Mehr als heiße Luft

Ich habe mal wieder etwas mit Google-Bard herumgespielt, Ihr wisst schon, die freundliche KI aus der Nachbarschaft. Denn es gab bei mir heute Kürbis, fast so wie weiter unten beschrieben in der gefundenen Heißluftfritteuse zubereitet. Nun werde ich hier keinen Kochblog starten, aber als Ausgangspunkt für ein kleines KI-Experiment taugt die Situation schon. Drei Eingaben musste ich machen, bis mir das Ergebnis gefallen hat. Die Eingaben:

  • Schreibe einen Blogbeitrag, in dem jemand Kürbis im Air Fryer zubereitet.
  • Vervende die ich-Form und sei etwas persönlicher.
  • Schmücke den Text damit aus, dass Du den Fryer letzten Sonntag gefunden hast und Du das Rezept zum ersten Mal ausprobierst.

Das unveränderte Ergebnis:


Kürbis im Air Fryer: Mein neuer Lieblingssnack

Foto von DALL-E, Prompt unten

Ich liebe Kürbis. Er ist ein so vielseitiges Gemüse, das sich für viele verschiedene Gerichte eignet. Kürbissuppe, Kürbiskuchen, Kürbisrisotto – ich könnte ewig so weitermachen.

Letzten Sonntag habe ich in einem Second-Hand-Laden einen Air Fryer gefunden. Ich war sofort begeistert und konnte es kaum erwarten, ihn auszuprobieren.

Ich habe mich für ein Rezept für Kürbisspalten entschieden. Das Rezept ist super einfach und schnell, und der Kürbis wird immer schön knusprig.

Zutaten

  • 1 Hokkaido-Kürbis (ca. 800 g)
  • 1 EL Olivenöl
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack
  • Optional: Gewürze wie Curry, Paprika oder Chilipulver
  • Optional: Honig oder Ahornsirup

Zubereitung

  1. Den Kürbis waschen, halbieren und die Kerne entfernen.
  2. Das Fruchtfleisch in etwa 1 cm dicke Spalten schneiden.
  3. Das Olivenöl mit Salz und Pfeffer vermischen und die Kürbisspalten damit einpinseln.
  4. Optional: Die Kürbisspalten mit Gewürzen nach Geschmack würzen.
  5. Den Air Fryer auf 180 °C vorheizen.
  6. Die Kürbisspalten in den Air Fryer geben und 15-20 Minuten backen, bis sie gar sind und goldbraun gebräunt sind.
  7. Optional: Den Kürbis nach dem Backen mit Honig oder Ahornsirup beträufeln.

Persönliche Anmerkung
Ich war total gespannt auf das Ergebnis. Und ich muss sagen, ich bin begeistert! Der Kürbis ist so schön knusprig und hat einen tollen Geschmack.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das Rezept in Zukunft öfter machen werde. Es ist perfekt als Snack oder als Beilage zu einem Hauptgericht.

Tipp
Ich finde, dass der Kürbis mit Currypulver besonders gut schmeckt. Wenn du es also gerne etwas würziger magst, solltest du das unbedingt ausprobieren.

Genieße deinen leckeren Kürbis aus dem Air Fryer!

Nachtrag
Ich habe das Rezept heute zum zweiten Mal gemacht. Diesmal habe ich den Kürbis mit Paprikapulver gewürzt. Das war auch sehr lecker.

Ich bin gespannt, welche anderen Gewürze ich noch ausprobieren kann.


Ein echter Nachtrag: Es ist, wie es immer ist. Eine KI tut, was eine KI tun muss, sie erfindet etwas. Meine Heißluftfritteuse ist nicht aus dem Second-Hand-Laden, sondern ein echtes Nimm-mich-mit-ich-wurde ausgesetzt-Fundstück. Und natürlich gab es das zweite Mal mit Paprikapulver nicht. Aber hey, wenn es nicht wahr dann ist, dann ist es gut erfunden. Und: wenn ich wollte wäre der Text in fünf bis zehn Minuten so umgeschrieben, dass er sachlich richtig wäre und etwas mehr nach mir klingen würde.

