Berlin-Hamburg-Tour ~ 2. bis 7.10.2024

1.10.2024, Dienstag
Reisevorbereitung wie Ihr sie von mir kennt, alles erstmal auf dem Bett ausbreiten, dann in den Rucksack, fertig. Diesmal ist der Rucksack besonders klein, ich habe den Ehrgeiz, mit Handgepäck auszukommen. Das klappt natürlich nur, weil ich vor Ort fast alles vorfinden werde und nur einen Satz Wäsche zum wechseln mitnehme. Außerdem: Zahnbürste, Brillen, Buch und Tagebuch, Tablet. Und fertig.

Mein Programm ist extrem reduziert und gruppiert sich um die Friedensdemo am 3. Oktober herum. Die auch den Ausschlag gegeben hat, dass diese Reise geschieht. Wenige Tage zurück hatte ich den Gedanken, es könnte eine gute Sache sein, daran teilzunehmen. Fast könnte man von einer spontanen Idee sprechen, die dann ein Eigenleben entwickelte. Davor und danach bei H. unterkommen und wenn ich schon einmal „in der Gegend“ bin, auf dem Rückweg für einen Abend und eine Nacht in Hamburg vorbeischauen. Könnte für alle Beteiligten machbar und mühelos genug sein.

Erstmals seit langem beginnt eine Reise nicht mit einem unbequemen Fußmarsch entlang der Bundestraße und durch den Wald zur nächsten Busstation. Ich kann mit dem Fahrrad nach Gießen hinein fahren und es für die Zeit meiner Abwesenheit in der Webkante abstellen. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit.

Gießen bei Nacht

2.10.2024, Mittwoch
Die Busfahrt startet planmäßig in der Nacht um zwanzig vor eins, gefühlt noch Dienstag. Und dann kommt alles anders. Der Bus fällt aus unbekannten Gründen aus. Zwei Mitwartende beweisen schon nach einer Stunde mangelnde Impulskontrolle und beschimpfen den Kundenservice in fließendem Englisch (deutsch spricht der Kundenservice nur während der Geschäftszeiten von neun bis siebzehn Uhr). Allerdings vollkommen ohne ein Ergebnis, sie – und folglich wir als Gemeinschaft der Wartenden – wissen nach diesen Anrufen nicht mehr als vorher. Der Bus sollte da sein, ist es aber nicht. Beide Anrufer verlassen empört die Haltestelle.

Als ich nach zwei Stunden Wartezeit beim Kundenservice anrufe, habe ich unbeabsichtigt alles richtig gemacht. Zwei Stunden sind die Schwelle, ab der die Mitarbeiter Ersatzoptionen anbieten dürfen, erklärt mir mein Gesprächspartner. Erstens Storno und Rückerstattung des Kaufpreises, zweitens Umbuchung, drittens Fahrt mit einem anderen Anbieter bei voller Kostenerstattung (2. Klasse). Ich wähle Option Zwei, mittlerweile ist es fast drei und der nächste Bus in die richtige Richtung fährt schon fünfundzwanzig Minuten später. Die Umbuchung findet live am Telefon statt, das neue Ticket kommt via Email und, weil mir das nicht schnell genug geht, mit der zuvor genannten Buchungsnummer auch über die Ticket-Suche in der App. Als ich mich von meinem Freund im Kundenservice verabschiede, haben wir beide das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Wenig später kommt der Bus zum Ticket und alles läuft rund, wenn man davon absieht, dass ich mehr als sechs Stunden später in Berlin ankomme als beabsichtigt. Zwischendrin habe ich sogar etwas schlafen können und jetzt ist wirklich Mittwoch.

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Ich steige am Alexanderplatz aus und fahre von dort zu einer sehr besonderen Warhol-Ausstellung, Andy Warhol: Velvet Rage And Beauty, von der ich zunächst etwas enttäuscht bin. Um dann, während ich versuche, die gemachten Bilder für Euch zuzuschneiden und aufzubereiten, merke, dass …, ja was? Ich mindestens ambivalent bin!

Für heute lasse ich es dabei, weil ich weiterschreiben möchte. Aber bei passender Gelegenheit gibt es hier einen Nachtrag.

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Nach der Ausstellung dann zu H., es gibt Kürbissuppe und Gespräch. Ab neun/halbzehn bin ich mit Hund Erna allein zuhaus‘ und H. mit einem Freund unterwegs. Das gibt mir Gelegenheit, den Blogbeitrag zu beginnen

3.10.2024, Donnerstag, Tag der deutschen Einheit

Die Demo ist wie Demos seit Jahrzehnten sind, die Sprecher der Auftaktkundgebungen erzählen uns, warum wir hier sind (in der Regel wissen wir das selbst, wenn auch nicht so detailiert), und auch warum es notwendig ist, so zahlreich hier zu sein und letztlich, dass es schön ist, die Bewegung so wachsen zu sehen. Wobei das mit dem Wachstum gerne auch mal ein Wunschgedanke ist.

[Hier wird’s ein paar Infos und Verlinkungen mehr zur Demo geben, aber erst, wenn ich wieder zuhause bin]

Die Teilnehmer um mich herum haben in der Mehrheit graue Haare. Muss mensch ein gewisses Alter erreicht haben, um für Kompromisse und Verhandlungslösungen zu sein? Fast scheint es so, das Fehlen der mittleren Altersgruppe auf Demos habe ich seit vielen Jahren immer mal wieder bemerkt, aber hier fehlen auch die ganz Jungen.

Die Abschusskundgebung verlasse ich frühzeitig, was angesichts der zu erwartenden Verkehrssituation schlau erscheint. Und wirklich wird die nahe Bushaltestelle nur noch von einer der vier gewöhnlich verfügbaren Linien angefahren und ist entsprechend ausgelastet. Wenigstens ist es genau die Linie, die ich brauche.

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Ich bin gegen fünf wieder bei H., werde mit Spinatsuppe verköstigt und gegen acht laufen wir ins nahe gelegene Kino. Wir schauen „Joker: Folie à deux“, der die Kritikerschelte nicht verdient, die er bekam. Berechtigt allerdings: er wird der Figur des Jokers, wie Comic- und Filmfans sie bisher schätzten, nicht gerecht. Gesehen haben wir einen tragischen Musical-Film mit sehr schönen Bildern und hervorragenden Darstellern, nur keinen Joker, nirgends, außer vielleicht in der letzten Einstellung.

4.10.2024, Freitag
Der Tag beginnt etwas lust- und planlos. Ich habe noch nichts vor, browse durch diverse Kultur-in-Berlin-Seiten, sehe aber, dass mich nichts so richtig fängt. Weil ich aber vor die Tür möchte, schaue ich „Sehenswürdigkeiten in der Nähe“ nach und auch, ob es denn igendwelche Caches (häh?) in der Nähe gibt.

Danach hat der Tag Struktur und als Bonus muss ich auch nicht alleine los, sondern H. und Erna schließen sich an, Hunderunde und Einkauf werden in meine Pläne integriert. Auch daran erkennt mensch, dass es wirklich sehr, sehr kleine Pläne waren. Am weitesten von der Tochter-Wohnung entfernt ist der Lebensmittelmarkt, der ausgesucht wurde, weil er direkt neben meinem ersten Ziel liegt, einem „Holzsessel“ auf einem Spielplatz. Fragt nicht. Ich hatte browsenderweise ein Bild davon gesehen und wollte ihn be-sitzen. Am Ziel angekommen finde ich sogar eine ganze Sitzgarnitur vor. Ich bin sehr leicht zufriedenzustellen.

Auf dem Weg zum Spielplatz sind wir schon an zwei der wohnungsnahen Caches vorbeigekommen, einen davon haben wir auch gesucht und nicht gefunden. Grund genug, es nocheinmal zu probieren. Also gibt es auf dem Rückweg am angegebenen Ort noch einmal einen längeren Aufenthalt, diesmal erfolgreich.

Auf dem Weg nachhause findet H. dann auch den zweiten Cache, für sie der Erste; aber ehrlich , so stillos muss man selbst in Berlin nicht sein. Dokumentiert wird er natürlich trotzdem.

