Mind On Fire 2024

Nach vielen Jahren war ich erstmals wieder auf einem Festival. Und eigentlich wollte ich über das Festival selbst gar nicht so viel erzählen, denn, so dachte ich, wer etwas über das Festival erfahren möchte, kann ja einfach dem Veranstaltungslink folgen. Zeigt sich: schon drei Tage nach dem Festival ist die Veranstaltungsseite nicht mehr verfügbar und nur noch die Ankündigung für das nächste Jahr zu sehen. Mit etwas rumgeklicke habe ich dann doch noch eine Seite gefunden, auf der uns die Veranstalter etwas über den Anspruch des Festivals erzählen.

MIND ON FIRE KULTURFESTIVAL

Unser Festival setzt Zeichen – für einen respektvollen Austausch aller Kulturen, unabhängig von Herkunft oder Religion der Menschen.

Toleranz ist auf Dauer nur auf der Basis von Akzeptanz und gegenseitiger Wertschätzung möglich, wenn man sich aktiv kennen- und verstehen lernt. Unserer Meinung nach geht das besonders gut, wenn man zusammen feiert, zusammen kreativ ist, zusammen Neues schafft – wie auf dem MIND ON FIRE.

In der direkten Begegnung und dem Austausch der verschiedenen Kulturen kann ein neues Verständnis und Bewusstsein füreinander und für sich selbst entstehen.

Als Zielgruppe möchten wir alle kunst-, kultur-und musikbegeisterten Menschen ansprechen, die sich einen multikulturellen Austausch wünschen und gleichzeitig in einer wunderschönen Atmosphäre entspannen und etwas Neues für sich entdecken oder spielerisch erlernen möchten.

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Und jetzt der kaum bearbeitete Auszug aus dem Tagebuch.

1.8.2024, Donnerstag, Mind On Fire, ein Festival
Ich befinde mich in einer Fish-out-of-water-Situation. Vorgestern abend habe ich spontan in gemütlicher Runde zugesagt, mit zum Festival zu fahren. Mein letztes Festival liegt plus/minus zwanzig Jahre zurück. Gestern mehr schlecht als recht das Zeug dafür zusammengesucht und -geliehen. Heute erwache ich in einem ausreichend großen Zelt zu ungewohnt früher Stunde zu ungewohnten Umgebungsgeräuschen. Das ist nicht gänzlich unvertraut, wer jemals auf einem Campingplatz aufgewacht ist, kennt das Setting. Es ist wie damals in Italien auf dem Campingplatz mit den Eltern.

Es ist ähnlich und doch ganz anders. Die Zelte sind hier zum größten Teil Wohnmobile, assozierte Wohnmobile. Ich bin hier als Teil der Gruppe, die ich seit mehreren Jahren auf den Festen von Nachbarin C. erlebe und schätzen gelernt habe. Und mit der ich auch schon einmal im Dome gefeiert habe.

Dennoch fühle ich mich an diesem ersten Morgen fremd und deutlich außerhalb meiner Komfortzone. Das ist zum Teil meiner mangelhaften Vorbereitung zuzuschreiben. Ein Kaffee wäre jetzt gut. Aber dafür bin ich nicht ausgerüstet. Die, die dafür ausgerüstet sind, schlafen noch. Erstmals seit langem wieder eine Situation, in der ich zur Erfüllung meiner wenigen Bedürfnisse mit anderen kooperieren und interagieren muss. Sehr ungewohnt.

Stichwort Bedürfnisse: dass ich mindestens einmal die Nacht auf die Toilette muss, habe ich total ausgeblendet, als ich mich spontan zu fortgeschrittenem Camping bereit erklärt habe. Die Toiletten sind einen kleinen Spaziergang entfernt, danach bin ich wach. Das mag schlimmer klingen, als es ist. Zerstückelte Nächte bin ich auch zuhause gewohnt. Ich lese in solch wachen Zeiten, meist werde ich dann schnell wieder müde und kann weiterschlafen. So auch hier.

Um mich herum erwacht das Leben, langsam nur, ich sehe Menschen vor ihren Zelten Yoga üben, anderen beschäftigen sich mit kleinen Wollarbeiten, wieder andere schreiben, so wie ich. Unsere Tätigkeiten scheinen mir auf seltsame Weise nach innen und nach außen gerichtet. Wir sind für uns und dennoch signalisieren wir, wie wir gesehen werden möchten. Zugegeben, das gilt fast immer, aber heute besonders.

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Wenig später wird es auch in der näheren Umgebung lebhafter. Ich bekomme eine ersten und auch einen zweiten Kaffee angeboten. Das Gefühl der Fremdheit lässt nach. Wir sitzen miteinander herum, sprechen und kommen langsam in den Tag. Jemand (N., aber deren Namen kenne ich diesem Zeitpunkt noch nicht) bringt erste Programmhefte von der Anmeldung mit. Tagsüber werden die verschiedensten Workshops angeboten. Später hole ich mit T. unsere Eintrittsbändchen und wir gehen eine erste Runde über den Platz. Dabei sehen wir einige dieser Workshops im Ablauf, einiges scheint interessant und kommt für morgen auf die Merkliste.

