitag
Vorhang auf am Morgen. Überraschung, es hat in der Nacht geschneit.

Wie der Zufall es will ist F., ein früherer Platzmitbewohner und lieber Nachbar, seit gestern in Berlin. Erfahren habe ich davon im Rahmen anlassbedingter Grüße an ihn und seine Familie. Wir treffen uns für einen Spaziergang am frühen Nachmittag, laufen ein Stück in der Hasenheide, einem der Berliner Parks, und sitzen zum Abschluss noch in einer türkischen Backstube auf mehrere Kaffee. Während der ganzen Zeit ist das Gespräch locker ohne ernste Themen auszusparen, wir sind auf angenehmste Weise im Gespräch.

Auf dem Weg nachhause kaufe ich noch einige Lebensmittel ein und gehe entspannt in den abendlichen Medienkonsum. Stunden später packe ich noch schnell die Bilder auf den Blog und notiere kurz den Tag. Aber mir fehlt die Lust zur ausführlichen Beschreibung. Das war auch gestern schon so. Hmmm.

6.1.2024, Samstag
Heute setze ich mich hin und verbloge meine vorgestrige Ausstellungstour. Das dauert länger als erwartet, so dass fast nichts anderes mit und in diesem Tag geschieht. Und ja, das ist auch so, weil ich sehr, sehr lange geschlafen habe. Ein Schontag nach zwei kommunikativ angefüllten Tagen, das ist okay.

Ach ja, heute ist der Schnee schon wieder weg.

7.1.2024, Sonntag
Jeden ersten Sonntag im Monat ist in ausgesuchten Berliner Museen der Eintrit frei. Hannah und ich waren im Futurium. [Text wird fortgesetzt]

„Wie wollen wir leben?“, das ist die Frage, die ich ungefähr jeden dritten Monat im Plenum stelle, wenn mal wieder fragwürdige Ideen auftauchen. Das Futurium fragt das die Besucher auch. In den drei Bereichen Technik – Natur – Mensch werden mögliche Zukünfte vor- und zur Diskussion gestellt.

Zukunft ist ein sperriges Thema, deswegen gibt es viel Raum dafür. Ein Teil der großen Flächen wird dafür gebraucht, sehr viel Text auch aus größerer Entfernung lesbar zu halten. Das ist ein Kritikpunkt den ich habe, die Ausstellung ist – bei aller Bemühung sie im Wortsinn „bespielbar“ zu halten, die Kinder schienen viel Spass an den interaktiven Exponaten zu haben – zu textlastig. Dabei immer informativ und um Ausgewogenheit bemüht. Wieviel Utopie trauen wir uns? Und ab wann beginnt die Dystopie?

Alles in allem gibt es jede Menge Anregungen und Themen, die im Gespräch zu vertiefen sich lohnt. Dennoch habe ich ein „aber“ in mir, das ich nicht genau benennen kann. Auf eine diffuse Weise hat das damit zu tun, dass ich wenig wirklich Neues fand, nichts, was mich wirklich überrascht hat. Das ist nicht alles, worauf ich den Finger legen kann. 3 von 5 Punkten im Ausstellungs-Ranking.

 

8.1.2024, Montag
Eines hatte ich noch auf der Liste seit dem Tag, als ich an dem Aufsteller vorbeikam, den veganen Döner probieren. Es ist der einzige Laden, der mit dem Ersatzprodukt wirbt, an allen anderen Dönerbuden gibt es als vegane Variante Döner mit Falafel oder Halloumi. Heute ist es dann soweit. Mir ist das Brot ausgegangen, ich muss also ohnehin aus dem Haus, dann kann ich auch noch essen gehen. Wenn man es denn so nennen will.

Das Ersatzprodukt versucht erst gar nicht wie Dönerfleisch auszusehen, es ist dunkler und sieht einem kleinen Fleischstück ähnlich. Die Konsistenz ist weder der von Dönerfleisch noch von wirklichen Fleisch ähnlich. Das Produkt zerfällt beim Zubeißen in feine Krümmel, dabei schmeckt es schon wie etwas, das aus der türkischen Küche kommt, ist mir aber zu stark gewürzt; ich vermute, um das fehlende Fett auszugleichen, irgendwo muss der Geschmack ja herkommen.