Etwas unerbetene Lebenhilfe gefällig? Etwas lust- und planlos starten ist gar nicht schlimm, fangt einfach etwas beliebiges an und danach regelt der Tag das selbst! So auch diesmal.

Ich schicke ein Bild der Caches an die einzige Person, von der ich annehme, dass sie daran Interesse haben könnte, A.. Und nun muss ich etwas abschweifen. Selbige A. nämlich wollte für mich beim bevorzugten Seifenhersteller Duschgel mitbestellen, eine Bestellung, die ausfallen musste, weil ihr Lieblingsgel dort nicht mehr vorrätig war. Aber eben jener Seifenhersteller, erfahre ich in der durch die Caches angestoßenen Kommunikation, hätte in Berlin fünf Niederlassungen und ich könne mir vielleicht in einer davon mein Duschgel besorgen, möglicherweise auch ihres.

Nun habe ich eine Aufgabe, die mich dazu bewegt, die zuvor sehr minimalistisch gehaltenen Pläne für den Abend etwas zu erweitern. Seit zwanzig Jahren gibt es in Berlin das „Festival of Lights“, während dem die verschiedensten Lichtinstallationen gezeigt werden, meisten im Zusammenhang mit den zahlreich vorhandenen  sehenswerten Gebäuden. Ich hatte mir am heutigen Eröffnungsabend des Festivals das vermutlich am wenigsten spektakuläre Event der über das ganze Stadtgebiet verstreuten Veranstaltungen herausgesucht. Einfach weil es nah war, ich hatte am Morgen – Ihr erinnert Euch: lust- und planlos – keine Lust auf die lange Fahrt in die Stadtmitte. Nun aber gibt es mehr zu tun, als aufwändig dem Vergnügen nachzujagen.

Ich lege die Fahrt zum Seifenshop in der Stadtmitte so, dass ich pünktlich zum Eröffnungsevent  um neunzehn Uhr am Alexanderplatz bin. Von dort aus muss ich kaum noch etwas selbst entscheiden, es genügt, sich von und in den Menschenmassen treiben zu lassen. Und Berlin wäre nicht Berlin, wenn das Ganze nicht irgendwie am Brandenburger Tor enden würde.

 

Ich komme irgendwann gegen halb zwölf müde, fußlahm und sehr befriedigt nachhause.

5.10.2024, Samstag
Die erste Hälfte des Tages vergeht mit dem Wechsel von Berlin nach Hamburg.

Ankunft in Hamburg-Bergedorf gegen halb drei.

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Den Nachmittag und Abend verbringe ich mit Sohn, Schwiegertochter und Enkel in wechselnden Zusammensetzungen. Wie zu erwarten gibt es viel Gespräch und Enkel B. ist redenden Erwachsenen gegenüber sehr viel toleranter als noch im letzten Jahr. Ich bin zufrieden.

 

6.10.2024, Sonntag
Morgens Familienleben mit gemeinsamen Frühstück, danach sind wir eine kleine Weile mit den Fotoalben aus He.s Nachlass beschäftigt. Da die Alben erst nach unserer Trennung zu ihr gekommen sind, sich überwiegend mit ihrem Zweig der Familie beschäftigen und es auch sonst keinen Anlass gab, sie mir zu zeigen, kenne ich sie mehrheitlich nicht.

Ein Album ist aktueller, es stammt aus 2011 und ist thematisch den „Menschen, Tiere[n], Sensationen“ des Wagenplatzes gewidmet, auf dem sie zu diesem Zeitpunkt regelmäßig zu Gast war. Ich kopiere das Album komplett.

Aus He.s Fotoalbum: das geodätische Pflanzgerüst 2011

Danach bin ich den Rest des Vormittags mit Enkel B. vor der Lego-Kiste.

Gegen Mittag muss M. ein paar Fahrdienste für die Familie erledigen und ich habe Zeit für mich, die ich für dies Eintragungen nutze. Nebenbei, ich sitze auf dem Balkon in der Sonne und es geht mir gut.

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Wieder eine kleine Freizeit, Schwiegertochter und Stiefenkelin werden dort abgeholt, wo sie zuvor hingebracht wurden.

Zwischendrin war ich mit M. und B. auf einem kleinen Jahrmarkt. Eine semi-erfolgreiche Aktion, da es dem Enkel noch an Impulskontrolle und Frustrationstoleranz fehlt. Nach fünf großzügigen Karussellfahrten war ihm nach mehr und als das aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht ging wurde die Situation mit Geschrei, Gestrampel und allerlei anderen Unmutsbekundungen sehr schnell sehr häßlich.

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Die Stimmung bleibt den Rest des Abends gedrückt. B. ist im Auto aus Erschöpfung eingeschlafen und auch als er später geweckt wird bleibt er auf Krawall gebürstet. Die Familie – und ich beziehe mich hier ein –  ist an ihren Grenzen.

Als B. im Bett ist geht nur noch TV, ich breche gegen neun Uhr auf und bin wie immer viel zu früh an der Bushaltestelle. Beginn der Heimreise, keine besonderen Vorkommnisse.

7.10.2024, Montag
Ein langer nächtlicher Aufenthalt in Essen. Zwei der vier „freien“ Stunden verbringe ich damit, drei Caches anzulaufen, zwei davon finde ich auch.

Während der Fahrt keine besonderen Vorkommnisse. Ich bin fahrplangemäß gegen halb eins zurück in Gießen, hole mein Fahrrad aus der Webkante und fahre nachhause. Dabei kaufe ich nebenbei noch ein paar Lebensmittel ein, nicht genug, wie ich später finde und noch einmal einen Monster-Lebensmitteleinkauf mache. Darüber hinaus passiert an diesem Tag nichts mehr.

Budapest, 10.6. bis 23.6.2024

10.6.2024, Montag
A. holt mich ab, frühe Fahrt nach Frankfurt, Spaziergang dort, Eis und Eiskaffee zur Überbrückung der Zeit und um den Urlaubsbeginn zu feiern, pünktlich zum Fernbus, der unpünktlich abfährt, wir fahren in den

11.6.2024, Dienstag, hinein.
Keine besonderen Vorkommnisse während der Fahrt, außer dass uns alles wehtut von der vielen und beengten Sitzerei. Schlafen ist möglich aber schwer und unbequem. Erwähnswert vielleicht die Fahrt nach Wien hinein, entlang der großen Ausfalls(in unserem Fall Einfalls-)straße reihen sich Häuser der verschiedensten Baustile wild durcheinander, vereint nur durch eine gemeinsame Höhe von vier bis fünf Stockwerken, es wirkt wie eine erklärte, gelegentlich sogar beabsichtigte Antithese zum Ensembleschutz anderer Städte. Und sieht, sobald man sich an den Anblick gewöhnt hat, sogar gut aus.

Wir kommen nur unwesentlich verspätet in Budapest an, suchen uns in der Busstation den Geldautomaten und statten uns zu einem schlechten Kurs mit Bargeld aus, das wir benötigen, um für A. ein 15-Tage-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr in der nahegelegen Metrostation zu kaufen. Ich darf, weil über 65 Jahre alt, umsonst fahren. Das U-Bahn-System ähnelt dem in anderen Großstädten und wir können uns schnell orientieren. Gegen halb zwölf mittags sitzen wir zum ersten Mal in einem Budapester Caf´e und frühstücken, direkt im Anschluß checken wir in unser Apartment ein. Große Zufriedenheit.

Nachdem wir uns eingerichtet haben brechen wir nachmittags noch einmal zu einem Spaziergang auf. Das ist bemerkenswert, weil wir beide von der Fahrt noch leidend und müde sind. Aber heh, die Sonne scheint und einkaufen möchten wir auch noch. Unser Spaziergang führt uns bis zur Kettenbrücke, dabei begegnen uns zum ersten Mal die kleinen Bronzefiguren des Künstlers Mihály Kolodko auf der Kaimauer.

Der Einkauf findet in einer der Wohnung nahen Sparfiliale statt, dort beschließen wir auch, diesen Abend nicht essen zu gehen, sondern stattdessen eine Kleinigkeit zu kochen und früh zu Bett zu gehen. So wird’s gemacht. Ich beende den Tag mit diesen ersten Zeilen und bin gegen halb zehn abends im Bett.