[…]

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Am nachmittag beginnen die Musik-Acts (das sagt man heute bestimmt anders). Das Gelände ist groß genug, die Besucher aufzunehmen, nirgends entsteht der Eindruck von Enge, selbst an den Essens- und Getränkeständen sind die Schlangen überschaubar.

Der eigentliche Eröffnungsact beginnt um 21.30 Uhr. Die Musik ist gut, aber noch mehr mag ich die dazugehörige Lightshow. Leider beginnt es schon sehr bald zu nieseln, ab der Mitte der Show regnet es dann richtig. Ich rette mich rechtzeitig unter einen Sonnenschirm, die Tanzenden werden bereitwillig nass und es gibt trotz Regen drei Zugaben.

Nach der Show findet sich die bis dahin zerstreute Bezugsgruppe wieder zusammen für den mal mehr, mal weniger gemeinsamen Rückweg zum Lagerplatz. Wenigstens ein Gruppenmitglied braucht alkoholbedingt auch eine helfende Hand, wofür sind Freunde da. Bei den WoMos angegekommen geht die gute Laune weiter. Leise, laute, dann wieder leise Musik, es geht noch lange und ich wundere mich, dass die Nachbarschaft das klaglos hinnimmt.

Regenbedingt drängen wir uns unter dem Pavillon (doppelte Größe). Als ich irgendwann etwas in meinem Zelt holen möchte, bemerke ich einen kleinen Wassereinbruch. Es hat ein wenig hereingeregnet, aber gerade regnet es nicht mehr. Ich nehme die kleinen Pfützen mit einem Handtuch auf und hoffe im weiteren auf eine trockene Nacht.

Dennoch treffen wir für den schlimmsten Fall Vorsorge, mir wird in einem Kombi die Gepäckfläche vorbereitet, damit ich zur Not an einen trockenen Ort umziehen kann. Wenn wundert’s, der worst case tritt ein und den zweiten Teil der Nacht schlafe ich im Kombi.

2.8.2024, Freitag
Die Nacht endet nach angemessener aber ungewohnt kurzer Dauer. Diejenigen, die gestern nicht bei den letzten waren, sind heute bei den ersten. Es gibt Kaffee, mehr ist zur Zufriedenheit nicht notwendig.

Um die Mittagszeit fahre ich mit einem geliehenen Fahrrad durch den Wald ins nahegelegene Kleinstädtchen. Ich brauche und kaufe ein paar Lebensmittel, die ich „in die Mitte werfen“ kann. Die Gruppe hat den Brauch, diverse Lebensmittel und zumeist auch das Grillgut in Häppchen zu schneiden und zu teilen. Eine nette Tradition, die ich von C.s Festen schon kannte, nur war ich einkaufstechnisch im Rahmen meiner Vorbereitungen darauf nicht eingetellt. Weswegen mir der nachgeholte Einkauf ein Bedürfnis war.

Auch bei meiner Rückkehr sitzen Menschen im Pavillon, im folgenden finden in wechselden Grüppchen mal mehr, mal weniger ernste Gespräche statt. Ich mag das sehr, wir erfahren etwas voneinander, Kontakte vertiefen sich. Das Durchschnittsalter liegt in der Gruppe cirka zehn Jahre unter meinem, entsprechend findet man unter den Themen nicht nur Beziehungen und Kinder, sondern auch Krankheiten und anderes Ungemach. Wir sind schon sehr, sehr erwachsen geworden.

Manche wechseln vom Kaffee zu alkoholfreiem Bier, gegen Abend auch zu alkoholhaltigem. Irgendwann nehme ich mich heraus, um diese Zeilen zu schreiben.

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Der Rest des Tages vergeht mit mehrfachen Wechsel zwischen unserem Lager und dem Bühnenbereich. Ab 16.30 Uhr gibt es cirka alle zwei Stunden einen anderen Act. Die Bands, die noch bei Tageslicht spielen, haben in der Regel einen ganzen Anteil spielender Kinder im Publikum. Die kleinsten oft ausgerüstent mit einem Gehörschutz, wie ihn Handwerker benutzen, natürlich in Kindergröße. Das ist eigentlich gutes Fotomaterial, aber heh, fremde Kinder fotografieren und in den Blog stellen geht halt gar nicht.

Manche tanzen, andere sitzen und hören nur zu, ich laufe gerne herum und sehe mir nochmal und nochmal an, was es hier an den VERkaufsständen zu kaufen gibt. Dabei bin ich für die meisten Stände nicht wirklich die Zielgruppe. Aber ich mag das beschallte Bummeln und die Stimmung dabei.

Am Abend bekommt man mich nicht nur über die Musik, sondern auch über die Lightshow, die Muster in die umgebenden Baumkronen zeichnet. Wenn die Laser über die Bäume hinausgehen strahlen sie bis zum Horizont. Das ist aber nur zu beobachten, wenn man sich hiter den Bäumen, also auf dem Weg zum Lager, befindet. Ebenfalls, wenn auch aus anderen Gründen, unfotografierbar (ich hab’s versucht).

Die Nacht ist trocken, keine besonderen Vorkommnisse.

