Berlin 2023, zweite Woche

Woche 1, <2>, 3 und 4

22.12.2023, Freitag
Mittlerweile haben sich Routinen eingespielt, an Aktionstagen wird zwischen elf und dreizehn Uhr in den Tag getrödelt, dann geht’s los mit Tram und U-Bahn, damit hat man noch vor zwei die meisten Museen erreicht, die gegen sechs schließen. Vier Stunden Museum sind in der Regel genug, nicht immer reicht die Zeit für alle Exponate, aber Lauf- und Konzentrationsfähigkeit sind danach definitiv am Ende.

Heute das Deutsche Technikmuseum.

Kaffenkahn, Masthöhe 21 Meter

Das Technikmuseum ist riesig, weil viele Dinge darin sehr groß sind. Und es sehr viele Dinge darin gibt, die zumindest größer sind, als die heimische Garage.

Abends dann mit einem Umweg über die Dönerbude zu Hannah in die Wohnung. Dort werde ich die nächsten Tage verbringen und die Dackeldame Erna versorgen, während Hannah Weihnachten mit und bei der Familie ihrer (Kindergarten-)Freundin J. verbringt.

23.12.2023, Samstag
Die Nacht ist gegen 6.00 Uhr früh (vielleicht auch etwas früher) beendet, ein Hundchen springt zu mir ins Bett und ist lebhaft zugewandt (vielleicht mit einer Spur zuviel Zunge). Später lässt dasselbe Hundchen deutlich Unmut spüren, nicht mir, mehr so der Gesamtsituation gegenüber, denn es wird spürbar, dass irgendwas los ist. Hannah bricht auf, aus Hundchens Sicht ist das nicht okay.

Nach Hannahs Aufbruch schlafen wir beide nochmal bis elf, aber dann ist Aufstehenszeit. Sagt der Dackel. Es gibt noch vor dem ersten Kaffee eine Hunderunde, danach feiern wir mit Futter und Frühstück.

Die nachmittägliche Hunderunde wird mir schon von M. abgenommen, der einen Tag früher als geplant nachhause kommt, weil extremwetterbedingt Bahnchaos zu befürchten ist. Kann sich noch jemand daran erinnern, dass die Bahn früher mal mit dem Slogan „Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ geworben hat?

Der Abend vergeht mit Nudeln, Medienkonsum und Computerspielen. Ich bin früh müde, schlafe auch früh ein, was sich dann mit einer langen Wachphase in der Nacht rächt.

24.12.2023, Sonntag
Erst eingeschlafen, als es draußen schon wieder hell wird, dementsprechend stehe ich erst um zwölf auf. Das geht, weil M. da ist und die erste Hunderunde übernimmt. Ich übernehme dann die zweite und dritte.

Am Nachmittag gehe ich eine kleine Aufgabe an, um die Hannah mich gebeten hat. Eine Deckenlampe ist zu installieren, bei ihrem eigenen Installationsversuch war sie aus unklaren Gründen gescheitert. Tatsächlich kommen da auch deutlich mehr Leitungen aus der Decke, als notwendig wären; der geschaltete Draht lässt sich dennoch problemlos ermitteln. Weihnachtliches Frohlocken!

Zeitgenössischer Weihnachtsschmuck

Abends dann der verabredete Videocall mit A. und ihrer Familie. Das ist selbstverständlich ein schwacher Ersatz für die Teilnahme am Fest, die in den letzten Jahren eine feste Tradition war. Nun, man kann nicht alles haben (oder an zwei Orten gleichzeitig sein, vor allem, wenn sie so weit auseinanderliegen wie Laubach und Berlin).

25.12.2023, Montag
Männer, die auf Medien starren. M. verschwindet in einem Computerspiel und ich hinter meinem Laptop. Zwischendrin wird die Dackeldame ausgeführt.

Gegen halb sechs kommt Hannah nachhause, M. hat vorher etwas Leckeres gekocht und es wird insgesamt wieder etwas lebhafter. Wir essen, danach noch ein wenig Plauderei, dann mache ich mich auf den Weg in meine Bleibe und verbringe den Rest des Tages mit einem Animationsfilm.

26.12.2023, Dienstag
Der Tag beginnt sehr, sehr spät (ich bin nach dem Wecksignal nochmal eingeschlafen) mit etwas, das mir in den letzten Jahren immer weniger Spass macht: mal eben eine neue App installieren, um zu schauen, was die so kann. Das geschieht auch nur semi-freiwillig, ich möchte eine bestimmte Information (Wie und wo sind bitte die Live-Streams des 37C3 zu finden?) und suche ebenso intensiv wie erfolglos mit der Suchmaschine meines Vertrauens. Nun, es gibt einen „info desk“ in matrix. Matrix ist ein Messenger, wie sich der Nerd von nebenan einen wünscht. Weiter Details erspare ich Euch, ich installiere und richte ein. Stunden später (gefühlt) habe ich, was ich wollte, die Live-Streams beginnen aus ungenannten Gründen erst morgen. Ja dann.