Einen verständlichen Erklärbär-Text zur obigen Magie gibt es hier. Aus irgendeinem Grund beginnt der mit einem eher störenden Glossar. Mein Tipp, erstmal überspringen und darauf zurückkommen, falls Verständnisschwierigkeiten auftauchen.

Nachtrag 2: Und weil ich gerade so drin war in der Sache habe ich mir von Bard noch einen Prompt für DALL-E, eine bildergenerierende KI, übersetzen lassen. DALL-E spricht leider nur Englisch. Der Prompt hat dann im ersten Versuch die Bilderleiste im Fake-Beitrag hervorgebracht. Gut genug für quick’n’dirty. Auch hier musste ich zweimal nachfragen, bis das Ergebnis so vorlag, dass ich es verwenden konnte.

  • Generiere mir einen Prompt für ein Beitragsbild in Englisch.
  • Das Bild soll etwas mit dem obigen Blogbeitrag zu tun haben.
  • Die Prompts bitte in englisch übersetzen.

    Dann kam die ganze Antwort in Englisch, aber ich bin da nicht so:

    Sure, here are the prompts translated into English:
    […]
    Here are the prompts for the blog post about pumpkin in the air fryer:

    A photo of a delicious piece of pumpkin that was baked in the air fryer. The pumpkin should be golden brown and crispy, and it should be garnished with a delicious sauce or spices.

    […]

Keine Empfehlung

Ich will mich im Folgenden an einer Besprechung versuchen, ich war im Theater und ich war enttäuscht. Andere waren das nicht, das Ensemble bekam üppig Applaus, wirklichen, echten und ernst gemeinten Applaus. Ich klatschte aus Höflichkeit und Respekt vor guten Einzelleistungen, denn, bei aller Kritik möchte ich danken für die Bemühung, mich zu unterhalten und zum Nachdenken zu bringen. Keine kleine Aufgabe, daran zu scheitern ist leicht.

Diese anderen, die da klatschten voller Überzeugung, wußten die etwas, das ich nicht wußte? Das kann gut sein, ich habe keine Ahnung von Theater, kaum Vorwissen zum gebotenen Stoff, ich bin ein naiver Kunstrezipient. Das gilt sehr umfassend, ich schaue mir gerne Dinge, darunter auch Kunst, an, lasse mich dabei auch gerne mal verunsichern, bin nicht böse, wenn ich etwas nicht verstehe oder mag. Ich vermute, mein Zugang zur Kunst ist oft handwerklich geprägt, fragt danach, ob etwas gut „gemacht“ ist. Gerade dort, wo Bedeutung mich nicht sofort anspringt, schaue ich zuerst auf den Herstellungsprozess und erst im zweiten Schritt, was mir das bedeuten soll. Brauchte der Künstler eine Lupe oder ein Baugerüst während seines Schaffens, musste er präzise sein oder Zufälligkeiten in Kauf nehmen, welche Materialien und Werkzeuge hat er verwendet und hätte er für den gleichen Effekt auch andere verwenden können? Soweit es mich betrifft ist die Beherrschung der Mittel die halbe Miete. Ist die gezahlt, bemühe ich mich gerne um die andere Hälfte, Bedeutung.

Meint: ich bin ein naiver Betrachter mit einem eher handwerklich geprägten Zugang. Wenn Was-auch-immer „gut gemacht“ ist, stehen die Chancen gut, dass es auch mit mir „etwas macht“, Gefühle oder Gedanken auslöst, und wenn es das tut bin ich bereit, es Kunst zu nennen. Und zufrieden zu sein, sogar wenn ich ahne, dass ich ungefähr die Hälfte davon nicht verstehe.

Während des Schlussapplauses fand ich mich also im Widerspruch zur Mehrheit des Publikums, das anscheinend bereit war, die offensichtlichen handwerklichen Mängel der Inszenierung zugunsten von …, ja, von was eigentlich, zu ignorieren. Es war die zweite Aufführung des Stücks und leider sind noch keine Kritiken von Menschen die bruflich kritisieren erschienen. Ich habe sie gesucht, in der Hoffnung auf Unterstützung oder wenigstens Erklärung. Gefunden habe Veröffentlichungen zu anderen Inszenierungen der gleichen Bearbeitung des Stücks und eine 326-seitige Doktorarbeit zum Thema „GEORG BÜCHNERS FRAGMENT WOYZECK und seine INTERMEDIALEN BEARBEITUNGEN“, nichts davon wirklich gelesen, weil ich schnell merkte, dass ich, wenn ich diesen Text, den ihr gerade vor Euch habt, schreiben will, mir meine Naivität bewahren muss.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-erbsenwahn-100.html

