Bennenung von Bezugspersonen, die

Seit längerem beobachte ich, wie in Blogs auf Personen des näheren Umfelds Bezug genommen wird. Allem voran die jeweiligen Lebenspartner und Kinder, weniger im Fokus die jeweiligen Nebendarsteller, Freunde, Verwandte und Bekannte. Mittlerweile gibt es eine kleine Sammlung der Bezugsnamen:

Die jeweiligen Lebenspartner
ich: Lieblingsmensch
Buddenbohm: Herzdame
Frau Brüllen: der Hübsche
Vorspeisenplatte (Kaltmamsell): Herr Kaltmamsell
hmbl: die Liebste, Frische Brise: der Liebste
es regnet: meine Frau
LandLebenBlog: der Gatte
The Diary of Kitty Koma: der Graf
Draußen nur Kännchen: der Reiseleiter (ev. einmalig)
Vergessen wer: der Mann, Herr H. (H. zugleich erster Buchstabe des Blogs),

Die Kinder
ich: H., M., LLT
Herzbruch: Realname, Spitzname oder andere Bezugnahme
Frau Brüllen: Q. (also Initiale mit Punkt)
Budddenbohn: Sohn 1, der andere Sohn
Draußen nur Kännchen: K1, K2 (durchnummeriert)
Inchs Blog: die Prinzessin

Die Eltern
kreutzberg sued-ost: der Kanzler (Vater)

Der Anlass für diese kleine Sammlung war die Unzufriedenheit mit meiner eigenen Praxis der letzten Jahre, nur noch die Initiale des Vornamens zu nennen. Mit wenigen Ausnahmen, der Lieblingsmensch war genau dies – bis die Beziehung endete. Und Tochter H. war lange LLT – bis ich aus hier nicht zu nennenden Gründen davon Abstand nahm. Kurz, ich suchte Anregung.

Die ich nicht fand. Zugleich ist meine Unzufriedenheit zurückgegangen, denn mir ist aufgefallen, dass ich es meist nicht bei der Initiale lasse, ich schreibe von Tochter H., Freund J. oder Nachbarin C.. Die etwas dürre Initiale erinnert mich im Text daran, der Person eine Funktion zuzuweisen. Das ist, gerade für Gelegenheitsleser, einsteigerfreundlich.

Und warum komme ich gerade jetzt damit um die Ecke? Weil sich diese kleine Sammlung schon viel zu lange in meinem Entwurfsordner herumtreibt und darauf wartet, dass ich irgendeinen weiterführenden Gedanken dazu entwickle. Was wohl nicht mehr geschehen wird.

Und zweitens um, was meine Praxis der Bennenungen angeht, eine Ausnahme anzukündigen. T. ist ab jetzt Tini, sie ist mit hervorgehobener Selbstverständlichkeit da, einfach da. Falls Ihr Euch wundert …, das tue ich auch.

WMDEDGT August 2024

Regelmäßige Leser des Blogs wissen es schon, anfangs des Monats war ich gegen jede Gewohnheit spontan und habe ein Festival besucht. Der Besuch des „Mind On Fire“ ist schon gut beschrieben, wenn ihr das noch nicht gelesen habt, könnt ihr es hier nachholen.

Direkt im Anschluss war Tochter H. für 10 Tage zu Besuch, zu Beginn und gegen Ende dieser Zeit auch ihr Freund M.. So kam es, dass die ersten 13 Tage des Monats mit Plaudereien vergingen. Und so sehr wie ich jeden Moment davon mochte, so anstrengend war es auch, beständig im Kontakt zu sein. Bitte nicht missverstehen, gerne mehr davon.

Wer nicht nur regelmäßig, sondern auch aufmerksam liest, dem ist im Mind-On-Fire-Text die Auslassungskennzeichnung aufgefallen, kurz nach Erwähnung einer schwer zuordenbaren, aber schon mehrfach betont beiläufig erwähnten T.. Nun ist der genaue Wortlaut der Auslassung verloren, gemeinsam mit dem Tagebuch, das sich im Rucksack befand, der verloren ging, als ich mit dem Fahrrad auf dem Weg zu nun explizit zu erwähnender T. war. Aber ich kann euch den Inhalt kurz und stark versachlicht so zusammenfassen: „Ist die ohne Zweifel vorhandene gegenseitige Sympathie und Zugewandheit schon ein Anzeichen von romantischem Interesse?“ Die Frage blieb im Buch wie im Leben unbeantwortet.