Wartet, es wird noch besser. Ich schreibe also diese letzten Zeilen, und mit dem lakonischen „Ja dann“ habe ich das Durchbruchserlebnis des Tages: der 37C3 beginnt erst morgen! Ich bin mit dem Datum durcheinander gekommen. Ich fühle mich sehr weiß-nicht-wie, aber vermutlich enthält es Spuren von allem, was wir nicht wollen.

Ich blogge zur Ablenkung.

27.12.2023, Mittwoch
Wenn es Streams gib, sind sie auch zu finden. Meistens jedenfalls. Mein Eindruck ist, dass es in diesem Jahr an vielen Stellen unrund läuft. Saaltechnik fällt aus, Sprecher fallen aus, Kalender sind ungenau, Webseiten mit gewöhnungsbedürftiger Steuerung.

Keine Kritik daran, all das wird uns geschenkt, ist die Arbeit von Ehrenamtlern (keine Ahnung, ob sie sich selbst so nennen). Bedankt.

11.xx Das Zentrum für politische Schönheit berichtet
12.00 Unsere Worte sind unsere Waffen
.                      Lebensmitteleinkauf
14.45 Was Digitale Gewalt mit Restaurantkritik zu tun hat
.                      Nachmittagsschläfchen und Medienkonsum
21.10 Lass mal das Innere eines Neuronalen Netzes ansehen!
22.00 Ist die Demokratie noch zu retten?

28.12.2023, Donnerstag
Heute gibt es mal wieder einen Ausflug, es geht gemeinsam mit Hannah ins Medizinhistorische Museum der Charite.


Die Exponate der Daueraustellung sind sehenswert, aber keine Stimmungsaufheller. Irgendwo hatte ich gelesen, dass das Museum keine Curiositätensammlung sei, nun, ein bisschen schon. In der Präparatensammlung ist das Fotografieren verboten, normalerweise hält mich das nicht auf, aber hier vergesse ich es tatsächlich.

Wir sind vergleichsweise schnell durch und nehmen auf dem Rückweg
Wan Tan Suppe beim Asiaten. Stichwort „schnell durch“, ich schreibe mal wieder nachts und mehr so aus Pflichtgefühl, deswegen fasse ich mich kürzer, als es dem Text gut tut. Kommt vor.

Weiter zur dritten Woche.

Berlin 2023, erste Woche

Woche <1>, 2, 3 und 4

15.12.2023, Freitag
Ich komme gegen 7.00 Uhr mit dem Nachtbus in Berlin an, die Ringbahn bringt mich in fußläufige Nähe meines ersten Ziels, die Wohnung meiner Tochter Hannah. Wir frühstücken zusammen, bis sie gegen 9.00 Uhr ins Home-Office verschwinden muss, also da, aber nicht verfügbar ist. Ich vertreibe mir die Zeit damit, die App des Berliner Nahverkehrs herunterzuladen und ein Monatsticket zu buchen, gültig für vier Wochen ab gleich und jeden Werktag erst ab 10.00 Uhr morgens nutzbar (kostet 67,00 Euro und ist damit günstiger als zwei Monate des 49-Euro-Tickets, was zunächst der Plan war). Wer will schon vor zehn unterwegs sein?

Dann ist es auch schon zehn und ich wechsle mittels meines neuen Tickets und der S-Bahn in meine Bleibe für die nächsten vier Wochen, die Wohnung von Hannahs Freund. Er ist beruflich in dieser Zeit unterwegs und offen genug, mir für diesen Zeitraum seine Wohnung zu überlassen. Es ist eine Ein-Raum-Wohnung, die mir  ausnehmend gut gefällt. Hier hat jemand mit Willen zu persönlichem Stil eingerichtet, ohne dass das  gekünstelt oder (zu) gewollt aussieht. Wer den zur Wohnung gehörigen Mensch kennt, kann sich beides sehr gut zusammen vorstellen.

Ich benötige einge Zeit um mein Zeug in der Wohnung zu verteilen, schnell wird aus einer aufgeräumten Wohnung eine etwas weniger aufgeräumte. Der Laptop wird an den Start und das WLAN gebracht und die Streaminganbieter müssen erstmals darauf lauffähig gemacht werden. Zwischendrin biege ich unerwartet zu dem Versuch ab, Bard (Googles Antwort auf ChatGPT) einen Berlin-Limerick abzuringen, woran er (vermutlich mehr ein es, aber lassen wir es mal dabei) krachend scheitert, obwohl ich wirklich nicht mit Nachhilfe spare.