3.8.2024, Samstag
Wie in den Tagen zuvor wird am Morgen viel gesessen und geredet. Menschen kommen und gehen in Abhängigkeit von ihren jeweiligen Plänen. Ich nehme heute an einem der vielen Workshops teil, dessen genauer Name hier unwichtig ist, weil er so nicht stattfand. Stattdessen gab es vertretungsweise ähnliches, das ich hier mal „Yoga für Anfänger“ nenne. Ich bin positiv überrascht, was alles noch geht, auch wenn es sich um Anfängerübungen handelt. Angenehm genug, um morgen wieder mitzumachen [Spoiler: geschieht nicht, weil frühere Abfahrt].

Später rumsitzen, spülen, sitzen. Schreiben.

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Gegen fünf beginnt wieder das Bühnenprogramm, leider auch der Regen. Das kommt nicht völlig überraschend, nur zu früh. Mein Plan, vor dem Regen das Zelt abzubauen ist gescheitert, es wird die Nacht im Regen stehen. Mein Schlafsack und mein Gepäck liegen schon trocken in einem kleinen Kastenwagen, den ich die kommende Nacht bewohnen darf.

Die Stimmung bleibt trotz Regen gut, Regenschirme und Ponchos kommen zum Einsatz, gelegentlich setzt der Regen auch aus.

Dennoch, die erste „Abend-Band“ gefällt mir nicht, und als es wieder zu regnen beginnt, gehe ich zum Lager zurück. Dort lese ich solange, bis Wind und Regen stärker werden. Es wird unter dem Pavillon ungemütlich und ich ziehe mich in den Kastenwagen und meinen Schlafsack zurück. Gegen halb elf halte ich es für eine gute Idee, vor der Abschlusszeremonie um zwölf noch ein Stündchen zu schlafen. Ein baumähnliches Gestell wurde in den Tagen zuvor mit persönlichen und überpersönliche Wünschen behängt und sollte zum Abschluss des Festivals angezündet werden.

4.8.2024, Sonntag
Ich wache gegen 3.30 Uhr auf, weil ich pinkeln muss. Die Abschlusszeremonie hat ohne mich stattgefunden. Im nachhinein betrachtet war das erwartbar, die Tage hatten mich erschöpft. Mehr geredet, mehr gehört, mehr erlebt als sonst in einem Monat. Kein Wunder, wenn es da zur Notabschaltung kommt. Aber ich beschwere mich nicht, ich habe das alles sehr genossen.

Ab acht bin ich wach, es ist Abreisetag  und für den Einstieg werde ich, wie schon in den Tagen davor, dankenswerterweise mit Kaffee versorgt. Das Zelt ist nicht nass und nicht trocken, ich packe es ein, wie es ist. Ich werde es später am Tag zum Trocknen in den Dome hängen. Fun fact am Rande, im Beutel mit den Zeltnägeln finde ich zwei Abstandshülsen, die hätten verhindern können, dass das Wasser über die Giebelstange eindrang.

LLT war entgegen ihren ersten Plänen schon in der Nacht in Gießen angereist, sie wird etwas mehr als eine Woche am Platz zu Besuch sein. Deswegen nehme ich gerne eine frühe Mitfahrgelegenheit wahr und bin gegen elf wieder zuhause.

WMDEDGT Juli 2024

Tja, was soll ich sagen, so richtig interessant wird’s diesen Monat nicht. Die Fensterfront hat Fortschritte gemacht, über Ärzte ließe sich berichten, wenn man es denn wollte, es gab das ebenso erfreuliche wie nicht-zu-verbloggende Wiedersehen mit einem Freund aus lang vergangenen Tagen. Und Ende.

Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

Interessiert am Alltagstrott? Gerne! Hier WMDEDGT Juli 2024 weiterlesen

WMDEDGT Juni 2024

Der Höhepunkt des Monats war ohne Zweifel die Städtetour nach Budapest. Zehn (mit An- und Abreise zwölf) Tage raus aus dem gewohnten Trott. Gut genug verbloggt (obwohl ausbaufähig), um sie hier nicht noch einmal zum Thema zu machen.

Das Monatsdrittel vor der Reise war stark durch die Arbeit am Dome belegt. Ich hatte die Hoffnung, vor der Tour mit der Fensterfront fertig zu werden. Leider gelang das nicht, es fehlen noch die Felder rund um die Tür. Die werden mich auch noch den nächsten Monat beschäftigen und die Arbeit wird aufwändiger, vielleicht auch widerständiger werden, als ursprünglich gedacht. Was ich zunächst als einfache „verbretterte“ Wand ausführen wollte, wird jetzt doch Glas. Die guten Erfahrungen mit den DIY-Doppelglassscheiben haben mich dazu gebracht, es zumindest zu versuchen. Versuchen, weil ich keineswegs sicher bin, ob ich Scheiben in den beabsichtigten Abmessungen schneiden kann; das wird spannend.

Die Tage direkt nach der Reise gingen direkt an den „mähfreien Mai“, der ja in weiten Teilen auch ein mähfreier Juni war. Das Mähen der nun viel zu hohen Wiese war mühsam und musste in zwei Schritten geschehen. Zudem erinnerte die Aktion mehr an Heu machen als an Rasen mähen, zum Schluß hatte ich Blasen vom Zusammenrechen der Wiese. Um es ausdrücklich niederzuschreiben: Die Wiese nicht zu mähen, verschiebt die Arbeit nur nach hinten und macht sie um ein vielfaches schwieriger. Es wird bei mir keinen mähfreien Mai mehr geben.

