Auf der Suche nach dem Gleichgewicht

Dass mich manche für einen Clown halten, ist anzunehmen. Was die wenigsten wissen, ich bin wirklich einer! Oder besser, ich war es, gelegentlich. Die Menschen haben seltsame Hobbies, meines waren einfache Jonglagen und Rollbrett-Akrobatik. Auf Geburtstagen und Hochzeiten haben H. und ich immer mal wieder was gezeigt. Und weil ich nicht wirklich gut war, mußte es wenigstens lustig sein. Das konnte H. ganz gut, lustig sein.
Während eines Kindergeburtstags wurde unser Tun ausführlich fotografisch dokumentiert und ich wäre nicht der Clown, der ich bin, wenn ich nicht auch was dazu geschrieben hätte, den Text zum Subtext, oder so. Bilder und Text gibt es chronoligisch einsortiert beim 23.8.1994.

Nebenbei, der Text dort ist der, den ich gestern gesucht habe, als ich mich dann im Buddha-Blog verloren habe. Da geht gerade der Trend bei mir hin, alte Texte und Briefe einstellen, das wird jetzt hier auch für die Zeiten autobiografisch, als es noch keine Blogs gab, denn geschrieben habe ich gefühlt ja schon immer.

Wie alles anfing: der Buddha-Blog

In den letzten Tagen und Wochen habe ich mich mehrmals in ausführlichen Rückblicken auf mein Leben verloren. Oder auch beim Betrachten der alten Fotoalben meiner Eltern in Fantasien über deren Leben. Ich stoße auf alte Texte oder Bilder und bleibe für Stunden darin gefangen. In der Regel gefällt mir, was ich sehe oder lese, meistens erscheint es mir auch bewahrenswert. Auf eines dieser bewahrenswerten Dinge, das Buddhablog, bin ich heute zufällig auf der Suche nach einem ganz anderen Text gestoßen.

Das Buddha-Blog gab es drei Jahre lang, von März 2006 bis Februar 2009 mit dem Schwerpunkt im Jahr 2008, und wie man so schön sagt: es war gut solange es dauerte. In diesen und den Jahren davor hatte ich eine heftige Romanze mit einer Spielart des tibetischen Buddhismus, dem Diamantweg, und ein Teil der Inhalte dort war ganz wesentlich durch Belehrungen aus diesem Umfeld geprägt. Was auch der Absicht entsprach, das Buddha-Blog sollte Tagebuchbloggen und thematisches Bloggen miteinander verbinden. Das gelang damals nur unvollkommen und, im Rückblick betrachtet war die Idee auch recht hochmütig, als Laienbuddhist mit wenigen Jahren der Übung und Belehrung den Menschen buddhistische Weisheiten erklären zu wollen.

Am besten war das Buddha-Blog in den Beiträgen, die sich auf meine eigene Praxis bezogen, und einen Teil davon habe ich schon vor Jahren in dieses Blog integriert und unten nochmals verlinkt. Das war und ist der Beginn meines Vorhabens, in den nächsten Tagen (fast) alle Beiträge hierher zu holen. Das wird nicht mal eben so gehen, aber ist machbar. Es ist eine Fleißarbeit.

Euch müssen und werden diese neuen alten Beiträge nichts bedeuten, Ihr sitzt daneben, wie ich einen Karton mit persönlichen Erinnerungsstücken anschaue, die noch dazu vollkommen unkommentiert bleiben.

<O>

Alles hat geklappt, der Buddha-Blog ist hier nun in knappen fünf Tagen Nebenbei-Arbeit nahtlos integriert. Jeder der Beiträge ist mit „buddha-blog“ getagt, wer will kann sich die alten Beiträge also gesammelt anzeigen lassen. Oder einem der Links unten folgen, falls Ihr Euch durch eine der meistenteils aussagelosen Überschriften angesprochen fühlt.