Irgendwann danach gehts zum nahegelegen Discounter um einen Grundstock an Lebensmitteln einzukaufen. Kurz vor fünf komme ich zurück, gegen sechs lege ich mich ins Bett und schlafe bis neun. Das war erwartbar, ich hatte während der Fahrt im Bus nicht geschlafen, nicht wie in gar nicht.

Ausgeschlafen verbringe ich den Rest des Abends ganz ähnlich, wie ich das auch zuhause täte, Serienkonsum und Blog-Getippe. Letzteres etwas aufwändiger als zuhause, weil ich den Monatsüberblick vorziehe, den ich abgeschlossen wissen will, bevor es hier mit aktuellerem Inhalt weitergeht.

Jetzt ist streng genommen schon morgen und ich bin bereit für Berlin, Futter im Kühlschrank, unbeschwerter öffentlicher Nahverkehr gesichert und alles gelebte Leben verbloggt. Es kann losgehen.

16.12.23, Samstag
Gegen zehn mit Wecker aufgestanden. Meine Morgenroutine mit Kaffee und elektronischer Zeitung lässt sich problemlos auf die Verhältnisse hier übertragen. Der Kaffee ist ein anderer (darüber wird noch zu berichten sein) und der PC ist mein Laptop, ansonsten ist alles wie gewohnt. Obwohl, es ist deutlich heller, die Fenster sind deutlich größer und die Vorhänge zurückgezogen. Die Sonne spiegelt sich in den Fenstern des gegenüberliegenden Hauses und will mir irgendetwas mitteilen, vielleicht sogar etwas mit Aktivität.

Gegen zwölf öffne ich zum ersten Mal eine Seite mit aktuellen Berliner Ausstellungen. Hannah und ich wollen gemeinsam etwas unternehmen und sind in der Abstimmung via Messenger. Weil sich nichts so wirklich in den Vordergrund drängt, beschließen wir zu einem Weihnachtsmarkt zu bummeln (der in der Kulturbrauerei, ich war dort schon einmal) und von dort aus weiterzusehen. So startet der Tag.

Der Treffpunkt ist für beide von uns mit einer kurzen Fahrt in der Tram zu erreichen, von dort bummeln wir los. Die meiste Zeit, auch später auf dem Weihnachtsmarkt, sind wir mehr im Gespräch als bei unserer Umgebung. Es gibt genug zu erzählen. Der Weihnachtsmarkt ist glücklicherweise nicht sehr voll, wir können uns die Unaufmerksamkeit leisten. Eine kurze Rast machen wir bei Kinderpunsch und Chai in einem geheizte Zelt, das vorgibt, eine Jurte zu sein. Ich bin nicht überzeugt, aber es ist warm und gemütlich. Wir sitzen dort eine Weile und plaudern, dann ziehen wir weiter.

Im Gespräch haben sich unsere nächsten Anlaufpunkte ergeben, im Wesentlichen der Einkauf von ein paar Dingen, die ich für einen gelungenen Berlinaufenthalt noch brauche. Schon beim Packen des Rucksacks war mir klar, dass ich ich ein zusätzliches wärmeres Oberteil benötigen würde. Ein guter Anlass, eine Gebrauchtkleiderverkaufsstelle zu suchen und nebenbei Berlin zu erkunden. Erkunden war nun unnötig. Der Ort der Wahl war von M. schon erkundet und nur eine kurze Tramfahrt entfernt. Wie es sich herausstellt gibt es dort viel mehr als Kleidung, eigentlich alles. Unter anderem auch einen Wasserkocher für wirklich kleines Geld, den ich benötige, weil der aus M.s Wohnung gerade bei Hannah aushilft. Und das wärmere Oberteil bekomme ich auch.

Eine ungeplante Ersatzbeschaffung sind die Schuhe. Die, die ich als einziges Paar dabei habe, sind an einer Stelle so durchgelaufen, dass Feuchtigkeit eindringt. Dass es soweit kommen konnte, ist einer Mischung aus Ignoranz und Keinen-Bock-auf-Schuhe-kaufen geschuldet, aber heute ist es vergleichsweise einfach. Der angesteuerte Schuh-Discounter hat gleich zwei Paare, die das Anprobieren wert sind und erstaunlicherweise ist es das günstigere, in dem ich besser laufe.

Schuhe kaufen ist schwierig seit mir die Archillessehne den Dienst verweigert. Ich setze auf der lädierten Seite sehr hart mit der Ferse auf und der fehlende Druck auf dem Vorderfuß macht das kontrollierte Abrollen und -stoßen unmöglich. Absatz und Sohle müssen also möglichst weich sein und den Abrollvorgang unterstützen, die wenigsten Schuhe tun das. Ende Exkurs Schuhe-kaufen.