Die Gefühlslage zu diesem Zeitpunkt ist auch in der Rückschau uneindeutig, eine Art Schrödingers Interesse, dass zugleich da und nicht da ist. Erst rund zehn Tage und mehrere Plaudereien später machen wir die Kiste auf und zu beider Beglückung ist Interesse drin. Definitiv und eindeutig.

Der Rest des Monats vergeht damit, sich gegenseitig kennenzulernen. Anderweitig stattfindendes Leben kann an dieser Stelle vernachlässigt werden. Wir sind auf unangemessene Art voneinander überzeugt und wer es kennt weiß, das muss so!

Kurz und unverschwurbelt: Da ist eine neue Liebe in meinem Leben.

Vermutlich werdet ihr noch mehr davon lesen, vielleicht aber auch nicht, denn es will gut ausbalanciert sein, wieviel ich von mir erzähle, wenn es zugleich auch die persönlichste Geschichte einer anderen Person betrifft. Nicht jede Eigenheit will öffentlich betrachtet sein. Ich werde sorgsam sein.

Wie immer, wer’s tagesgenau braucht, darf hier WMDEDGT August 2024 weiterlesen

Von Silberstreifen und Rucksäcken

Ein Beitrag, der etwas mäandert, lasst Euch einfach mitnehmen.

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Zum wiederholten Male in meinem Leben möchte ich ein paar Kilo herunter machen. Genau genommen so um die vier, erstmal, immer schön realistisch bleiben. Heute, es ist ein sonniger und heißer Tag, scheint das nicht weiter schwierig. Wer will bei solcher Hitze denn essen? Aber ich erinnere mich an frühere Abnehmaktionen und regnerische Tage und weiß um die Schwierigkeiten. Ich bin erfahren und begründet zuversichtlich.

Auf eine seltsame Weise hat mein noch sehr viel weiter gehender Veränderungswunsch mit einem verlorenen Rucksack begonnen …

Hat er?

Vielleicht auch wenige Tage vorher. Ich saß hier so am Teich und froschkönigte vor mich hin, als eine Prinzessin vorbeikam und mich küsste. Nun ist die Sache mit dem Frösche küssen ja die, dass man den Prinz nur bekommt, wenn man auch mit dem Frosch zufrieden wäre. Besagte Prinzessin küsst mich also und ich bleibe ganz absichtslos Frosch, ich neige nicht zu „schplong!“, „blop“ oder „tataah“ und dann steht der Prinz da. Dennoch, ein paar Küsse später bemerke ich, wie mir die Froschhaut spannt. Da möchte sich etwas zeigen und das, was da raus will, nun, fühlt sich nicht nach Prinz an, … aber definitiv nach einem besseren Frosch.

Soweit also die allgemeine Stimmungslage als es zu bereits erwähntem Rucksackverlust kommt. Zu dem sich zunächst nur eines sagen lässt: eigene Dummheit. Mit einem Expander schlecht auf dem Gepäckträger befestigt, damit dann über teils unbefestigte, teils schottrig-holbrige Wege, im Rückblick vorhersehbar. Ich habe schon dreiviertel des Wegs hinter mir, als ich den Verlust bemerke, kehre um, aber kann den Rucksack nicht wiederfinden. Später fahren wir die Strecke noch einmal mit dem Auto ab, am Werktag darauf stelle ich bei den zwei in Frage kommenden Fundbüros eine Online-Verlustanzeige. Der Rucksack bleibt verschwunden.

Der verlorene Inhalt ist überschaubar, Schuhe, etwas Wäsche (oh, der Lieblings-Lungi aus Indien), Zahnbürste, E-Reader, Lesebrille und als größter emotionaler Verlust das Tagebuch. Samstags verloren, denke ich den ganzen Sonntag nicht daran und habe mich montags schon damit abgefunden, dass ich einige Zeit zur Ersatzbeschaffung aufwenden müsste.

