28.7.25, Montag, Anreise

Den Tag im Bus verbracht, der zu allen Überfluss auch noch verspätet startet und ankommt. Diesmal habe ich einen Bogen über Leverkusen machen müssen, den Aufenthalt dort konnte ich – wie gerne bei solchen Gelegenheiten – zum Cachen nutzen.
Endlich in Hamburg-Bergedorf angekommen werde ich am Bahnhof abgeholt und wir fahren gemeinsam zum Garten, der die nächsten Tage mein Zuhause sein wird. Dafür muss allerdings erst die Infrastruktur auf Vordermann gebracht werden, Wasser wird in Kanistern an der Zapfstelle geholt (es ist fast wie am Wagen), die Chemietoilette wird sowohl geleert als auch aufgefüllt und der Kühlschrank mit Abendessen und Frühstück befüllt. Nicht zu vergessen, die Matratze ist aufzublasen und das Bett zu machen. Danach bleibt auch noch etwas Zeit, um zusammenzusitzen und zu plaudern.
So ab acht habe ich den Garten für mich und beginne, mich einzurichten. Laptop und diverse Ladegeräte an den Start, Reader und Brille neben das Bett, Stiftebox und Sketchbooks auf den Tisch, fertig.
Ich schreibe diesen Artikel und anschließend beginne ich, dem Bild oben den letzten Schliff zu geben. Währenddessen kommt M. nochmal vorbei und bringt die Bettdecke, die er im ersten Anlauf vergessen hatte aus der Wohnung mitzunehmen. Und nochmals plaudern wir lange, es ist elf, als er geht.
Das Bild ist nun nur noch halb so wichtig, dennoch, fotografieren, hochladen, einfügen, veröffentlichen, fertig.
Es beginnt der unstrukturierte Teil des Abends, etwas Recherche, was es denn in Hamburg gerade in den Ausstellungen zu sehen gibt, etwas Internet im Allgemeinen und zum Abschluss eine Episode Andor.
25107, 29.7.2025, Dienstag
Der Vormittag im Garten vergeht anstrengungslos mit dem nebenstehenden Sketch und anderen weniger erwähnenswerten Dingen. Auch die Nacht war nicht schlechter, als die Nächte zuhause, insgesamt fühle ich mich gut untergebracht.
Was den Aufenthalt schwierig gestalten könnte, ist das unbeständige Wetter. Ich könnte Euch einen besseren Sketch zeigen, wenn nicht immer genau dann, wenn ich mir in entsprechender Entfernung zur Gartenhütte den Stuhl auf die Wiese gestellt habe, es zuverlässig zu regnen beginnen würde.
Ab Mittag trudelt dann die Familie im Garten ein. Der Plan ist, etwas zu tun, es gibt ja immer genug. Aber wie schon mir beim Zeichnen, macht der Regen auch dem Tätigkeitsbedürfnis der Familie mehr als einen Strich durch die Rechnung.
Und auch unsere Planungen bezüglich gemeinsamer Unternehmungen sind etwas unglücklich. Mal gibt es keine passenden Zeitslots mehr (ich vermisse die Zeiten, als mensch einfach irgendwo hinging und sich in die Schlange stellte oder es eben ließ), mal ist es nicht kindgerecht genug, mal …, naja, irgendwas ist immer.
Als sich abzeichnet, dass es auch im Garten für uns heute nicht mehr besser wird, greife ich auf Plan A zurück, den Besuch des Zineclubs Hamburg. Denn heute Morgen bekam ich eine Mail, die mir mitteilte, dass der Zineclub sich heute doch – entgegen der ersten Auskunft – träfe. Als ich entschließe den Club zu besuchen ist es fast schon zu spät für eine pünktliche Ankunft, die dennoch gelingt, punktgenau.
Dass es den Zineclub Hamburg gibt, weiß ich aus einem Podcast und wo ich ihn finde aus dem Zine dazu [Links einfügen]. Heute ist allerdings kein „Regelbetrieb“, denn die Planung für das 2. Zinefest, das ZINETOPIA, steht an. Ich höre gerne zu und blättere nebenbei durch die „Präsensbibliothek“ des Clubs, eine Holzschachtel voller Zines, die während der Clubtreffen entstanden sind.