Pulli, Schuhe, Wasserkocher, ein unerwarteter und unerwartet erfolgreicher Jagdausflug. Im weiteren gibt es noch Lebensmittel und Zeichenkarton für Hannah, wir trennen uns gegen halb sechs mit einer Verabredung für morgen am frühen Nachmittag zum Flohmarkt.

Ich beginne den Abend mit Bewegtbildkonsum, schlafe aber gegen acht auf dem Schreibtischstuhl ein, schaffe mich ins Bett und schlafe bis zwölf, lese bis eins, stehe auf, um etwas zu essen, bin wach. Dann kann ich auch schreiben, dieser Text entsteht in Nachtarbeit.

17.12.2023 SonntagIch schlafe bis elf, trödle in denTag und bin ab eins auf dem Weg zu Hannah. Da ich schon in der richtigen Tram Richtung Flohmarkt sitze steigt sie bei sich vor der Haustür zu. Plaudenderweise weiter bis zum Flohmarkt, auf dem Weg dorthin schauen wir noch in den einen oder anderen Laden. Der Flohmarkt selbst ist belebt, aber nicht voll, schauen und plaudern gelingt zur gleichen Zeit. Wir drehen eine entspannte Runde und fahren zurück zu ihr.

Dort bleibt es entspannt, bei Tee, einem duftenden Luftbefeuchter und beleuchtetetem Weihnachtsbaum schauen wir „Chicken Run“, einen Knetfigurenfilm. Der Film ist ab 6 Jahren freigegeben und vielleicht sind wir etwas zu entspannt, wir beide schlafen mehrfach während des Films ein. Dann ist das halt so.

Gegen Abend breche ich „nachhause“ auf, Hannah verbindet das mit der Hunderunde und bringt mich noch bis zur S-Bahn. Die letzten Meter bis zu M.s Wohnung sind mittlerweile gut geübt, ich wage es, die erste Variation einzubauen und esse einen Döner für die Nacht.

Zurück in M.s Wohnung, „zuhause“, geschieht nicht mehr viel. Etwas Medienkonsum und Dokumentation des Tages, früh ins Bett.

18.12.2023, Montag
Montag ist Ruhetag. Nicht nur bei mir, auch alle Berliner Museen haben geschlossen. Dementsprechend sehe ich keine Veranlassung, das Haus zu verlassen. Oder fast keine, für den Lebensmitteldicounter um die Ecke reicht’s noch, irgendwann am Nachmittag. Das ist genug Herausforderung.

Es ist bemerkenswert, was eine fremde Umgebung an zugegeben niedrigschwelligen Herausforderungen bietet. Heute also eine andere Sorte Fertigpizza, die auf der Packung dazu rät, sie nicht antauen zu lassen. Natürlich lasse ich sie antauen. Aus dem was folgt, hätten Stummfilmkomiker eine schöne Slapstick-Nummer entwickelt. Ich bewältige den widerständigen Transfer auf den Rost des Gasbackofens mit deutlich weniger Humor. Fun fact: Das Zünden des Backofen gelingt näherungsweise problemlos, wenn man den richtigen Drehknopf betätigt.  Während ich mich noch mit dem falschen Drehknopf beschäftigt halte, erinnere ich mich daran, dass meine Mutter den Gasbackofen immer mit einem Fidibus entzündete. Ich vermute, heute weiß kaum noch jemand was ein Fidibus ist, selbst bei meiner Mutter sah der deutlich anders aus, als das auf Wikipedia beschrieben ist. Zur Not hätte ich mir durch Lebenserfahrung und den Rückgriff auf alte Kulturtechniken also zu helfen gewußt. Aber die Sache mit dem Drehknopf macht es deutlich einfacher.

Ansonsten geschieht nicht viel, ich schaue mir die Webseiten mit den aktuellen Ausstellungen an, suche mir auch einige heraus, die ich mir in den nächsten Wochen anschauen werde, aber es ist wenig dabei, was mich wirklich anspricht und zieht. Alles mehr so Zeitvertreib – gut, auch den soll man nicht geringschätzen.

Auf den Plan kommt für morgen das Kunstgewerbemuseum, das kommt meinem Bedürfnis, mir einfach nette Dinge anzuschauen, gerade am nächsten.

19.12.2023, DienstagHeute also das Kunstgewerbemuseum.

Aber vor den Spass haben die Götter das Aufstehen und die Anfahrt gesetzt. Beides nicht ganz ohne Widrigkeiten heute, dennoch kann ich am Ende des Tages sagen, dass alles gut war, wie es war. Das Problem war ein letztlich unnötiger Zeitplan, der besagte, dass ich früh genug aufstehen müsse, um im Museum eine Kernzeit von zwei Uhr mittags bis sechs Uhr abends zu haben. Der Wecker, also das Phone, klingelt, also melodiert, um elf. Ab jetzt also zwei Stunden Zeit bis zur geplanten Abfahrt um eins. Das ist gefühlt zu wenig. Real auch, weil ich noch den Eintrag für gestern nachzuholen habe. In der Folge bin ich etwa zwanzig Minuten zu spät und davon gestresst.