12.6.2024, Mittwoch
Ausgeschlafen und in den Tag getrödelt, dabei auf der Bank vor der Haustür gesessen und den Tag „geplant“, gegen 11.30 Uhr dann Richtung Burgviertel und Fischerbastei aufgebrochen. Viele Treppenstufen gestiegen, zuerst hinauf und gegen Ende unserer Tour wieder hinab. Dabei auch an der Standseilbahn und vielen  anderen Standorten mit bester Aussicht vorbeigekommen.

Kleiner Einschub: Ich werde unsere Tourenziele nicht erklären, hier gibt es keine geschichtliche Details oder architektonische Betrachtungen, die müsste ich ohnehin irgendwo abschreiben und dann könnt ihr sie auch gleich selbst lesen. Wenn Ihr ungefähr so informiert sein wollt, wie wir es sind (zumindest für die kurze Zeitspanne bis das meiste wieder vergessen ist), empfehle ich Wikivoyage.

Auf dem Weg etwas Geocaching betrieben, der Profi sagt „gecached“, drei von vier angesteuerten Caches auch gefunden, einen vierten dann noch am Abend bei einem Verdauungsspaziergang (wenn Dir das alles nichts sagt, hier gibts ein paar Grundlagen).

Zuvor waren wir gut essen, ganz in der Nähe unseres Apartments, weil wir nach unserer Tagestour etwas lauffaul waren. Nach dem Essen ging’s wieder, zumindest für einmal um den Blog, was bei der luxuriösen Lage unseres Apartments „bis zur Donau gegenüber des Parlamentsgebäudes“ bedeutet.

Dabei hatten wir unerwartet viel Spass mit den drei Bussen voll fotografierender Asiaten, die sich alle nach Kräften bemühten, das entsprechende Klischee zu erfüllen.

13.6.2024, Donnerstag
Mit der Tram und zu Fuß zur Großen Markthalle. Dort landestypische Lebensmittel in großer Auswahl angesehen, gegen Ende der Tour auch Obst und Kürtőskalács gekauft. Letzteres (und nein, ich weiß nicht, wie man das ausspricht) ist ein traditionelles ungarisches Gebäck, das aus Hefeteig hergestellt wird, der um einen heißen Zylinder gewickelt und dann gebacken wird. Der Teig wird oft mit Zimt und Zucker bestäubt, bevor er gebacken wird, was ihm eine goldene Farbe und einen süßen Geschmack verleiht. Heute findet man Kürtőskalács auch überzogen mit allem, was bis vor kurzem noch Donats vorbehalten war. Ach ja, die wörtliche Übersetzung lautet Schornsteinkuchen, im deutschen sagt man Baumstrietzel dazu.

Als wir hungrig wurden gab es Lángos, ein frittiertes Fladenbrot, das traditionell mit Sauerrahm, Knoblauch und Käse belegt wird. Aber auch mit allem anderen, was die ungarische Küche so hergibt: Speck, Wurst, Paprika oder Zwiebeln. Für Tourist gerne auch Schinken, Pilze oder Ruccola, da wird gnadenlos bei den Italienern abgekupfert. Überhaupt, L´angos (die Mehrzahlbildung ist mir unklar) wirken ein wenig wie Pizzen (das gleiche hier), die noch nicht im Ofen waren und dem zum Trotz lecker sind.

Auf einem umlaufenden Gang oberhalb des eigentlichen Marktbereiches gibt es neben der Gastronomie auch noch alles, was das Touristenherz sich als Reisemitbringsel wünscht. Mich haben, wie so oft schon bei anderer Gelegenheit, die quietschbunten Anhäufungen von Irgendwasen fasziniert. Dementspprechend groß war das Fotoaufkommen.

Nach dem Besuch der Markthalle sind wir noch durch die Fußgängerzone gebummelt. Unser Ziel war das Metro-Museum, von dem ihr sicher noch lesen werdet, aber nicht jetzt, denn als wir ankamen war es schon zu spät, um hineinzugehen. Nicht schlimm, denn eigentlich waren wir beide schon mit genug Eindrücken abgefüllt und auch schon etwas fußlahm. Also zurück zum Apartment. Dort auf dem Balkon gesessen und geplaudert, später auch die Reste des Essens von vorgestern augewärmt, was halt so an Nichtgeschehnissen geschehen kann während ein Urlaubstag ausklingt.

Einzig berichtenswert vielleicht noch A.s Weigerung, für die schwer zu formulierenden analogen Postkarten an Mutter und Schwester die flugs von Chat-GPT generierten Vorschläge zu übernehmen.

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Nach obigen Zeilen nocheinmal zu einem abendlichen Spaziergang aufgebrochen, es gab noch zwei Caches in Laufnähe zu erkunden, einen davon fanden wir auch. Und auch fotografierende Asiaten gab es wieder.

14.6.2024, Freitag
Vasarely M´uzeum

 

Vorher Frühstück im Frühstückscaf´e, nachher Einkauf, Asia-Fast-Food und EM-Eröffnungsspiel (ja, unser Apartment hat einen Fernseher mit deutschen Programmen).

15.6.2024, Samstag

Heute das Jüdische Viertel erkundet. Das ist eine streng touristische Veranstaltung, die zwangsläufig zur größten Synagoge Europas führt, ebenso gewiß aber auch in zwei Verkaufsveranstaltungen mit Flohmarktanmutung und Gastronomie.

Gerade die letzte haben wir sehr gemocht, sie firmiert im deutschen unter „Ruinenbar“, ist aber eine geräumige alte Fabrikhalle, in der sich gut sitzen und Ananassaft oder Bier trinken lässt. Daneben kann man allerlei Dinge kaufen, die man vielleicht nicht braucht, aber gerne hätte, zum Beispiel naturalistisch gestaltete Mushrooms, die von innen leuchten. Oder Gürtel aus alten Fahrradmänteln.

Vergleichsweise früh wieder zuhause. Pause.

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Gegen sieben starten wir zum Abendessen, irgendwann in den letzten Tagen sind wir an einem Italiener vorbeigekommen, dessen genauer Standort erst gefunden werden will. Es ist ganz wie mit den Caches, die wir nach der  Pizza suchen gehen. Gewohnheitstiere, die wir sind, lässt sich fast schon von einer Tradition sprechen, abends noch einmal jagen zu gehen. Zwei von drei Caches gefunden. Gerade als wir den dritten Cache loggen, beginnt hinter uns ein Feuerwerk am gegenüberliegenden Ufer der Donau. Ein sehr schöner Abschluß des Abends.

16.6.2024, Sonntag
Historisches Museum, bester Cache ever, Biergarten, platt.

17.6.2024, Montag
Heute ein ausgedehnter Spaziergang am Donauufer von Pest, zu dem wir während unserer abendlichen Spaziergängen von Buda aus nur hinschauen. Aus der Entfernung sind die Bilder besser, aber aus der Nähe sieht man mehr. Hier das Parlamentsgebäude.

Gleiches gilt für die St.-Stephans-Basilika. Kein Bild.

Was uns heute aber aus dem Haus gezogen hat, war die Budapester Banksy-Ausstellung. Banksy habe ich 2022 schon einmal in Hamburg gesehen und meine Befürchtung war, dass sich die Ausstellungen zu sehr ähnelten. Was sich dann als vollkommen unnötige Sorge entpuppte, bestimmt drei Viertel der Exponate waren für mich neu. Wenigstens eines, das ich kannte, der „Elefant im Raum“, war besser präsentiert und auch mit seinem Anliegen besser erläutert.

Und natürlich haben wir auch heute während unserer Stadterkundung nach Caches Ausschau gehalten und zwei gefunden. Wer sich dafür interessiert, ich werde die „Budapest-Caches“ nach dem Urlaub an anderer Stelle dokumentieren und hier verlinken.

Zum Tagesabschluß lecker vietnamesisch gegessen und nachhause gelaufen, fertig.

!8.6.2024, Dienstag
Mitten in der Donau liegt die Margareteninsel, darauf sehr viel Park, ein paar Schwimmbäder, das eine oder andere Denkmal, die Grundmauern eines lange vergessenen Klosters, ein Hotel und eine zentrale Futterstelle.