Die Arbeit am Dome kam der Wiese – und wie ich glauben will auch der Hitze – geschuldet nur langsam, fast schon zögernd, in Gang. Aber heute, am letzten Tag des Monats, fühlt es sich an, als sei ich wieder angekommen in meinem Jeden-Tag-eine-Kleinigkeit-Alltag.

Wie immer, wer’s tagesgenau braucht, darf hier  WMDEDGT Juni 2024 weiterlesen

Ein Wannenbad in Budapest

Text vom 28.8.2024,
nachträglich direkt hinter dem
Budapestaufenthalt eingefügt.

Ich mag Wannenbäder. Leider wohne ich schon lange ohne eines und bedaure das sehr. Unser Apartement in Budapest hatte eines und natürlich wollte ich es während unserem Aufenthalt wenigstens einmal nutzen. An einem der Abende, der mir dafür sinnig schien – ausreichend verschwitzt, insgesamt nicht zu heiß, A. mit den Schauen eines EM-Spiels beschäftigt – lies ich also Wasser ein und legte mich in die Wanne. Doch statt der erwarteten Entspannung fiel mir eine sehr schwierige Version meines So-seins auf den Kopf und ich durchlebte eine Anzahl sehr unglücklicher Momente. Momente, die sogar jetzt, in der Erinnerung, eine diffuse, körperliche Präsenz haben.

Geschuldet sind diese Momente dem Umstand, dass während unserer Reise eines anders war als zuhause: ich konnte mich sehen. Und zwar nicht nur im 40-cm-Spiegelchen beim Zähneputzen. Es gab große Badezimmerspiegel, spiegelnde Schaufensterscheiben und verspiegelte Museumstoiletten, wichtiger aber, es gab Fotos von mir, auch Schnappschüsse, die mich aus Perspektiven zeigen, die mir kein Spiegel gibt. Und was ich sah gefiel mir nicht.

Es gibt diese kahle Stelle am Hinterkopf, von deren Existenz ich zwar wusste, sie mir aber doch weniger auffällig vorgestellt hatte. Und dass die Nackenhaare ab einer bestimmten Länge dazu neigen, sich unvorteilhaft nach innen zu rollen, war prinzipiell bekannt. Aber soo unvorteilhaft?! Das kann nur ein Foto zeigen.

Oder die Speckröllchen (bitte erlaubt mir die Verniedlichung, Speckrollen könnte ich nicht ertragen) oberhalb des Gürtels, die sich durch kein T-Shirt, kein Hemd kaschieren lassen. Sieht immer nach genau dem aus, was es ist, zuviel Gewicht.

Der Ganzkörperspiegel im Bad bestätigt das und setzt noch einen drauf, Alterflecken. Tri- und Bizeps sahen auch schon besser aus. Ich will das alles nicht.

Ich liege also im Bad und habe einige verzweifelte Momente. Meine ganze gealterte Körperlichkeit ist mir zuwider.

Dann kommt mir eine meiner weniger schönen Charaktereigenschaften  zuhilfe, der Trotz. Ich werde das nicht akzeptieren. Für jeden einzelnen Punkt meiner Elendsliste gibt es Abhilfe. Nichts muss so bleiben. Okay, doch, eines wird bleiben, die kahle Stelle. Aber drumherum sollte ein Friseur etwas ausrichten können.

Und weil wir gerade bei Dienstleistern sind, bevor ich Blutverdünner nehmen musste, habe ich mir einen Teil der Flecken vom Hautarzt entfernen lassen. Vielleicht geht das auch mit Blutverdünner. Oder zeitlich begrenztes Absetzen ist eine Alternative.

Abnehmen, schwerer, aber möglich. Ich habe da Erfahrung, die letzte besagt, dass es im Alter nicht mehr so mühelos funktioniert, wie in der Jugend. Aber prinzipiell müsste ich mich „nur“ dazu entschließen und dann alte Abnehmprogramme aufrufen. Ich bin nur wenig von einem solchen Enschluß entfernt.

Am schwersten von allem scheint es, die körperliche Fitness zurückzugewinnen. Aufgrund verschiedener Hardware-Schäden verbietet sich Kraft- und hochpulsiges Ausdauertraining. Dennoch, es sollten sich doch ein paar fucking Übungen finden lassen, um mich beweglich zu halten.

Jawohl ja, das und vieles andere könnte man tun.

Noch in der Wanne war mir klar, dass ich keine der notwendigen Maßnahmen ergreifen würde.

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Verzweiflung, ein Silberstreif am Horizont, dann stille Resignation; der Text könnte hier enden, aber täte er das, würde ich ihn nicht veröffentlichen. Weil zu düster. Dass Ihr hier mit mir diesen schwierigen Moment erleben dürft, ist dem Umstand geschuldet, dass es eine Fortsetzung geben wird, die den Silberstreif aufnehmen wird.