Dienstag dann, vielleicht schon Montag abend, kommt mir der E-Reader in den Sinn und in der Folge einiges ins Rutschen. Erst vor kurzem hatte ich H. gegenüber geklagt, dass mein Konsum von Sachbüchern mit der Benutzung des E-Readers zurückgegangen ist. Der Zusammenhang ist nicht ganz so schlüssig herzustellen, hat aber damit zu tun, dass es, je nach Formatierung des E-Books, etwas hakelig sein kann, zwischen zwei Büchern, sagen wir einem Roman und einem Sachbuch, hin und her zu schalten. Was also wäre, wenn ich auf die Ersatzbeschaffung des E-Readers verzichten würde und stattdessen mal wieder in die Bibliothek ginge?

In der Biblothek stoße ich keineswegs zufällig auf zwei Bücher über die männlichen Wechseljahre und die darin enthaltenen Tipps kreuzen sich in der Folge mit froschköniglichen Häutungssehnsüchten und der generellen Unzufriedenheit mit meinem gegenwärtigen physischen Status.

Es ist eigentlich nicht schwer, zwar muss man zur Prinzwerdung sein ganzes Leben verändern, ein besserer Frosch wird man schon mit ein paar Kilo weniger, vernünftiger Ernährung und ausdauernder Bewegung. Mein sommerlich und hormonell überhitztes Hirn hält das für machbar. Zumal ja mal wieder alles mit allem zusammenhängt. Ich könnte ignorieren, dass von Diäten dringend abgeraten wird und mit einer Diät beginnen. Mit beidem kenne ich mich aus, der lebensgeschichtlich gewachsenen Abnehmstrategie und dem Ignorieren von guten Ratschlägen. Der Verzicht auf Nahrung in ausreichenden Mengen setzt Energien und Zeit frei; allein um sich von um Gummibärchen kreisenden Gedanken abzulenken möchte man Dinge tun, die einem sonst nicht in den Sinn kämen, etwa sich einzig der gesundenden Wirkung von Bewegung wegen zu bewegen. Weniger Gewicht und mehr Bewegung, check!

Vermutlich bleibt da immer noch Zeit und Energie übrig. Ich könnte, denke ich,  die ganze Nummer verbloggen. Ich will ja ohnehin mehr bloggen, und wenn ich gerade dabei bin, Schweres zu tun, kann ich das im Blog dokumentieren und es mir damit noch ein kleines bischen schwerer machen. Klingt gut!

Bei all dem bin ich natürlich voll der Realist. Vier Wochen traue ich mir die Nummer zu. Ein Kilo pro Woche runter, viermal mein Wochenformat „Gesammelte Trivialitäten“ zur Dokumentation und dabei immer schön in Bewegung bleiben.

Bin gespannt, wie’s klappt!

Ein guter Tag

Dass manche Dinge bei mir länger dauern ist bekannt. Dennoch, wenn Tinkercad frech behauptet, die heute im Makerspace ausgedruckten Objekte seien vor zwei Jahren entworfen worden, übertreibt es maßlos. Real sind es knappe 19 Monate. Das ist doch ein Unterschied.

Vermutlich habe ich in diesen Monaten weder die Kaffeemühle noch die Werkstattlampe gebraucht, „brauche“ auch jetzt beides nicht dringend, aber es ist schön, dass beide Reparaturprojekte nun einen Abschluss gefunden haben.

Die Klammer für die Werkstattlampe passte sofort, die Bilder sind selbsterklärend.

Mit dem Kaffemühlenknopf hatte ich größere Mühe und mußte mit der Feile nacharbeiten. Was nur bedeutet, dass ich zu genau gearbeitet habe und mir bei einem ähnlichen Projekt in der Zukunft größere Spaltmaße gönnen sollte.

Auch war der Einbau unerwartet frickelig, da gibt es bestimmt irgendeinen Trick, den ich nicht kenne. Aber, und das ist wichtig, jetzt lässt sich das Maschinchen wieder richtig gut bedienen. Vielleicht mache ich es zur Belohnung auch mal sauber.

Mind On Fire 2024

Nach vielen Jahren war ich erstmals wieder auf einem Festival. Und eigentlich wollte ich über das Festival selbst gar nicht so viel erzählen, denn, so dachte ich, wer etwas über das Festival erfahren möchte, kann ja einfach dem Veranstaltungslink folgen. Zeigt sich: schon drei Tage nach dem Festival ist die Veranstaltungsseite nicht mehr verfügbar und nur noch die Ankündigung für das nächste Jahr zu sehen. Mit etwas rumgeklicke habe ich dann doch noch eine Seite gefunden, auf der uns die Veranstalter etwas über den Anspruch des Festivals erzählen.

