Long time no read – 4. und letzter Teil

Was bisher geschah – [intlink id=“1782″ type=“post“]Teil 1[/intlink], [intlink id=“1796″ type=“post“]Teil 2[/intlink], [intlink id=“1804″ type=“post“]Teil 3[/intlink]

Noch bevor wir einstiegen hatte ich mit meinem Piloten besprochen, dass der Wagenplatz mein erstes Ziel sei und ich dort eine Reihe von Bildern machen wollte, anschließend ließe ich mich gerne überraschen.

Die erste Überraschung war dann aber doch der Platz. Wie klein er war, fast schon versteckt. Eigentlich kein Wunder, die Bauwagen ragen nicht über die Bäume hinaus, nichtmal der Dome tut dies. Trotzdem hatte ich die Erwartung, den Platz schon von weitem zu sehen. Ich vermute, dass im Rahmen meiner inneren Repräsentationen der Wagenplatz einen Teil meiner innenrepräsentierten Größe und Wichtigkeit geerbt hat.

Ein gut versteckter Wagenplatz

Die Aufgabe vernünftige Luftbilder zu machen war schwieriger zu erfüllen, als ich anfangs dachte. In der Plexiglasabdeckung der Kanzel gibt es eine kleine Schiebeklappe, durch die hindurch sich ohne Spiegelungen oder Schlieren fotografieren läßt. Der Nachteil des Vorteils besteht im eingeschränkten „Zielbereich“, der irgendwo schräg-vorne-seitlich liegt. Die Schwierigkeit: beim Umrunden eines Objektes liegt das in der Regel seitlich und nicht schräg-vorne-seitlich, was zu einigen Verrenkungen beim Fotografieren führt. Zudem ist Schnelligkeit angesagt, denn der Flügel neigt dazu, sich ins Bild zu schieben, wenn man das Motiv zu lange anvisiert.

Wie auch immer, ich habe getan, was ich konnte und die Bilder sind hier (noch zu verlinken) zu sehen.

Nachdem ich meine Aufgabe erfüllt hatte lehte ich mich zurück und schaltete in den Genuss-Modus. Solcherart entspannt konnte ich als erstes eine lange gehegte Vermutung verifizieren: Ich bin der Mittelpunkt der Welt! Das hügelige hessische Umland, der Wald, die Häuser in der Stadt, irgendetwas verdeckt uns immer den Blick zum Horizont. Aus der Höhe aber war es offensichtlich, von mir aus bis zum Horizont ist es in jede Richtung gleich weit, ich bin das Zentrum. Außerdem ist mein Mittelpunkt-Sein sowohl orts- als auch zeitunabhängig, was sehr nah an „absolut“ herankommt. Allein für diese Entdeckung hat sich der Flug gelohnt.

Mein Pilot lies mich die neuentdeckte, frischverifizierte Grandiosität bei einem Rundflug über Giessen genießen. Niemals niedriger als 300 oder höher als 1000 Meter. Gelegentliche Hinweise auf das eine oder andere Bauwerk, einmal auch darauf, wie sich ein anderes Flugzeug auf dem dafür zuständigen Instrument abbildet. Aus dem Fernsehen wissen wir heute alle, wie die Welt von oben aussieht, deswegen werde ich gar nicht erst versuchen, das zu beschreiben. Nur das noch: Erstens, in echt ist es schöner, und zweitens, die gebuchten zwanzig Minuten haben sich subjektiv viel länger angefühlt, was ich seltsam finde, weil es der allgemeinen Aussage widerspricht, das schöne Zeit schneller vergeht. Vielleicht hat mir auch der Pilot ein paar Minuten hinzu geschenkt, zutrauen würde ich es ihm.

Ringallee

Die Landung erinnere ich kaum, was nur bedeuten kann, dass wir auch in diesem letzten Teil des Fluges auf spektakuläre Stunts verzichteten. Das macht die Erzählung zwar etwas langweilig, hat aber den Vorteil, dass ich das Gastfliegen uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

PS Nochmal meinen ausdrücklichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben, mir dieses ungewöhnliche Geburtstagsgeschenk zu machen.

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