<O>

Über eine Woche später habe ich eigentlich keine Lust mehr, mich mit dem Stück auseinanderzusetzen, aber dieser Artikel ist begonnen, dann will ich ihn auch abschließen. Freund J. gegenüber habe ich meine Eindrücke schon ausführlich „besprochen“, ich muss nur noch sortieren, im Gespräch ging es mehrfach vor und zurück. Mit den Beginn anzufangen ist oft sinnvoll. Eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn gab es im Foyer eine Einführung in das Stück, beim Betreten des Theaters hatte ich ein Programmheft mit einem erläuternden Text bekommen und darin eingelegt die englischen Texte der Songs, jeweils mit einer kurzen Erklärung, was sie uns im Rahmen des Stücks denn zu bedeuten hätten. Ich fühlte mich ausreichend an die Hand genommen und schätze derlei Handreichungen sehr. Erst im nachhinein bemerke ich in mir eine Ambivalenz. Könnte es sein, dass die Verantwortlichen ahnten, wie wenig das Stück sich selbst oder die Art und Weise, es genau auf diese Weise aufzuführen, erklärt. Eine armer, gequälter und eifersüchtiger Mann bringt im Wahn seine Freundin um, Entschuldigung, ein „präkarisierter Arbeiter“ begeht einen „Femizid“; im Stück selbst weißt nichts darüber hinaus. Während der Einführung wurden mir lokale und globale Statisken zu Femiziden vorgelesen, Fakten, die bekannt und auch für sich alleine erschreckend genug sind. Soll ich jetzt im Stück dasitzen, mir einen Femizid anschauen und darüber sinnieren, wie dieser mit der Präkariatserfahrung des Mörders zusammenhängt. Ja, soll ich wohl.

Das Stück beginnt und anfangs bin ich unterhalten. Das ändert sich im Verlauf und ein Teil meiner Unzufriedenheit ist wahrscheinlich dem Fakt geschuldet, dass ich zuviel Zeit hatte, mir Gedanken zu machen oder auf Details zu achten. Den Schauspielenden gelang es nicht, meine Aufmerksamkeit zu halten und so konnte ich sie anderem zuwenden. Wäre dies eine Filmbesprechung würde ich schreiben, dass die Immersion zu oft gebrochen wurde und ich mich dadurch den schlechten Spezialeffekten widmen konnte.

Aber bevor ich mich den Nebensächlichkeiten widme, ich habe zwei Hauptkritikpunkte. Zum einen der Gesang des männlichen Ensembleteils, den ich so schlecht fand, das ich zunächst mißverständlich formulierte, „die können nicht singen“. Dank Freund J., der selbst singt und ungläubig nachfragte, kann ich jetzt präzisieren. Die von mir Kritisierten können schon jeden Ton treffen und auch halten (zumindest soweit das meinen eingeschränkten Beurteilungsrahmen betrifft) , aber sie haben nicht die Tragkraft oder das Volumen, das in Reihe 10 noch etwas Hörenswertes ankommt. Besonders dann immer zu bemerken, wenn das Orchester gerade aussetzt. Apropos Orchester, das hat wirklich Spaß gemacht und war zu jedem Zeitpunkt hörenswert; nur um nebenbei auch mal zu loben.

Hätte ich nur einen Satz für diese Kritik zur Verfügung, er lautete: Die hätten doch wissen müssen, dass sie nicht genug Leute haben, die singen können!

Mein zweiter Hauptkritikpunkt ist die Besetzung des titelgebenden Woyzek. Allem voran ständig zu schnell und manchmal unverständlich sprechend, ist er auch vom körperlichen Typus her nicht geeignet, eine Person zu spielen, die Armut und Hunger erleidet. Zum Zeitpunkt der Handlung zehrte Armut noch aus und führte nicht wie heute zu durch Fehlernährung verursachtem Übergewicht. Mein Woyzek wäre zehn Zentimeter größer und zwanzig Kilo leichter gewesen. Mit einem Austausch von Rollen wäre das auch ohne Verlust machbar gewesen. Also vermutlich, was weiß ich schon, was da sonst noch so in die Entscheidungen hereinspielt.