Das mache ich auch noch, als die Planungsbesprechung zuende ist und nun die Zinesterinnen zur Tagesordnung übergehen, der Arbeit an ihrem jeweiligen Projekt. Ach ja Zinesterinnen spricht mensch Ziehnsterinnen, Zinester, also Ziehnster, und Zinesterinnen sind Menschen, die Zines machen, und ich muss das nicht gendern, der einzige Mann neben mir ist mitgemeint. Während um mich herum ausgeschnitten, collagiert, gezeichnet, gefaltet und auch sehr viel geplaudert wird, komme ich mit meiner direkten Nachbarin ins Gepräch. Es geht um vieles mehr als Zines, irgendwie kommen wir auch auf Alters- und Reiseerfahrungen. Gemeinsam heben wir den Alterdurchschnitt im Raum vermutlich um zwanzig Jahre an. Sie erzählt von ihren vergeblichen Versuchen im gebuchten Apartement den Ceranherd oder das Smart-TV zu bedienen. Und ich kann – aber sowas von – anschließen. Ich musste beides auch erst während des Rendsburgurlaubs lernen. Und ja, ist beides nicht schwer, aber, und das ist ein dickes aber, dieses ständige Dazulernenmüssen nervt gewaltig, je älter, desto mehr. Habe ich so klar noch von niemandem in meinem Umfeld gehört, deswegen erwähne ich es hier mal.
Nebenbei blättere ich immer in den Zines, gelegentlich notiere ich eine Idee, und über ein Zitat, das auch ich vor kurzem verwendet habe, „Done is better than perfect“ kommen wir auf Sketchbooks. Meines kann ich nicht zeigen, weil es zugleich Tagebuch ist, aber ich darf ihres sehen. Und bin erstaunt, wie ähnlich ihre Herangehensweise an kreatives Schaffen (ich vermeide den Begriff Kunst) der meinen ist. Vollkommen unentschieden in Technik oder Thema, mal am Üben, mal am ausarbeiten, manches deutlich ungeübt, anderes beeindruckend gut. Und bei manchen Sachen ahnt mensch den sich entwickelnden Stil dahinter, zart. Es gibt nur einen Unterschied, sie ist sehr viel besser.
Die drei Stunden dort vergingen recht schnell und tatsächlich bin ich auch erst kurz vor Ende mit all den Zines in der Schachtel durch. Ich weiß jetzt sehr viel besser, was ich mag und was vielleicht auch für mich oder meine Inhalte funktionieren könnte. Und ich weiß auch, wo ich in diesem Leben nicht mehr hinkommen werde, qualitätsmäßig. Was mich nicht abhalten wird.
Auf dem Nachhauseweg gibt es dann eine Enttäuschung, ich bin mit der Familie für ein spätes Treffen verabredet, das M. dann zum spätmöglichsten Zeitpunkt absagt. Eine Stunde früher und ich wäre länger in Hamburg geblieben, fünf Minuten früher und ich hätte in einem Bus gesessen, der mich näher an den Garten bringt, als der, in dem ich sitze. So endet der Tag mit einem kleinen Spaziergang. Auch nicht verkehrt.
25108, 30.7.2025, Mittwoch

Das ist die Gartenhütte im Schatten, zu sehen sind nur die beiden angebauten Terassen. Zugleich ist das Bild ein schönes Beispiel dafür, wie es aussieht, wenn ich Sachen oberhalb meiner Möglichkeiten probiere. Ich zeig’s Euch trotzdem, wir wollten ja ehrlich sein.
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Spät aufgestanden und früh losgezogen, gegen zwölf treffe ich mich mit Sohn und Enkel am Bahnhof. Wir fahren gemeinsam nach Hamburg und besuchen dort das neue große Einkaufszentrum, dort vor allem den Lego-Laden. Der Sohn ist Sammler und der Enkel profitiert. Angedacht ist eine gemeinsame Bau-Session, wenn wir wieder zuhause sind. Aber ersteinmal sind wir in Hamburg, nach dem Lego-Laden gehen wir noch kurz etwas essen und laufen dann zum Miniaturwunderland, machen es wie damalsTM und schauen was geht. Wir könnten ein Ticket mit 50 Minuten Wartezeit bekommen, eigentlich ein annehmbares Angebot, aber es ist abzusehen, dass der Enkel das nicht durchhält. Vielleicht noch die Wartezeit, aber nicht mehr den Besuch. Also lassen wir das, fahren nachhause und bauen dort Lego-Seifenkisten. Nebenbei bekomme ich die Sammlung erläutert und lerne viel darüber.