Kommt erschwerend hinzu: es pisst. Ein wenig nur, mehr so ein pisseln. Als ich aus der Haustür gehe, bin ich davon überrascht und kurz davor, einfach zuhause zu bleiben. So war das nicht verabredet. Regen kann ich überall haben, dafür muss ich nicht nach Berlin. Natürlich gehe ich trotzdem los.

Andere finden Regen auch blöd und kommen damit klar, mir gelingt es letztlich auch.

Um es vorwegzunehmen, ich bin um viertel nach zwei im Museum und verlasse es zwanzig vor sechs, das sind rund dreieinhalb Stunden, die deutlich ausreichen. Nicht um alle Exponate angemessen zu würdigen, aber um müde, schmerzende  Füße zu haben und mit der Aufnahmefähigkeit am Ende zu sein. Als Erkenntnis lässt sich das Verallgemeinern, drei Stunden irgendwas plus An- und Abfahrt sind genug. Alles, was darüber hinausgeht, beginnt unangenehm zu werden. Anders zu planen und/oder im Verzugsfall rumzustressen ist völlig unnötig.

Das Museum kommt dem Bedürfnis, mir einfach nette Dinge anzuschauen, mehr als entgegen, über vier Stockwerke verteilt zeigt es ein Übermaß an bemerkenswertem Kunsthandwerk. Mode und Design als benachbarte Disziplinen bekommen umfangreiche eigene Abteilungen.

Elfenbein, Holz, Metall, Glas, alles im Überfluß und in einem Detailreichtum, dass es irgendwann nicht mehr zu fassen ist. Vielleicht deswegen fühle ich mich am wohlsten in der Design-Abteilung, die Exponate sind zumindest in Teilen vertraut, der (zumeist industrielle) Aufwand der Herstellung ist einzuschätzen, manche Dinge könnte ich besitzen. Hier mache ich auch die meisten Fotos.

Sammlungen, ich liebe Sammlungen. Alles ist besser, wenn es Teil einer Sammlung ist.
„Die billige Wohnung“, so vertraut, der Tisch, die Stühle.
La Chaise von Charles und Ray Eames (1948 für den Wettbewerb Low Cost Furniture Design des Museums of Modern Art).

La Chaise ist mein Favorit, ich habe es gerade nachgeschaut, für schlappe 9.000 Euro könnte das Prachtstück in meinem Dome stehen. Gebraucht für 6.000, das ist immer noch üppig. Man muss nicht alles haben.

An zweiter Stelle im Anzahl-der-Fotos-Ranking steht die Sonderausstellung zu Jos´e Canops, dem Hoftischler von Karl dem III. Find‘ ich gut, eine Ausstellung für einen Handwerker. Klar, der König muss auch erwähnt werden, der hat gezahlt und bei ihm stand das Zeug dann rum, aber im namensgebenden Mittelpunkt der Ausstellung steht der Handwerker.

Muss ich ausdrücklich erwähnen, dass ich diese Möbel nicht schön finde, sondern sie bewundere, weil sie so unglaublich gut und aufwändig gearbeitet sind? Gut.

Als ich aus dem Museum komme nieselt es immer noch oder schon wieder. Zu meiner Verwirrung hat die Karten-App Aussetzer und ich bin gezwungen, mit minimaler Assistenz nachhause zu finden. Das macht mein Leben für einen kurzen Moment spannend, eine erzählenswerte Geschichte will aber daraus nicht werden. Am Ende ist alles gut und ich komme ohne Umweg dort an, wo ich gestartet bin.

20.12.2023, Mittwoch
Der Tag gestern ging mit Schreiben, gemäßigtem Medienkonsum und langem Im-Bett-lesen zuende. Vielleicht weil der Nachmittagsschlaf ausfiel, ich mich tagsüber wirklich müde gelaufen hatte und trotzdem lange wach war, schlief ich seit langem eine Nacht mit nur einer kurzen Unterbrechung durch. Meint: keine längere Lesepause, die die Nacht in zwei Nächte teilt. Soviel auf der Plusseite.

Auf der Minusseite stehen leichte Schmerzen im rechten Fußgelenk und ein spürbar belastetes Knie. Letzteres habe ich in der Nacht, in diesem halbbewußten Zustand, wie wir ihn beim Einschlafen oder Aufwachen erleben, schon gespürt („Ah, Knie im Reparaturmodus!“).

Morgens bestätigt der kurze Weg in die Küche den Plan, es heute etwas langsamer anzugehen. Ich fühle mich so alt wie ich bin. An manchen Stellen auch älter. Ein Kurzstreckentag.