Zugegeben, das bedeutet, dass ich bevorzugt Erfolgsgeschichten mit Euch teile. Oder wenigstens solche, bei denen gegen Ende etwas Hoffnung ist. Die Hoffnung hier ist, dass wenigstes zwei der imaginierten Massnahmen umgesetzt werden, es sollen ein paar Kilo weniger werden und ich will mich mehr bewegen.

Budapest, 10.6. bis 23.6.2024

10.6.2024, Montag
A. holt mich ab, frühe Fahrt nach Frankfurt, Spaziergang dort, Eis und Eiskaffee zur Überbrückung der Zeit und um den Urlaubsbeginn zu feiern, pünktlich zum Fernbus, der unpünktlich abfährt, wir fahren in den

11.6.2024, Dienstag, hinein.
Keine besonderen Vorkommnisse während der Fahrt, außer dass uns alles wehtut von der vielen und beengten Sitzerei. Schlafen ist möglich aber schwer und unbequem. Erwähnswert vielleicht die Fahrt nach Wien hinein, entlang der großen Ausfalls(in unserem Fall Einfalls-)straße reihen sich Häuser der verschiedensten Baustile wild durcheinander, vereint nur durch eine gemeinsame Höhe von vier bis fünf Stockwerken, es wirkt wie eine erklärte, gelegentlich sogar beabsichtigte Antithese zum Ensembleschutz anderer Städte. Und sieht, sobald man sich an den Anblick gewöhnt hat, sogar gut aus.

Wir kommen nur unwesentlich verspätet in Budapest an, suchen uns in der Busstation den Geldautomaten und statten uns zu einem schlechten Kurs mit Bargeld aus, das wir benötigen, um für A. ein 15-Tage-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr in der nahegelegen Metrostation zu kaufen. Ich darf, weil über 65 Jahre alt, umsonst fahren. Das U-Bahn-System ähnelt dem in anderen Großstädten und wir können uns schnell orientieren. Gegen halb zwölf mittags sitzen wir zum ersten Mal in einem Budapester Caf´e und frühstücken, direkt im Anschluß checken wir in unser Apartment ein. Große Zufriedenheit.

Nachdem wir uns eingerichtet haben brechen wir nachmittags noch einmal zu einem Spaziergang auf. Das ist bemerkenswert, weil wir beide von der Fahrt noch leidend und müde sind. Aber heh, die Sonne scheint und einkaufen möchten wir auch noch. Unser Spaziergang führt uns bis zur Kettenbrücke, dabei begegnen uns zum ersten Mal die kleinen Bronzefiguren des Künstlers Mihály Kolodko auf der Kaimauer.

Der Einkauf findet in einer der Wohnung nahen Sparfiliale statt, dort beschließen wir auch, diesen Abend nicht essen zu gehen, sondern stattdessen eine Kleinigkeit zu kochen und früh zu Bett zu gehen. So wird’s gemacht. Ich beende den Tag mit diesen ersten Zeilen und bin gegen halb zehn abends im Bett.

12.6.2024, Mittwoch
Ausgeschlafen und in den Tag getrödelt, dabei auf der Bank vor der Haustür gesessen und den Tag „geplant“, gegen 11.30 Uhr dann Richtung Burgviertel und Fischerbastei aufgebrochen. Viele Treppenstufen gestiegen, zuerst hinauf und gegen Ende unserer Tour wieder hinab. Dabei auch an der Standseilbahn und vielen  anderen Standorten mit bester Aussicht vorbeigekommen.

Kleiner Einschub: Ich werde unsere Tourenziele nicht erklären, hier gibt es keine geschichtliche Details oder architektonische Betrachtungen, die müsste ich ohnehin irgendwo abschreiben und dann könnt ihr sie auch gleich selbst lesen. Wenn Ihr ungefähr so informiert sein wollt, wie wir es sind (zumindest für die kurze Zeitspanne bis das meiste wieder vergessen ist), empfehle ich Wikivoyage.

Auf dem Weg etwas Geocaching betrieben, der Profi sagt „gecached“, drei von vier angesteuerten Caches auch gefunden, einen vierten dann noch am Abend bei einem Verdauungsspaziergang (wenn Dir das alles nichts sagt, hier gibts ein paar Grundlagen).

Zuvor waren wir gut essen, ganz in der Nähe unseres Apartments, weil wir nach unserer Tagestour etwas lauffaul waren. Nach dem Essen ging’s wieder, zumindest für einmal um den Blog, was bei der luxuriösen Lage unseres Apartments „bis zur Donau gegenüber des Parlamentsgebäudes“ bedeutet.

Dabei hatten wir unerwartet viel Spass mit den drei Bussen voll fotografierender Asiaten, die sich alle nach Kräften bemühten, das entsprechende Klischee zu erfüllen.

13.6.2024, Donnerstag
Mit der Tram und zu Fuß zur Großen Markthalle. Dort landestypische Lebensmittel in großer Auswahl angesehen, gegen Ende der Tour auch Obst und Kürtőskalács gekauft. Letzteres (und nein, ich weiß nicht, wie man das ausspricht) ist ein traditionelles ungarisches Gebäck, das aus Hefeteig hergestellt wird, der um einen heißen Zylinder gewickelt und dann gebacken wird. Der Teig wird oft mit Zimt und Zucker bestäubt, bevor er gebacken wird, was ihm eine goldene Farbe und einen süßen Geschmack verleiht. Heute findet man Kürtőskalács auch überzogen mit allem, was bis vor kurzem noch Donats vorbehalten war. Ach ja, die wörtliche Übersetzung lautet Schornsteinkuchen, im deutschen sagt man Baumstrietzel dazu.