MIND ON FIRE KULTURFESTIVAL

Unser Festival setzt Zeichen – für einen respektvollen Austausch aller Kulturen, unabhängig von Herkunft oder Religion der Menschen.

Toleranz ist auf Dauer nur auf der Basis von Akzeptanz und gegenseitiger Wertschätzung möglich, wenn man sich aktiv kennen- und verstehen lernt. Unserer Meinung nach geht das besonders gut, wenn man zusammen feiert, zusammen kreativ ist, zusammen Neues schafft – wie auf dem MIND ON FIRE.

In der direkten Begegnung und dem Austausch der verschiedenen Kulturen kann ein neues Verständnis und Bewusstsein füreinander und für sich selbst entstehen.

Als Zielgruppe möchten wir alle kunst-, kultur-und musikbegeisterten Menschen ansprechen, die sich einen multikulturellen Austausch wünschen und gleichzeitig in einer wunderschönen Atmosphäre entspannen und etwas Neues für sich entdecken oder spielerisch erlernen möchten.

mind-on-fire

Und jetzt der kaum bearbeitete Auszug aus dem Tagebuch.

1.8.2024, Donnerstag, Mind On Fire, ein Festival
Ich befinde mich in einer Fish-out-of-water-Situation. Vorgestern abend habe ich spontan in gemütlicher Runde zugesagt, mit zum Festival zu fahren. Mein letztes Festival liegt plus/minus zwanzig Jahre zurück. Gestern mehr schlecht als recht das Zeug dafür zusammengesucht und -geliehen. Heute erwache ich in einem ausreichend großen Zelt zu ungewohnt früher Stunde zu ungewohnten Umgebungsgeräuschen. Das ist nicht gänzlich unvertraut, wer jemals auf einem Campingplatz aufgewacht ist, kennt das Setting. Es ist wie damals in Italien auf dem Campingplatz mit den Eltern.

Es ist ähnlich und doch ganz anders. Die Zelte sind hier zum größten Teil Wohnmobile, assozierte Wohnmobile. Ich bin hier als Teil der Gruppe, die ich seit mehreren Jahren auf den Festen von Nachbarin C. erlebe und schätzen gelernt habe. Und mit der ich auch schon einmal im Dome gefeiert habe.

Dennoch fühle ich mich an diesem ersten Morgen fremd und deutlich außerhalb meiner Komfortzone. Das ist zum Teil meiner mangelhaften Vorbereitung zuzuschreiben. Ein Kaffee wäre jetzt gut. Aber dafür bin ich nicht ausgerüstet. Die, die dafür ausgerüstet sind, schlafen noch. Erstmals seit langem wieder eine Situation, in der ich zur Erfüllung meiner wenigen Bedürfnisse mit anderen kooperieren und interagieren muss. Sehr ungewohnt.

Stichwort Bedürfnisse: dass ich mindestens einmal die Nacht auf die Toilette muss, habe ich total ausgeblendet, als ich mich spontan zu fortgeschrittenem Camping bereit erklärt habe. Die Toiletten sind einen kleinen Spaziergang entfernt, danach bin ich wach. Das mag schlimmer klingen, als es ist. Zerstückelte Nächte bin ich auch zuhause gewohnt. Ich lese in solch wachen Zeiten, meist werde ich dann schnell wieder müde und kann weiterschlafen. So auch hier.

Um mich herum erwacht das Leben, langsam nur, ich sehe Menschen vor ihren Zelten Yoga üben, anderen beschäftigen sich mit kleinen Wollarbeiten, wieder andere schreiben, so wie ich. Unsere Tätigkeiten scheinen mir auf seltsame Weise nach innen und nach außen gerichtet. Wir sind für uns und dennoch signalisieren wir, wie wir gesehen werden möchten. Zugegeben, das gilt fast immer, aber heute besonders.

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Wenig später wird es auch in der näheren Umgebung lebhafter. Ich bekomme eine ersten und auch einen zweiten Kaffee angeboten. Das Gefühl der Fremdheit lässt nach. Wir sitzen miteinander herum, sprechen und kommen langsam in den Tag. Jemand (N., aber deren Namen kenne ich diesem Zeitpunkt noch nicht) bringt erste Programmhefte von der Anmeldung mit. Tagsüber werden die verschiedensten Workshops angeboten. Später hole ich mit T. unsere Eintrittsbändchen und wir gehen eine erste Runde über den Platz. Dabei sehen wir einige dieser Workshops im Ablauf, einiges scheint interessant und kommt für morgen auf die Merkliste.