Für solche Tage wollte ich mich auf Maps verlassen, „Sehenswürdigkeiten in der Nähe“ anklicken, selbstverständlich welche finden und dann hinlaufen (oder mit wenigen Tramstationen anfahren). Zeigt sich: „Sehenswürdigkeiten in der Nähe“ gibt es nicht mehr, an dieser Stelle ist jetzt mehr Eigeninitiative gefragt, und nach entsprechender Eingabe bekomme ich genau eine Sehenswürdigkeit angezeigt, die mir nahe genug ist, der Platz des 9. November. Zeigt sich weiterhin: Da war ich schon. Gut, nicht genau da, aber sehr in der Nähe, ich bin dort gestern umgestiegen, zweimal. Und werde da auch noch öfter umsteigen, es ist vorauszusehen. Und dann, aber wirklich erst dann, werde ich mir den Platz auch mal ansehen.

Aus dem Kurzstreckentag ist die Kurzstrecke gestrichen, es bleibt ein Tag. Ich schaue aus dem Fenster.

<O>

Der Tag vergeht vor dem Laptop, das ist okay, ich will ja genau diese Möglichkeit, mich tageweise genau wie zuhause am Platz zu verhalten. Und heute ist so ein Tag.

21.12.2023, Donnerstag
Der Tag vergeht ruhig. Am Abend kommt Hannah zu mir in die Wohnung, wir sind zu einer Vorstellung im Starken August verabredet. Aber zuerst eine Kleinigkeit essen und plaudern.

Der Starke August ist eine Mischung aus Kneipe, Bar und Veranstaltungsort, jeden dritten Donnerstag gibt es dort „Zirkus“, drei Menschen präsentieren auf der winzigen Bühne eine Clownsnummer mit Jonglage- und Zaubereinlagen. Wir haben unseren Spass daran, weil wir es wollen und weil das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

Irgendwann im Laufe des Abends kommt eine Bekannte von Hannah mit einer Hand voll wirklich häßlicher Weihnachtsbrillen vorbei und bietet uns an, damit Fotos von uns zu machen. Ja, klar!

Hier geht’s mit der zweiten Woche weiter.

WMDEDGT Dezember 2023

Wer die Monatsüberblicke schon länger liest, wird diesen Monat überrascht. Erstens, huch, warum so früh? Zweitens, es gibt kaum Überblick, stattdessen überwiegend Verweise auf „richtige“ Blogposts. Beides ist so schon okay und dem Umstand geschuldet, dass ich ab dem 15. des Monats in Berlin bin und von dort aus wieder regelmäßiges Bloggen übe. Los geht das hier.

Wie immer, für den arg reduzierten Überblick und den vollständigen Medienkonsum hier WMDEDGT Dezember 2023 weiterlesen

Gesammelte Trivialitäten (3)

Die erste Woche des Monats mal wieder. Was schon zweimal gut geklappt hat, kann doch ein drittes Mal nicht scheitern. Oder? Also einfach mal anfangen „durchzubloggen“, in begrenztem Rahmen.

1.12.2023, Freitag
Es gibt einen Plan für diesen Tag. Einfach mal die Dinge erledigen, die ich nun schon Tage, zum Teil auch Wochen, vor mir herschiebe. Eigentlich alles nicht so schwierig, alles am PC, und trotzdem irgendwie von Widerständen begleitet. Damit sich das nicht zu einem Berg auftürmt, habe ich beschlossen, nach jedem abgearbeiten Punkt eine Serienepisode anzuschauen, die ich ohnehin anschauen würde. Ohne Plan und Beschluss halt hintereinanderweg, mit Plan und Beschluss als Belohnung. Die Hohe Kunst der Selbstverarschemotivation.

Für den niederschwelligen Einstieg die am wenigsten abgehangene Aufgabe, das Besorgen von zwei Büchern zu NLP, angeblich beide gut zu lesen und auch lesenswert. Sie sind eine Empfehlung von S., einem langjährigen Bekannten, mit dem ich gestern darüber im Gespräch war.

Einige Zeit später: Das Grundlagenwerk als .epub gefunden, die populärwissentschaftliche Aufbereitung nur als physisches Buch (u.a. gebraucht bei SchlimmerVersender, das schaue ich Sonntag bei A. nochmal nach, falls die Versandkosten wegfallen, ist das eine Option). Update: Leider nicht versandkostenfrei.

<O>

Punkt 2 der Liste abgehakt. Eine neue Kreditkarte war zu beantragen. Kreditkarten benutze ich kaum, aus Sicherheitsgründen auch nur in der Debitkarten-Version, und immer nur in kostenlosen Angeboten. Da ändern sich manchmal die Geschäftsbedingungen, manchmal stellt der Anbieter das Angebot auch ganz ein, wie-auch-immer, ich brauchte eine neue und die ist jetzt bestellt.

