Unter Wikipedianern

Es gibt ja immer wieder einmal Beiträge, die sind so gut geschrieben, dass man sie gerne selbst verfasst hätte. „Unter Wikipedianern“ ist so einer, erst Fehlentwicklungen aufzeigen und dann mögliche Lösungsansätze, das alles möglichst sachlich und doch gut zu lesen. Wenn ich mal groß bin will ich auch so schreiben.

Nachtrag (eben Sibylle Berg [relevant] bei Harald Schmidt gesehen): Das erste Mal, dass ich dachte, „so würde ich gerne schreiben können“, war beim Lesen von Sibylle Berg. Nach-Gedanke: dann müsste ich aber auch so sein. Das wollte ich nicht. Ich lasse es beim Fremdbewundern und folge ihr auf Twitter.

Update: Wer nun beim Lesen des verlinkten Artikels Interesse bekommen hat, mehr über die Wikipedia-Debatte zu erfahren, kann diesem Link zum Chaosradio folgen, dort könnt ihr den Podcast dazu herunterladen oder direkt hören.

Dienstag, 29. September 2009, Hamburg

Erste Schritte

Die gestrige Ankunft in Hamburg unproblematisch. Via MFG fast von Haustür zur Haustür. Wohnungsbesichtigung, Mitbewohnerbesichtung, ein erster Gang durchs Viertel zum Bankautomaten, die Anbindung ans Internet und eine CSS-Hausaufgabe von Manuel bestimmten den Rest des Abends. Ich bin dann vergleichsweise früh ins Bett, ein Studium des Reiseführers brachte erste Ideen, trotzdem werde ich ganz unspektakulär mit einem langen Spaziergang an der Elbe beginnen.

2009-09-29-stilmix

Zugegeben, ein Spaziergang war das nicht. Für Hamburgkenner hier Eckdaten: Von Bahrenfels bis zum Museumshafen Övelgönne, von dort aus über Fischmarkt, Landungsbrücken, Speicherstadt, Jungfernstieg (um auch Nicht-Hamburgkennern das Schon-mal-gehörte hinzuwerfen) zum Hauptbahnhof. Zurück mit S-Bahn und Bus. Abends gekocht, die vielen schlechten Bilder mittels GIMP in durchschnittliche Bilder verwandelt und parallell dazu geplaudert. Bessere Bilder gibt es bei stadtpanoramen.de.

Mittwoch, 30. September 2009

Hamburg – Stadt der Baustellen

2009-09-30-michlGestern hatte ich bei meiner Tour sehr das beständige Nebeneinander von alter und neuer Architektur im Fokus, was auch die aufgenommenen Bilder halbwegs zufriedenstellend belegen. Heute schieben sich mir Baustellen ins Motiv und in die Wahrnehmung. Jungfernstieg mit Baustelle, Rathaus ausnahmsweise ohne Baustelle, Museum für Kunst und Gewerbe eingerüstet und im Umbau, St-Michaels-Kirche, sprich Michl, eingerüstet und nicht zu besichtigen, der alte Elbtunnel einseitig verhängt zwecks Renovierung.

Im Unterschied zum Vortag habe ich mich heute mit Manuel nach der Schule erst einmal in der Wohnung getroffen. Dort haben wir gemeinsam gegessen und uns und den ersten Teil des Tages etwas abhängen lassen. Was beweist, dass wir lernfähig sind. Gestern waren wir beide am Abend doch ziemlich geschafft, Manuel hatte sich unmittelbar nach der Schule auf Höhe Landungsbrücken meinem langen Wandertag angeschlossen und mir taten zu diesem Zeitpunkt schon Füße, Schultern und Hüftgelenke weh.

Heute also eine Pause bevor wir zu Michl und Elbtunnel aufbrachen. Die Reeperbahn liegt auf dem Weg vom einen zum anderen und so habe ich auch von ihr einen ersten Frühabendeindruck bekommen, irgendwann die Tage werden wir auch mal später hin. Und, um es ein einziges Mal zu erwähnen und anschließend für den Rest der Tage zu ignorieren: es hat geregnet. So machen das hier auch die Einheimischen, allerdings ein Leben lang, einfach ignorieren.

Abends haben wir uns jeder für sich beschäftigt, ich konnte die MFG für die Rückfahrt organisieren und habe mich etwas mit den Fotos des Tages und Hugin, einer Software zum Erstellen von Panoramen, beschäftigt.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Ruhetag

2009-10-01-baustelleNach zwei Tagen Hochleistungs-tourismus war heute die Luft raus. Ausgeschlafen und in den Tag getrödelt, danach ein Spaziergang durch Altona, einen lebhaften Multi-Kulti-Stadtteil mit vielen kleinen Lädchen und einer eigenen Web-Lokalzeitung. Genau das richtige für einen Tag, von dem man nicht weiß, was man von ihm will. Den Höhepunkt bildete ein Besuch bei meinem Lieblingselektronikfachhandel, dort fand ich, was ich in ganz Giessen vergeblich suchte, Fassungen für Halogen-Stablampen. Manche Männer sind sehr leicht zufrieden zu stellen.