Auf Anraten des Gastronomen habe ich auch Halloumi im Gebinde („Passt gut dazu!“). Diese Variante sieht  aus wie ein auf halbe Größe geschrumpftes Fischstäbschen (davon sind dann mehrere im Salat versteckt). Auch an dieser Stelle bin ich nicht überzeugt. Die Konsistens ist entfernt der von Calamari ähnlich, es fehlt das gummiartige Quietschen beim Essen, weil das Produkt weicher ist, aber ich habe das Gefühl, dass es quietschen könnte.

Da ich ein Missverständnis immer der vorsätzlichen Täuschung vorziehe und das vorliegende Produkt als Döner beworben wird, stellt sich mir die Frage, auf was sich das Wort „Döner“ bezieht. Vielleicht ist ja die Brottasche gemeint und eventuelle Beiwörter beschreiben die Füllung. Aber nein, das elektronische Lexikon sagt, Döner bedeutet so viel wie „sich drehend“ und Kebab sei das türkische Wort für gegrilltes oder gebratenes Fleisch, in Kobination also „sich drehendes Grillfleisch“. Der Verdacht der Täuschung ist belegt, es schmeckt nicht nach Fleisch (gut, das wurde streng genommen auch niemals versprochen)  und nichts an diesem Döner („sich drehend“!) hat sich jemals am Spieß gedreht.

Fazit: Ich hätte wirklich gerne eines der drei veganen Ersatzprodukte gemocht, die zur Verfügung stehen. Leider muss ich mich und Euch enttäuschen. Halloumi geht so, veganes Ersatz-Dönerfleisch geht gar nicht. Die Falafel-Variante, die ich in einer anderen Bude versucht hatte, war gut, wenn auch kein vollgültiger Kebab-Ersatz.

Eines werde ich noch probieren, die Brottasche mit Salat, Falafel und Ziegenkäse. Die Zusammenstellung gibt nicht vor, Fleisch ersetzen zu wollen, und bietet geschmacklich anderes und dennoch gleichwertiges. Ist halt „nur“ vegetarisch.

9.1.2024, Dienstag
Am Morgen bin ich etwas unentschlossen, wohin ich einen letzten Ausflug machen soll. Letztlich wird es das Naturkundemuseum, weil andere Optionen mit Gründen ausgeschieden sind und Dinos eigentlich immer gehen.

Brachiosaurus brancai „Oskar“ (hinten)

Der Brachiosaurus brancai ist mit einer Höhe von 13,27 m das größte montierte Dinosaurierskelett der Welt„. Size matters!

Tyrannosaurus rex „Tristan Otto“

„Im Dezember 2015 kam Tristan Otto als erstes originales Tyrannosaurus rex Skelett nach Europa und ans Museum für Naturkunde in Berlin. Tristan Otto gehört damit zu einer der wenigen T. rex Originalskelette außerhalb Nordamerikas.“

Ausschnitt aus der Insekten-Sammlung

Die Insektensammlung soll digitalisiert werden, geplant sind bis zu 5000 Präparate am Tag. Die dazu entwickelte Digitalisierungsstraße steht in einem für Besucher einsehbaren Bereicht.

Die Nass-Sammlung

Viel Wert wird darauf gelegt, ein Forschungsmuseum zu sein. Dazu werden umfangreiche Sammlungen angelegt, Zum Beispiel eben auch eine Nass-Sammlung für alles, was sich trocken nicht konservieren lässt. Die Berliner Nass-Sammlung „setzt nicht nur neue konservatorische Standards, sondern macht durch seine gläsernen Wände diese bedeutende Forschungssammlung auch erstmalig für Museumsbesucher sichtbar.

Besonders mochte ich die „Highlights der Präparationskunst“, ein Teil der Ausstellung, in dem gezeigt wird, wie die Präparate hergestellt werden. Ja, es ist Kunst! Und Handwerk. Und Wissenschaft. Sehr beeindruckend. Dabei ist vielleicht erläuternswert, dass als Präparat alles gilt, was irgendwie ermöglicht, ein Tier als Ganzes oder in Teilen aufzuheben. In der Ausstellung geht es um jene Präparate, die die Tiere wie echt aussehen lässt. Pudel-Ausstopfen leicht gemacht!

Mittelamerikanischer Baumstachler

Diesen kleinen Kerl musste ich fotografieren, um ihn zuhause zu identifizieren. So ein Tier war mir bisher nicht bekannt, stachelig und turnt auf Bäumen rum.  Nun, es ist ein Mittelamerikanischer Baumstachler.

<O>

Das Naturkundemuseum sehr zufrieden verlassen und auf dem Rückweg noch eine Pizza gegessen. Ende des Tages und irgendwie auch des Berlinaufenthaltes, morgen werden die Zelte abgebaut und übermorgen ist Heimreise.