<O>

04.03.2006 Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …
05.03.2006 … und der uns hilft zu leben.
05.03.2006 Raum & Freude – Website zur Ausstellung
05.03.2006 Das Mantra von Tara
05.03.2006 Divma Omaljev
05.03.2006 Dharmapala Thangka Centre – School of Thangka Painting
06.03.2006 Mehr oder weniger – verfrüht
06.03.2006 Die 6 Paramitas
07.03.2006 Unglaublich, ich bin nicht allein
09.03.2006 Die vier Unermesslichen Gedanken
09.03.2006 Mandala
10.03.2006 Nach der Meditation …
16.03.2006 Die stärkste Motivation …

03.10.2006 6 Monate später

17.04.2007 Mailwechsel um Buddhismus und Arbeitlosigkeit
07.04.2008 […]
16.04.2008 Unterstützung (in einer zweiten Version von 2013)
18.04.2008 […]
19.04.2008 Über die Nicht-Anwendung der Mittel
20.04.2008 Gibt es buddhistische Software?
21.04.2008 [the shineside bootleg for Hanna]
22.04.2008 […]
29.04.2008 Statuenfüllkurs
30.04.2008 Die 8 unfreien Zustände

01.05.2008 Traumberuf Mondfahrer (bessere Version)
02.05.2008 Die Kraft der Wünsche
04.05.2008 Erste Überlegungen
05.05.2008 Packliste fürs Retreat
05.05.2008 Geburtstag der Lieblingstochter
06.05.2008 Stop digging
07.05.2008 Verwechselt
08.05.2008 Was lange währt …
09.05.2008 Retreatplan
10.05.2008 bis
31.05.2008 Verbeugungsretreat

03.06.2008 Drei Arten Leid / Drei Arten Mitgefühl
04.06.2008 Drei Arten Mitgefühl
17.06.2008 Spruch der Woche
18.06.2008 Nothing happens!
25.06.2008 Luftballons
27.06.2008 Wie kritisieren?

04.07.2008 Die zehn Dharmapraktiken
04.07.2008 Budda im Bhaumarkt
09.07.2008 Zentrumsarbeit ist keine Dharmaarbeit
12.07.2008 Boddhi-Zendo in Indien

14.09.2008 Stupa-Einweihung in Becske/Ungarn [siehe auch:
30.09.2008 Stupa-Einweihung in Becske]

17.10.2008 bis
28.12.2008 Abschluss der ersten Grundübung, Verbeugungen

07.01.2009 […]
12.01.2009 Rime
13.01.2009 […]
15.01.2009 Die 4 Stützen (Arten des Sich-auf-etwas-Verlassens)
16.01.2009 Yama von Wayne Martin Belger
18.01.2009 Ein zeitgenössischer Koan
22.01.2009 Über Wahrheit und wie Geschichten entstehen
27.01.2009 Khatak in Obamas Tasche während Vereidigung

09.02.2009 Bananenfinsternis (Letzter Beitrag)

Aufräumen

Es mag Euch so sehr wie mich überraschen, Ordnung entsteht nicht von selbst. Schlimmer noch, sie erhält sich nicht einmal selbst. Das hat was mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu tun, der im Wesentlichen besagt, dass ohne Einfluss von außen die Unordnung zu ihrem Maximum strebt. Da kann man nix machen, das ist Physik. „Don’t mess with physics“, wie der Engländer sagt,  aber der sagt auch „Hold my beer“ bevor er sich in die Schlacht stürzt und ich habe gerade einen heldenhaften Moment.

Aufräumen ist angesagt! Schon länger, aber die Baustelle hatte Vorrang, solchen Vorrang, dass ich sogar 10 Tage ohne flüssiges Internet verbracht habe, weil die Fehlersuche zuviel Zeit benötigt hätte. Jetzt ist getan, was getan werden wollte, und ich muss mich der gesammelten Unübersichtlichkeit um mich herum stellen.

Der Beginn ist leicht, Werkzeuge haben ihren festen Platz und müssen nur dorthin gebracht werden. Das gilt eigentlich auch für bewahrenswerte Restmaterialien, aber aus nur schwer nachvollziehbaren Gründen gibt es innere Widerstände, die Materialien auch wirklich dorthin zu bringen. Jetzt, da ich es aufgeschrieben habe, scheiß auf die Widerstände, ich bring das Zeug einfach dahin.