Wir dachten, so ein Tag im Park könnte erholsam sein. Und wahrscheinlich hätten wir damit richtig gelegen, wenn wir nach der Hälfte der Laufstrecke die nächste Busstation gesucht hätten und einfach nachhause gefahren wären. Haben und sind wir nicht. Fußschonende Tagesplanung üben wir noch.

Natürlich gibt es auch auf der Insel Geo-Caches, die wir gerne gefunden hätten. Für die unter Euch, die sich nicht so richtig vorstellen können, wovon ich rede, ist dieser Screenshot der Geo-Caching-App. Die Insel werdet Ihr erkennen, die grünen Punkte kennzeichnen Orte, an denen Menschen einen Cache versteckt haben, in der Regel ein kleines Gefäß mit einem Logbuch. Im Logbuch loggt man analog, in der App anschließend digital. Geloggte, also gefundene Caches erscheinen in der App dann gelb, wer will, kann auch nichtgefundene Orte loggen, die erscheinen dann blau.

Mit diesen wenigen Informationen seht Ihr jetzt, dass wir sechs Caches gesucht und davon vier gefunden haben. Um zwei (eigentlich vier, aber wir sparen uns hier die Details) haben wir uns nicht mehr gekümmert, weil wir schon kopf- und fußlahm waren.

Auf dem Heimweg wollten wir dann noch „kurz“ Geld abheben, wofur noch einmal einen laufintensiven Umweg machten, nur um dann vor einem defekten Automaten zu stehen. Dafür ging dann im zweiten Versuch der, den wir ohnehin bevorzugt hätten, wäre er nicht einige Tage zuvor defekt gewesen. Alles in allem kamen wir nach diesem Erholungstag ganz und gar nicht erholt im Apartment an. Wie schon gesagt, wir üben noch.

19.6.2024, Mittwoch
Unter Budapest liegen ausgedehnte Kalksteinhöhlen, von denen ein paar auch zu besichtigen sind. Die von uns ausgewählte ist eine kleinere und „leichtere“, mehr auf Spaziergangsniveau, die Szemlöhegyi Höhle (Szemlő-hegyi-barlang). Wir besichtigten sie gemeinsam mit einer ungarischen Schulklasse und entsprechendem Gerät zur Einspielung deutscher Wissensfragmente. Selbstverständlich waren wir auch ortsbezogen beeindruckt.

Oberhalb der Höhle gab es einen Gedenkpark mit Cache und Röhrenrutschbahn, wo wir die Zeit bis zur Führung überbrückten. Natürlich musste ich rutschen, das wurde auch fotografisch festgehalten, wird hier aber aus Gründen persönlicher …, also ihr wollt das nicht sehen.

Nach der Höhle fuhren wir erstmal zurück ins Apartment um uns auszuruhen und für die abendliche Unternehmung vorzubereiten. Die war, und wer mich kennt wird sich wundern, das Anschauen des EM-Spiels Ungarn-Deutschland. Ich bin ja so gar nicht an Fußball interessiert, aber als teilnehmender Beobachter fremder Kulturen geht das schonmal. Der Ort, den wir dafür ausgesucht hatten, lag auf der Margareteninsel, eigens dafür aufgebaut und in der Tageszeitung beworben. Er ähnelte anderen Orten, die wir zuvor auf unseren Stadterkundungen zu selbigen Zweck gesehen hatten. Nennen wir es Public-Viewing. Fanmeile hätten wir uns gewünscht, aber wie es scheint, kommt man an Fanmeile hier nicht näher dran, als das, was ihr hier im Bild seht. Aufgenommen unmittelbar vor dem Anpfiff, hinter uns vielleicht noch einmal so viele Menschen, eher weniger.

Während des Spiels wurde es nur unwesentlich voller, nicht alle Anwesenden waren wirklich in das Spiel investiert. Wäre ich daran interessiert gewesen, hätte ich vermutlich mit meinen beiden Sitznachbarn auch gut über Grillsoßen reden können, das schien eines ihrer Themen zu sein. Es gab auch Fans, die als solche zu erkennen waren, ja. Aber alles sehr gesittet. Nichtmal irgendwo die regelbestätigenden Ausnahmen. Kurz: keine besonderen Vorkommnisse.

Dafür kamen wir auf dem Rückweg noch einmal am Musikbrunnen vorbei, diesmal mit klassischer Musik und Beleuchtung. Ich stehe auf Bonbon-Farben, obwohl, auch die etwas zurückhaltenderen Farbkompostionen hatten was.

20.6.2024, Donnerstag
Wir schlafen lange und igendwann im Laufe des Vormittags beschließen wir, dass heute der Tag ist, an dem wir einfach im Apartment bleiben. Ich hole ausführlich die News der letzten Tage nach, später schreibe ich den Tagesbericht von gestern und bastle an den dazugehörigen Bildern.

Noch später nehme ich ein Wannenbad, denn unser Apartment hat eines und ich schätze Wannenbäder sehr. Ich wohne schon viele Jahre ohne ein solches und bedaure das immer noch. In meiner Vorpubertät habe ich dreimal die Woche gebadet. Kein Zusammenhang mit Budapest, aber ich kann’s ja mal erwähnen.

In unserem Apartement lässt es sich gut aushalten, es ist geräumig und hell, A. kann auf dem abgeschlossenen Balkon vor der Tür rauchen, alles was wir täglich brauchen liegt auf dem Esstisch oder den Sitzgelegenheiten, ohne dass es unordentlich wirkt. Die Küche ist groß genug, um noch einmal einen Tisch und zwei Stühle aufzunehmen, unser Frühstücksgeschirr bleibt darauf der Einfachheit halber stehen. Es gibt einen Fernseher mit deutschen Programmen im Schlafzimmer, direkt am Fußende des Bettes. A. liegt gerade darauf und schaut Fußball. Neben Wohn- und Schlafzimmer gibt es noch ein drittes Zimmer, das wir bis jetzt kaum genutzt haben, in ihm könnten zwei weitere Personen schlafen.

Das Bild zeigt ganz gut, was man an unserer Unterkunft mögen oder eben auch nicht mögen kann. Für mich ist sie auf im besten Sinn „altmodisch“ eingerichtet. Obwohl eindeutig ausschließlich für Vermietungszwecke ausgestattet (ohne dass uns bis jetzt irgendetwas gefehlt hätte), wirkt die Wohnung doch so, als hätte hier mal jemand gelebt. Die „Kunst“ an den Wänden ist so willkürlich zusammengestellt, wie es nur gelebtes Leben zu Stande bringt. Kein Innenarchitekt würde zwei afrikanische Ebenholzköpfe links und rechts vom Fernseher positionieren, weil sie dort gut aussehen. Vielleicht auch sonst niemand.

21.6.2024, Freitag
Wer etwas länger in Budapest ist, dessen heilige Touristenpflicht ist ein Ausflug ins Umland. Für uns bedeutete das eine Exkursion nach Szentendre, in dessen Beschreibungung immer „malerisch“ vorkommt. Vollkommen zu recht, wenn man in Gedanken die Touristen abzieht.

Zugegeben, es gäbe treffendere Bilder. Diese vielleicht.

Was an diesem Tag wirklich bemerkenswert war, ist die Temperatur. Erstmals in meinem Leben habe ich wirklich unter der Hitze gelitten, angeblich 34°C im Schatten, den ich sehr suchte. Wir machten uns früher auf den Weg zurück, als es dem Städtchen gerecht wurde.

Am frühen Nachmittag also wieder im Apartment, aus Notwendigkeit, aber auch gerne geduscht. Am frühen Abend aufgebrochen, um die Dreierserie der Kolodko-Skulpturen zu vervollständigen, ihr habt sie schon gesehen, weiter oben im Beitrag zum ersten Tag.

Auf dem Rückweg ein letztes Essen, gut war es und irgendwie auch landestypisch. Ebenfalls landestypisch waren die beiden Palinka (ein Obstbrand), die A. für eine Kollegin trinken musste, woraufhin sie ganz untypisch betrunken wurde. Für mich in grob zehn Jahren das erste Mal, das ich sie so erleben durfte.