Gegen 15.00 Uhr war ich wieder zuhause bei Manuel. Auf meinem Weg durch den Stadtteil hatte ich allerlei Flyer und Magazine eingesammelt, aus denen ich nun einen gültigen Plan für den Abend extrahieren wollte. Das Schmidttheater war ein Favorit, leider brachte die Recherche einen eklatanten Mangel an Plätzen der Preiskategorien 3 und 4 zu Tage, schade. Super-8-Filme der 70er Jahre wären noch im Angebot gewesen, vielleicht auch ein Roadmovie aus Kanada. Kurz: wir blieben zuhause und schauten uns einen aktuellen Film auf dem PC an. Wie schon erwähnt, manche Männer sind sehr leicht zufrieden zu stellen.

Freitag, 2. Oktober 2009

Museumstag

Heute war nochmal die Speicherstadt dran. Einschließlich dem Deutschen Zollmuseum und dem Speicherstadtmuseum. Zwei kleine Museen die für kleines Geld anregenden Zeitvertreib bieten. Auch für Leute geeignet, die keine Museumstypen sind. Und als ob zwei Museen noch nicht genug wären für einen Tag anschließend noch in die Tutanchamun-Ausstellung, diesmal für großes Geld ein großes Konzept. Nur für Museumstypen.

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Alles in Allem sehr viel Laufarbeit. Aber es lohnt sich, das Bild zeigt einen Blick auf den Jungfernstieg, im Hintergrund erkennt der kundige Tourist Rathaus und das Mahnmal St. Nikolai. Dominiert wird die Bildkomposition vom in Hamburg unvermeidichen Baukran.

Samstag, 3. Oktober 2009

Badetag

2009-10-03-flohmarktAm heutigen Samstag haben Manuel und ich einen ganzen Tag gemeinsam. Wir beginnen mit einem Flohmarktbesuch im Schanzenviertel, ein anschließender Bummel durchs Quartier inbegriffen, vorbei an all jenen Kneipen und Cafés, in denen abends die sitzen, die sich von der Szene angezogen fühlen aber zu viel Geld haben, um dazu zu gehören.

Szenenwechsel. Wir haben Hunger und ein Ziel, weswegen wir mit dem Bus bis Övelgönne fahren (gut, dass ich schon am ersten Tag dort war, ich muss mich dort nicht mehr umschauen) um dort eine der Fähren zu besteigen, die hier verkehren wie andernorts die Busse. Eine Fahrt damit ist Pflichtprogramm für Hamburgbesucher. Tatsächlich wird man mit neuer Perspektive auf Elbufer und Hafen belohnt. Bei den Landungsbrücken (ebenfalls schon am ersten Tag von der touristischen ToDo-Liste gestrichen) steigen wir in die Hochbahn um, eine weitere Besonderheit des Hamburger öffentlichen Nahverkehrs. Wir beenden die Fahrt am Jungfernstieg (erster, zweiter, dritter und vierter Tag, ich beginne zu verstehen, warum der Ort so bekannt ist), dort in der Nähe gibt es jenen edlen Hamburger-Brater, den wir beehren wollen. Hamburger? Ja, Hamburger, und sie waren gut.

Rückwegs spazieren wir an der Innenalster bis zu den Kunsthallen, Manuel möchte dort Bilder für eine Berufsschulaufgabe machen. Er und seine Mitschüler sollen den Webauftritt der Hamburger Kunsthallen neugestalten. Wer die aktuellen Seiten kennt, weiss warum. Danach mit S-Bahn und Bus nach Hause, mittlerweile ist später Nachmittag. Zuhause bemerken wir, dass die Internetverbindung unterbrochen ist, Ursache und Abhilfe unbekannt. Um Entzugserscheinungen zu vermeiden gehe ich baden. Was nicht wirklich hilft.

Für den Abend steht noch die Reeperbahn auf dem Programm, diesmal im Dunkeln und mit Beleuchtung. Dort gibt es sehr viele Menschen, die Vergnügen suchen und mindestens noch einmal so viele, die ihnen beim Suchen zuschauen. Wir gehören zu letzteren, um wirklich Spass zu haben müsste man sich einlassen, auf den Ort und aufeinander. Darin sind wir beide nicht gut. So bleibt es bei einem braven Spaziergang durch die bunt beleuchtete Kulisse.

Ach ja, trotz beständiger Suche ist es mir heute nicht gelungen eine Baustelle prominent ins Bild zu bekommen. Ich hätte meine Serie „Hamburger Sehenswürdigkeiten mit Baustelle“ gerne weitergeführt, aber weder Kunsthalle noch Reeperbahn gaben das her.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Fischmarkt und Rückreise

2009-10-04-fischmarktHamburgs Innenstadt kennt keine 1-Euro-Läden. Damit Touristen und andere Arbeitslose trotzdem preiswert einkaufen können haben sie den 10-Euro-Markt erfunden. Nudeln, Käse, Obst, Süssigkeiten und Fisch werden in großen Mengen zum Einheitspreis von 10 Euro abgegeben. Nach letztgenannter Handelsware, dem Fisch, ist auch der Markt benannt: Fischmarkt. Weil Billigmärkte dem Image als wohlhabende Handelsstadt schaden wird der Markt nur sonntags von 6.00 bis 10.00 abgehalten. Das Foto – man beachte den Baukran im Bildhintergrund rechts – wurde um 8.15 Uhr morgens aufgenommen; auf Manuels anraten hin waren wir deutlich früher aufgebrochen um den Markt und die Stände noch ohne die abgebildeten Menschenmassen erleben zu können. Tip: Spätestens um 7.30 Uhr dort sein.

