Euch allen
Frohe Festtage!
Mein Ding mit Weihnachten ist, dass ich es weder begehen noch nicht begehen kann. Wobei das steng genommen nicht bewiesen ist, ich erinnere keinen ernsthaften Versuch, Weihnachten im Kreis der Familie zu begehen, folglich auch kein Scheitern daran.
Dass ich Weihnachten nicht einfach ignorieren kann, ist dagegen gut bewiesen. Es gibt mehrere heldenhafte Selbstversuche, die regelmäßig in sehr, sehr schlechten Stimmungen mit unangemessen hohen Anteilen an Selbstmitleid führten. Oder (damals™) in sehr hohen Alkoholkonsum.
Zu Studentenzeiten besuchte ich verschiedene Alternativ-Feste – ich war schon trocken – an denen andere den Alkoholkonsum und gelegentlich auch die schlechte Stimmung übernahmen. Der Nachteil daran: bei mehr als sagen wir sieben Teilnehmern wird man unweigerlich Zeuge von Streit, Mißmut oder Depression, und in seltenen Fällen auch von Gewalt.
In meinen mittleren Lebensjahren fand ich dann immer wieder Menschen, denen es ähnlich ging wie mir und mit denen ich mich an Weihnachten zu einem guten, gelegentlich auch festlichen Essen treffen konnte. Darüberhinaus gab es keinerlei Brauchtumspflege. Sehr angenehm, so finde ich das am schönsten.
Dieses Jahr bin ich, wie auch in den 10 Jahren davor, in der Familie von A. zu Gast. Die Feier dort ist semi-klassisch, es fehlt der Weihnachtsbaum, ansonsten gibt es ein Festtagsessen und Bescherung. Mit den Jahren ist die Familie kleiner und ruhiger geworden, mit unangenhmen Überraschungen ist nicht mehr zu rechnen. Es ist ein angemessen frohes Fest.
Nur …, manchmal wünsche ich mir eine beschwipste Tante, die viel zu laut schlechte Witze erzählt, von denen keiner der anwesenden Erwachsenen mir erklären will, was daran witzig ist. Denn das macht Weihnachten auch, es führt uns in eine verklärte Kindheit. Ich schweife ab …