Das Ganze hat mich mehr angestrengt, als die kurze Schilderung erwarten lässt, und ich lasse mich vergleichsweise früh zur Gartenhütte fahren. Am Morgen hatte ich die Zeichnung der Gartenhütte begonnen, musste aber aufbrechen, bevor sie nur näherungsweise fertig war. Also setze ich mich nochmal vor die Hütte und ergänze Pflanzen und andere Details. Die Ausarbeitung mit Blei- und Filzstift geschieht dann in der Hütte. Gegen halb elf bin ich damit fertig und beginne den heutigen Blogbeitrag. Ende.
28109, 31.7.2025, Donnerstag
Manche Tage sollten von hinten erzählt werden. So auch dieser. Ich sitze am Tablet, habe gerade eine Episode Andor geschaut und kann mich nun entspannt dem widmen, wozu ich mich selbst verpflichtet habe, dem täglichen Bloggen. Das geht, weil ich vergleichsweise früh zuhause (meint: in der Gartenhütte) war und viele meiner kleinen Unsinnsverrichtungen hinter mich bringen konnte, die an den Abenden zuvor zu kurz gekommen sind. Unsinnsverrichtungen? Das sind solche Sachen wie die „Buchhaltung“, ich notiere auf Reisen – und nur auf Reisen – meine Ausgaben. Aus keinen besonderen Gründen, hat sich so eingeschlichen. Oder die Tagesbildchen im Kreativkalender, ich zeichne die, die auf dem Bild im letzten Monatsrückblick noch fehlen, weil es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erst der 27. war.

Oder ich löse die Aufkleber vom Obst, das ich auf der Rückfahrt kurz eingekauft habe, um sie in des Scrap-Zine zu kleben, das ich für den Juli begonnen habe. Braucht kein Mensch, nicht einmal ich weiß, wofür das gut ist. Ich glaube, die Aufzählung ist noch nicht vollständig, aber Ihr erkennt die Richtung. Für heute im Besonderen und den Rest der Tage im Allgemeinen gilt: Unsinnsverrichtungen fördern die Entspannung.

Auch sonst bin ich mit dem Tag sehr zufrieden. Manu und ich waren gemeinsam in Hamburg unterwegs und hatten eine gute Zeit. Zuerst waren wir im Raum für Illustration (rfi) der eine große Dauerausstellung mit Zines beherbergt. Umfangreich wäre vielleicht das bessere Wort, denn Zines sind nun einmal eher schmal und lassen lässt sich gut auch in wenig Raum unterbringen. Wir haben also eine Leseecke in einem eher ungewöhnlichen Laden besucht. Und weil wir nett waren und auch die Menschen dort nett waren, haben wir am Ende noch eine kleine Einführung in den Riso-Druck bekommen, der für Kunst-Zines gerne genommen wird (sehr verkürzt eine Art digitaler Siebdruck in einer Maschine, die aussieht wie ein aufgebohrter Kopierer; es gibt dort auch Workshops für die notwendigen Druckvorstufen).
Danach sind wir weiter in die Deichtorhallen, dort wird Katharina Grosse mit „Wunderbild“ gezeigt. Mit Worten lässt sich davon nichts vermitteln. Regelmäßige LeserInnen werden es schon geahnt, in diesem Reisebericht bekommt Ihr keine wirklichen Fotos, ich werde aber eine Hamburg-Fotonachlese machen, sobald ich zuhause-zuhause wieder etwas Muse habe (geschehen, tatsächlich, hier ein kleiner Teil meiner Bilder aus der Ausstellung). Bis dahin könnt Ihr Euch einen wirklich nur kleinen Eindruck von Katharina Grosses Werk verschaffen, wenn Ihr zu meinem Berlinbesuch von 2020 zurückspringt, während dem ich schon einmal eine Ausstellung von ihr besucht habe. Oder Ihr geht auf die Ausstellungsseite, solange es sie noch gibt. Macht das.
28110, 1.8.2025, Freitag
Ich stehe gerade jeden Morgen später auf, was sich zumindest heute aus einer schwierigen Nacht mit langen Wachphasen erklärt. Entsprechend spät mache ich mich auf den Weg zu meiner heutigen Unternehmung, in Besuch in der Kunsthalle Hamburg. Bas Jan Ader ist Programm, die Surrealisten werde ich eher so nebenbei mitnehmen, weil das Ticket neben vielem anderen auch dafür gilt.