[…]

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Am nachmittag beginnen die Musik-Acts (das sagt man heute bestimmt anders). Das Gelände ist groß genug, die Besucher aufzunehmen, nirgends entsteht der Eindruck von Enge, selbst an den Essens- und Getränkeständen sind die Schlangen überschaubar.

Der eigentliche Eröffnungsact beginnt um 21.30 Uhr. Die Musik ist gut, aber noch mehr mag ich die dazugehörige Lightshow. Leider beginnt es schon sehr bald zu nieseln, ab der Mitte der Show regnet es dann richtig. Ich rette mich rechtzeitig unter einen Sonnenschirm, die Tanzenden werden bereitwillig nass und es gibt trotz Regen drei Zugaben.

Nach der Show findet sich die bis dahin zerstreute Bezugsgruppe wieder zusammen für den mal mehr, mal weniger gemeinsamen Rückweg zum Lagerplatz. Wenigstens ein Gruppenmitglied braucht alkoholbedingt auch eine helfende Hand, wofür sind Freunde da. Bei den WoMos angegekommen geht die gute Laune weiter. Leise, laute, dann wieder leise Musik, es geht noch lange und ich wundere mich, dass die Nachbarschaft das klaglos hinnimmt.

Regenbedingt drängen wir uns unter dem Pavillon (doppelte Größe). Als ich irgendwann etwas in meinem Zelt holen möchte, bemerke ich einen kleinen Wassereinbruch. Es hat ein wenig hereingeregnet, aber gerade regnet es nicht mehr. Ich nehme die kleinen Pfützen mit einem Handtuch auf und hoffe im weiteren auf eine trockene Nacht.

Dennoch treffen wir für den schlimmsten Fall Vorsorge, mir wird in einem Kombi die Gepäckfläche vorbereitet, damit ich zur Not an einen trockenen Ort umziehen kann. Wenn wundert’s, der worst case tritt ein und den zweiten Teil der Nacht schlafe ich im Kombi.

2.8.2024, Freitag
Die Nacht endet nach angemessener aber ungewohnt kurzer Dauer. Diejenigen, die gestern nicht bei den letzten waren, sind heute bei den ersten. Es gibt Kaffee, mehr ist zur Zufriedenheit nicht notwendig.

Um die Mittagszeit fahre ich mit einem geliehenen Fahrrad durch den Wald ins nahegelegene Kleinstädtchen. Ich brauche und kaufe ein paar Lebensmittel, die ich „in die Mitte werfen“ kann. Die Gruppe hat den Brauch, diverse Lebensmittel und zumeist auch das Grillgut in Häppchen zu schneiden und zu teilen. Eine nette Tradition, die ich von C.s Festen schon kannte, nur war ich einkaufstechnisch im Rahmen meiner Vorbereitungen darauf nicht eingetellt. Weswegen mir der nachgeholte Einkauf ein Bedürfnis war.

Auch bei meiner Rückkehr sitzen Menschen im Pavillon, im folgenden finden in wechselden Grüppchen mal mehr, mal weniger ernste Gespräche statt. Ich mag das sehr, wir erfahren etwas voneinander, Kontakte vertiefen sich. Das Durchschnittsalter liegt in der Gruppe cirka zehn Jahre unter meinem, entsprechend findet man unter den Themen nicht nur Beziehungen und Kinder, sondern auch Krankheiten und anderes Ungemach. Wir sind schon sehr, sehr erwachsen geworden.

Manche wechseln vom Kaffee zu alkoholfreiem Bier, gegen Abend auch zu alkoholhaltigem. Irgendwann nehme ich mich heraus, um diese Zeilen zu schreiben.

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Der Rest des Tages vergeht mit mehrfachen Wechsel zwischen unserem Lager und dem Bühnenbereich. Ab 16.30 Uhr gibt es cirka alle zwei Stunden einen anderen Act. Die Bands, die noch bei Tageslicht spielen, haben in der Regel einen ganzen Anteil spielender Kinder im Publikum. Die kleinsten oft ausgerüstent mit einem Gehörschutz, wie ihn Handwerker benutzen, natürlich in Kindergröße. Das ist eigentlich gutes Fotomaterial, aber heh, fremde Kinder fotografieren und in den Blog stellen geht halt gar nicht.