Ab jetzt kommt nur noch die Inszenierung betreffender Kleinkram. Eine verschenkte Chance und deswegen ein unnötiger Schnörkel ist die Bestzung der Marie durch drei Darstellerinnen, die zu jeden Zeitpunkt gemeinsam auf der Bühne sind. Es solle gezeigt werden, das die Marie ganz unterschiedlich aussehen kann. Ach. Und sonst so? Wo bleibt da der Feinsinn, wir könnten von verschiedenen Persönlichkeitsstrukturen oder Persönlichkeitsanteilen sprechen, vielleicht verschiedene Kulturen und damit die globale Dimension des Femizids andeuten. Vor allem aber, wir könnten nicht nur darüber sprechen, sondern es auch ausspielen. Leider geschieht das nur ein einziges Mal während des Stückes, wenn eine Marie sich deutlich in den Tambourmajor verguckt, während die anderen beiden sich lieber schnell vom Feld machen. Ansonsten haben wir halt drei Marien, die verschieden aussehen, aber sonst sehr gleich agieren.

Sagte ich drei? Eigentlich sind es sechs, drei weitere Marien bilden einen Background-Chor und treiben sich gelegentlich auch noch auf der Bühne mit herum. Vermutlich braucht die Inszenierung sie irgendwie gesangstechnisch, ansonsten scheinen sie mir verzichtbar. Auch hier, einen Versuch gibt es, mit ihnen etwas zu machen. In einer Szene tragen sie High Heels, laufen damit von links nach rechts über die Bühne, wo sie sich dekorativ hinsetzen, zuvor aber die High Heels ausziehen. Ganz ehrlich, das ist mir zu platt.

Bleibt das Bühnenbild, eine steile, hellgrüne Treppe, die irgendwas bedeuten soll, das ich schon vergessen habe. Assoziationen gäbe es zahlreiche, von der Karriereleiter bis zu den Höhen und Tiefen des Lebens oder des sozialen Standes. Die Auftritte des Hauptmanns ganz oben, der Doktor etwas unterhalb, der Tambourmajor, der oben seine Erfolge feiert und unten säuft und hurt. Das hat schon alles Sinn. Ich wollte das eigentlich kritisieren, aber jetzt, wo ich es aufgeschrieben habe, ist mir meine Kritik entglitten. Auch gut, wir halten fest, das Bühnenbild war okay.

Vor allem aber, die Schauspieler haben darauf Großes geleistet. Sie sind die je nach Körpergröße waden- bis kniehohe Treppe hoch und runtergegangen, auch gestürmt, gelegentlich rückwärts, alles mit vermeintlicher Mühelosigkeit. Eine körperliche Leistung, die ich würdigen möchte. Aber, jetzt fällt es mir wieder ein, diese vermeintliche Mühelosigkeit passt auf unbestimmte Weise nicht zu meinen obigen Assotiationen. Das war es, was mich an den Bühnenbild irritierte. Genauer kann ich das nicht benennen.

Das war es mit meinen Beobachtungen. Ich bin der erste, der zugibt, dass diese Beobachtungen fehlerhaft oder unvollständig sein könnten, ich bin kein gebildeter oder geübter Theatergänger, möglichweise sind mir entscheidende Dinge entgangen. Womit ich mir keineswegs die Berechtigung absprechen möchte, zu kritisieren. Ich halte das, was ich gesehen habe, in Teilen für schlecht, ich möchte die Erfahrung nicht wiederholen oder weiterempfehlen. Das Stück hat mich nicht erreicht und blieb hinter seinen guten Ansätzen zurück. Besprechung Ende.

<O>

Ich möchte noch einmal zurückkommen auf mein Selbstbild als naiver Betrachter und den damit einhergehenden Zweifel, ob ich denn überhaupt „gültig“ kritisieren kann. Ich glaube ja, als naiver Betrachter steht es mir zu, das betreffende Werk auf seiner Erscheinungsebene zu kritisieren, zu mögen oder abzulehnen. Umso schöner, wenn ich es begründen kann. Danach können wir gerne tiefer oder Meta gehen.

