Wo bitte geht’s zum Blog?

Lieber A.,

(…)

Vermutlich bist Du der einzige regelmäßige Leser des Blogs. Umso schlimmer, dass ich Dich Mitte November versehentlich „abgehängt“ habe. Ich habe die Blogsoftware gewechselt und – schlechter Stil, ich weiß – keine Umleitung auf die neue Adresse eingerichtet. Bleibt die Frage, ob Du viel versäumt hast. Ich denke nicht. Das ganze Ding ist noch nicht ausgereift: es sieht nicht aus, wie ich es möchte, es hat nur einen Teil der Funktionen, die ich mir wünsche, und über die Inhalte verwirre ich mich immer wieder selbst.

Aussehen und Funktionen könnte ich vermutlich fixen, wenn ich denn bereit wäre, den Aufwand zu treiben. Aber ich werde schon müde, wenn ich nur dran denke, würde sofort lieber an den Inhalten arbeiten und lasse im Anschluss an diesen Gedanken bevorzugt die Arbeit an beidem. Helfen könnte in einer solchen Situation  eine Prise der Verspieltheit und Leckt-mich-Attitude früherer Jahre. Hier mal eine Farbe wechseln, da mal eine Schriftart, und wenn es nicht passt, passt es nicht und bleibt trotzdem so. Und irgendwann kommt es schon hin.

Während es für Aussehen und Funktion also durchaus Hoffnung gibt, bleibt die Verwirrung über die Inhalte konstant. Wobei all die Konfusion auf die verschiedenen Blickwinkel zurückführen ist, von denen aus gesehen man auf diese eine Frage antworten kann: „Wieviel will ich von mir preisgeben?“.

Unter Datenschutzaspekten gesehen am liebsten gar nichts. Der große Bruder drängt zur politische Vorsicht (Und gib niemals deine größte Angst preis!). Der kleine Bruder Werbung soll nicht angefüttert werden (Und gib niemals deine wirklichen Daten an!). Manchmal ist es eng im Konsens-Korridor. Gefallsucht und Ehrlichkeit ringen um die Dominanz über den Wunsch nach Vollständigkeit (nebenbei: dessen Alles-oder-Nichts-Mentalität wirft ganz eigene Probleme auf). Dem inneren Zwerg ist nichts gut genug, neben ihm sieht jede noch so notwendige Größenphantasie mickrig aus. Reales und eingebildetes Unvermögen verbünden sich im Wunsch, nicht preisgegeben zu werden. Der Wunsch nach Vollständigkeit meldet sich von der Meta-Meta-Ebene (Schreiben über das Über-das-Bloggen-schreiben) und mäkelt, die Liste der bedenkenswerten Standpunkte sei weder vollständig noch semantisch sauber von selbstreflexiver Hobbypsychologie abgegrenzt …

Genug, ich hoffe, Du verstehst.

(…)

*— einladung einzugsfest g.&m.&h., sa, 5.11.05, … — *

2005-11-05-here-we-are

Liebe Freunde,
einen Monat haben wir gestrichen, gebaut und eingerichtet; jetzt sind wir soweit, dass Alltag beginnen kann. Und bevor der beginnt möchten wir den Einzug und den damit verbundenen Neubeginn feiern.

Also vormerken, SA, 5.11.05 (ja, das ist schon DIESER Samstag)

Eine Uhrzeit anzugeben fällt schwer, um möglichst vielen – unabhängig von anderen Samstagabendplänen – die Möglichkeit zum Einfach-mal-rein-schauen zu geben, soll´s schon ab nachmittags mit Kaffee und Kuchen losgehen. Und dann darf sich das hiiiiinziehen bis zur gewohnten Fetenzeit und darüber hinaus.

Weil im Vorfeld immer wieder nachgefragt: Neben der „Location“ wird ein kleiner Grundbestand an Gebäck (nachmittags), Sättigungsbeilagen (abends) sowie alkoholfreien Getränken geboten, den ihr nach Lust, Laune und entlang der eigenen Feiergewohnheiten bzw. -notwendigkeiten (Alkohol, Erdnüsse, Luftschlangen, Lebensabschnittsgefährten, etc.) ergänzen könnt.