Als wir hungrig wurden gab es Lángos, ein frittiertes Fladenbrot, das traditionell mit Sauerrahm, Knoblauch und Käse belegt wird. Aber auch mit allem anderen, was die ungarische Küche so hergibt: Speck, Wurst, Paprika oder Zwiebeln. Für Tourist gerne auch Schinken, Pilze oder Ruccola, da wird gnadenlos bei den Italienern abgekupfert. Überhaupt, L´angos (die Mehrzahlbildung ist mir unklar) wirken ein wenig wie Pizzen (das gleiche hier), die noch nicht im Ofen waren und dem zum Trotz lecker sind.

Auf einem umlaufenden Gang oberhalb des eigentlichen Marktbereiches gibt es neben der Gastronomie auch noch alles, was das Touristenherz sich als Reisemitbringsel wünscht. Mich haben, wie so oft schon bei anderer Gelegenheit, die quietschbunten Anhäufungen von Irgendwasen fasziniert. Dementspprechend groß war das Fotoaufkommen.

Nach dem Besuch der Markthalle sind wir noch durch die Fußgängerzone gebummelt. Unser Ziel war das Metro-Museum, von dem ihr sicher noch lesen werdet, aber nicht jetzt, denn als wir ankamen war es schon zu spät, um hineinzugehen. Nicht schlimm, denn eigentlich waren wir beide schon mit genug Eindrücken abgefüllt und auch schon etwas fußlahm. Also zurück zum Apartment. Dort auf dem Balkon gesessen und geplaudert, später auch die Reste des Essens von vorgestern augewärmt, was halt so an Nichtgeschehnissen geschehen kann während ein Urlaubstag ausklingt.

Einzig berichtenswert vielleicht noch A.s Weigerung, für die schwer zu formulierenden analogen Postkarten an Mutter und Schwester die flugs von Chat-GPT generierten Vorschläge zu übernehmen.

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Nach obigen Zeilen nocheinmal zu einem abendlichen Spaziergang aufgebrochen, es gab noch zwei Caches in Laufnähe zu erkunden, einen davon fanden wir auch. Und auch fotografierende Asiaten gab es wieder.

14.6.2024, Freitag
Vasarely M´uzeum

 

Vorher Frühstück im Frühstückscaf´e, nachher Einkauf, Asia-Fast-Food und EM-Eröffnungsspiel (ja, unser Apartment hat einen Fernseher mit deutschen Programmen).

15.6.2024, Samstag

Heute das Jüdische Viertel erkundet. Das ist eine streng touristische Veranstaltung, die zwangsläufig zur größten Synagoge Europas führt, ebenso gewiß aber auch in zwei Verkaufsveranstaltungen mit Flohmarktanmutung und Gastronomie.

Gerade die letzte haben wir sehr gemocht, sie firmiert im deutschen unter „Ruinenbar“, ist aber eine geräumige alte Fabrikhalle, in der sich gut sitzen und Ananassaft oder Bier trinken lässt. Daneben kann man allerlei Dinge kaufen, die man vielleicht nicht braucht, aber gerne hätte, zum Beispiel naturalistisch gestaltete Mushrooms, die von innen leuchten. Oder Gürtel aus alten Fahrradmänteln.

Vergleichsweise früh wieder zuhause. Pause.

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Gegen sieben starten wir zum Abendessen, irgendwann in den letzten Tagen sind wir an einem Italiener vorbeigekommen, dessen genauer Standort erst gefunden werden will. Es ist ganz wie mit den Caches, die wir nach der  Pizza suchen gehen. Gewohnheitstiere, die wir sind, lässt sich fast schon von einer Tradition sprechen, abends noch einmal jagen zu gehen. Zwei von drei Caches gefunden. Gerade als wir den dritten Cache loggen, beginnt hinter uns ein Feuerwerk am gegenüberliegenden Ufer der Donau. Ein sehr schöner Abschluß des Abends.

16.6.2024, Sonntag
Historisches Museum, bester Cache ever, Biergarten, platt.

17.6.2024, Montag
Heute ein ausgedehnter Spaziergang am Donauufer von Pest, zu dem wir während unserer abendlichen Spaziergängen von Buda aus nur hinschauen. Aus der Entfernung sind die Bilder besser, aber aus der Nähe sieht man mehr. Hier das Parlamentsgebäude.

Gleiches gilt für die St.-Stephans-Basilika. Kein Bild.

Was uns heute aber aus dem Haus gezogen hat, war die Budapester Banksy-Ausstellung. Banksy habe ich 2022 schon einmal in Hamburg gesehen und meine Befürchtung war, dass sich die Ausstellungen zu sehr ähnelten. Was sich dann als vollkommen unnötige Sorge entpuppte, bestimmt drei Viertel der Exponate waren für mich neu. Wenigstens eines, das ich kannte, der „Elefant im Raum“, war besser präsentiert und auch mit seinem Anliegen besser erläutert.

