1.9.2024, Sonntag
Mal wieder im Wochenformat. Dass sich, so die Hoffnung, vier Wochen lang fortsetzt. Ich nehme Euch mit durch hungrigen Zeiten, heute ist der erste von 28 Tagen, an denen ich nicht mehr als tausend (Kilo-)Kalorien zu mir nehmen werde. Früher hieß das Brigitte-Diät und so um mein 16. oder 17. Lebensjahr habe ich mich damit schon einmal zu einer recht passablen Figur hingehungert. Um ehrlich zu sein, ich wollte niemals mehr eine Diät machen. Mit den Jahren – denn im Laufe meines Lebens habe ich mehrmals ausgedehnte Diät-Phasen gehabt – fiel die Gewichtsreduktion immer schwerer. Warum also jetzt?
Die Antwort ist zweiteilig und möglicherweise habt ihr beide Teile schon gelesen. Erstens, nachzulesen im „Wannenbad in Budapest„, bin ich schon einige Zeit mit meiner Physis extrem unzufrieden. Aber es gelang mir nicht, diese Unzufriedenheit in jene Art von Energie umzuwandeln, die mich handeln lässt.
Zweitens habe ich mich Mitte letzten Monats massiv verliebt und leide seitdem an mehr als einer Sorte hormonellen Ungleichgewichts. Mit der angenehmen Nebenwirkung, dass ich gerne ein besserer Mensch wäre, ersatzweise auch einfach ein leichterer. Und, wenn wir gerade beim Wünschen sind, auch ein etwas fitterer und beweglicher. Irgendwie hat auch ein verlorener Rucksack mit allem zu tun, der Text, der das beschreiben sollte, wirkt etwas unverbunden und findet seine Tonfall nicht, er kann das Geschehen nicht so erzählen, wie es sich im nichtsprachlichen Teil meines Hirns darstellt. Ein Rucksack geht verloren, in der Folge werden Entscheidungen getroffen, irgendetwas rutscht metaphorisch an seinen Platz, unerwartet wird Unzufriedenheit zur Tatkraft und alles scheint möglich. So ungefähr.
2.9.2024, Montag
Ich starte in den Tag mit der letzten halben Stundes des Films, den ich gestern abend nicht mehr zuende schauen wollte. Ein schmales Frühstück und ab in den Dome. Für das, was anliegt, braucht es kaum Konzentration und das ist gut so. Tini und ich haben in den letzten beiden Tagen viel gesprochen, nicht nur Leichtes. Wir beginnen unsere Päckchen aufzupacken, Teile davon wabern unsortiert im Hirn, werden das wohl noch eine ganze Weile tun.
Kurz nach zwölf ziehe ich mich in den Wagen zurück, vordergründig wegen der Hitze, aber vielleicht ist es auch einfach nur das, ein Rückzugsbedürfnis. Mir fehlt Schlaf und ich fühle mich erschöpft. Nun ist es erklärtes Ziel der kommenden 28 Tage, besser mit mir umzugehen, nicht schlechter. Mein ohnehin geringes Aktivitätslevel beizubehalten ist gerade nicht das Problem, der fehlende Schlaf schon. Ich gehe ins Bett.
Eineinhalb Stunden später kommt der Tag wieder ins Rollen. Und das viel müheloser als zuvor, vieles geschieht am PC, eine kleine ToDo-Liste mit Rechercheaufgaben wird abgearbeitet, am Sandsack frische ich ein paar alte Bewegungsabläufe wieder auf, Emails werden geschrieben, alles fein. Als der Abend beginnt etwas abzukühlen, schließe ich im Dome den morgens begonnenen Arbeitsschritt ab.
3.9.2024, Dienstag
Schon lange nicht mehr so viel gefühlt. Nicht nur Schönes, meine Unsicherheit produziert ganz nebenbei mehr Ängste und Sorgen als mir gut tut. Andererseits ist da auch viel Zuversicht. Und Antrieb, von dem ich noch unsicher bin, ob er durchbricht; mir ist, als könnte ich beliebige Fähigkeiten aus meiner Vergangenheit einfach wiederbeleben.
Es fällt mir noch schwer zu differenzieren, was in dieser Herumfühlerei woher kommt. Verliebtheit, Nahrungsmangel und Eindrücke aus den Gesprächen mit Tini, da wirkt vieles zusammen, was vielleicht nicht zusammen gehört.