Wir freuen uns auf Euch
g., h. und m.

2005-11-05-22005-11-05-3

Winter halt!

2004-01-29-swim-im-schnee

Lieber F.

(…) Will noch kurz auf deine Mail eingehen. Der von Dir befürchtete „Kältetod“ war am Wagenplatz noch nie Option. Das Problem im Winter ist meistens gegenteiliger Natur, es ist zu warm. Die meisten unserer Ofen werden mit Holz und Kohle betrieben und lassen sich nur schlecht weit genug herunterregeln, um die Wagen nicht zu überheizen. Die Verwendung von Holz, manchmal Abfall-/Weichholz, das besonders viel Hitze freisetzt, verstärkt das Phänomen. Bedeutet: im Winter wechseln wir mehrmals am Tag aus dem überheizten Wagen in die untertemperierte Umgebung (und auch wieder zurück), was nach meiner Erfahrung nur die Widerstandsfähigkeit gegen Erkältungen erhöht.

Um ehrlich zu sein, die Nächte sind bei sehr tiefen Temperaturen ein Problem. Kaum ein Ofen brennt so lange durch, dass er bis morgens eine angenehme Temperatur hält. Oder überhaupt Temperatur hält, aufstehen bei Außentemperatur ist angesagt. Ofen anwerfen und dann … naja, wieder ins Bett, direkt zur Arbeit oder in den Gemeinschaftsraum zum Frühstück. Gut, den Gemeinschaftsraum zu haben, 30-cm-dicke Steinmauern, die am Morgen noch die Wärme des Abends ausstrahlen. Nach dem Frühstück ist dann auch die eigene Hütte warm. (…)

Nur in der Fremde …

1.11.1998, 27. Reisetag, 5. Brief

Liebe H, lieber M., liebe Ha.,

morgen ist ein besonderer Tag in zweifacher Hinsicht. Erstens ist mein Geburtstag und zweitens beginnt morgen die Workcamp-Zeit, die sicher (und hoffentlich) ganz anders sein wird, als es die zurückliegenden vier Wochen waren.

Vier Wochen bin ich nun schon in diesem Land unterwegs, Zeit genug für einen ersten Eindruck. Man sagt, man müsse dieses Land lieben oder hassen, dazwischen gäbe es nichts. Das scheint mir eine Vereinfachung, ich jedenfalls bin noch unentschieden. Und das allein schon deshalb, weil es hier so vielfältig ist. Nehmt nur die Landschaft, ich war in grün-saftigen Bergen, ich war in der Wüste, ich war in fruchtbarem Flachland und zum Schluss in einer Gegend, die von alldem etwas hatte, hügelige Ödnis mit Feldern zwischendrin.

Und auch der Menschenschlag, der diese Landschaften bewohnt, unterscheidet sich genug voneinander um Vorlieben oder Abneigungen ausbilden zu können. So einfach ist das also nicht mit dem Entweder-Oder.

[…]

2.11.1998

[…] Gefeiert habe ich im SCI Büro. Es gab einen kleinen Geburtstagskuchen und eine Kerze und drei furchtbar falschsingende Inder. Der Kuchen schmeckte fast deutsch und so etwas ist hier schwer zu finden, dazu gab es Kaffee, der gut zubereitet fast noch schwerer zu finden ist. Von daher war das „Fest“ ein voller Erfolg

Abends bin ich dann zur Jugendherberge, wo ich mich mit Das (dem Junggesellen, der mich eingeladen hatte) verabredet hatte. Er war wieder mit einer Schulmission unterwegs. Es hat gut getan, mit jemandem zu reden, den man schon kennt, wo es sich ein bisschen wie Freundschaft anfühlt. Zum Abschluss hat er mich eingeladen, ihn morgen zusammen mit einem Bus voller englischer Teenager und deren Lehrer nach Agra zu bekleiden und den Taj Mahal anzuschauen. Ich konnte das annehmen, weil morgen ein SCI-freier Tag ist. Und ich freue mich schon darauf.

Na und jetzt verbringe ich den Rest meines Geburtstages mit euch, indem ich euch diesen Brief schreibe.

[…]

Küsse
Günther