Wieder an der Wohnung waren wir sehr froh zu bemerken, dass der Strom wieder da war. Kurz vor unserem Aufbruch war er, anscheinend blockweit, ausgefallen. Kurz nach unserer Rückkehr war auch das TV-Signal wieder verfügbar, nicht unwesentlich um die EM zu verfolgen.

22.6.2024, Samstag, der Tag der Rückreise
Ich greife vor und schildere unsere Pläne, wenn hier nichts anderes mehr steht, wird es so oder doch sehr ähnlich gewesen sein.

Aufstehen, Kaffee trinken, Koffer packen, auschecken, letzteres irgendwann zwischen elf und zwölf. Mit Koffer und Rucksack zum Busbahnhof, dort alles in den Locker und, vom Gepäck befreit, nochmal in die Stadt. In der Nähe des Busbahnhofes liegt Chinatown. Bilder davon lassen vermuten, dass der Name falsche Vorstellungen weckt, wir dürfen gespannt sein (Nachtrag: das haben wir uns gespart). Auch in der Markthalle wollen wir noch einmal vorbeischauen. Irgendwie muss das letzte Bargeld ausgeben werden. Heiße Kandidaten dafür sind ein Rick-und-Morty-T-Shirt für mich und Zigaretten stangenweise für A. (beides erfolgreich erledigt).

Am frühen Abend fährt der Bus ab und am Morgen des nächsten Tages werden wir nach einer schwierigen Nacht in Frankfurt ankommen. Von dort aus mit dem Zug nach Linden. Und wieder zuhause sein.

26. – 29.4.2024, ein Ausflug nach Hamburg zur Jugendweihe der Stiefenkelin

Dieser Beitrag könnte, könnte aber auch nicht, in naher Zukunft noch Ergänzungen und Umstellungen erfahren. Ihr erfahrt dann in diesen ersten Zeilen davon. Hier im ersten Anlauf zunächst einmal die weitgehend unbearbeitete Abschrift meiner handschriftlichen Notizen zum Ablauf.

26.04.24
Fahrt nach Hamburg zu Johannes Jugendweihe

5:35 Uhr aufstehen, geplant 6:35 Uhr loslaufen, stattdessen schon um 6:15 Uhr los, entsprechend zu früh. aber mit einem Umweg über den Buchladen im Bahnhof genau richtig am Fernbus.

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In Dortmund knapp 4 Stunden Aufenthalt, gegen 10 Uhr irgendwas, auf dem Weg zum Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, komme ich an einem Münz- und Briefmarkenladen vorbei. Mir fällt die Sammlung meines Vaters ein und dass ich immer noch keine Ahnung habe, wie ich damit umgehen soll. Einige Ausdrucke in der Ladentür lassen ahnen, dass der Inhaber von Fragen, wie ich sie zu stellen beabsichtige, mehr als genervt ist. Ich gehe trotzdem hinein und stelle sie. Näher war ich noch nie an einem Fachmann.

Des Fachmanns Rat lautet: “Wegschmeißen, eBay oder Bethel”. Werte seien nicht zu erwarten, er kauft schon lange nicht mehr und spricht in diesem Zusammenhang von Altpapier. Bethel scheint mir von allen Optionen noch die beste Möglichkeit, das mal recherchieren.

Oder irgendwas Kreatives. Auch darüber mal nachdenken.

Weil das Museum erst um 11 Uhr öffnet, lande ich in einer Gebäck- und Kaffeekette in hässlichster Baustellenumgebung. Egal, der Kaffee ist günstig und es gibt eine Toilette für den Morgenschiß. Im Bus will das ja niemand, sofern er nur minimalste hygienischen Ansprüche mitbringt. Danach ist alles gut, na ja, besser.

Ein paar Zeilen notiert (diese) und es ist Zeit fürs fürs Museum.

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Das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte war eine gute Wahl und in dem gegebenen Zeitfenster auch gut zu schaffen. Und, Überraschung, der Eintritt war frei. [Beschreibung einfügen]

Nach dem Museum war noch Zeit für einen Snack in einer Snackkette und schon ging es weiter.

<O>

Totales Chaos im Hamburger Nahverkehr, S-Bahnen fahren ab Hauptbahnhof nicht, also gar nicht, aufgrund eines Unfalls mit einer Baustellenbahn. Parallel dazu endet das Hochsicherheitsspiel St. Pauli gegen Hansa Rostock. Fans und ein riesiges Polizeiaufgebot lassen die Szenerie im und um den Bahnhof ungemütlich wirken.

Es dauert eine Weile, bis ich meine Ersatzverbindung herausgefunden habe, um nach Bergedorf zu kommen. Der Ersatzbus, den ich nehmen will, ist so voll, dass ich nicht hineinkomme. Letztlich fahre ich mit der U-Bahn eine Station vom Bahnhof weg und lasse mich dort abholen (was umständehalber recht unproblematisch möglich ist, ich liege, besser: stehe am Weg).

Es folgt ein unspektakulärer Abend der überwiegend durch Vorbereitungen für das morgige Fest geprägt ist. Also auf Seiten der anderen, ich liege auf der Couch, bin platt und sehe fern.

20 nach 12 Uhr im Bett. Ende eines langen Tages.

27.04 24.
Ich war so müde, dass ich nachts nicht einmal zum pinkeln raus musste.

<O>

Eine Szene während der Jugendweihe. LLT sitzt neben mir und ist gerührt.

“Hast du ein Taschentuch?”
“Nur ein vollgerotztes.”
“Egal.”
*tupf-tupf*
“Darf ich auch reinrotzen?”
“Ja.”

Näher werde ich Familie in diesem Leben nicht kommen-

<O>

Am Vormittag gab es eine große, öffentliche Veranstaltung, in der die Jugendlichen ihre Urkunden überreicht bekamen, am Nachmittag dann ein Fest im Rahmen der Familie. Der Abend in noch kleinerem Kreis in der Wohnung, außer mir nur noch Annas  Mama, der Freund der Mama und ihre Schwester.

Die Strecken zwischen den verschiedenen Veranstaltungsorten legten wir teilweise (also Teile der Menschen und Teile der Strecken) mit Bus und Bahn zurück. Wobei die Streckensperrungen von gestern immer noch galten, aber weniger Chaos verursachten.

Ausklang des Tages bei einer Partie Jenka.

<O>

Im Bett dann noch handschriftlich die Notizen zum Tag gemacht. Ich bin erstaunt, dass ich den Tag doch mehr genossen habe, als ich ursprünglich erwartete. Dabei war es sicher ein glücklicher Umstand, dass der Rahmen der jeweiligen Gesellschaften immer enger und familiärer wurde. Nach dem groß und öffentlich vollzogenen Ritual kamen Teile von Johannas jetziger Familie, aber auch von der väterlichen Seite zusammen. Johanna ist die Stieftochter von M., meinem Sohn.

Ort des Festes war ein kleiner Saal, eher ein sehr großes Zimmer, das Johannas Mutter und Grossmutter gestern geschmückt und mit Getränken bestückt hatten. Ein leckeres Buffet und Kuchen hatten sie im Auto dabei und bereitet es dann schnell vor Ort zu bzw. es stand schon dort. Man saß und stand zwanglos zusammen, interessanterweise fiel es mir leicht, ins Gespräch zu kommen. Das ist nicht immer so.

Das Fest endete am frühen Abend, es war noch hell. Gemeinsam mit Annes Mutter, deren Freund und ihrer Schwester wechselten wir in die Wohnung. Hier hatte ich zum ersten mal die Gelegenheit Annes Familie kennenzulernen. Oder schwächer und zutreffender formuliert, etwas Zeit miteinander zu verbringen.

Je länger der Abend dauerte, umso aufgedrehter wurden die Kinder, jedes auf seine altersgerechte Weise. Während Johanna (15) am liebsten übereilt ihre Geldgeschenke in ein iPad umgewandelt hätte, unterhielt Ben die Erwachsenengesellschaft mit Dreijährigemhumor.

Im Kern der kleinen Gesellschaft ganz sicher, Annes Mutter, sie selbst und ihre Schwester, die drei spürbar ein eingespieltes Team im guten wie im schlechten. Daneben Johanna, ebenso im Mittelpunkt und neues Talent in dieser Runde. Wir Männer, alle eher stille Typen (auch R., der Freund der Mutter, sagt nicht viel) trugen nur gelegentlich unseren Teil zur Unterhaltung bei. Dennoch alles gut.