10.1.2024, Mittwoch
Die letzten Stunden in M.s Wohnung verbringe ich mit der Endreinigung, ich sauge durch, überprüfe ein letztes Mal die Pflanzen, ziehe das Bett ab, Bringe den Müll weg, spüle und reinige den Herd. Bei all dem trage ich auf Tisch und Bett zusammen, was ich von mir so über die verschiedenen Zimmer verteilt habe, im Anschluss kommt alles in den Rucksack, fertig.

Den letzten Abend verbringe ich mit Hannah in ihrer Wohnung, wir essen gemeinsam und plaudern bis zur Schlafenszeit. Also ihrer Schlafenszeit, ich bleibe noch sehr lange wach und schaue den Streamingdienst der Wahl. Als ich endlich müde bin, ist es schon so sppät/früh, dass ich der Einfachheit halber auf der Couch schlafe, statt in das Gästebett umzuziehen.

11.1.2024, Donnerstag
Ich breche sehr früh auf, um halb sieben muss ich bei der Tram sein, wenn ich meinen Fernbus um acht erreichen will. Was dann auch alles klappt. Gegen halb vier nachmittags komme ich in Gießen an, gegen fünf bin ich wieder zuhause.

Berlin 2023/24, dritte Woche

Woche 1, 2, <3> und 4

29.12.2023, Freitag
Halbzeit, eine erste Rückschau bietet sich an. Es ist das erste Mal, dass ich mich im Winter so lange von zuhause weg in eine ebenfalls winterliche Umgebung begebe. Ortswechsel haben meine depressiven Verstimmungen oft gelindert, ich will wissen, ob das auch klappt, wenn es nicht gleichzeitig viel heller und wärmer ist. Oder ob es überhaupt noch klappt.

Bis jetzt bin ich mit dem Ergebnis meines Versuchs zufrieden. Zwar bin ich längst nicht so aktiv, wie ich mir das erhofft habe, aber allein der Umstand, dass ich in einem großen, hellen Zimmer vorm Laptop sitzen und tun kann, was ich eben tue, scheint schon sehr hilfreich. Es geht mir besser als zuhause.

<O>

Eine Stunde früher als gewohnt aufgestanden, und mich die ersten zwei Stunden des Tages darüber befragt, ob ich das Haus verlassen sollte, obwohl ich keine Lust dazu habe. Oder zu unausgeschlafen bin. Oder sonstwie unausgeglichen.

Der Prozess endet um halb zwei mit dem Rückzug ins Bett, ich lese und schlafe, gegen vier ist die Welt wieder in Ordnung (nein, ist sie nicht, lässt sich aber mit etwas Verdrängung auch im Wachzustand ganz passabel bewohnen).

Der 37C3 unterhält mich (neben anderem) den Rest des Tages:
16.30 Vierjahresrückblick des CCC
19.15 Chatkontrolle – Es ist noch nicht vorbei!
21:45 Heimlich-Manöver

Update: Mittlerweile sind die Vorträge auf der Medienseite des Clubs zu finden.

30.12.2023, Samstag
Ich verbringe den ganzen Tag bei Hannah in der Wohnung überwiegend  mit Dingen, die einen Bezug zur Elektrik haben. Ihr Bad hat einen neuen Anstrich bekommen, anläßlich dessen gab’s dann auch eine neue Deckenlampe und einen beleuchteten Spiegel. Beides will angeschlossen sein, keines von beiden „mal eben so“.

Nicht helfen kann ich beim Totalausfall der Steckdosen in gleich zwei Zimmern. Was mich mit einem kleinen Grummel zurücklässt, von der ersten Schilderung her war ich recht sicher, dass ich helfen könnte. Die Dinge, die ich überprüfen kann, sind in Ordnung. Darüber hinaus fällt mir nichts mehr ein, ich wüsste nicht einmal, wie ich die vorliegende Fehlfunktion boshafterweise auslösen könnte, wenn ich das denn wollte. Schade, ich wäre gern ihr Papaheld gewesen.

31.12.2023, Sonntag
Silvester. In wenigen Stunden gehe ich mit H&M in einen Comedy-Club. Bis dahin ist Zeit für den einen oder anderen Gedanken zum Jahresabschluß. Kein Rückblick, den gab’s schon, eher ein Ausblick.

Das zurückliegende Jahr war schwierig (um es beschönigend zu formulieren) und diese Schwierigkeiten sind längst noch nicht überwunden. Dennoch geht es langsamst bergauf und der Berlin-Aufenthalt kann Indiz, vielleicht sogar Verstärker dafür sein.

