Duolingo „durchgespielt“ – nicht

Seit dem Barcelona-Besuch lerne ich auf Duolingo täglich +/- fünf Minuten Spanisch. Das sind viel mehr als die hier gezeigten 1111 Tage, aber zwischendrin habe ich einmal meinen damals schon beachtlichen Streak verloren.Vor wenigen Tagen habe ich aufgehört, ohne den Kurs beendet – das Spiel durchgespielt – zu haben. Das ist umso ärgerlicher, da ich nicht mehr lange gebraucht hätte, genaugenommen ([22×8]-4=) 172 Tage, ein Klacks. Dass es an der Motivation nicht scheiterte, müsst Ihr mir einfach mal glauben.Woran es scheiterte war mein Wunsch und Wille, den Kurs umsonst durchzuspielen. Im Bild oben links der blaue Balken zeigt 60 Gems, das sind 40 zu wenig um die nächste Übung freizuschalten („Steig ein Level auf“, im Bild unten rechts). Für diesen einen Tag, weitere hundert für jeden weiteren Tag (1200 für 4,99 €), oder eben ein Abo (zwischen 7,49€ und 13,99€ im Monat je nach Laufzeit). Das sind über den dicksten aller Daumen 50 Cent pro Tag, der Spass könnte den Preis wert sein, wenn man engagiert wäre. Was ich nicht bin. Ich bin gelangweilt und auf der Suche nach intelligenter Unterhaltung. Sinnfrei und anstrengungslos eine Sprache lernen passt da gut. Aber eben nicht für Geld, es soll umsonst sein, das gehört mit zum Spiel. Und deswegen habe ich aufgehört.

Duolingo hat also einen Werbungsgucker verloren und ich einen winzigen Teil meiner ohnehin kaum vorhandenen Tagesstruktur, eine klasische Loose-Loose-Situation. Dennoch kein Anlass für irgendwelches Drama, vermutlich ist der Verlust für beide Parteien gut zu verkraften.

Bleibt die Frage, was das denn nun gebracht hat, bei so wenig Zeitaufwand. Subjektive Antwort: Genug! Ich bin sehr sicher, dass ich mich bei einem Aufenthalt in einem spanisch sprechenden Land verständigen könnte. Radebrechend, maximal peinlich und unter Auslassung jeder sinnvollen Grammatik, aber deutlich besser als jeder, dem die Duolingo-Spanisch-Erfahrung fehlt. Vor allem aber, ich könnte deutlich mehr lesen und Gesprochenes verstehen. Klare Sache, die Sprecher müssten sich sehr auf mein Tempo des passiven Sprachverstehens einstellen, aber hey, sie hätten einen vor sich, der Vergangenheits- und Möglichkeitsformen erkennt, wenn sie ihm begegnen. Einen, der irgenwann erkannt hat, dass es die englischen have-to- und going-to-Konstruktionen auch im Spanischen gibt. Einen der …, okay, sie hätten mich vor sich. Und meinen Touri-Sprachführer.

Unterm Strich bin ich also zufrieden, das Verhältnis von Ergebnis zu Aufwand ist für mich stimmig. Dennoch gibt es eine Sache, die ich kritisiere, das Fehlen jeder strukturierten Erklärung. Nirgendwo ein Überblick, nirgends werden Verben durchdekliniert oder grammatikalische Formen wenigstens einmal erläutert. Als Lernender bekommt man kein Wissen um die jeweilige Regel oder Form vermittelt, sondern „lernt“ nur immer besser, sie zu erraten. Erstaunlich genug, dass das funktioniert, aber manchem mag das zu wenig sein.

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