Sehr spät am Abend ins Bett.

28.4.2024
Der Taf vergeht trödelig mit nichts. Okay, nicht nichts. ein Großteil besteht aus Spiel und Spass mit Enkel B. (ebenfalls aktiv beteiligt B.s Papa und sein Tante S.).Nacheinander bauen wir die Holzeisenbahn auf, holen die Duplos hervor und später auch die Musikinstrumentensammlung. Das war nicht so chaotisch, wie es sich liest, weil zwischendrin das zuletzt bespielte Zeug immer wieder weggeräumt wurde.

Gegen 16.00 Uhr brechen alle zu einem anderen Teil von Annes Fammile auf, wo es sowohl eine andere Jugendweihe (ihr Stiefbruder) als auch den Vater zu besuchen galt. Ich habe also viel ungestörte Zeit für mich, in der ich meine Notizen machen und, soweit vorhanden, als Textdatei einsprechen kann.

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[ …]

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Gegen halb neun kehrt die Familie zurück und die Kinder sind recht schnell aus den Füßen. Zum ersten Mal während diesem Aufenthalt ergibt sich eine soweit beruhigte Situation, dass drei Erwachsen gemeinsam um einen Tisch sitzen und Dinge, Gedanken und Befindlichkeiten von Bedeutung austauschen. erst drei Stunden später gehen wir zu Bett.

Ich bin sehr foh, dass es diesen Moment des Austauschs noch gab. Ohne ihn hätte sich diese Reise unvollständig angefühlt.

29.4.2024
Aufstehen um sieben zum gemeinsamen Frühstück mit B. und M. (Anne und Johanna sind auch auf, aber frühstücken nicht), ich begleite die beiden erstgenannten zu B.s Kita und M. mich dann zum Hauptbahnhof, der auf seinem Weg zur Arbeit liegt.

Ein sonnniger Morgen gibt mir die Gelegenheit am Busbahnhof auf einer warm beschienenen Bank meine Notizen zu vervollständigen.

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Ankunft in Gießen mit Verspätung gegen 19.00 Uhr.

 

 

Berlin 2024, vierte und letzte Woche

Woche 1, 2, 3 und <´4>

5.1.2024, Freitag
Vorhang auf am Morgen. Überraschung, es hat in der Nacht geschneit.

Wie der Zufall es will ist F., ein früherer Platzmitbewohner und lieber Nachbar, seit gestern in Berlin. Erfahren habe ich davon im Rahmen anlassbedingter Grüße an ihn und seine Familie. Wir treffen uns für einen Spaziergang am frühen Nachmittag, laufen ein Stück in der Hasenheide, einem der Berliner Parks, und sitzen zum Abschluss noch in einer türkischen Backstube auf mehrere Kaffee. Während der ganzen Zeit ist das Gespräch locker ohne ernste Themen auszusparen, wir sind auf angenehmste Weise im Gespräch.

Auf dem Weg nachhause kaufe ich noch einige Lebensmittel ein und gehe entspannt in den abendlichen Medienkonsum. Stunden später packe ich noch schnell die Bilder auf den Blog und notiere kurz den Tag. Aber mir fehlt die Lust zur ausführlichen Beschreibung. Das war auch gestern schon so. Hmmm.

6.1.2024, Samstag
Heute setze ich mich hin und verbloge meine vorgestrige Ausstellungstour. Das dauert länger als erwartet, so dass fast nichts anderes mit und in diesem Tag geschieht. Und ja, das ist auch so, weil ich sehr, sehr lange geschlafen habe. Ein Schontag nach zwei kommunikativ angefüllten Tagen, das ist okay.

Ach ja, heute ist der Schnee schon wieder weg.

7.1.2024, Sonntag
Jeden ersten Sonntag im Monat ist in ausgesuchten Berliner Museen der Eintrit frei. Hannah und ich waren im Futurium. [Text wird fortgesetzt]

„Wie wollen wir leben?“, das ist die Frage, die ich ungefähr jeden dritten Monat im Plenum stelle, wenn mal wieder fragwürdige Ideen auftauchen. Das Futurium fragt das die Besucher auch. In den drei Bereichen Technik – Natur – Mensch werden mögliche Zukünfte vor- und zur Diskussion gestellt.

Zukunft ist ein sperriges Thema, deswegen gibt es viel Raum dafür. Ein Teil der großen Flächen wird dafür gebraucht, sehr viel Text auch aus größerer Entfernung lesbar zu halten. Das ist ein Kritikpunkt den ich habe, die Ausstellung ist – bei aller Bemühung sie im Wortsinn „bespielbar“ zu halten, die Kinder schienen viel Spass an den interaktiven Exponaten zu haben – zu textlastig. Dabei immer informativ und um Ausgewogenheit bemüht. Wieviel Utopie trauen wir uns? Und ab wann beginnt die Dystopie?

Alles in allem gibt es jede Menge Anregungen und Themen, die im Gespräch zu vertiefen sich lohnt. Dennoch habe ich ein „aber“ in mir, das ich nicht genau benennen kann. Auf eine diffuse Weise hat das damit zu tun, dass ich wenig wirklich Neues fand, nichts, was mich wirklich überrascht hat. Das ist nicht alles, worauf ich den Finger legen kann. 3 von 5 Punkten im Ausstellungs-Ranking.

 

8.1.2024, Montag
Eines hatte ich noch auf der Liste seit dem Tag, als ich an dem Aufsteller vorbeikam, den veganen Döner probieren. Es ist der einzige Laden, der mit dem Ersatzprodukt wirbt, an allen anderen Dönerbuden gibt es als vegane Variante Döner mit Falafel oder Halloumi. Heute ist es dann soweit. Mir ist das Brot ausgegangen, ich muss also ohnehin aus dem Haus, dann kann ich auch noch essen gehen. Wenn man es denn so nennen will.

Das Ersatzprodukt versucht erst gar nicht wie Dönerfleisch auszusehen, es ist dunkler und sieht einem kleinen Fleischstück ähnlich. Die Konsistenz ist weder der von Dönerfleisch noch von wirklichen Fleisch ähnlich. Das Produkt zerfällt beim Zubeißen in feine Krümmel, dabei schmeckt es schon wie etwas, das aus der türkischen Küche kommt, ist mir aber zu stark gewürzt; ich vermute, um das fehlende Fett auszugleichen, irgendwo muss der Geschmack ja herkommen.

Auf Anraten des Gastronomen habe ich auch Halloumi im Gebinde („Passt gut dazu!“). Diese Variante sieht  aus wie ein auf halbe Größe geschrumpftes Fischstäbschen (davon sind dann mehrere im Salat versteckt). Auch an dieser Stelle bin ich nicht überzeugt. Die Konsistens ist entfernt der von Calamari ähnlich, es fehlt das gummiartige Quietschen beim Essen, weil das Produkt weicher ist, aber ich habe das Gefühl, dass es quietschen könnte.

Da ich ein Missverständnis immer der vorsätzlichen Täuschung vorziehe und das vorliegende Produkt als Döner beworben wird, stellt sich mir die Frage, auf was sich das Wort „Döner“ bezieht. Vielleicht ist ja die Brottasche gemeint und eventuelle Beiwörter beschreiben die Füllung. Aber nein, das elektronische Lexikon sagt, Döner bedeutet so viel wie „sich drehend“ und Kebab sei das türkische Wort für gegrilltes oder gebratenes Fleisch, in Kobination also „sich drehendes Grillfleisch“. Der Verdacht der Täuschung ist belegt, es schmeckt nicht nach Fleisch (gut, das wurde streng genommen auch niemals versprochen)  und nichts an diesem Döner („sich drehend“!) hat sich jemals am Spieß gedreht.

Fazit: Ich hätte wirklich gerne eines der drei veganen Ersatzprodukte gemocht, die zur Verfügung stehen. Leider muss ich mich und Euch enttäuschen. Halloumi geht so, veganes Ersatz-Dönerfleisch geht gar nicht. Die Falafel-Variante, die ich in einer anderen Bude versucht hatte, war gut, wenn auch kein vollgültiger Kebab-Ersatz.