<O>

Und schon habe ich mich vom Schreiben abgelenkt, das Schöne daran, jetzt sind die Materialien dort, wo sie sein sollen. Ich bin diese Tage gut darin, mich abzulenken. Auch das Werkzeug war noch nicht zur Gänze an seinem Platz, da fing ich nebenbei an, Dinge aus der aufgegebenen Wohnung meiner Mutter an ihren neuen Platz zu bringen. Das ist leicht für Lebensmittel und Verbrauchsmaterialien, die haben wie das Werkzeug ihren festen Platz, und schwer für den sentimentalen Rest, der ersteinmal thematische Haufen bilden muss. Meint: Fotoalben zu Fotoalben, die gesammelten Telefonkarten zu den Briefmarken (passt schon), das Schneidbrett mit Bauernmalerei – kurzzeitig ein Hobby meines Vaters – zu den Briefmarken in der Holzschachtel mit Bauernmalerei (passt scho…, naja, eigentlich nicht).

Die Korallen aus dem Seewasseraquarium meines Vaters bilden jetzt schon einen Haufen und ein Thema für sich. Keine Ahnung, wo der hin soll …

<O>

Ungefähr an dieser Stelle bin ich, da werde ich von Nachbar B. auf mein nicht vorhandenes Internet angesprochen. Es folgt ein erster Abhilfeversuch, der vorhersehbar scheitert, gefolgt von einer längeren Erörterung dieses und anderer verwandter Probleme. Wie bereits erwähnt, ich bin leicht ablenkbar diese Tage.

Im weiteren Verlauf probiere ich noch das eine oder andere, bis ich halbwegs durchdrungen habe, wie mein weiteres Vorgehen aussehen sollte. Zwei Dinge sind zu prüfen, für beides brauche ich andere Menschen und deren Infrastruktur, beide sind gerade nicht da. Ich könnte weiter aufräumen, aber die Pflanzen wollen Wasser und viel lieber schreib‘ ich was und am Ende der Internetsorgen müsst Ihr das dann lesen. Ende von Tag 1 im Kampf gegen die Entropie .

„Die Entropie ist eine physikalische Größe, welche die Unordnung in einem Teilchensystem beschreibt. Die Entropie steigt, je mehr Teilchen vorliegen, je höher ihre Teilchengeschwindigkeit ist und je mehr Anordnungsmöglichkeiten die Teilchen haben.“

<O>

Lange geschlafen, dann weiter aufgeräumt mit gutem Erfolg. Es geht auch gar nicht anders, was soll ich tun, das Internet zickt und drum kümmern kann ich mich terminbedingt erst später. Und verspäte mich dann fast, weil ich mich in den Briefmarkenalben und -schachteln verliere. In der bereits erwähnten Holzschachtel mit Bauernmalerei finde ich einen Brief, den ich mit zehn Jahren aus dem Zeltlager an meine Eltern geschrieben habe. Und eine Postkarte von Helen mit Engelstempel.

<O>

Tags drauf, Internet geht wieder, Energien für’s Aufräumen sind frei und werden genutzt, am Abend ist der Tisch frei und gleich darauf wieder belegt mit Scanner und Laptop. Es gilt, einen Teil der fotografischen Schätze zu bergen, die gegenwärtig noch in sehr ungeordneter Form daherkommen.

<O>

Irdendwann muss doch mal gut sein! Vielleicht fragt Ihr Euch – okay, ich frage mich – warum ich hier drei Tage hintereinander vom Aufräumen schreibe und es nicht irgendwann gut, also aufgeräumt, ist.  Nun, zum einen ist es sehr unordentlich, und zwar überall, und zum anderen verliere ich jede Ordnung fast sofort wieder an eine der folgenden Aktionen. Das vorherige Kapitel ist ein gutes Beispiel dafür, kaum ist der Tisch frei, ist er auch schon wieder belegt. Und vieles drumrum gleich mit, der Boden mit thematischen Fotosammlungen zu einzelnen Personen meiner Familie, die freien Ränder der Regale mit Bildern von mir und den Kindern. Um ehrlich zu sein, es ist jetzt schlimmer, als vor der Aufräumaktion.

<O>

Mittlerweile sind drei Tage vergangen, ohne dass ich auch nur einmal daran gedacht hätte aufzuräumen. Ich laufe schon sehr geschickt um die Bildersammlungen auf dem Boden herum. So wird weder die Aktion noch dieser Text abgeschlossen.