Ich mag Kunst, die ist wie Disneys „Aladin“, der Film wird von jedem Kind verstanden und gemocht, hat aber so viel erwachsenen Humor oder popkulturelle Referenzen, dass auch den Eltern der Kinobesuch Spass macht. So sollte auch ernste Unterhaltung sein, mehrschichtig und „kind“gerecht. Woyzek war das nicht.

WMDEDGT – September 2023

Mein Monat begann mit Fieber, das ich zuerst für einen der regelmäßig in weiten Abständen auftretenden Fieberschübe hielt, die – so die Geschichte, die ich mir dazu selbst erzähle – mir kurz das Immunsystem runderneuern und dafür sorgen, dass ich in den Zeiten dazwischen meist gesund bleibe. Diesmal kam der Schub atypisch kurz daher und war dann vermutlich doch etwas anderes. Mir fällt als erstes Corona ein, auch wenn ich nicht weiß, wieso das plausibler sein sollte, als irgendetwas anderes aus dem uns umgebenden Virenzoo. Vielleicht deshalb, weil mir die Geschichte auch noch mental drei Wochen in den Knochen hing und ich erst in den letzten Tagen des Monats wieder zu einem Aktionslevel finde, wie es zu den ungewöhnlich sommerlichen Temperaturen draußen passt.

Wie immer, für Details hier WMDEDGT – September 2023 weiterlesen

Irgendwas mit Rabattmarken

Neben meiem Bett liegt ein Block, der dazu dienen soll, Ideen zu notieren, bevor sie vergessen werde; Träume, geniale Erfindungen, Weltrettungspläne Ergänzungen für den Einkaufszettel, was einem halt so durch den Kopf geht. Aufschreiben und gehen lassen, fast wie beim Zen, das ist der Plan. Genau wie beim Zen ist allerdings: es funktioniert nur, wenn man es auch tut.

Ansonsten ist es eine ungenutzte Chance. Fast so schlimm, wie die Mittel zu kennen und nicht anzuwenden. Für diejenigen, die die Referenz zum tibetischen Buddhismus nicht erkennen: sehr lose zusammengefasst ist, wer die Mittel kennt und nicht anwendet, eine ganz, ganz arme Haut. Vorsichtig formuliert.

Und da ist was dran, denn hätte ich den Block benutzt, zwei/drei Tage zurück, als ich fiebernd im Bett lag und mir diese kleine Geschichte einfiel, die zu diesem Zeitpunkt so schlüssig, so kurz, so punktgenau war, ich müsste jetzt nicht diesen untauglichen Versuch unternehmen, eine arg ausgefranzte Erinnerung zu restaurieren.

Buttermarken kämen im ersten und im letzten Satz vor, nein, eigentlich Rabattmarken. Aber das habe ich im Fieber auch schon verwechselt. Buttermarken sind für mich, was Rabattmarken für die unter Dreißigjährigen sind, etwas wofür man zur Leihbücherei in die Präsenzbibliothek geht und dort im Brockhaus nachschlägt. Oder man googled (Butter-/Rabattmarken).

Könnt Ihr tun oder lassen, denn letztlich geht es nicht um Rabattmarken, sie sind lediglich eine Analogie zu …, zu …, oh, hier tritt sie dämonengleich zu Tage, die häßliche Fratze der Arme-Hautigkeit des Mittel-nicht-Anwenders, …, vergessen. Alles vergessen.

Okay, vergessen wir die Rabattmarken (was sollten wir auch sonst tun), sie waren ohnehin nur die Klammer, gut, nicht „nur“ die Klammer, aber für den Moment müssen wir darauf verzichten.

Das Setting der Geschichte ist ein Spaziergang, offene Landschaft, Wiesen und Felder, am Horizont ein Waldrand. Ein paar wenige junge Menschen und ich. Mit einer der jungen Frauen bin ich im Gespräch. Obwohl jede offensichtliche Ähnlichkeit fehlt, ähnelt sie einer Jugendfreundin genug, um mich zu erinnern, „dass wir“ nur wenige Jahrzehnte zurück „ganz genauso waren“.