Manche tanzen, andere sitzen und hören nur zu, ich laufe gerne herum und sehe mir nochmal und nochmal an, was es hier an den VERkaufsständen zu kaufen gibt. Dabei bin ich für die meisten Stände nicht wirklich die Zielgruppe. Aber ich mag das beschallte Bummeln und die Stimmung dabei.

Am Abend bekommt man mich nicht nur über die Musik, sondern auch über die Lightshow, die Muster in die umgebenden Baumkronen zeichnet. Wenn die Laser über die Bäume hinausgehen strahlen sie bis zum Horizont. Das ist aber nur zu beobachten, wenn man sich hiter den Bäumen, also auf dem Weg zum Lager, befindet. Ebenfalls, wenn auch aus anderen Gründen, unfotografierbar (ich hab’s versucht).

Die Nacht ist trocken, keine besonderen Vorkommnisse.

3.8.2024, Samstag
Wie in den Tagen zuvor wird am Morgen viel gesessen und geredet. Menschen kommen und gehen in Abhängigkeit von ihren jeweiligen Plänen. Ich nehme heute an einem der vielen Workshops teil, dessen genauer Name hier unwichtig ist, weil er so nicht stattfand. Stattdessen gab es vertretungsweise ähnliches, das ich hier mal „Yoga für Anfänger“ nenne. Ich bin positiv überrascht, was alles noch geht, auch wenn es sich um Anfängerübungen handelt. Angenehm genug, um morgen wieder mitzumachen [Spoiler: geschieht nicht, weil frühere Abfahrt].

Später rumsitzen, spülen, sitzen. Schreiben.

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Gegen fünf beginnt wieder das Bühnenprogramm, leider auch der Regen. Das kommt nicht völlig überraschend, nur zu früh. Mein Plan, vor dem Regen das Zelt abzubauen ist gescheitert, es wird die Nacht im Regen stehen. Mein Schlafsack und mein Gepäck liegen schon trocken in einem kleinen Kastenwagen, den ich die kommende Nacht bewohnen darf.

Die Stimmung bleibt trotz Regen gut, Regenschirme und Ponchos kommen zum Einsatz, gelegentlich setzt der Regen auch aus.

Dennoch, die erste „Abend-Band“ gefällt mir nicht, und als es wieder zu regnen beginnt, gehe ich zum Lager zurück. Dort lese ich solange, bis Wind und Regen stärker werden. Es wird unter dem Pavillon ungemütlich und ich ziehe mich in den Kastenwagen und meinen Schlafsack zurück. Gegen halb elf halte ich es für eine gute Idee, vor der Abschlusszeremonie um zwölf noch ein Stündchen zu schlafen. Ein baumähnliches Gestell wurde in den Tagen zuvor mit persönlichen und überpersönliche Wünschen behängt und sollte zum Abschluss des Festivals angezündet werden.

4.8.2024, Sonntag
Ich wache gegen 3.30 Uhr auf, weil ich pinkeln muss. Die Abschlusszeremonie hat ohne mich stattgefunden. Im nachhinein betrachtet war das erwartbar, die Tage hatten mich erschöpft. Mehr geredet, mehr gehört, mehr erlebt als sonst in einem Monat. Kein Wunder, wenn es da zur Notabschaltung kommt. Aber ich beschwere mich nicht, ich habe das alles sehr genossen.

Ab acht bin ich wach, es ist Abreisetag  und für den Einstieg werde ich, wie schon in den Tagen davor, dankenswerterweise mit Kaffee versorgt. Das Zelt ist nicht nass und nicht trocken, ich packe es ein, wie es ist. Ich werde es später am Tag zum Trocknen in den Dome hängen. Fun fact am Rande, im Beutel mit den Zeltnägeln finde ich zwei Abstandshülsen, die hätten verhindern können, dass das Wasser über die Giebelstange eindrang.

LLT war entgegen ihren ersten Plänen schon in der Nacht in Gießen angereist, sie wird etwas mehr als eine Woche am Platz zu Besuch sein. Deswegen nehme ich gerne eine frühe Mitfahrgelegenheit wahr und bin gegen elf wieder zuhause.