Berlin 2024, vierte und letzte Woche

Woche 1, 2, 3 und <´4>

5.1.2024, Freitag
Vorhang auf am Morgen. Überraschung, es hat in der Nacht geschneit.

Wie der Zufall es will ist F., ein früherer Platzmitbewohner und lieber Nachbar, seit gestern in Berlin. Erfahren habe ich davon im Rahmen anlassbedingter Grüße an ihn und seine Familie. Wir treffen uns für einen Spaziergang am frühen Nachmittag, laufen ein Stück in der Hasenheide, einem der Berliner Parks, und sitzen zum Abschluss noch in einer türkischen Backstube auf mehrere Kaffee. Während der ganzen Zeit ist das Gespräch locker ohne ernste Themen auszusparen, wir sind auf angenehmste Weise im Gespräch.

Auf dem Weg nachhause kaufe ich noch einige Lebensmittel ein und gehe entspannt in den abendlichen Medienkonsum. Stunden später packe ich noch schnell die Bilder auf den Blog und notiere kurz den Tag. Aber mir fehlt die Lust zur ausführlichen Beschreibung. Das war auch gestern schon so. Hmmm.

6.1.2024, Samstag
Heute setze ich mich hin und verbloge meine vorgestrige Ausstellungstour. Das dauert länger als erwartet, so dass fast nichts anderes mit und in diesem Tag geschieht. Und ja, das ist auch so, weil ich sehr, sehr lange geschlafen habe. Ein Schontag nach zwei kommunikativ angefüllten Tagen, das ist okay.

Ach ja, heute ist der Schnee schon wieder weg.

7.1.2024, Sonntag
Jeden ersten Sonntag im Monat ist in ausgesuchten Berliner Museen der Eintrit frei. Hannah und ich waren im Futurium. [Text wird fortgesetzt]

„Wie wollen wir leben?“, das ist die Frage, die ich ungefähr jeden dritten Monat im Plenum stelle, wenn mal wieder fragwürdige Ideen auftauchen. Das Futurium fragt das die Besucher auch. In den drei Bereichen Technik – Natur – Mensch werden mögliche Zukünfte vor- und zur Diskussion gestellt.

Zukunft ist ein sperriges Thema, deswegen gibt es viel Raum dafür. Ein Teil der großen Flächen wird dafür gebraucht, sehr viel Text auch aus größerer Entfernung lesbar zu halten. Das ist ein Kritikpunkt den ich habe, die Ausstellung ist – bei aller Bemühung sie im Wortsinn „bespielbar“ zu halten, die Kinder schienen viel Spass an den interaktiven Exponaten zu haben – zu textlastig. Dabei immer informativ und um Ausgewogenheit bemüht. Wieviel Utopie trauen wir uns? Und ab wann beginnt die Dystopie?

Alles in allem gibt es jede Menge Anregungen und Themen, die im Gespräch zu vertiefen sich lohnt. Dennoch habe ich ein „aber“ in mir, das ich nicht genau benennen kann. Auf eine diffuse Weise hat das damit zu tun, dass ich wenig wirklich Neues fand, nichts, was mich wirklich überrascht hat. Das ist nicht alles, worauf ich den Finger legen kann. 3 von 5 Punkten im Ausstellungs-Ranking.

 

8.1.2024, Montag
Eines hatte ich noch auf der Liste seit dem Tag, als ich an dem Aufsteller vorbeikam, den veganen Döner probieren. Es ist der einzige Laden, der mit dem Ersatzprodukt wirbt, an allen anderen Dönerbuden gibt es als vegane Variante Döner mit Falafel oder Halloumi. Heute ist es dann soweit. Mir ist das Brot ausgegangen, ich muss also ohnehin aus dem Haus, dann kann ich auch noch essen gehen. Wenn man es denn so nennen will.

Das Ersatzprodukt versucht erst gar nicht wie Dönerfleisch auszusehen, es ist dunkler und sieht einem kleinen Fleischstück ähnlich. Die Konsistenz ist weder der von Dönerfleisch noch von wirklichen Fleisch ähnlich. Das Produkt zerfällt beim Zubeißen in feine Krümmel, dabei schmeckt es schon wie etwas, das aus der türkischen Küche kommt, ist mir aber zu stark gewürzt; ich vermute, um das fehlende Fett auszugleichen, irgendwo muss der Geschmack ja herkommen.

Auf Anraten des Gastronomen habe ich auch Halloumi im Gebinde („Passt gut dazu!“). Diese Variante sieht  aus wie ein auf halbe Größe geschrumpftes Fischstäbschen (davon sind dann mehrere im Salat versteckt). Auch an dieser Stelle bin ich nicht überzeugt. Die Konsistens ist entfernt der von Calamari ähnlich, es fehlt das gummiartige Quietschen beim Essen, weil das Produkt weicher ist, aber ich habe das Gefühl, dass es quietschen könnte.

Da ich ein Missverständnis immer der vorsätzlichen Täuschung vorziehe und das vorliegende Produkt als Döner beworben wird, stellt sich mir die Frage, auf was sich das Wort „Döner“ bezieht. Vielleicht ist ja die Brottasche gemeint und eventuelle Beiwörter beschreiben die Füllung. Aber nein, das elektronische Lexikon sagt, Döner bedeutet so viel wie „sich drehend“ und Kebab sei das türkische Wort für gegrilltes oder gebratenes Fleisch, in Kobination also „sich drehendes Grillfleisch“. Der Verdacht der Täuschung ist belegt, es schmeckt nicht nach Fleisch (gut, das wurde streng genommen auch niemals versprochen)  und nichts an diesem Döner („sich drehend“!) hat sich jemals am Spieß gedreht.