Der Geschichte wäre das egal, denn ich bin mir sicher, sie hätte nur aus wenigen Dialogzeilen bestanden, streng genommen wäre sie gar keine Geschichte gewesen. Gesprächsthema wäre ein technischer Zusammenhang X gewesen, dessen Kenntnis mir per Kohortenzugehörigkeit nicht zwangsläufig zugeschrieben wird. Ich gebe vor, darüber nicht Bescheid zu wissen, der Ton gerade ironisch genug, um wahrgenommen zu werden. Oder auch nicht, ich bekomme lieb gemeinte Unterweisung zu X. Ich antworte irgendetwas mit Rabattmarken.

Klare Sache, dass diese Entgegnung von jener Schlagfertigkeit gewesen wäre, die wir immer nur mit zweitägiger Verspätung aufbringen. Steve, der Dialog-Spezialist aus dem Writers Room hätte 14 Tage daran herumfeilen müssen, ein One-Liner, wie er im wirklichen Leben nicht vorkommt.

Ende der Restaurationsbemühung. Natürlich geht es ums Älterwerden und die vielfältigen und notwendigen Anpassungen daran. Eine davon ist, zu erkennen, dass bestimmte Dinge nicht mehr funktionieren. Das Kokettieren mit dem eigenen Alter zum Beispiel. Das funktioniert nur, solange wenigstens eine Person im Raum bereit ist,  „So alt bist Du doch auch wieder nicht“ zu sagen. Sobald diese Person davon überzeugt ist, dass Du genau so alt bist, hast Du verkackt.

Irgendwas mit Rabattmarken.

WMDEDGT – August 2023


Ein Monat im Zeichen der Familie. Zuerst eine knappe Woche beim Sohn und dessen Familie in Hamburg, direkt im Anschluss ein zehntägiger Besuch der Tochter bei mir. Zunächst alleine, später kam auch ihr Freund dazu. Beide Besuche waren sehr schön, wenn auch mit mit jeweils eigenen Schwerpunkten. In Hamburg lies sich mit dem mittlerweile zweienhalbjährigen Enkel die Zeit gut verbringen und auch die erwachseneren Themen bekamen gelegentlich Raum. Während des Besuchs der Tochter wurden diese Themen dann vertieft, krankheits- und lebensalterbedingt ging es immer mal wieder um sterben und erben, in Hamburg und auch hier. Auf administrativer Ebene sollte das meiste nun besprochen sein und mein Eindruck ist, dass das Reden sehr hilft, die Schwere aus dem schwierigen Thema zu nehmen. Mir zumindest geht es gerade gut damit.

Auf Wunsch der Tochter haben wir ihre Oma – im Rahmen dieses Blogs bekannt als „meine Mutter“ – im Pflegeheim besucht und auch damit bin ich im nachhinein sehr zufrieden. Alleine hätte ich es nicht getan, zu zweit war es leicht und gelegentlich sogar heiter. Demenz kann lustig sein, wenn man sie lässt. Wichtiger aber, das Heim macht einen guten Eindruck, es scheint ihr dort gut zu gehen. Ihr Doppelzimmer ist gepflegt, hell und geräumig mit Blick ins Grüne. Auf den Korridoren wuseln PflegerInnen und Gepflegte durcheinander, gelegentlich wirkt es mehr wie ein Kindergarten. Es ist leicht, sie dort zu lassen; sie hat, was sie braucht.

Die Einführungstexte für die Monatsberichte beginne ich meist schon ein paar Tage vor Monatsende. Dass das so ist, erweist sich diesen Monat als sehr hilfreich, da ich die letzten Tage des Monat die meiste Zeit fiebrig im Bett liege. Ich muss kaum etwas hinzufügen und kann nach dem Herauslöschen meiner Termine (die auch in diesem immer offenen Tab verwalte) direkt veröffentlichen.

<O>

Einen Tag später bin ich fit genug, auch das bis dahin vernachlässigte Beitragsbild zu bedenken. Menschen aus Helens Linie, auf Bildern, die ich gemeinsam mit unseren Kindern angeschaut habe während der Besuche. Denn natürlich waren die Besuche auch eine gemeinsame leichtere Weise der Trauer, eine Rückschau auf Helen.

Wer es genauer wissen will, darf hier WMDEDGT – August 2023 weiterlesen