Als die Kunsthalle um achtzehn Uhr schließt, befinde ich mich im absoluten „input overload“ und beschließe, die Verabredung für den Abend mit der Familie abzusagen. Und so, wie ich seitdem hier so vor mich hin …, keine Ahnung, was ich hier so vor mich hin. So also. Meint: gute Entscheidung.
Der Tag endet mit Unsinnsverrichtungen und bloggen.
28111, 2.8.2025, Samstag
Kurz vor elf aufgestanden und mittags bei Manu und Ben in der Wohnung, dort nehme ich ein Wannenbad bevor ich gegen drei zum CSD aufbreche.
Gegen vier stehe ich auf dem Rathausplatz, um mich herum bunte Stände und bunte Menschen. Schon bald beginnt das Bühnenprogramm, es spielt „Kraus“, gut, aber nicht gut genug, um das volle Set mitzunehmen. Später, auf dem Rückweg, bekomme ich die letzten Stücke von „Paulinko“ mit, und bei ihnen bedaure ich, nicht alles gehört zu haben.
Gerahmt von meinen beiden Bühnenerlebnissen gehe ich einmal an allen Ständen vorbei und komme bei zweien auch ins Gespräch. Der erste klärt über männliche Beschneidung und alles Schwierige im Zusammenhang damit auf. Ich bin beschnitten und zufrieden damit, folglich wundere ich mich, als ich sehr unbequem wirkende Gerätschaften sehe, die der Wiederherstellung der Vorhaut dienen. Warum sollte Mann das wollen? Aber ja, blöde Frage. Wer die Beschneidung nicht als medizinische Notwendigkeit, sondern als wie-auch-immer fremdbestimmt erlebt hat, für den kann die Wiederherstellung der Vorhaut ein heilsamer Akt sein.
Ein deutlich längeres Gespräch habe ich beim Stand des „Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums“. Nachdem ich vermutlich jeden Flyer des Standes eingepackt habe, bekomme ich noch von unter der Theke ein Heftchen dazugelegt, das etwas ausführlicher sei. Unmittelbar neben dem Standgedränge komme ich mit einer jungen Frau ins Gespräch, es ist nicht schwer, ich bin Zielgruppe und habe eine gute Freundin, die sich als asexuell definiert. Ich darf fragen und bekomme Antworten. Antworten, mit denen ich zufrieden bin, weil sie bestätigen, was ich mir ungefähr schon so dachte. Nur glaube ich nicht alles, was ich denke und bin deswegen immer froh, wenn ich sachkundige Fremdbestätigung bekomme. Als ich gehe bedanke ich mich aufrichtig.
An einem Glücksrad gewinne ich zwei Kondome, ich hatte auf die Sonnenbrille gehofft.
Ab acht bin ich wieder bei Sohn und Enkel und ab zehn auf dem Abendspaziergang zum Garten. Dort angekommen brauche ich eine halbe Stunde, um alle Sticker, Fähnchen und Flyer zu sortieren und für die morgige Heimfahrt knicksicher zu verstauen. Dann setze ich mich ans Tablett und beende den Tag bloggenderweise.
28112, 3.8.2025, Sonntag, Abreisetag
Auf meinen Schlaf ist gerade wenig Verlass, heute bin ich früh wach, sehr früh. Um acht ist mein großer Rucksack schon gepackt und ich sitze hier vor dem Tablet. Alles, was jetzt noch von meinen Dingen um mich herumliegt, kommt später, und eher auf die Schnelle, in den kleinen Rucksack. Ich habe zwei Stunden Zeit bis zum sehr locker geplanten Abreise-Zeitpunkt. Mich erwartet der Luxus, im PKW bis nach Gießen gefahren zu werden, Sohn und Familie besuchen dort Freunde. Vermutlich werde ich den fehlenden Schlaf im Auto nachholen.
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Kurz vor neun erreicht mich die Nachricht, dass beim Freund des Sohnes, wo die Familie unterkommen wollte, „alles flachliegt“, mithin die Reise ausfällt. Ich buche eine Rückfahrt mit Flixbus, genau wie auf der Hinfahrt über Nacht und Levekusen. Und bin enttäuscht.
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Der Tag vergeht in der Wohnung mit schlafen, Familienleben, einen Waldspaziergang und Tatort an Abend.
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Ab kurz vor zehn Uhr abends bin ich auf den Heimweg. Wenn alles läuft wie geplant, bin ich morgen gegen elf Uhr zuhause.