Zumindest wird deutlich, was nicht hilfreich ist: die Art und Weise, wie ich um diese Jahreszeit mein (Wagen-)Leben gestalte. Es ist zu dunkel (selbst wenn ich die gewohnheitsmäßig zugezogenen Vorhänge öffnen würde) und es ist zu warm oder zu kalt.

Nun ist für beide Probleme Abhilfe auf dem Weg, im Frühjahr wird vermutlich die Fensterfront des Domes fertig, erstmals ist ein großer Raum umschlosssen, hell und heizbar (wenn auch nur elektrisch, also teuer). [unabgeschlossen, wird fortgesetzt]

1.1.2024, Montag
Durchgeschlafen. Ich erwache näherungsweise ausgeruht. Das ist erwähnenswert, weil es kaum noch vorkommt (Chor im Hintergrund: „Ein Omen, ein Omen!“).

Ansonsten ein Tag wie jeder andere („Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.“).

2.1.2023, Dienstag
Heute gab’s dann wieder was zu sehen, ich war in der Akademie der Künste in der Ausstellung „The Great Repair“. Worum es gehen soll, beschreiben die Macher einleitend so:

Mir sind solche Texte ja immer etwas zu aufgeblasen, es ging im weitesten Sinn um „Gebautes im Zeitverlauf“. Alterndes Beton bis zukünftige Baumaterialien und -weisen. Oder Planung, Erhaltung und Restauration von Gebautem. Und daran angelehnte Kunst.

Das alles ist lehrreich und interessant zugleich. Ich bin an ganz vielen meiner Affinitäten angesprochen, was man daran merkt, dass ich die Begleittexte lese und die  Begleitfilme anschaue. Stühle zum Beispiel gab es auch in der ersten Woche schon einmal.

Und ich mochte die Weite der Ausstellung.

Zugegebenermaßen lässt mein Beitrag hier etwas zu wünschen übrig. Für die, die mehr wissen wollen: der Artikel der taz zur Austellung vermittelt einen deutlich besseren Eindruck davon, was es zu sehen gibt..

3.1.2024, Mittwoch
Keine besonderen Vorkommnisse. Ich gehe zum Abendessen ums Eck zum Hähnchenbrater. Diese Möglichkeit wünsche ich mir manchmal zuhause, einfach nochmal kurz rausgehen und etwas essen. Bevorzugt worauf man Lust hat. Wenn man das kann ist es natürlich nur noch halb so spannend.

4.1.2024, Donnerstag
Heute ist Kulturtag. Zuerst geht es in den Gropius Bau.

Im Martin-Gropius-Bau

Eigentlich braucht der Gropius Bau eine eigene Würdigung, aber das soll Wikipedia übernehmen. Wichtig ist hier nur, dass er sehr große Ausstellungsräume hat und diese für die Ausstellung auch braucht. Noch bevor man die eigentliche Ausstellung betritt, zeigt der Lichthof die erste – und ich vermute auch größte – Installation.

General Idea. Wer war das nochmal? Kollege Bard schreibt dazu:

General Idea war ein Kollektiv von drei kanadischen Künstlern, das die kanadische Kunst und Kultur maßgeblich beeinflusst hat: Felix Partz, Jorge Zontal und AA Bronson, die von 1967 bis 1994 aktiv waren. Ihr Werk war oft humorvoll und satirisch und hinterfragte die Produktion, Verbreitung und den Konsum von Bildern. Ihr Werk ist heute in zahlreichen Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt vertreten.

Die Gruppe wurde 1967 in Toronto gegründet und begann ihre Karriere mit Performances, Installationen und Videoarbeiten. In den 1970er Jahren begannen sie, sich mit Popkultur und Massenmedien zu beschäftigen. Sie schufen eine Reihe von Werken, die sich auf Themen wie Konsumismus, Werbung und Identität konzentrierten.

In den 1980er Jahren begannen sie, sich mit der Aids-Krise zu beschäftigen. Sie schufen eine Reihe von Werken, die die Krankheit und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft thematisierten.