Den Rest des Vormittags mit frühstücken (ein letztes Muss für Hamburgbesucher: Franzbrötchen) und packen verbracht. Dann per Bus und Bahn zum Treffpunkt für die MFG. Wieder eine Medizinstudentin, diesmal sehr viel gesprächiger als die drei auf der Hinfahrt, im Durchschnitt der Medizinstudentinnen normalisiert sich das dann wieder. Angenehme Fahrt bis direkt vor die Haustür.

Bananenfinsternis

Bei Temponaut lässt sich genauer anschauen wie das mit der Vergänglichkeit unterhalb unserer Wahrnehmungsschwelle so funktioniert. Zeitrafferaufnahmen lassen Vergänglichkeit … äh, …, auch schon vergangen, der Gedanke. Mein Lieblingsbeispiel ist die Bananenfinsternis, Alter, Krankheit und Tod zum …, ach schaut es euch einfach an.

Nicht so mein Tag heute, formulierungstechnisch alles Banane.

Update (24.11.2019):
Der Temponaut hat sich professionalisiert und mir bei der Gelegenheit den damaligen Link zerschossen. Aber es gibt einen neuen, leider mit Musik unterlegt, die das längst nicht so morbide rüberkommen lässt, wie ich mir das wünsche.

Update (16.7.2023): Tja, alles ist vergänglich, ganz besonders Links zu besonderen Inhalten. Die gibt’s an den angegebenen Stellen nur noch gegen Lizenz, meint Geld. Was ihr hättet sehen können: Bananen im Zeitraffer, von reif bis sehr, sehr schwarz und schrumpelig.

<O>

Dies ist der letzte Beitrag im Buddha-Blog.

Khatak in Obamas Tasche während Vereidigung

Heute hat mich via Email folgende kleine Geschichte erreicht:

1. Obama Had The Dalai Lama’s Scarf In His Pocket During His Swearing

Beliefnet.com – New York
Friday January 23, 2009

Lama Surya Das passed on this fascinating bit. Richard Blum, who is the husband of California Senator Diane Feinstein, also happens to be a major supporter of Buddhism. He was up on the platform during the swearing in.

Beforehand, he told Barack Obama that he had with him a white khata — a silk Tibetan scarf — given him by His Holiness the Dalai Lama. Blum described what happened next in a letter to an associate of the Dalai Lama:

„I offered it to President Obama before the ceremony. I said that I could get it delivered to him later. He said, no, that he was going to take it and have it with him; in fact, it was in his pocket when he was sworn-in.“

Übersetzung
Lama Surya Das hat diese faszinierende Geschichte weitererzählt: Richard Blum, Ehemann der Kalifornischen Senatorin Diane Feinstein, ist ein Unterstützer des Buddhismus. Er war auf der Tribüne während der Vereidigung.

Vorher hatte er Barack Obama gesagt, dass er einen weißen Khatak – einen tibetischen Seidenschal – dabei hätte, den er vom Dalai Lama bekommen hatte. Blum beschrieb, was dann passierte, in einem Brief an einen Mitarbeiter des Dalai Lama:

„Ich habe ihn ihm vor der Zeremonie angeboten. Ich sagte, dass ich ihn ihm später zustellen lassen würde. Er meinte, nein, er würde ihn mitnehmen und dabei haben; tatsächlich war er während seiner Vereidigung in seiner Tasche.“

Die Khata, auch Khatag, Khatak, Khadag, Haddak oder chinesisch Hada ist ein traditioneller Begrüßungsschal, der in Tibet meist aus weißer Seide – als Symbol für das reine Herz des Überreichenden – angefertigt wird. Er steht für Glück, Wohlwollen und Mitgefühl.

Khatas werden oft von einem Gast an seinen Gastgeber überreicht um dem Beginn einer Begegnung eine positive Note zu geben. Religiösen Statuen, Lamas oder Regierungsvertretern werden Khatas überreicht bevor sie beispielsweise um Hilfe gebeten werden. (…) Umgekehrt kann auch ein Lama seinen Schülern oder Gästen eine Khata überreichen, oder einem Lama wird eine Khata überreicht und dieser schenkt sie wieder zurück.

(…) In der Politik in Deutschland ist die Khata vorrangig dadurch bekannt geworden, dass Außenminister Klaus Kinkel 1995 anlässlich eines Besuchs des Dalai Lama – aus Unkenntnis der tibetischen Gebräuche – die Annahme dieses Geschenks verweigerte.