Und natürlich haben wir auch heute während unserer Stadterkundung nach Caches Ausschau gehalten und zwei gefunden. Wer sich dafür interessiert, ich werde die „Budapest-Caches“ nach dem Urlaub an anderer Stelle dokumentieren und hier verlinken.

Zum Tagesabschluß lecker vietnamesisch gegessen und nachhause gelaufen, fertig.

!8.6.2024, Dienstag
Mitten in der Donau liegt die Margareteninsel, darauf sehr viel Park, ein paar Schwimmbäder, das eine oder andere Denkmal, die Grundmauern eines lange vergessenen Klosters, ein Hotel und eine zentrale Futterstelle.

Wir dachten, so ein Tag im Park könnte erholsam sein. Und wahrscheinlich hätten wir damit richtig gelegen, wenn wir nach der Hälfte der Laufstrecke die nächste Busstation gesucht hätten und einfach nachhause gefahren wären. Haben und sind wir nicht. Fußschonende Tagesplanung üben wir noch.

Natürlich gibt es auch auf der Insel Geo-Caches, die wir gerne gefunden hätten. Für die unter Euch, die sich nicht so richtig vorstellen können, wovon ich rede, ist dieser Screenshot der Geo-Caching-App. Die Insel werdet Ihr erkennen, die grünen Punkte kennzeichnen Orte, an denen Menschen einen Cache versteckt haben, in der Regel ein kleines Gefäß mit einem Logbuch. Im Logbuch loggt man analog, in der App anschließend digital. Geloggte, also gefundene Caches erscheinen in der App dann gelb, wer will, kann auch nichtgefundene Orte loggen, die erscheinen dann blau.

Mit diesen wenigen Informationen seht Ihr jetzt, dass wir sechs Caches gesucht und davon vier gefunden haben. Um zwei (eigentlich vier, aber wir sparen uns hier die Details) haben wir uns nicht mehr gekümmert, weil wir schon kopf- und fußlahm waren.

Auf dem Heimweg wollten wir dann noch „kurz“ Geld abheben, wofur noch einmal einen laufintensiven Umweg machten, nur um dann vor einem defekten Automaten zu stehen. Dafür ging dann im zweiten Versuch der, den wir ohnehin bevorzugt hätten, wäre er nicht einige Tage zuvor defekt gewesen. Alles in allem kamen wir nach diesem Erholungstag ganz und gar nicht erholt im Apartment an. Wie schon gesagt, wir üben noch.

19.6.2024, Mittwoch
Unter Budapest liegen ausgedehnte Kalksteinhöhlen, von denen ein paar auch zu besichtigen sind. Die von uns ausgewählte ist eine kleinere und „leichtere“, mehr auf Spaziergangsniveau, die Szemlöhegyi Höhle (Szemlő-hegyi-barlang). Wir besichtigten sie gemeinsam mit einer ungarischen Schulklasse und entsprechendem Gerät zur Einspielung deutscher Wissensfragmente. Selbstverständlich waren wir auch ortsbezogen beeindruckt.

Oberhalb der Höhle gab es einen Gedenkpark mit Cache und Röhrenrutschbahn, wo wir die Zeit bis zur Führung überbrückten. Natürlich musste ich rutschen, das wurde auch fotografisch festgehalten, wird hier aber aus Gründen persönlicher …, also ihr wollt das nicht sehen.

Nach der Höhle fuhren wir erstmal zurück ins Apartment um uns auszuruhen und für die abendliche Unternehmung vorzubereiten. Die war, und wer mich kennt wird sich wundern, das Anschauen des EM-Spiels Ungarn-Deutschland. Ich bin ja so gar nicht an Fußball interessiert, aber als teilnehmender Beobachter fremder Kulturen geht das schonmal. Der Ort, den wir dafür ausgesucht hatten, lag auf der Margareteninsel, eigens dafür aufgebaut und in der Tageszeitung beworben. Er ähnelte anderen Orten, die wir zuvor auf unseren Stadterkundungen zu selbigen Zweck gesehen hatten. Nennen wir es Public-Viewing. Fanmeile hätten wir uns gewünscht, aber wie es scheint, kommt man an Fanmeile hier nicht näher dran, als das, was ihr hier im Bild seht. Aufgenommen unmittelbar vor dem Anpfiff, hinter uns vielleicht noch einmal so viele Menschen, eher weniger.

Während des Spiels wurde es nur unwesentlich voller, nicht alle Anwesenden waren wirklich in das Spiel investiert. Wäre ich daran interessiert gewesen, hätte ich vermutlich mit meinen beiden Sitznachbarn auch gut über Grillsoßen reden können, das schien eines ihrer Themen zu sein. Es gab auch Fans, die als solche zu erkennen waren, ja. Aber alles sehr gesittet. Nichtmal irgendwo die regelbestätigenden Ausnahmen. Kurz: keine besonderen Vorkommnisse.

Dafür kamen wir auf dem Rückweg noch einmal am Musikbrunnen vorbei, diesmal mit klassischer Musik und Beleuchtung. Ich stehe auf Bonbon-Farben, obwohl, auch die etwas zurückhaltenderen Farbkompostionen hatten was.

