Es liegt nicht an den Genen, wie wir drauf sind.

Sagt die Wissenschaft und der Freitag berichtet davon.

Schade eigentlich, rückt die Verantwortung für´s eigene Wohlsein mal wieder etwas näher. Nach „genetisch bedingt“ kommt ja gleich „die Umwelt“ und am Ende liegt wieder alles bei einem selbst. Gut, der letzte Halbsatz ist aus dem Artikel, den ich Euch empfehlen möchte, nicht heraus zu lesen. Hat mehr mit meiner Angst zu tun, für mich selbst verantwortlich zu sein. So weit kommt´s noch!

Als Anreisser ein paar Zitate:

Dieses Ergebnis war von einer der Schlüsselpersonen des Humangenomprojekts prophezeit worden. Als die Sequenz des Genoms veröffentlicht wurde, sagte Craig Venter, weil wir nur 25.000 Gene hätten, sei es nicht möglich, dass diese großartigen Einfluss auf psychische Unterschiede haben und diese determinieren könnten. „Unsere Umwelt ist entscheidend“, schloss er aus dieser Erkenntnis. Und schon nach nur wenigen Jahren intensiver Gen-Forschung begannen selbst die überzeugtesten Genetiker öffentlich zuzugeben, dass es für die überwiegende Mehrheit psychischer Probleme keine individuell identifizierbaren Gene gibt.

(…)

Auch epidemiologische Studien bestätigen das: In den Industriestaaten tragen Frauen und Geringverdiener im Vergleich zu Männern und Vielverdienern ein doppelt so hohes Risiko, an Depressionen zu erkranken – ohne dass sie über besondere Gene verfügten. Am wenigsten sind Depressionen in Südostasien verbreitet, obwohl verdächtige genetische Varianten dort am häufigsten auftreten. Daraus kann man nur den Schluss ziehen, dass die Zahl der Depressionen durch das Ausmaß, in dem eine Gesellschaft individualistisch oder kollektivistisch ist, erklärt wird.

Der Freitag sieht in diesen Ergebnissen

… eine wissenschaftliche Basis für die politische Linke. Gewalt in der Kindheit, ökonomische Ungleichheit und die exzessive Orientierung an materiellen Werten sind demnach die wichtigsten Determinanten für psychische Erkrankungen. Maßnahmen gegen soziale Ungerechtigkeit bleiben das beste Mittel zu ihrer Bekämpfung.

Terry Pratchett talks about Alzheimer’s disease and assisted suicide

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My name is Terry Pratchett and I am the author of a very large number of inexplicably popular fantasy novels.

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I intend tonight to talk about Alzheimer’s disease, which I am glad to say is no longer in the twilight, but also about another once taboo subject, the nature of our relationship with death.

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You see, the disease moves slowly, but you know it’s there. Imagine that you’re in a very, very slow motion car crash. Nothing much seems to be happening. There’s an occasional little bang, a crunch, a screw pops out and spins across the dashboard as if we’re in Apollo 13. But the radio is still playing, the heater is on and it doesn’t seem all that bad, except for the certain knowledge that sooner or later you will be definitely going headfirst through the windscreen.

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I have made my position publicly clear; this seems to me quite a reasonable and sensible decision for someone with a serious, incurable and debilitating disease to elect for a medically assisted death by appointment.

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Let us consider me as a test case.

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Zum Vortrag springen
[via]

Update (03.01.2010): Deutsche Übersetzung des Vortrags im Freitag. Zum Teil ausführlicher als die englische Veröffentlichung, dadür an anderen Stellen gekürzt.

Bananenfinsternis

Bei Temponaut lässt sich genauer anschauen wie das mit der Vergänglichkeit unterhalb unserer Wahrnehmungsschwelle so funktioniert. Zeitrafferaufnahmen lassen Vergänglichkeit … äh, …, auch schon vergangen, der Gedanke. Mein Lieblingsbeispiel ist die Bananenfinsternis, Alter, Krankheit und Tod zum …, ach schaut es euch einfach an.

Nicht so mein Tag heute, formulierungstechnisch alles Banane.

Update (24.11.2019):
Der Temponaut hat sich professionalisiert und mir bei der Gelegenheit den damaligen Link zerschossen. Aber es gibt einen neuen, leider mit Musik unterlegt, die das längst nicht so morbide rüberkommen lässt, wie ich mir das wünsche.

Update (16.7.2023): Tja, alles ist vergänglich, ganz besonders Links zu besonderen Inhalten. Die gibt’s an den angegebenen Stellen nur noch gegen Lizenz, meint Geld. Was ihr hättet sehen können: Bananen im Zeitraffer, von reif bis sehr, sehr schwarz und schrumpelig.

<O>

Dies ist der letzte Beitrag im Buddha-Blog.

Drei Arten Leid

1. Leid des Leides (von A bis Z)

Leid des Leides tut weh, entweder gleich und richtig oder langsam und auszehrend. Kennt jeder, wird von jedem erkannt („Autsch, …“), muss kaum erklärt werden. Einige willkürliche Beispiele:

Armut, Blindheit, Camping, Durchfall, Fußpilz, Groll, HIV, Impotenz, Jungfräulichkeit, Konkurs, Leberhaken, Mundgeruch, Nikotinsucht, Orangenhaut, Paranoia, Quasselei, Reizüberflutung, Schlaflosigkeit, Treue, Untreue, Verbitterung, Witzigkeit (bemühte), Xenophobie, Y-Chromosom, Zahnschmerz

2. Leid der Vergänglichkeit (von A bis A)

Phänomene sind zusammengesetzt aus Bedingungen, die vergehen. Vergehen die Bedingungen, vergehen die Phänomene. Deswegen dauert nichts ewig, die Liebe nicht und nicht der Tod. Das gilt so sehr für alles, dass wir es groß schreiben müssen:

Alles

3. Leid der Bedingtheit (von A bis Z)

Wird auch beschrieben als Leid an der Fremdbestimmtheit, wir leiden daran, dass wir weder unsere Umwelt noch unseren Körper oder unseren Geist kontrollieren können. Auch hier einige Beispiele:

Anwesenheitspflicht, Beziehungsabbruch, Copyrights, Dunkelheit, Einstellungsstop, Formalismus, Gewalt, Hierachiebildung, Indiskretion, Jurisdiktion, Klimawandel, Lauschangriff, Minimalkonsens, Nullsummenspiel, Ozonloch, Prinzipienreiterei, Quacksalberei, Routine, Sparkurs, Treue, Untreue, Verleumdung, Wetter, Xenophobie, Yankees, Zensur

Drei Arten Mitgefühl

 

Der tibetische Lama an sich ist systematisch. Wenn es drei Arten Leid gibt, kann man diesem Leid selbstverständlich mit drei Arten Mitgefühl begegnen. Wir haben also

Mitgefühl

  1. mit leidenden Wesen,
  2. mit vergänglichen Wesen und
  3. mit bedingten (oder“leeren“) Wesen.

Wobei mir noch unklar ist, ob das Mitgefühl den Wesen gilt weil sie leiden, vergänglich und bedingt sind oder weil sie unter diesen Zuständen leiden.