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12.20 Uhr, ein kritischer Arbeisschritt im Dome ist bewältigt, ich ziehe mich in den Wagen zurück, um den Rest des Tages zu strukturieren. Ungewöhnlich genug, aber der braucht das, dieser Tag. Nachmittags einen Termin beim Hausarzt, der vorbereitet sein will, davor verschiedene Gänge in der Stadt, auch solche, deren Dauer schlecht einzuschätzen ist. Der Optiker zum Beispiel, immer wieder überraschend, wieviel Zeit man dort verbringen kann. Ein Lebensmitteleinkauf steht an, okay, der muss ans Ende der Liste. Wißt Ihr was, ich geh‘ da jetzt mal dran.
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Furchtbar wie die Welt sich ständig verändert, da will man eiinmaahl in den Mediamarkt, und dann ist der schon drei Wochen vorher an einen anderen Standort umgezogen. Etwas später: Rossmann ist auch nicht mehr da (später in der Woche versichern mir Menschen meines Vertrauens glaubwürdig, Rossman sei durchaus „ungefähr dort“, wo ich ihn gesucht habe). Ansonsten alles erwartungsgemäß, gut so.
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Der Arzttermin war das eigentlich Interessante. Es handelte sich um einen Kontrolltermin wegen einer Dosiserhöhung. Unter Auslassung medizinischer Details und auftretender Nebenwirkungen: ich bin zufrieden mit der vorgenommenen Medikamentenumstellung auch eines aktuellen Medikaments.
Meine sehr aktuelle Frage, wieviel Sport ich auf welchem Leistungsniveau noch treiben sollte, blieb unbeantwortet. Dafür gab es den Hinweis auf „coronare Sportgruppen“, die es wohl auf Rezept zu besuchen gibt. Die Leiter seien Mediziner und im Fall der Fälle stünde eine Notfallversorgung bereit. Der Besuch sei aber vorher mit der Herz-Ambulanz abzuklären, das als Hausaufgabe.
4.9.2024, Mittwoch
Früh aufgestanden und zwischen neun und zehn erstmal im eigenen Blog hängengeblieben. Ich les‘ mich wirklich gerne! Selbstbespieglung; Ihr dürft mich Spiegeläffchen nennen.
Ich würde den rückdatierten autobiografischen Teil gerne ausbauen, gar nicht mal so sehr für mich (ich habe das in Tagebüchern und Bilderalben), sondern für „die Nachwelt“, vielleicht Enkel Ben, falls er sich später mal dafür interessiert. Ich gebe der digitalisierten Form der Aufzeichnungen eine größere Chance, durch die Zeit zu kommen, als der physischen. Anstatt einer großen schweren Kiste, die bei jedem Umzug lästiger wird, liegt irgendwo eine zip-Datei meines gegenwärtigen Computerinhalts herum (ja, macht das bitte), bis sich jemand dafür interessiert.
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Alles fühlt sich nach Pausentag an. Anlassbezogen ist bis Mittag gespült und aufgeräumt, dann passiert nicht mehr viel.
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Dachte ich. Wie soll denn einer Pause machen, wenn weder passende Literatur noch eine wirklich gute Lesebrille am Start ist? Also doch etwas trainiert, später aus reiner Müßigkeit eine Maschine Wäsche gewaschen und noch später stand ich schleifender- und ölenderweise wieder im Dome. Abends kommt Tini vorbei, mehr brauche ich nicht für einen angenehmen Ausklang.
5.9.2024, Donnerstag
Der Baumarktanlieferer holt mich aus dem Bett, ich bin zum Glück schon wach und halbwegs fit. Bedeutet, dass ich ab elf dabei bin, OSB-Platten von der Grundstücksgrenze zum Dome zu tragen. Das geschieht in kleinen Portionen mit mehreren kleinen und einer großen Pause dazwischen. Die letzte Platte trage ich gegen halb zehn abends in den Dome. Zu dem Zeitpunkt bin ich nur für diese Aktion 10200 Schritte gelaufen und habe dabei 933,36 Kilogramm um geschätzte 50 Meter versetzt. Mein Bewegungsprogramm gilt damit für diesen Tag als übererfüllt.