20.6.2024, Donnerstag
Wir schlafen lange und igendwann im Laufe des Vormittags beschließen wir, dass heute der Tag ist, an dem wir einfach im Apartment bleiben. Ich hole ausführlich die News der letzten Tage nach, später schreibe ich den Tagesbericht von gestern und bastle an den dazugehörigen Bildern.

Noch später nehme ich ein Wannenbad, denn unser Apartment hat eines und ich schätze Wannenbäder sehr. Ich wohne schon viele Jahre ohne ein solches und bedaure das immer noch. In meiner Vorpubertät habe ich dreimal die Woche gebadet. Kein Zusammenhang mit Budapest, aber ich kann’s ja mal erwähnen.

In unserem Apartement lässt es sich gut aushalten, es ist geräumig und hell, A. kann auf dem abgeschlossenen Balkon vor der Tür rauchen, alles was wir täglich brauchen liegt auf dem Esstisch oder den Sitzgelegenheiten, ohne dass es unordentlich wirkt. Die Küche ist groß genug, um noch einmal einen Tisch und zwei Stühle aufzunehmen, unser Frühstücksgeschirr bleibt darauf der Einfachheit halber stehen. Es gibt einen Fernseher mit deutschen Programmen im Schlafzimmer, direkt am Fußende des Bettes. A. liegt gerade darauf und schaut Fußball. Neben Wohn- und Schlafzimmer gibt es noch ein drittes Zimmer, das wir bis jetzt kaum genutzt haben, in ihm könnten zwei weitere Personen schlafen.

Das Bild zeigt ganz gut, was man an unserer Unterkunft mögen oder eben auch nicht mögen kann. Für mich ist sie auf im besten Sinn „altmodisch“ eingerichtet. Obwohl eindeutig ausschließlich für Vermietungszwecke ausgestattet (ohne dass uns bis jetzt irgendetwas gefehlt hätte), wirkt die Wohnung doch so, als hätte hier mal jemand gelebt. Die „Kunst“ an den Wänden ist so willkürlich zusammengestellt, wie es nur gelebtes Leben zu Stande bringt. Kein Innenarchitekt würde zwei afrikanische Ebenholzköpfe links und rechts vom Fernseher positionieren, weil sie dort gut aussehen. Vielleicht auch sonst niemand.

21.6.2024, Freitag
Wer etwas länger in Budapest ist, dessen heilige Touristenpflicht ist ein Ausflug ins Umland. Für uns bedeutete das eine Exkursion nach Szentendre, in dessen Beschreibungung immer „malerisch“ vorkommt. Vollkommen zu recht, wenn man in Gedanken die Touristen abzieht.

Zugegeben, es gäbe treffendere Bilder. Diese vielleicht.

Was an diesem Tag wirklich bemerkenswert war, ist die Temperatur. Erstmals in meinem Leben habe ich wirklich unter der Hitze gelitten, angeblich 34°C im Schatten, den ich sehr suchte. Wir machten uns früher auf den Weg zurück, als es dem Städtchen gerecht wurde.

Am frühen Nachmittag also wieder im Apartment, aus Notwendigkeit, aber auch gerne geduscht. Am frühen Abend aufgebrochen, um die Dreierserie der Kolodko-Skulpturen zu vervollständigen, ihr habt sie schon gesehen, weiter oben im Beitrag zum ersten Tag.

Auf dem Rückweg ein letztes Essen, gut war es und irgendwie auch landestypisch. Ebenfalls landestypisch waren die beiden Palinka (ein Obstbrand), die A. für eine Kollegin trinken musste, woraufhin sie ganz untypisch betrunken wurde. Für mich in grob zehn Jahren das erste Mal, das ich sie so erleben durfte.

Wieder an der Wohnung waren wir sehr froh zu bemerken, dass der Strom wieder da war. Kurz vor unserem Aufbruch war er, anscheinend blockweit, ausgefallen. Kurz nach unserer Rückkehr war auch das TV-Signal wieder verfügbar, nicht unwesentlich um die EM zu verfolgen.

22.6.2024, Samstag, der Tag der Rückreise
Ich greife vor und schildere unsere Pläne, wenn hier nichts anderes mehr steht, wird es so oder doch sehr ähnlich gewesen sein.

Aufstehen, Kaffee trinken, Koffer packen, auschecken, letzteres irgendwann zwischen elf und zwölf. Mit Koffer und Rucksack zum Busbahnhof, dort alles in den Locker und, vom Gepäck befreit, nochmal in die Stadt. In der Nähe des Busbahnhofes liegt Chinatown. Bilder davon lassen vermuten, dass der Name falsche Vorstellungen weckt, wir dürfen gespannt sein (Nachtrag: das haben wir uns gespart). Auch in der Markthalle wollen wir noch einmal vorbeischauen. Irgendwie muss das letzte Bargeld ausgeben werden. Heiße Kandidaten dafür sind ein Rick-und-Morty-T-Shirt für mich und Zigaretten stangenweise für A. (beides erfolgreich erledigt).

Am frühen Abend fährt der Bus ab und am Morgen des nächsten Tages werden wir nach einer schwierigen Nacht in Frankfurt ankommen. Von dort aus mit dem Zug nach Linden. Und wieder zuhause sein.