24917 – Ein enges Herz …, wie sinnig!

Nur bedingt lustig, aber ganz bestimmt handgemacht: Geburtstagskarte, so um 1980 herum versandt.

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Email vom 6.1.09
Betreff: RE Kunterbunt

Hallo F²,
es ist eine meiner schlaflosen Nächte. Anstatt mich müde zu lesen kann ich genauso gut auch schreiben. […]

[…]

Und noch etwas hat mich beschäftigt, die von Dir ganz richtig wahrgenommene Härte in meinen persönlichen und familiären Beziehungen. Da gibt’s wenig zu deuteln, das ist so. Ich erlebe das nicht als Vorteil oder Tugend oder in sonst einer Weise als positiv. Auf der persönlichen Ebene macht es mich unversöhnlich und einsam; ich brauche sehr lange, bis ich eingebildete oder  wirkliche Kränkungen vergeben kann. Und das Fehlen positiver familiärer Bindung scheint mir mehr eine besondere Art von Behinderung zu sein, die dazu führt, dass man auch sonst im Leben die Förderung durch Vater- und Mutterfiguren zurückweist, die andernfalls nur hilfreich wäre. Ich wünschte mir, es wäre anders.

[…]

LG g.

24916 – Stadttheater

Gestern mal wieder im Theater gewesen, die Premiere von „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ gesehen. Und weil richtig kritisieren richtig schwer ist, werde ich das nicht (mehr) tun. Aber einen Eindruck will ich doch teilen.

Seit einiger Zeit gibt es im Stadttheater vor jeder Vorstellung im Foyer eine kurze Einführung in das jeweils aufgeführte Stück. Wer will kann das auch vorher auf den Seiten des Theaters nachlesen. Sowohl im Programm als auch in der Einführung gibt es viel zu erfahren über die Ansprüche, die Autor und Regisseur mit dem Stück verbinden.

Und, so der zu teilende Eindruck, ich finde diese Ansprüche oft nicht oder nur ungenügend verwirklicht. Das ist ganz unabhängig davon, ob ich die Inszenierung mag oder nicht. Ich mochte das heute (vielleicht weil ich müde und unaufmerksam war), aber warum vorher der ganze Aufriss um die Bedeutung dessen.

Eigentlich weiß es jeder Wirtshaus-Clown: ein Witz, der erklärt werden muss, ist nicht gut.

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Innere Widerrede: Kunst darf erklärungsbedürftig sein. Und ein bissschen Hintergrundwissen ist nie verkehrt. Warum so hart?

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Wisst Ihr was, wir nennen den Eindruck eine Ver-Stimmung und lassen es gut sein.

24915 – Im Wartebereich

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Sorry, wenn es hier gerade etwas düster zugeht, das wird sich auch wieder ändern. Aber mit meiner nun abermals verkürzten Lebenserwartung muss ich mich erst abfinden. Und weil ich mich andererseits gar nicht gerne damit beschäftige, geschieht die notwendige Recherche über Tage verteilt.  Und Ihr dürft das dann miterleben.

Heute eine kleine Einordnung der bereits erwähnten Sterberisiken. Bei einer zweiten Recherche konnte ich die recht kernige Aussage des Arztes (24911), dass in meinem Zustand unbehandelt einer von drei Patienten innerhalb eines Jahres stirbt, verifizieren. Nicht genau mit diesen Worten und Zahlen, auch nicht ohne Einschränkungen, aber die grobe Richtung stimmt.

Die Diagnose heißt hochgradige Aortenklappenstenose, meint die blutauslassende Klappe an der Aorta ist aufgrund von Kalkablagerungen verengt. Das führt zu einer schlechteren Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und aufgrund des Blutrückstaus im Herz zu Veränderungen der Kammern und des Herzmuskels. Spätestens wenn diese Veränderungen eingetreten sind spricht der Mediziner von Herzinsuffizienz. Das Eine, die Stenose, ist vom Anderen, der Insuffizienz, zu unterscheiden, was in den Texten nicht immer sauber geschieht und den Laien, also mich, zunächst verwirrt.

Die Verengung kann lange unentdeckt und auch unauffällig bleiben, vor allem wenn mensch selten an seinen Leistungsgrenzen ist und folglich kein Gefühl dafür hat, ab wann er denn „außer Puste“ kommen müsste. Das ist auch bei mir ein diagnostisches Problem, weil ich aufgrund der beschädigten Achillessehne ohnehin nicht schnell laufen kann, keinen Sport treibe und allumfassend untrainiert bin. Immerhin habe ich in letzter Zeit keine Verschlechterung meines Zustandes bemerkt, sondern eher im Gegenteil eine leichte Leistungszunahme angenommen (spürbar bei den regelmäßigen Fahrradfahrten).

Nun wäre es aber wichtig, zu wissen, ob ich schneller in Luftnot gerate als sonst (ab wann eigentlich genau), weil schneller eintretende Luftnot eines der Symptome einer Herzinsuffizienz wären. Und die Sterberisiken ab Eintreten der Symptome „zählen“.

An dieser Stelle die guten Nachrichten, mein Herz ist noch nicht verändert und ich fühle mich subjektiv leistungsfähig – im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten. Auch alle anderen Symptome einer Herzinsuffizienz (die einen so deutlichen Krankheitswert haben, dass sie auffallen) fehlen. Ich bin symptomfrei. Noch tickt die Uhr nicht.

Einen Grund zur Entwarnung gibt es trotzdem nicht, denn der Prozess ist irreversibel, nichts wird besser oder kann geheilt werden, die Verkalkung wird fortschreiten und irgendwann auch kritisch werden. So, wie sich die Verengung zwischen der letzten und der aktuellen Kontrolluntersuchung von mittelgradig zu hochgradig verändert hat, wird dieser Moment kommen. Ich habe lediglich im Rahmen der Statistik einen schwer zu benennenden Zeitraum X meiner Lebenserwartung hinzugefügt, während die Diagnose selbst das Sterberisiko neben dem Aneurysma nochmals erheblich erhöht.

Es bleiben Fragen. Klar sollte geworden sein, dass sich das hohe Sterberisiko, das der Arzt genannt hat, auf symptomatische Patienten bezieht, ich mich aber als symptomfrei betrachte. Wie kam er drauf? Wie lange kann ich günstigsten- oder schlechtenstenfalls symptomfrei bleiben? Und ist diese ganze Rechnerei nicht ohnehin müßig, weil wir es mit Statistik zu tun haben, die massive Ausreißer in jede Richtung zulässt?

Ja, ich mache mir Gedanken.

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Falls irgendjemand mehr wissen möchte, als Übersichtsartikel empfehle ich aufgrund der guten Lesbarkeit: https://www.medneo.com/patienten/aortenklappenstenose/