Fazit: Ich hätte wirklich gerne eines der drei veganen Ersatzprodukte gemocht, die zur Verfügung stehen. Leider muss ich mich und Euch enttäuschen. Halloumi geht so, veganes Ersatz-Dönerfleisch geht gar nicht. Die Falafel-Variante, die ich in einer anderen Bude versucht hatte, war gut, wenn auch kein vollgültiger Kebab-Ersatz.

Eines werde ich noch probieren, die Brottasche mit Salat, Falafel und Ziegenkäse. Die Zusammenstellung gibt nicht vor, Fleisch ersetzen zu wollen, und bietet geschmacklich anderes und dennoch gleichwertiges. Ist halt „nur“ vegetarisch.

9.1.2024, Dienstag
Am Morgen bin ich etwas unentschlossen, wohin ich einen letzten Ausflug machen soll. Letztlich wird es das Naturkundemuseum, weil andere Optionen mit Gründen ausgeschieden sind und Dinos eigentlich immer gehen.

Brachiosaurus brancai „Oskar“ (hinten)

Der Brachiosaurus brancai ist mit einer Höhe von 13,27 m das größte montierte Dinosaurierskelett der Welt„. Size matters!

Tyrannosaurus rex „Tristan Otto“

„Im Dezember 2015 kam Tristan Otto als erstes originales Tyrannosaurus rex Skelett nach Europa und ans Museum für Naturkunde in Berlin. Tristan Otto gehört damit zu einer der wenigen T. rex Originalskelette außerhalb Nordamerikas.“

Ausschnitt aus der Insekten-Sammlung

Die Insektensammlung soll digitalisiert werden, geplant sind bis zu 5000 Präparate am Tag. Die dazu entwickelte Digitalisierungsstraße steht in einem für Besucher einsehbaren Bereicht.

Die Nass-Sammlung

Viel Wert wird darauf gelegt, ein Forschungsmuseum zu sein. Dazu werden umfangreiche Sammlungen angelegt, Zum Beispiel eben auch eine Nass-Sammlung für alles, was sich trocken nicht konservieren lässt. Die Berliner Nass-Sammlung „setzt nicht nur neue konservatorische Standards, sondern macht durch seine gläsernen Wände diese bedeutende Forschungssammlung auch erstmalig für Museumsbesucher sichtbar.

Besonders mochte ich die „Highlights der Präparationskunst“, ein Teil der Ausstellung, in dem gezeigt wird, wie die Präparate hergestellt werden. Ja, es ist Kunst! Und Handwerk. Und Wissenschaft. Sehr beeindruckend. Dabei ist vielleicht erläuternswert, dass als Präparat alles gilt, was irgendwie ermöglicht, ein Tier als Ganzes oder in Teilen aufzuheben. In der Ausstellung geht es um jene Präparate, die die Tiere wie echt aussehen lässt. Pudel-Ausstopfen leicht gemacht!

Mittelamerikanischer Baumstachler

Diesen kleinen Kerl musste ich fotografieren, um ihn zuhause zu identifizieren. So ein Tier war mir bisher nicht bekannt, stachelig und turnt auf Bäumen rum.  Nun, es ist ein Mittelamerikanischer Baumstachler.

<O>

Das Naturkundemuseum sehr zufrieden verlassen und auf dem Rückweg noch eine Pizza gegessen. Ende des Tages und irgendwie auch des Berlinaufenthaltes, morgen werden die Zelte abgebaut und übermorgen ist Heimreise.

10.1.2024, Mittwoch
Die letzten Stunden in M.s Wohnung verbringe ich mit der Endreinigung, ich sauge durch, überprüfe ein letztes Mal die Pflanzen, ziehe das Bett ab, Bringe den Müll weg, spüle und reinige den Herd. Bei all dem trage ich auf Tisch und Bett zusammen, was ich von mir so über die verschiedenen Zimmer verteilt habe, im Anschluss kommt alles in den Rucksack, fertig.

Den letzten Abend verbringe ich mit Hannah in ihrer Wohnung, wir essen gemeinsam und plaudern bis zur Schlafenszeit. Also ihrer Schlafenszeit, ich bleibe noch sehr lange wach und schaue den Streamingdienst der Wahl. Als ich endlich müde bin, ist es schon so sppät/früh, dass ich der Einfachheit halber auf der Couch schlafe, statt in das Gästebett umzuziehen.

11.1.2024, Donnerstag
Ich breche sehr früh auf, um halb sieben muss ich bei der Tram sein, wenn ich meinen Fernbus um acht erreichen will. Was dann auch alles klappt. Gegen halb vier nachmittags komme ich in Gießen an, gegen fünf bin ich wieder zuhause.

Ein Gedanke zu „Berlin 2024, vierte und letzte Woche“

  1. Liegt ja auch nahe. Zwischen Hessen und der Ostseeküste – da trifft man sich natürlich am Prenzlauer Berg. 🙂

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