Oder vielleicht doch wenigstens dieser Text. Mit einer letzten Erkenntnis: es sind die Dinge ohne festen Platz, ich nenne sie die vagabundierenden Dinge, die den Ärger und die Unordnung verursachen. Eigentlich müssten sie weg oder einen festen Platz finden, und sei es nur in einer Abstellkammer. Äh, jaaa …?!

Und schwupps haben wir einen Plan: die Abstellkammer ausmisten. Ihr hört oder lest davon.

WMDEDGT – Juni 2023

Endlich ist Sommer. Und das Sommergefühl hat sich auch eingestellt, zwei Monate später als letztes Jahr, da war es früh, das Sommergefühl. Die Tage tragen den Wunsch in sich, etwas mit ihnen anzufangen. Es lohnt dazusitzen und abzuwarten, was sich an Aktivität anbietet (ihr wisst schon, „vom Baum fällt“). Und irgendwas ist immer, jetzt mal von der positiven Seite her besehen.

Auf meiner Lieblingsbaustelle fehlt für 10 Tage das Material für den nächsten Arbeitsschritt. Ich fühle mich ausgebremst und versuche mit mäßigem Erfolg, die Energie in Aufräum- und Haushaltstätigkeiten umzulenken. Als das Material endlich da ist, wird es innerhalb weniger Tage zügig weggearbeitet. Motivation ist Trumpf.

Dieser Motivation fällt sogar die Suche nach der Ursache des Internetverlustes in der dritten Dekade zum Opfer. Ich lebe mehr als zehn Tage ohne flüssiges Internet, morgens und abends lese ich via Hotspot und dem begrenzten Datenvolumen meines Handtelefons, Streaming fällt aus. Das fällt erstaunlich leicht, nicht zuletzt weil ich noch einige Bewegtbildkonserven vorrätig habe.

Aufräumen ist auch am Ende des Monats immer noch Aufgabe. Ich gebe mein Bestes, aber das reicht nicht immer aus.

Ihr kennt das, für die Details hier WMDEDGT – Juni 2023 weiterlesen

Kleine Dosen im Selbstversuch

Montag, 22.5.2023, 1. Tag, 1. Woche
Ich habe mich entschlossen, zur Besserung meiner Depression ein Experiment mit Microdosing  zu unternehmen und den Verlauf zu dokumentieren. Wie man auf so etwas kommen kann, findet ihr hier mit weiterführenden Links ausführlich beschrieben.

Beginnend heute werde ich die nächsten sechseinhalb Wochen jeweils an den ersten drei Wochentage 0,75 Gramm psylocibinhaltiger „Truffel“ zu mir nehmen. Truffel darf man in den Niederlanden legal verkaufen, kaufen und verwenden. Verkauft wird in Packungen a 15 Gramm, das sind dann jeweils 1 bis 2 wirksame Dosen. Die von mir eingenommene Menge entspricht also weniger als einem Zehntel der wirksamen Dosierung für einen milden Rausch. Das ist Absicht, deswegen das Micro vor dem Dosing. Händler verkaufen auch fertig abgewogene Portionen für das Microdosing, die haben dann jeweils genau ein Gramm, ich werde auf die alten Tage also vorsichtig und konservativ.

Die erste Einnahme dehne ich über mehrere Stunden, aus unklaren Gründen habe ich einen schlechten Geschmack erwartet, aber das Zeug schmeckt kaum nach irgendetwas, womit ich es vergleichen könnte. Keine besonderen Vorkommnisse.

2. Tag
Keine besonderen Vorkommnisse.

3. Tag
Gedanken zur Ergebniserhebung, woran würde ich bemerken, dass eine Wirkung eintritt? Ich brauche ein Bewertungsschema für Tagesbefindlichkeiten! Aktiv gewesen, länger als gestern, kürzer als aus anderen Jahren gewohnt.

2. Woche, 4. Tag
Ersteinmal die montägliche Einnahme verpasst, neben allen anderen Medikamenten, ich war abgelenkt, die meiste Zeit des Tages. Ich verschiebe auf Dienstag. Das funktierniert dann ungestört. Ich teile die Microdosis nochmal auf zwei Einnahmen über den Tag verteilt, das werde ich diese Woche auch beibehalten. KbV, aber ich bin aktiv, naja, aktiver als meistens in der letzten Zeit, immer noch nicht aktiv-aktiv.