<O>

Punkt 3 abgehakt, Internetbanking im weitesten Sinn, die Debitkarte will aufgefüllt sein. Wie so oft, wenn man Dinge nicht regelmäßig tut, dauert es länger als gedacht. Die Benutzeroberfläche hat sich verändert und die Funktionalität ist stark erweitert, es fehlt an Orientierung. Das sind die Dinge, mit denen zu rechnen war (und unter anderem deswegen habe ich mich ja auch vor der Aktion gedrückt). Heute dann als Zugabe und passende Einstimmung vorneweg: die Authenticator-App hat das Logo gewechselt (Benutzeroberfläche) und kann jetzt über mehrere Geräte synchronisiert werden (Funktionalität). Wegen des fremden Logos finde ich die App nicht und komme erstmal nicht in das Konto. Ich fürchte schon größeren Aufwand für die Wiederherstellung und bin auch etwas nervös, denn es geht um den Zugang zu Geld. Auf dem Weg zur Neuinstallation klärt der Appstore dann die Sache für mich, schenkt mir noch ein passendes Update und entlässt mich freudig in weitere Orientierungslosigkeit. Aber am Ende war alles gut.

<O>

Und letztlich Punkt vier abgehakt. Es war der Einführungstext für den Monatsüberblick, der mir dieses Mal besonders schwer gefallen ist. Also im Anlauf, als ich heute davor saß ging es vergleichsweise schnell.

Es gibt noch einen Punkt auf meiner Liste, aber den werde ich auf morgen vertagen. Es ist schon spät, die wartende Serie geht dem Ende entgegen und hat vor einem Haken den Plot getwistet. Damit wird der Tag zuende gehen.

2.12.2023, Samstag
Viel Geklicke um den letzten Punkt auf der Liste abzuarbeiten, die geplante Fahrt nach Berlin. Erst bei Flixbus und -train, dann auf Google Maps wegen des Berliner Nahverkehrs. Und verschiedener Aufräumarbeiten, die dann auf Maps vordrängelten, gespeicherte Orte wollten aufgeräumt sein, jetzt ist alles fein. Konnte leider nicht sofort buchen, da die Überweisung zum Auffüllen der neuen Debitkarte noch unterwegs ist. Ich hoffe, dass das Montag klappt.

3.12.23, Sonntag
Ganztägig bei A., die ihr Wohnzimmer umdekoriert. Meine Hilfe war beim Anbringen der Lampen und Bilder gefordert, beides dauerte länger, als ursprünglich gedacht, mit den Bildern kamen wir nicht ganz durch. Dafür gab’s ein gutes Essen, einen Haarschnitt und ein Wannenbad.

4.12.23, Montag
Schnee, Überweisung für die morgige Ultraschalluntersuchung besorgt, Erkundigungen zum 49-€-Ticket eingeholt, kurzer Besuch bei G., Ofenanzünder beim Discounter gekauft, wieder zuhause die virtuelle Kreditkarte gecheckt und den Flixbus für die Berlintour gebucht, eine Maschine Wäsche gewaschen.

Fahrradfahren bei Schneefall und/oder liegendem Schnee ist blöd!

5.12.23, Dienstag
11.00 Uhr, Uniklinikum Ultraschall, Termin ist um 11.00 Uhr, bedeutet: Ankunft dort spätestens 10.15 Uhr, Abfahrt bei mir gegen 9.30 Uhr (wegen des Schnees), aufstehen gegen 8.30 Uhr.

Vor dem Ultraschall wird immer ein EKG gemacht und Blutdruck gemessen, damit bin ich tatsächlich kurz nach elf durch. Um dann die nächsten zwei Stunden im Wartebereich zu sitzen, im E-Reader zu lesen – bis der Akku nachgab – und letztlich sogar auf den Stuhl einzuschlafen. Nicht überraschend, geschlafen hatte ich die Nacht cirka zweieinhalb, maximal drei Stunden. Ultraschall kurz nach eins, das Arztgespräch eine dreiviertel Stunde später, Ende der Veranstaltung gegen zwei, zuhause um drei. Dort erstmal ins Bett und bis kurz nach sechs geschlafen. Den Rest der Wachzeit vorm PC verbracht (mit einer kurzen Unterbrechung vor der Heißluftfritteuse).

Ach ja, das Aneurysma ist nicht gewachsen, ich halte das für eine gute Nachricht. Fun fact, bei näherer Betrachtung meiner Aortenklappe waren sich zwei Fachkräfte nicht sicher, ob sie drei oder zwei Segel sehen (das sind die Klappdinger, die in der Herzklappe auf und zu klappen). Drei ist wohl üblich, aber zwei „kommt auch mal vor“. Ansonsten ist das wohl eher egal, Hauptsache es klappt.