Eines werde ich noch probieren, die Brottasche mit Salat, Falafel und Ziegenkäse. Die Zusammenstellung gibt nicht vor, Fleisch ersetzen zu wollen, und bietet geschmacklich anderes und dennoch gleichwertiges. Ist halt „nur“ vegetarisch.

9.1.2024, Dienstag
Am Morgen bin ich etwas unentschlossen, wohin ich einen letzten Ausflug machen soll. Letztlich wird es das Naturkundemuseum, weil andere Optionen mit Gründen ausgeschieden sind und Dinos eigentlich immer gehen.

Brachiosaurus brancai „Oskar“ (hinten)

Der Brachiosaurus brancai ist mit einer Höhe von 13,27 m das größte montierte Dinosaurierskelett der Welt„. Size matters!

Tyrannosaurus rex „Tristan Otto“

„Im Dezember 2015 kam Tristan Otto als erstes originales Tyrannosaurus rex Skelett nach Europa und ans Museum für Naturkunde in Berlin. Tristan Otto gehört damit zu einer der wenigen T. rex Originalskelette außerhalb Nordamerikas.“

Ausschnitt aus der Insekten-Sammlung

Die Insektensammlung soll digitalisiert werden, geplant sind bis zu 5000 Präparate am Tag. Die dazu entwickelte Digitalisierungsstraße steht in einem für Besucher einsehbaren Bereicht.

Die Nass-Sammlung

Viel Wert wird darauf gelegt, ein Forschungsmuseum zu sein. Dazu werden umfangreiche Sammlungen angelegt, Zum Beispiel eben auch eine Nass-Sammlung für alles, was sich trocken nicht konservieren lässt. Die Berliner Nass-Sammlung „setzt nicht nur neue konservatorische Standards, sondern macht durch seine gläsernen Wände diese bedeutende Forschungssammlung auch erstmalig für Museumsbesucher sichtbar.

Besonders mochte ich die „Highlights der Präparationskunst“, ein Teil der Ausstellung, in dem gezeigt wird, wie die Präparate hergestellt werden. Ja, es ist Kunst! Und Handwerk. Und Wissenschaft. Sehr beeindruckend. Dabei ist vielleicht erläuternswert, dass als Präparat alles gilt, was irgendwie ermöglicht, ein Tier als Ganzes oder in Teilen aufzuheben. In der Ausstellung geht es um jene Präparate, die die Tiere wie echt aussehen lässt. Pudel-Ausstopfen leicht gemacht!

Mittelamerikanischer Baumstachler

Diesen kleinen Kerl musste ich fotografieren, um ihn zuhause zu identifizieren. So ein Tier war mir bisher nicht bekannt, stachelig und turnt auf Bäumen rum.  Nun, es ist ein Mittelamerikanischer Baumstachler.

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Das Naturkundemuseum sehr zufrieden verlassen und auf dem Rückweg noch eine Pizza gegessen. Ende des Tages und irgendwie auch des Berlinaufenthaltes, morgen werden die Zelte abgebaut und übermorgen ist Heimreise.

10.1.2024, Mittwoch
Die letzten Stunden in M.s Wohnung verbringe ich mit der Endreinigung, ich sauge durch, überprüfe ein letztes Mal die Pflanzen, ziehe das Bett ab, Bringe den Müll weg, spüle und reinige den Herd. Bei all dem trage ich auf Tisch und Bett zusammen, was ich von mir so über die verschiedenen Zimmer verteilt habe, im Anschluss kommt alles in den Rucksack, fertig.

Den letzten Abend verbringe ich mit Hannah in ihrer Wohnung, wir essen gemeinsam und plaudern bis zur Schlafenszeit. Also ihrer Schlafenszeit, ich bleibe noch sehr lange wach und schaue den Streamingdienst der Wahl. Als ich endlich müde bin, ist es schon so sppät/früh, dass ich der Einfachheit halber auf der Couch schlafe, statt in das Gästebett umzuziehen.

11.1.2024, Donnerstag
Ich breche sehr früh auf, um halb sieben muss ich bei der Tram sein, wenn ich meinen Fernbus um acht erreichen will. Was dann auch alles klappt. Gegen halb vier nachmittags komme ich in Gießen an, gegen fünf bin ich wieder zuhause.

Berlin 2023/24, dritte Woche

Woche 1, 2, <3> und 4

29.12.2023, Freitag
Halbzeit, eine erste Rückschau bietet sich an. Es ist das erste Mal, dass ich mich im Winter so lange von zuhause weg in eine ebenfalls winterliche Umgebung begebe. Ortswechsel haben meine depressiven Verstimmungen oft gelindert, ich will wissen, ob das auch klappt, wenn es nicht gleichzeitig viel heller und wärmer ist. Oder ob es überhaupt noch klappt.

Bis jetzt bin ich mit dem Ergebnis meines Versuchs zufrieden. Zwar bin ich längst nicht so aktiv, wie ich mir das erhofft habe, aber allein der Umstand, dass ich in einem großen, hellen Zimmer vorm Laptop sitzen und tun kann, was ich eben tue, scheint schon sehr hilfreich. Es geht mir besser als zuhause.

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Eine Stunde früher als gewohnt aufgestanden, und mich die ersten zwei Stunden des Tages darüber befragt, ob ich das Haus verlassen sollte, obwohl ich keine Lust dazu habe. Oder zu unausgeschlafen bin. Oder sonstwie unausgeglichen.

Der Prozess endet um halb zwei mit dem Rückzug ins Bett, ich lese und schlafe, gegen vier ist die Welt wieder in Ordnung (nein, ist sie nicht, lässt sich aber mit etwas Verdrängung auch im Wachzustand ganz passabel bewohnen).

Der 37C3 unterhält mich (neben anderem) den Rest des Tages:
16.30 Vierjahresrückblick des CCC
19.15 Chatkontrolle – Es ist noch nicht vorbei!
21:45 Heimlich-Manöver

Update: Mittlerweile sind die Vorträge auf der Medienseite des Clubs zu finden.

30.12.2023, Samstag
Ich verbringe den ganzen Tag bei Hannah in der Wohnung überwiegend  mit Dingen, die einen Bezug zur Elektrik haben. Ihr Bad hat einen neuen Anstrich bekommen, anläßlich dessen gab’s dann auch eine neue Deckenlampe und einen beleuchteten Spiegel. Beides will angeschlossen sein, keines von beiden „mal eben so“.

Nicht helfen kann ich beim Totalausfall der Steckdosen in gleich zwei Zimmern. Was mich mit einem kleinen Grummel zurücklässt, von der ersten Schilderung her war ich recht sicher, dass ich helfen könnte. Die Dinge, die ich überprüfen kann, sind in Ordnung. Darüber hinaus fällt mir nichts mehr ein, ich wüsste nicht einmal, wie ich die vorliegende Fehlfunktion boshafterweise auslösen könnte, wenn ich das denn wollte. Schade, ich wäre gern ihr Papaheld gewesen.

31.12.2023, Sonntag
Silvester. In wenigen Stunden gehe ich mit H&M in einen Comedy-Club. Bis dahin ist Zeit für den einen oder anderen Gedanken zum Jahresabschluß. Kein Rückblick, den gab’s schon, eher ein Ausblick.

Das zurückliegende Jahr war schwierig (um es beschönigend zu formulieren) und diese Schwierigkeiten sind längst noch nicht überwunden. Dennoch geht es langsamst bergauf und der Berlin-Aufenthalt kann Indiz, vielleicht sogar Verstärker dafür sein.

Zumindest wird deutlich, was nicht hilfreich ist: die Art und Weise, wie ich um diese Jahreszeit mein (Wagen-)Leben gestalte. Es ist zu dunkel (selbst wenn ich die gewohnheitsmäßig zugezogenen Vorhänge öffnen würde) und es ist zu warm oder zu kalt.