Zwischendrin musste ich noch einmal mit dem Fahrrad in die Stadt. Hauptsächlich nicht verschriebener Medikamente wegen, deren Verschreibung und Abholung nun nachgeholt werden musste. Nebenbei gehe ich nochmals zum Optiker. Dort hatte ich vorgestern viele Selfies mit den verschiedensten Brillen gemacht und gemeinsam mit Tini eine Vorauswahl getroffen, heute sind weitere Selfies zu machen, mit rahmenlosen Gestellen und Farbvarianten des gegenwärtigen Favoriten. Dies getan, geht’s zu Tinis Laden, dort schauen wir in einem ruhigen Moment die neuen Bilder an und eine Brillenentscheidung fällt. Das ist vergleichsweise spät im Geschäftstag und als ich wieder beim Optiker stehe, ist dort soviel Kundschaft, dass ich an diesem Tag nicht mehr mit einer Sehstärkenvermessung rechnen kann.
Auf dem Rückweg mache ich den seltsamsten Lebensmitteleinkauf meiner bisherigen Einkaufshistorie:
6.9.2024, Freitag
Die Art und Weise, wie ich gerade meine Tage verbringe, ist bemerkenswert. Von außen betrachtet, muss das sehr unfokussiert wirken. Weil ich die zusätzliche Bewegung irgendwie im Tag unterbringen will, andererseits aber keine Lust habe, mein kleines selbstgestricktes Programm am Stück herunterzuturnen, breche ich es in mehrere kleine Einheiten, manchmal sogar nur einzelne Übungen, auf. Dazwischen mache ich dann irgendetwas anderes, mal im Dome, mal am PC oder ganz woanders. Eben noch hier bin ich im nächsten Moment schon dort. Das zusammen gedacht mit den notwendigen Stadtfahrten, oder wie heute zu Tini nachhause, fühle ich mich ungwohnt aktiv, obwohl eigentlich nicht mehr geschieht als das, was ich auch sonst mache. Plus Bewegung halt.
7.9.24, Samstag
Ein wunderbar vertrödelter Morgen bei Tini. Während sie ab acht Tini-Dinge tut, ab neun auch aushäusig, bleibt es mir überlassen, g.-Dinge zu finden, die an den Ort passen.
Solange sie noch da ist, bin ich superzufrieden damit, auf der Terasse zu sitzen, Kaffee zu trinken, ihr zuzuschauen (immer dann, wenn sie durch das überzeugend idyllische Bild läuft) und meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Nebenbei gibt es eine ToDo-Liste für Montag.
Später, alleine mit Haus und Grundstück, Tini auf dem Weg zum Laden, versuche ich mir eine Morgenroutine vorzustellen, die in diesen Rahmen passt. Für eine, die meiner eigenen zuhause maximal ähnlich wäre, brauche ich ein Tablett. Wie gewohnt den Tag damit beginnen, das Internet leerzulesen. Klingt gut.
Für heute nehme ich Zuflucht zu dem, was ein idealer g. täte: ich mache die Form in ihrer langsamen und konzentrierten Variante und meditiere 15 Minuten. Für dieses erste Mal ist es gut, dabei alleine zu sein. Ich kann mir im Garten in Ruhe den Ort suchen, an dem ich sitzen möchte. Von nun an kann ich dahin zurückkehren. Ein Ort im Haus wird noch zu finden sein.
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Wieder zuhause erstmal kurz in den Dome, danach einen Mittagsschlaf, der nur deshalb wichtig ist, weil ich am Abend Thekendienst im Café Nachtlicht habe.
8.9.24, Sonntag
Nachdem am Donnerstag das Material für die Innendämmung des Domes gekommen ist, beginne ich heute, den Dome umzuräumen und auf den nächsten Arbeitsschritt vorzubereiten. An der Fensterfront ist eine letzte Kleinigkeit offen, die in den nächsten Tagen noch folgen wird. Eine Zeit des Übergangs, eines noch nicht ganz fertig, ein anderes gerade noch nicht begonnen.
Ab Mittag ist Tini da, den angedachten Besuch einer nachmittägliche Open-Air-Veranstaltung lassen wir des Wetters wegen fallen. Zwischendrin bin ich noch kurz auf dem Plenum, ansonsten geht es uns gut.
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Hier geht’s chronologisch weiter.