Einige der bekanntesten Werke von General Idea sind:

  • The Miss General Idea Pavillon (1984): Ein fiktiver Pavillon, der für die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984 geplant war. Der Pavillon war eine satirische Darstellung der Konsumgesellschaft und der Kommerzialisierung der Kunst.
  • The AIDS Posters (1987-1994): Eine Serie von Postern, die die Aids-Krise thematisierten. Die Poster waren oft provokativ und humorvoll und zielten darauf ab, Aufmerksamkeit für die Krankheit zu schaffen.
  • The Fluxus Files (1989-1994): Eine Sammlung von Dokumenten und Artefakten, die die Geschichte der Fluxus-Bewegung dokumentieren. Die Fluxus-Bewegung war eine experimentelle Kunstbewegung der 1960er Jahre, die sich auf Performance, Musik und visuelle Kunst konzentrierte.

Die Fotos zeigen nur unvollkommen, wie großartig und bunt das alles ist. Gar nicht zeigen sie die Qualität der Begleittexte, ohne die es eben „nur“ große bunte Kunst wäre. Ich verlasse die Ausstellung beeindruckt und zufrieden.

<O>

Weil ich grob in der Nähe bin und es auf meiner Liste anzuschauender Ausstellungen  steht laufe ich zum Kulturforum hinüber. Dort gibt es „Großes Kino – Filmplakate aller Zeiten“. Um es abzukürzen, ich bin mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zufrieden. Die Ausstellung bemüht sich neben der Chronologie noch andere Betrachtungskategorien anzubieten, die …, ach, was soll’s, vielleicht war ich auch einfach schon im Input-overload, kurz, ich konnte diese Ausstellung deutlich weniger genießen als die vorangegangene.

Großes Kino – Filmplakate aller Zeiten

Dennoch, eines tut diese Ausstellung ohne dass sie es will. Sie erinnert mich an „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von Walter Benjamin. Habe ich nicht gelesen, werde ich auch nicht. Ich bin keiner, der solchen Fragen akademisch nachgeht, selbst wenn ich sie habe. Aber ich erinnere grob den Inhalt aus einer lange zurückliegenden Beschäftigung mit Copy-Art.

Wie kam ich drauf? Ach ja. An einer Stelle wird in der Ausstellug darauf hingewiesen, dass die Sammlung sich bemüht, ausschließlich Originale aus dem Jahr der Veröffentlichung zu sammeln und zu zeigen. Ein Beispiel, das große Metropolis-Plakat in der Mitte des Fotos ist das einzig erhaltene dieser Größe. Macht das was mit mir? Nein, aber so gar nicht.

Aber warunm ist das so? Weil ich es mit meiner Expertise und Sehstärke nicht von einer guten Reproduktion unterscheiden kann. Und weil es für das, was die Ausstellung beschreiben will, auch unwichtig ist. Es geht nicht um Drucktechnik oder Papierqualität; es geht um  ein spezifisches Stück Gebrauchsgrafik und welchen Einflüssen es im Laufe eines Jahrhunderts ausgesetzt war.

Benjamin unterscheidet zwischen traditionellen Kunstwerken, die einzigartig und unersetzlich sind, und reproduzierbaren Kunstwerken, die beliebig oft kopiert werden können. Dies hat, so Benjamin, weitreichende Folgen für die Funktion und Bedeutung des Kunstwerks. Aber das nur nebenbei.

<O>

Der Tag findet seinen Abschluss bei Hannah, M. hat lecker gekocht und wir essen gemeinsam, plaudern etwas und gehen eine letzte Runde mit dem Dackel durch den nahegelegen Park.

Ich bin immer wieder überrascht, wie leicht es mir fällt, mit ihr auch über schwierige Dinge zu sprechen. Vielleicht, weil ich aufrichtiges Interesse und das ehrliche Bemühen spüre, Dinge zu verstehen. Und weil ihre Fragen ohne Vorwurfshaltung formuliert sind (womit sie mir um vieles voraus ist). Viele Fragen drehen sich noch um H. und meine Beziehung zu ihr. Wie das damals war oder was ich heute darüber denke. Es sind Fragen nach der Beziehung der Eltern zueinander, wie ich sie auch in Bezug auf meine Eltern habe. Beim Nachdenken darüber lerne ich selbst noch viel über mich und meine damalige Beziehung zu H.. Und natürlich ist bei allem auch ein Stück gemeinsame Trauer dabei. Ich bin dankbar dafür, dass wir diese Gespräche führen können.

<O>

Auf der Rückfahrt zu M.’s Wohnung mit der Tram bin ich so müde und  in Gedanken, dass ich meine Umsteigehaltestelle verpasse und das erst etliche Stationen später bemerke. Ich lobe meine Monatskarte, dank der mir solcherlei Unfug egal sein kann. Berlin bei Nacht, auch schön.

<O>

Und weiter zur vierten und letzten Woche.