5. Tag
Lustlos, aber aktiv.

6. Tag
Weil ich abgelenkt bin, vergesse ich die Medikamenteneinnahme während des Tages komplett, die Medis werfe ich abends alle zusammen ein, die Microdosis verschiebe ich auf den nächsten Tag. KbV.

3. Woche, 7. bis 9. Tag
Die Einnahme der Microdosis nun auf einmal. Das langsame Hochdosieren war eine Vorsichtsmaßnahme, wie erwartet und gewünscht ist kein Unterschied zu irgendeiner Version meines Alltags zu spüren. Zugleich ist es die erste Woche, in der ich mich fühle, wie ich mich „immer“ im Sommer fühle: gerade aktiv genug, um Spass daran zu haben und Erfolgserlebnisse zu generieren (Schüttung).

Was zugleich aber das Hauptproblem meiner kleinen „Studie“ ist, sie ist keine. Begründung später. [Geschmack und Verderbnis]

So nicht!

4. Woche, 10. bis 12. Tag
Sommerlich aktiv, keine Besonderheiten. Ich bemerke am 12. Tag, dass alle abgepacken Portionen in ihren Tütchen angefangen haben, zu schimmeln (oder irgenetwas anderes, was Pilze halt so tun). Streng genommen ist dies die erste wirkliche Erkenntnis aus meinem Experiment, so geht es nicht! Wir lernen, was wir vorher schon wussten: eigene Versuche schaffen Prozesswissen, das es nicht zu lesen gibt.

5. Woche, 13. und letzter Tag dieses Versuchs
Eine Mikrodosis konnte ich noch retten, auch wenn sie schon deutlich schimmelig geschmeckt hat. Und Schluß.

<O>

Was hat’s gebracht?
Danke, dass Sie fragen, das ist eine sehr gute Frage! Trauriger Fakt ist, dass ich es nicht weiß. Jede Stimmungsaufhellung in der betreffenden Zeit könnte auch einfach der beginnenden Heißzeit zuzuordnen sein. Falls es wer nicht weiß, ich brauche zur bestimmungsmäßigen Funktion eine gewisse Betriebstemperatur, die in unseren Breitengraden nur in den Sommermonaten erreicht wird. Gerade geht es mir gut, weil es mir sowieso gut gehen würde.

Insgesamt ist also das Ergebnis weniger deutlich, als bei meinen anderen Depressionsabhilfen, den Serotoninwiederaufnahmehemmern und dem Laufen. Das ist es, was ich jedem mitgeben möchte, der sich vielleicht aus eigener Betroffenheit bis hierher durch den Text gequält hat und bisher genau nichts erfahren hat.

Laufen hilft schnell und deutlich, ein trüber, lustloser Tag fühlt sich nach fünf bis zehn Kilometer Strecke vollkommen anders – besser – an. Wer es packt, sich vor dem Lauf durch die schlechte Stimmung nicht aufhalten zu lassen, hat gewonnen.

Die Serotoninwiederaufnahmehemmer sind schwieriger zu beurteilen, ich würde dazu neigen ihnen keine (!) Wirkung zuzuschreiben, wenn es nicht ein paar Indizien gäbe, dass sie zumindest irgenetwas tun. Während der Einnahme habe ich zweimal Spontankäufe im dreistelligen Bereich getätigt, das ist ansonsten außerhalb der Möglichkeiten meines Naturells. Und – vielleicht wichtiger – ich habe während der Einnahme mit dem Laufen angefangen, auch das etwas, was zuvor nicht zu erwarten gewesen wäre. Eher im Gegenteil, ich habe mich zuvor über Läufer eher lustig gemacht. Abgesetzt habe ich die Medis jeweils, weil ich fast schon körperliche Widerstände gegen die Einnahme entwickelte. Ich mochte sie auf eine sehr entschiedene Weise nicht mehr.

Abschließend: Wenn ich könnte (was ich nicht kann), würde ich laufen (Empfehlung!). Wenn’s legal wäre (was es nicht ist), würde ich mit Pilzen und LSD experimentiernen (gerne auch unter Begleitung mit höheren Dosen). Weil ich’s kann und es legal ist, würde ich notfalls auch Serotoninwiederaufnahmehemmer nehmen. Nur, so nötig habe ich es noch nicht.