„Vermeide Wiederholungen“ hat mein Deutschlehrer immer gesagt. Oder vielleicht hat er das auch nur einmal gesagt und ich habe es mir besonders gut gemerkt. Leider stimmt das nichteinmal für Texte, manche Dinge muss man sogar mehrfach wiederholen, damit sie klappen.

6.12.23, Mittwoch

7.12.23, Donnerstag
Im Makerspace den Einführungskurs in die Bedienung des Lasercutters besucht.

Laserschneiden ist, zumindest in der hier gezeigten Form, so etwas wie Laubsägen 2.0 (keine Wertung). Beliebige zweidimensionale Formen lassen sich aus nicht allzu starkem Plattenmaterial herausschneiden. Industriell geht viel, viel mehr.

Das eigentliche Schneiden geschieht im Lasercutter (siehe Bild, der große weiße Kasten) mittels einer Software, wobei das Ergebnis stark von deren Einstellungen abhängt. Die Einstellungen wiederum basieren auf Erfahrungswerten, sodass letztlich die Profis aus dem Makerspace bei der Ersteinrichtung zwingend  anwesend sein müssen. Dennoch gibt es auch zur Vorbereitung des eigentlichen Schneidevorgangs genug zu lernen. Denn die obengenannte beliebige zweidimensionale Form muss als .svg-Datei vorliegen (oder einem anderen Vektor-basierten Format). Solche Dateien werden u.a. von Inkscape erstellt, einer frei erhältlichen und leistungsstarken Software, mit der wir uns im Kurs schwerpunktmäßig beschäftigten. Klar wurde dabei auch, dass für den Erstanwender nichts (!) einfach oder selbsterklärend ist. Durchfummeln ist möglich, aber aufwändig. Bei zukünftigen Projekten ist also das Verhältnis von Aufwand zum Ergebnis zu bedenken.

Oder ich sag‘ „Spielkram“ und „Mir doch egal“ und habe einfach Spass dabei.

<O>

Zum Abschluss, ich bin unsicher, ob sich dieses 7-Tage-am-Stück-Beitragsformat für mich eignet. Ich bin unzufrieden damit, dass es viele verschiedene Themen aufnimmt, kurz behandelt und dann fallen lässt. Das führt zu einer aufgeblähten Verschlagwortung (wenn ich sie denn machte) und einer schwierigen Verlinkung, wenn ich nochmal auf irgendetwas davon verweisen möchte.

Andererseits erscheinen die Themen aber nur, weil ich mir in diesem Rahmen erlaube, sie nur kurz anzudeuten und genau keinen – großen oder kleinen – Artikel daraus zu machen.

Irgendwelche Ideen dazu?

WMDEDGT November 2023

Ein Monat mit sehr gemischten Ergebnissen, der im Verlauf immer mehr an Schwung verlor und in der zweiten Hälfte fast zum Stillstand kam. Oder so. Das Wintertief ist unabweisbar da, interessanterweise gemeinsam mit dem Winter. Es war ja noch lange warm und ich konnte, wenn auch immer seltener, draußen an der Fensterfront arbeiten. Als es in der zweiten Monatshälfte erstmals wirklich kalt wurde, musste ich die Illusion aufgeben, dass ich einfach so den Winter durcharbeiten könnte. Wenn Ihr jetzt denkt, dass das doch vorherzusehen war, ja, war es. Aber aus unerklärlichen Gründen nicht für mich. Es ist, besser: war, als ob ich nie zuvor einen (nichtmal so sehr) kalten Winter erlebt hätte.

Andererseits bin ich gerade dabei, mich in den Winter einzugewöhnen und die Fahrradtouren nach Gießen oder zum Discounter als belebend zu empfinden, gerade auch wegen der Kälte. Es gibt also noch Hoffnung.

Sage ich jetzt. Und das muss betont werden, weil ich an mir in den letzten Wochen eine „Gefühlsvertiefung“ festgestellt habe. Wenn es mir gerade gut geht, bin ich unangemessen hoffnungsvoll, dass das so bleibt. Geht es mir schlecht bin ich sehr verzweifelt, bis hin zum Gedanken, mir mal wieder Medis verschreiben zu lassen.

Wie gesagt, gerade geht es mir gut und der Gedanke kommt mir albern vor. Ich halte es für möglich, das gerade die schwierige letzte Woche des Monats ausgelöst wurde durch das Schreiben des düsteren Jahresrückblicks. Und dass sich diese Aktualisierung depressiven Gedankenguts jetzt erstmal wieder in den Hintergrund verdrückt. Schön wär’s.

Ansonsten wie immer, für die Details hier WMDEDGT November 2023 weiterlesen