Nun ist für beide Probleme Abhilfe auf dem Weg, im Frühjahr wird vermutlich die Fensterfront des Domes fertig, erstmals ist ein großer Raum umschlosssen, hell und heizbar (wenn auch nur elektrisch, also teuer). [unabgeschlossen, wird fortgesetzt]

1.1.2024, Montag
Durchgeschlafen. Ich erwache näherungsweise ausgeruht. Das ist erwähnenswert, weil es kaum noch vorkommt (Chor im Hintergrund: „Ein Omen, ein Omen!“).

Ansonsten ein Tag wie jeder andere („Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.“).

2.1.2023, Dienstag
Heute gab’s dann wieder was zu sehen, ich war in der Akademie der Künste in der Ausstellung „The Great Repair“. Worum es gehen soll, beschreiben die Macher einleitend so:

Mir sind solche Texte ja immer etwas zu aufgeblasen, es ging im weitesten Sinn um „Gebautes im Zeitverlauf“. Alterndes Beton bis zukünftige Baumaterialien und -weisen. Oder Planung, Erhaltung und Restauration von Gebautem. Und daran angelehnte Kunst.

Das alles ist lehrreich und interessant zugleich. Ich bin an ganz vielen meiner Affinitäten angesprochen, was man daran merkt, dass ich die Begleittexte lese und die  Begleitfilme anschaue. Stühle zum Beispiel gab es auch in der ersten Woche schon einmal.

Und ich mochte die Weite der Ausstellung.

Zugegebenermaßen lässt mein Beitrag hier etwas zu wünschen übrig. Für die, die mehr wissen wollen: der Artikel der taz zur Austellung vermittelt einen deutlich besseren Eindruck davon, was es zu sehen gibt..

3.1.2024, Mittwoch
Keine besonderen Vorkommnisse. Ich gehe zum Abendessen ums Eck zum Hähnchenbrater. Diese Möglichkeit wünsche ich mir manchmal zuhause, einfach nochmal kurz rausgehen und etwas essen. Bevorzugt worauf man Lust hat. Wenn man das kann ist es natürlich nur noch halb so spannend.

4.1.2024, Donnerstag
Heute ist Kulturtag. Zuerst geht es in den Gropius Bau.

Im Martin-Gropius-Bau

Eigentlich braucht der Gropius Bau eine eigene Würdigung, aber das soll Wikipedia übernehmen. Wichtig ist hier nur, dass er sehr große Ausstellungsräume hat und diese für die Ausstellung auch braucht. Noch bevor man die eigentliche Ausstellung betritt, zeigt der Lichthof die erste – und ich vermute auch größte – Installation.

General Idea. Wer war das nochmal? Kollege Bard schreibt dazu:

General Idea war ein Kollektiv von drei kanadischen Künstlern, das die kanadische Kunst und Kultur maßgeblich beeinflusst hat: Felix Partz, Jorge Zontal und AA Bronson, die von 1967 bis 1994 aktiv waren. Ihr Werk war oft humorvoll und satirisch und hinterfragte die Produktion, Verbreitung und den Konsum von Bildern. Ihr Werk ist heute in zahlreichen Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt vertreten.

Die Gruppe wurde 1967 in Toronto gegründet und begann ihre Karriere mit Performances, Installationen und Videoarbeiten. In den 1970er Jahren begannen sie, sich mit Popkultur und Massenmedien zu beschäftigen. Sie schufen eine Reihe von Werken, die sich auf Themen wie Konsumismus, Werbung und Identität konzentrierten.

In den 1980er Jahren begannen sie, sich mit der Aids-Krise zu beschäftigen. Sie schufen eine Reihe von Werken, die die Krankheit und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft thematisierten.

Einige der bekanntesten Werke von General Idea sind:

  • The Miss General Idea Pavillon (1984): Ein fiktiver Pavillon, der für die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984 geplant war. Der Pavillon war eine satirische Darstellung der Konsumgesellschaft und der Kommerzialisierung der Kunst.
  • The AIDS Posters (1987-1994): Eine Serie von Postern, die die Aids-Krise thematisierten. Die Poster waren oft provokativ und humorvoll und zielten darauf ab, Aufmerksamkeit für die Krankheit zu schaffen.
  • The Fluxus Files (1989-1994): Eine Sammlung von Dokumenten und Artefakten, die die Geschichte der Fluxus-Bewegung dokumentieren. Die Fluxus-Bewegung war eine experimentelle Kunstbewegung der 1960er Jahre, die sich auf Performance, Musik und visuelle Kunst konzentrierte.

Die Fotos zeigen nur unvollkommen, wie großartig und bunt das alles ist. Gar nicht zeigen sie die Qualität der Begleittexte, ohne die es eben „nur“ große bunte Kunst wäre. Ich verlasse die Ausstellung beeindruckt und zufrieden.

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Weil ich grob in der Nähe bin und es auf meiner Liste anzuschauender Ausstellungen  steht laufe ich zum Kulturforum hinüber. Dort gibt es „Großes Kino – Filmplakate aller Zeiten“. Um es abzukürzen, ich bin mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zufrieden. Die Ausstellung bemüht sich neben der Chronologie noch andere Betrachtungskategorien anzubieten, die …, ach, was soll’s, vielleicht war ich auch einfach schon im Input-overload, kurz, ich konnte diese Ausstellung deutlich weniger genießen als die vorangegangene.

Großes Kino – Filmplakate aller Zeiten

Dennoch, eines tut diese Ausstellung ohne dass sie es will. Sie erinnert mich an „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von Walter Benjamin. Habe ich nicht gelesen, werde ich auch nicht. Ich bin keiner, der solchen Fragen akademisch nachgeht, selbst wenn ich sie habe. Aber ich erinnere grob den Inhalt aus einer lange zurückliegenden Beschäftigung mit Copy-Art.

Wie kam ich drauf? Ach ja. An einer Stelle wird in der Ausstellug darauf hingewiesen, dass die Sammlung sich bemüht, ausschließlich Originale aus dem Jahr der Veröffentlichung zu sammeln und zu zeigen. Ein Beispiel, das große Metropolis-Plakat in der Mitte des Fotos ist das einzig erhaltene dieser Größe. Macht das was mit mir? Nein, aber so gar nicht.

Aber warunm ist das so? Weil ich es mit meiner Expertise und Sehstärke nicht von einer guten Reproduktion unterscheiden kann. Und weil es für das, was die Ausstellung beschreiben will, auch unwichtig ist. Es geht nicht um Drucktechnik oder Papierqualität; es geht um  ein spezifisches Stück Gebrauchsgrafik und welchen Einflüssen es im Laufe eines Jahrhunderts ausgesetzt war.

Benjamin unterscheidet zwischen traditionellen Kunstwerken, die einzigartig und unersetzlich sind, und reproduzierbaren Kunstwerken, die beliebig oft kopiert werden können. Dies hat, so Benjamin, weitreichende Folgen für die Funktion und Bedeutung des Kunstwerks. Aber das nur nebenbei.

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Der Tag findet seinen Abschluss bei Hannah, M. hat lecker gekocht und wir essen gemeinsam, plaudern etwas und gehen eine letzte Runde mit dem Dackel durch den nahegelegen Park.

Ich bin immer wieder überrascht, wie leicht es mir fällt, mit ihr auch über schwierige Dinge zu sprechen. Vielleicht, weil ich aufrichtiges Interesse und das ehrliche Bemühen spüre, Dinge zu verstehen. Und weil ihre Fragen ohne Vorwurfshaltung formuliert sind (womit sie mir um vieles voraus ist). Viele Fragen drehen sich noch um H. und meine Beziehung zu ihr. Wie das damals war oder was ich heute darüber denke. Es sind Fragen nach der Beziehung der Eltern zueinander, wie ich sie auch in Bezug auf meine Eltern habe. Beim Nachdenken darüber lerne ich selbst noch viel über mich und meine damalige Beziehung zu H.. Und natürlich ist bei allem auch ein Stück gemeinsame Trauer dabei. Ich bin dankbar dafür, dass wir diese Gespräche führen können.

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Auf der Rückfahrt zu M.’s Wohnung mit der Tram bin ich so müde und  in Gedanken, dass ich meine Umsteigehaltestelle verpasse und das erst etliche Stationen später bemerke. Ich lobe meine Monatskarte, dank der mir solcherlei Unfug egal sein kann. Berlin bei Nacht, auch schön.

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Und weiter zur vierten und letzten Woche.